Andere Künstler & Kunstrichtungen

Begonnen von whoknows, 17. Dezember 2005, 18:46:57

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whoknows

Ich wusste von dem Buch bisher nix - aber ich habe CHM vor hundert Jahren mal kennengelernt, und bei einem bin ich sicher:
ZitatBezweifelt wurde u.a., dass der Autor als jüdisches Kind jemals im  
KZ Mauthausen interniert war.
Der war nie Jude.

Dunkelblaue Dille

#101
Es gab doch vor Jahren einen Skandal über die "Erinnerungen" eines Schweizer Autors? Meiner Erinnerungen unsicher, hab ich mal ein bisschen "gegoogelt" und ein paar Seiten gelesen - ich lass sie jetzt einfach mal in der (sehr willkürlichen) Auswahl so stehen...

http://www.wienerzeitung.at/Desktopdefault.aspx?TabID=3946&Alias=wzo&lexikon=Zeitgeschichte&letter=Z&cob=229607

http://www.diepresse.com/home/diverse/zeichen/103008/print.do

http://oe1.orf.at/highlights/62702.html

http://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Mauthausen

whoknows

#102
Ich habe diese Seiten jetzt aus Zeitmangel nur überflogen - aber ich schätze mal: man kann es so oder so interpretieren: Stimmt's, und er ist halt vergesslich (was durchaus verständlich ist, ich vergesse unliebsame Dinge in meiner Vergangenheit auch gerne, jeder macht das) ?  Oder stimmt's nicht und er hat ein Konglomerat aus Erlesenem und Gehörtem gebastelt, um sich Gross zu tun und sich eine Bedeutung zu geben, und dieses "Sich gross tun hat eine Eigendynamik entwickelt? (Auch das ist leicht, man hört sooo viel über diese Zeit, dass man sich leicht in das Gefühl hineinsteigern kann, man hätte das alles erlebt.)
Ich interpretiere es - ohne jegliche stichhaltige Begründung, einfach aus einem reinen Gefühl heraus!!! - eher so: Conny ist ein "Finsachbluser" (=Von sich bläser, Jiddisch für Wichtigtuer) und ich glaube ihm kein Wort. Er war/ist meiner Einschätzung nach  ein mittelmässiger, wenn auch handwerklich solider Regisseur und ein schlechter Schauspieler.  Nie wurde er ein Star, wie frustig. (Auch die Inszenierung der ersten Lola Blau war handwerklich solide, aber nicht aussergewöhnlich,  - er hat das Naheliegendste gemacht, was man auch daran erkennen kann, dass sie bis heute mit kleinen Abweichungen immer wieder genauso inszeniert wird - das Überragende an der ersten Lola war die Schauspielerin, und die Zeit: Es gab sowas vorher noch nicht.)
Anyway - es ist ein hartes Los, zum Star, hochkünstlerischem Wesen und 'Aussergewöhnlichen Menschen' geboren zu sein - aber es mangels Intellekt, Talent oder Fähigkeit nicht werden zu können.
Als Frau, wenn man so ist, wird man Tierschützerin, als Mann tut man sich woanders wichtig.

Aber nochmal: das ist mein persönliches Gefühl, weil ich ihn nicht besonders mag.

whoknows

Karlheinz Stockhausen ist, wie erst jetzt bekannt wurde, am Mittwoch, den 5. Dez gestorben. Ein Pionier, ein wichtiger Wegbereiter - eine spannende Persönlichkeit. Schade.

whoknows

Schade. Wenn es um wirkliche Grenzüberschreiter und Neuesversucher geht, scheint es niemanden zu jucken. Lieber Schrammeln. ::)

Alexander

#105
Welche Werke von Stockhausen empfiehlst Du? Kennst Du "Donnerstag aus Licht"?

(Schrammeln ist auch o.k. - für mich am liebsten die "Extremen", ich mag den Roland Neuwirth sehr, etwa die CD "Essig und Öl"...)
,,Die Kunst ist eben keine hübsche Zuwaage – sie ist die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet, sie garantiert unser Mensch-Sein." (Nikolaus Harnoncourt)

whoknows

#106
Titel kenne ich gar keine (ich hab's sowieso nicht so mit Namen) - ich hab immer wieder mal reingehört, (es gab mal ein "Making of" im Fernsehen bei der Streichquartett im Hubschrauber-Sache) - und hab's nicht verstanden, und mich auch nicht richtig intensiv damit auseinandergesetzt.
Aber: Ich bin der Meinung, dass es ganz wichtig ist, dass Menschen wie Stockhausen Dinge ausprobieren, die kein normaler Mensch versteht. Das interessiert Komponisten, Musiker - Klassiker, und sie streiten drum und es hat eine weiterführende "Mission". Es verändert "in the long run" Dinge, es verändert die Sicht auf "was ist alles Musik" - ähnlich, wie ich zB Granularsynthese nicht hören mag, es ist aber wichtig, dass sich Leute damit auseinandersetzen.
Mein Liebster ist da viel bewanderter mit sogenannter "neuer E-Musik", den inspiriert es auch.

Andy Warhol kann ich bis heute nicht besonders leiden - aber seine Arbeit hat auf Dauer Wesentliches in der Malerei und in der Sichtweise auf die Malerei verändert. Und DAS ist, wie ich finde, sein Verdienst - nicht, dass die Bilder so toll wären. Ähnlich sehe ich das bei Stockhausen - und deshalb finde ich, ist es schade. Meist wird ein Komponist nach dem Anderen besprochen, die alle nix WIRKLICH Neues machen, nur das Gleiche in Blasslila, und mehr oder weniger gut. Aber ich denke, dass die Kunst immer Impulse braucht von Menschen, die kein Anderer kapiert (oder: kaum ein Anderer) - und nachdem Stockhausen ja auch unterrichtet hat, und so spannende Schüler wie Jean Michel Jarre oder den Typ von Kraftwerk hatte, gehe ich ohne allzuviel von der Sache zu verstehen davon aus, dass er nicht einfach: "Was ist spektakulär" gemacht hat, sondern sich wirklich was dazu gedacht hat, das Berufenere als ich durchaus verstehen.

Ich hoffe, dass sein Tod Anlass für die Medien ist, sich mal etwas breitenwirksamer mit seiner Arbeit zu beschäftigen....

p.s. : Ja, Schrammeln haben was, auch der Neuwirth - guck Dir mal Des Ano an, ich denke, das könnte Dir gefallen.

Alexander

#107
whoknows? whoknows knows!  8-)

Gute Anregungen! Danke!

Ich stimme zu: Oft machen "Schüler" aus Kunstrichtungen größere/mehr unter die Haut gehende Kunst als die Lehrer (die aber als Wegweiser und Impulsgeber unabdingbar sind). Swarowsky war Dirigent, aber berühmt ist er als Lehrer von Abbado und Mehta. Schönberg gilt als Wegweiser der Zwölftontechnik, aber außer dem erschütternden "Überlebenden aus Warschau" kennen Nichtexperten kaum was von ihm, schon eher Alban Bergs Violinkonzert oder "Wozzeck" (beides wie ich finde Werke, die man auch zumindest emotional "verstehen" kann, wenn man von Zwölftonmusik keine Ahnung hat).

PS: Des Ano (abgesehen vom genialen Namen...): Wenn ich von den Hörproben auf der Homepage ausgehe - ja genau, das ist absolut das Richtige für mich! DANKE!
,,Die Kunst ist eben keine hübsche Zuwaage – sie ist die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet, sie garantiert unser Mensch-Sein." (Nikolaus Harnoncourt)

whoknows

#108
Also - Moses und Aaron ist schon ne tolle Oper (Schönberg) - man muss sich halt ein bissel reinhören, aber dann hab's sogar ich kapiert. :D Und es gibt von Schönberg auch Chansons!!!! (Auch die Oper von GK ist durchaus von Schönberg inspiriert.)

Des ano live ist ein erlebnis!! Schreib sie doch an, dass sie dich auf die Mailingliste nehmen sollen - oft sind Auftritte kurzfristig. (und lass von mir grüssen)

Alexander

Ja natürlich, Moses und Aaron - finde ich zum reinen Anhören schwierig, aber in der Oper oder selbst am Fernsehschirm: volle Zustimmung!
Und oh ja, auch was den "Aufstand der Schmetterlinge" betrifft, hab ich noch eine Bildungslücke - jetzt aber ran mit den Geldscheißern für den Erwerb all dieser Kunstwerke...  :(  ;D
,,Die Kunst ist eben keine hübsche Zuwaage – sie ist die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet, sie garantiert unser Mensch-Sein." (Nikolaus Harnoncourt)

Franz08

Weil wir gerade bei "Neuer E-Musik" sind: Georg Friedrich Haas ist einer, der ganz unglaublich sinnliche und im ursprünglichsten Sinn schöne Musik macht. So empfinde ich das.
ZitatUnzufrieden ist Haas [...] mit dem Stellenwert, den zeitgenössische Musik in Österreich generell hat: "Es ist wunderbar, dass meine Stücke bei Wien Modern gespielt werden. Es schmerzt aber ein bisschen, dass man spürt: Man ist als Komponist von gegenwärtiger Musik eine Randerscheinung, die sich in fein abgezirkelten Kreisen abspielt. Ich weiß, dass es viele Menschen gibt, die aufregende Erlebnisse haben könnten, wenn sie sich auf diese Musik einlassen. Es tut weh, dass die Kulturveranstalter doch eher bemüht sind, einen Geschmack zu bedienen, der an der Ästhetik der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts geschult ist."
http://oe1.orf.at/inforadio/84015.html
Match as much as you can!

whoknows

Stimmt, den Haas kenne ich sogar - wenn auch nicht intensiv (ich spreche vom Werk) - und was er sagt, stimmt auch. Das Ensemble Modern in Frankfurt oder die Jeunesse in Wien - es sind ein paar Enklaven, die sich mit moderner E-Musik beschäftigen - denn das Einlassen auf diese Art von Musik bedingt Zeit, und nciht zuletzt auch Geld, denn sie ist meist  nur schwer aus der Konserve zu geniessen, finde ich. Dadurch ist es ein recht elitäres Geschäft geworden. Aber andererseits: War das zukunftsweisende Kunst nicht immer?