Andere Künstler & Kunstrichtungen

Begonnen von whoknows, 17. Dezember 2005, 18:46:57

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Bastian

...ich auch.
...und der Fendrich erst!

Bitte verzeihn's mir die Spitzn, wie uncharmant. Er hat ja im Moment viel zu tun, der Gute. Ich hoffe, dass er diese Sache packt.

Ich hab kürzlich eine feine Konzert- Doku über Udo Lindenberg gesehen. Es stimmt: er singt genau so wie der Lindenberg. Und er ist so hammerpoetisch, wie auch nur ein Lindenberg sein kann ("... ich fand sie sehr bedeutend... und sie mich auch"). Aber er ist eben auch der Lindenberg.

Das darf man nicht vergessen.

Andrea

Stermann und Grissemann sind doch die beiden FM4-Jungs, die Radiocomedy machen. Wenn du Stermann kennst, kennst du auch Grissemann, Franz.
@basti:
;D
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Guntram

Udo ist sicher jemand über den man streiten kann und natürlich Geschmackssache. Ich kenn eher ein paar ältere Sachen. Manches gefällt mir, manches nicht.

Allerdings gibts zwei Sachen die mir mein Udo Lindenberg Bild ins Negative gerückt haben. Vor ewigen Zeiten habe ich im Radio einen Live-Mitschnitt vom Sonderzug nach Pankow gehört. Das muß ein Versehen gewesen sein. Wenn der Moderat nicht gesagt hätte das das Udo Lindenberg war hätte ich behauptet die haben jemand von der Straße den Text vorlesen lassen, so schlecht war das. Seitdem Frage ich mich was ist Udo und was Technik.
Das andere war ebenfalls im Radio, da wurde er angerufen (ich gebe zu man wollte ihn verarschen) und hat zuerst recht ernsthaft gefragt ob er als Auftragsarbeit ein Portrait malen würde - schließlich malt er auch. Die Verarschung kam dann eigentlich erst als er (ernsthaft) den Preis genannt hat. Wenn ich mich richtig erinnere lag der im fünfstelligen Bereich. Das war alles so weit ok auch wenn Udo mehr als humorlos reagiert hat . Aber Udo Lindenberg war von Anfang an dermaßen arrogant, das ich gedacht habe, wenn ich Fan wäre, würde ich jetzt meine Platten von ihm wegwerfen.

Sicher ist es für "Stars" denen am laufenden Band Fans an den Socken hängen schwierig immer freundlich zu bleiben. Auch ihnen steht ein Privatleben zu. Aber wenn ich von der Aufmerksamkeit anderer lebe, muß ich denen gegenüber trotz allem höflich sein. ;)
Träume sind nicht Schäume, sind nicht Schall und Rauch,
sondern unser Leben so wie wache Stunden auch.
Wirklichkeit heißt Spesen, Träume sind Ertrag. Träume sind uns sicher schwarz auf weiß wie Nac

Alexander

#28
Für mich steht die Kunst im Vordergrund. Ein "Star" kann im menschlichen Umgang das größte A. sein, wenn seine Kunst mich überzeugt, reicht mir das.
Sicher ist es "angenehm", wenn Künstler auch noch freundlich sind zu ihren Fans statt abgehoben oder anderswie unzugänglich, arrogant oder überheblich, aber für mich ist es zweitrangig.
Wäre ich ein Möchtegerngroupie oder etwa verwandt, sähe ich die Sache sicher anders ...
Manchmal erfährt man von den "Kehrseiten" der Stars, so dass man sein "Bild" neu formen muss. Möglicherweise geht es jetzt manchen beim Rainhard Fendrich so. Bei dem z. B. halte ich mich an die ganz frühen Lieder. Die B-Seite seiner zweiten LP "Und alles ist ganz anders word´n", die er zusammen mit Peter Ludwig aufgenommen hat, bleibt für mich als Kunstwerk immer großartig, allein die Stimmung von "Sonnenuntergänge". Daran ändert auch sein ganzes Herzblattgetue und Kommerzdenken nichts. Es ist halt nur ewig schad um ihn.  Unter anderem der Gerhard Bronner hat ihn zu seinen Anfangszeiten zurecht als immenses Talent erkannt.
,,Die Kunst ist eben keine hübsche Zuwaage – sie ist die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet, sie garantiert unser Mensch-Sein." (Nikolaus Harnoncourt)

Franz08

Hallo Herr Bastian,

i bin ja net so und verzeih' einem so charmanten Herrn wie Ihnen fast alles. Ich bitt' Sie!
Ja, der liebe Fendrich hat derzeit viel zu regeln. Er sagt ja immer und originellerweise: Den Neid muss man sich verdienen.

@Andrea: Jetzt fällt's mir ein, ich kenn' den Sohn vom alten Grissemann doch - wobei viele nun nimmer wissen, wer der alte Grissemann war  ;)

Im Ernst: Ich bin keiner von den Schnöseln, die (Austro- oder deutschsprachigen) Pop oder Rock rundweg ablehnen. Der Fendrich ist mir halt schon immer als Schleimer erschienen (Entschuldigung, Vorurteil, ich weiß), da hätte es die G'schichteln der letzten drei Jahre gar nicht gebraucht.

Den Danzer wiederum fand ich immer schon gut, obwohl er auch - besonders "im Alter" - viele schwache Sachen gemacht hat. Aber: Die LP "Narrenhaus" (Ane so wia di, I bin a Kniera, Die Moritat vom Frauenmörder Wurm, Geh in Oasch, Der legendäre Wixer-Blues) zählt zum Besten, was je ein deutschsprachiger Liedermacher veröffentlicht hat.
Match as much as you can!

Alexander

Vom Danzer mag ich auch die frühen Sachen. "Valerie kam aus dem Regen", oder "Heute Nacht war ich James Dean". Und der Georg Danzer hat auch gute Lieder für den Ambros geschrieben.
,,Die Kunst ist eben keine hübsche Zuwaage – sie ist die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet, sie garantiert unser Mensch-Sein." (Nikolaus Harnoncourt)

Franz08

... und der Ambros hat für Österreich vielleicht eine ähnliche Bedeutung wie der Lindenberg für Deutschland (obwohl man sie musikalisch und von der Person her natürlich nicht vergleichen kann).

Beim Ambros gefallen mir auch die frühen Sachen besser. Irgendwie scheinen wir alle im Alter wunderlich zu werden. Oder, wie Ambros schon "als a Junger" gesungen hat: "Mir geht es wie dem Jesus, mir tut das Kreuz so weh..."
Match as much as you can!

Guntram

Ambros ist Klasse, leider habe ich zu wenig von ihm. eines seiner besten Alben ist "Ambros live" (das mit dem Kronkorken draus) zum Glück hatte ich die Do-LP, denn auf der CD fehlen ein paar Lieder.

Weil wir gerade bei den Liedermachern sind: Stefan Sulke ist auch gut. Zu seinen besten gehören "Der Mann aus Rußland", "Die Moral" und "Ich bin ein altes Zimmer"
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whoknows

Wortfront hat jetzt eine Bandfotografin. Eine wirkliche Künstlerin, die - so bin ich überzeugt - einmal ziemlich bekannt sein wird.
Sie lebt in Leipzig und ist ein grossartiger Mensch, knapp 30 - und man kann sich Fotos von ihr angucken unter: http://www.flickr.com/photos/88113535@N00/sets/72057594082737880/show/

Wenn ihr jemanden kennt, der sich dafür interessiert, bitte weitersagen: zur Berühmtheit muss man was beitragen. ;)

Andrea


Ich würd sie gern auf meiner Homepage verlinken. Wie lautet denn ihre Startseite?
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

whoknows

Ehrlich: keine Ahnung. Sie hat mir immer nur diesen Link geschickt, ich denke, das ist irgend eine Massenseite, wo man sich einklinken kann - und man sieht eine Slide-show, also Fotos, die sie gemacht hat, im Radel - mehr ist über sie nicht. Aber danke für den Gedanken!!!! :-*

Franz08

Hallo Andrea,
Hallo whoknows,

ich würde mal auf folgende URL tippen:
http://www.antjekroeger.de/

Sind wirklich sehr schöne Arbeiten dabei!
Franz
Match as much as you can!

whoknows

Und die Texte sind auch nicht uninteressant.

Alexander

Habe heute zwei völlig unterschiedliche Kultureindrücke hinter mir, die eigentlich nicht an einem Tag "absolviert" werden sollten, zumal jeder für sich ziemlich "heavy" ist:

"Wie im Himmel" ist ein schwedischer Film, der in vielen Städten seit über 30 Wochen in den Kinos läuft. Ein schlichter und ungemein beseelter Film über das Künstlersein an sich, über die Frage der Möglichkeit von Kunst für das eigene Leben (psychologisch), auch über Moral (geheuchelte und empfundene). Ein ganz wunderbarer Film, sicher einer der tiefgehendsten Filme der letzten Jahre, und eigentlich ein Pflichtfilm für jede/n Künstler/in. Man kann nachher sehr viel nachdenken über die Motivation zum Künstlertum. Ein Dirigent musste aus gesundheitlichen Gründen seine Karriere beenden und will sich in das Dorf seiner Kindheit zurückziehen. Dort hofft man, er wird mit dem Kirchenchor arbeiten. Was sich daraus ergibt, ist eine so einfache wie vielschichtige und sehr berührende Geschichte.
Hier gibt es Infos zum Film: http://www.wie-im-himmel-derfilm.de/  .

Und dann in "Afrika! Afrika!", der aktuellen Zirkusshow, die Andre Heller mitverantwortet hat. Eine fulminante Mischung aus Tänzen, Akrobatik und Musik. Kunstvoll sich "verknotende" Menschen, virtuose Tänze und Akrobatik, und alles wunderbar spirituell durchsetzt und im Rhythmus pulsierend. Ein sehr schönes Plädoyer für die Kultur eines von Europa nach wie vor unterschätzten Kontinents. Kommt demnächst nach Berlin. Man kann auch auf billigere Karten gehen (so wie ich). Man sieht in diesem Zelt von überall ganz gut. http://www.afrika-afrika.com/  .
,,Die Kunst ist eben keine hübsche Zuwaage – sie ist die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet, sie garantiert unser Mensch-Sein." (Nikolaus Harnoncourt)

Andrea

Die lange Inhaltsangabe auf der Website liest sich sehr spannend. Den möchte ich mir unbedingt anschauen.
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

whoknows

#40
Ich habe im anderen Thread gestern ganz unscheinbar was gesagt - und heute bin ich wieder drübergestolpert und da hatte ich einen Gedanken, eine Frage...
ZitatAuch nicht so viel anders als Sebastian Krämer, lustige Songs, nicht gerade von des tiefen Gedankens Blässe angekränkelt, aber witzig und süss gereimt und so - aber eben: es ist Bodo Wartke und der hat ein paar Songs, die mir echt gut gefallen, und es gibt auch Sebastian Krämer und der hat auch ein paar Songs, die mir echt gut gefallen.

und zwar:
Es gibt eben Bodo Wartke, und es gibt Sebastian Krämer, dann gibt es noch Rainer Bielfeldt, und ...ich bin sicher, Ihr kennt noch x andere, die mit Klavier ihre eigenen Liedeln spielen, die alle sehr nett sind, manche mehr, manche weniger, alle nicht ganz bled und nicht hyper-tiefsinnig, alle gut gereimt und gut gespielt - es gibt, und damit komme ich zum Punkt, IRRE viele junge Männer, die Kreisler klonen oder auch nur "von ihm inspiriert" sind, also - klar, es gibt/gab ja auch Bronner und Wehle und Wiener, aber die haben zT auch zusammengearbeitet, waren eine art Gruppe oder ein Zeichen der Zeit oder wasauchimmer - im Moment sind das ja alle Einzelkämpfer. Auch Nase und Basti streben so einen Job an, wenn man das so sagen kann. Und wie die Beiden tun das sicher hunderte andere auch.
ist das ein neues Genre, dass da entsteht? (also, "neu" nur in Anführungsstrichen, halt intelligentere Alleinunterhaltung am Klavier, Cabaretchansons, von Männern an Klavieren dargebracht -wasweissich)

Ist das ein Haufen Spreu (obwohl wie gesagt alle hier genannten durchaus Qualität haben ohne Zweifel) - aus dem sich dann der eine oder andere (so wie Kreisler von WehleBronnerWiener) herauschält?

Und: macht das überhaupt SINN? Würde ich, überlege ich mir, wäre ich ein "mann am Klavier" - und aber nicht so wie Billy Joel oder Elton John eher im Popgenre zu Hause, sondern klar im literarischen Lied NUR mit Klavier - wäre ich also ein Mann am Klavier, würde ich dieses Ziel verfolgen, angesichts der Nicht-Einzigartigkeit?
Ich mein, klar gibt's immer Leute, die was ähnliches tun wie man selber, keine Frage. Aber Rosenstolz und Element of Crime und Kreisler&Stein und Blumfeld - das ist zwar irgendwie eine Schiene: deutsche Texte mit mehr oder weniger poplastiger Musik - aber doch sind da die Unterschiede in sich grösser, und jede Gruppe ist erkennbar. Bei Wartke und Bielfeldt und Krämer und dergl unterschiede ich - kennte ich die Lieder nicht - höchstens anhand der Stimmfärbung, nicht  wirklich anhand der Stile - jeder hat das eine oder andere Lied, das besonders witzig, klug, mich-berührend ist, dass für mich "ein richtig gutes Lied" ist - aber spielte ich all diese Lieder hintereinander, und hätte nur EINEN Interpreten, dann wüsste man nicht, dass das von unterschiedlichen Leuten geschrieben ist. Das wieder ist ein Element, das in der popmusik gang und gäbe ist: die Autoren sind unterschiedlich, aber man merkt es nicht, weil es NUR um die Interpreten geht.
Aber: im vorliegenden Fall geht es darum, dass die Autoren ZUGLEICH die Interpreten sind, und also mE den ANSPRUCH haben sollten, sich auch als Autoren zu unterscheiden. (Ganz davon abgesehen, dass sie sich auch als Interpreten nciht unterscheiden, sondern nur Stimmlich).

also....ich hab keine "richtige Frage" zu all dem gesagten. Es fällt mir nur auf, und ich mach mir so Gedanken dazu. Unter anderem auch deshalb, weil meine natürliche Solidarität mit genau dieser Art von Künstlern ist (aus naheliegenden Gründen) und ich mich frage: wovon leben die alle? Wie werden die sich am markt durchsetzen - da schlägt dann halt die jiddische Mame bei mir durch  ::)

Es gibt ja auch Tonnen an gleichem Kaliber nciht am Klavier, sondern an der gitarre, und dann noch die ganzen Standup-comedians, Kabarettisten - hunderte von allein auf der Bühne stehenden Männern, die alle mehr oder weniger das Gleiche machen - nicht grottenschlecht (nagut, manche schon ;)) aber eben auch nciht SO genial, dass es für Generationen halten kann - so wie Billy Joel oder Kreisler oder Schramm oder dergl.

Was mich daran auch wundert ist: Sehen die das alle nicht, dass sie ein kleiner Fisch in einem riesigen Meer sind? Bei Frauen (will mir scheinen) ist da oft mehr der Versuch, sich irgendwie stilistisch aus der Masse zu heben, etwas "anderes" zu machen - die machen dann zu zweit oder nur jiddische Lieder oder ausschliesslich Berliner Lieder oder so. Aber bei den meisten Männern sehe ich keinen Versuch, sich irgendwie über die Masse an anderen, die ähnliches machen, hinwegzuheben. Die machen "ihr ding" ihre texte, ihre Witze und aus - und glauben, das hebte sie genug. Fällt bei Männern leichter die abstrakte Wahrnehmung ihres Tuns aus? Oder sind Frauen von Natur aus unsicherer, und gucken deshalb mehr, was GANZ eigenes zu sein? Ist es das berühmte "Kind im Manne" - die frönen einfach ihrem Spieltrieb, wurscht, hauptsache man kann irgendwie davon leben?
Oder sehe nur ich das so, und es stimmt garnicht?

Naja, Fakt ist: es GIBT ganz ganz  viele Männer, die sich alleine auf eine Bühne stellen, und ohne andere Hilfsmittel selbstgetextetes zum Besten geben. Und dieses selbstgetextete ist selten "eine bestimmte Mundart", oder "nur politisch" oder "nur über essen" oder wasweissich - sondern immer "ganz lustig", nicht allzu böse, nicht allzu lieb, nicht allzu unkritisch aber auch nicht allzu kritisch, nicht allzu angriffig und nicht allzu kompliziert, nie ganz deppert und  handwerklich durchaus gut gemacht,  - aber letztlich ohne stringente Kontur im Gesamtwerk, sagen wir: konzeptlos, wenn man es genau betrachtet.
Woran liegt das?
Wohin führt das?
Ist das ein Trend, eine Phase?
Und warum kommt das, dass das gerade in den letzten Jahren so überhand nimmt?

Alexander

#41
Ich hab´s selbst nur ganz ansatzweise versucht, habe aber nicht das Durchhaltevermögen und den ganz unbedingten dauernden Willen, auf die Bühne zu müssen.
Grundsätzlich glaube ich: Was drin ist, muss raus. Wenn einer Lieder hat, dann müssen die raus. Habe gerade am Wochenende in der Alten Feuerwache in Berlin Torsten Riemann live gehört, "42 Jahre - 42 Lieder". Ein immenses Talent, aus verschiedenen Gründen immer nur knapp am echten Durchbruch (vorbei).
Ich glaube auch, es ist die Zeit. Damals, Ende der 70er, Anfang der 80er, war die Zeit auch gut für diese Art Chansonkabarett, für die Liedermacher etc. - jetzt ist sie es wieder. Weil alle die, die NICHT oberflächlich sein wollen, die nicht nur partymäßig mitschwimmen, alle, die zuhören wollen, die weiter nach innen gehen wollen, die finden bei den (guten) Leuten Sprachrohre. Die haben sich das bewahrt, was Kunst ausmacht: Durch Kunst sich selbst (wieder/mehr/anders) entdecken.
So sehe ich das.
Wer es dann "schafft", ist die andere Frage. Das ist heute sicher schwerer als früher. Ich kenne einige, die sind absolut kompromißlos in ihrer Kunst (eben Riemann, auch Oliver Ziegler und andere). Sie würden sich nie an den Kommerz verkaufen, ihre Kunst ändern, weil es Produzenten sagen. Sensible Menschen, die lieber zugrunde gehen, als sich den Marktgesetzen zu unterwerfen. Sei es als Alibi für die anderen, dass es hin und wieder einer von denen "schafft": mich freut es dann immer ganz besonders.
Und zu den "Stand Up Comedians": Woody Allen hat so begonnen. Was aus dem wurde, ist nicht ganz unbekannt geblieben. Vielleicht ist diese Art des Sich-hinstellens und Vor-sich-hin-Philosophierens nur ein Sprungbrett für viele. Die werden dann eben Autoren oder Filmemacher - oder Finanzbeamte ...
,,Die Kunst ist eben keine hübsche Zuwaage – sie ist die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet, sie garantiert unser Mensch-Sein." (Nikolaus Harnoncourt)

whoknows

Naja, von "karriere machen" mit sowas will ich ja gar nicht anfangen - aber ist es nicht der Traum von jedem, mit dieser Arbeit zumindest halbwegs leben zu können, und nicht als "Hobbykünstler" seinem Drang nachzugeben? Und WENN das der Grundgedanke ist - dass man eben davon leben können will, dann muss man sich doch was überlegen dazu. Garnicht mal so sehr: Marktkonform zu werden, und also Abstriche zu machen - sondern im Gegenteil NOCH einzigartiger zu werden, und sich ABZUHEBEN vom Rest der Meute.  Und das vermisse ich eben bei den Meisten. Da scheint es  - und das ist der Punkt, der mich erstaunt - schon zu reichen, halt auch einer zu sein, der Liedln schreibt und singt, oder der steht und was sagt, was mehr oder weniger kritisch oder witzig ist. und das verwundert mich, dass man da nicht noch mehr an sich arbeiten will, noch mehr seine Einzigartigkeit herauszuheben versucht, oder eben was "Neues" zu schaffen, und zwar im Ganzen, und nicht "nur" ein Lied und noch ein Lied. - Da vermisse ich einfach das Konzept dahinter oder die Selbstkritik oder die eigene Aussensicht oder...äh...ich weiss nicht. Einfach den Gedanken: "ich kann und will das und das tun - was kann ich tun, dass das anderen auch auffällt und gefällt - was kann ich tun, um BESSER zu werden, rundherum."

Andrea

Zitat:
es GIBT ganz ganz  viele Männer, die sich alleine auf eine Bühne stellen, und ohne andere Hilfsmittel selbstgetextetes zum Besten geben.
Und dieses selbstgetextete ist selten "eine bestimmte Mundart", oder "nur politisch" oder "nur über essen" oder wasweissich - sondern immer "ganz lustig",
nicht allzu böse, nicht allzu lieb, nicht allzu unkritisch aber auch nicht allzu kritisch, nicht allzu angriffig und nicht allzu kompliziert, nie ganz
deppert und  handwerklich durchaus gut gemacht,  - aber letztlich ohne stringente Kontur im Gesamtwerk, sagen wir: konzeptlos, wenn man es genau betrachtet.
Hör und schau doch mal unter
www.liedermaching.de.
Da sind schon ganz schön "böse" Liedln dabei. Die singen haltoft ganz direkt, was sie meinen, und das kann man nur in Sondersendungen im Radio spielen. Aber die Liedermacher haben auch alle ihre Fans. Der eine kann davon leben, viele nicht, aber sie gehen schon irgendwie kompromisslos ihren weg - die meisten ohne Major-Label und ohne die frage im Kopf, ob sie damit den Mainstream erreichen. Den WOLLEN die gar nicht erreichen, denke ich.
Vieles von den Kollegen gefällt mir gut, manche lieder mag ich gar nicht, manchmal isses mir zu rauh oder zu grob, und an manchen Stellen stimmt's für mich. Jedenfalls singen die alle direkter als der Mainstream.
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Andrea


Und wo wir gerade dabei sind: Die Hörbücher von Fabian Lau gefallen mir sehr gut.
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whoknows

#45
Noch einmal: da geht's überhaupt nicht um den Mainstream.
Es geht auch nicht darum, dass es alles luschig ist - ich bin sicher, da ist ganz viel dabei, was durchaus nett ist. Aber es ist jetzt nicht so, dass ich was höre, und sofort weiss: das kann nur der so-und-so sein - es sei denn, ich erkenne es an der Stimme. Aber weder an Text noch an Musik erkenne ich irgendwas, was mir sagt, dass der Autor in irgendeiner Weise anstrebt, sich ANDERS als die vielen vielen Andern zu präsentieren, und also aus der Masse ausbrechen will.  Nicht in der literarischen Form, nicht in der Musikalischen Sprachwahlund leider eben auch nicht am Inhalt - bestenfalls noch an der Wahl des Instruments, nebbich.
Und das wundert mich. Und meine Frage ist: Sind die tatsächlich alle so borniert, dass sie glauben, allein, weil SIE es sind, die das geschrieben haben, hebt es sich schon genug ab? oder WOLLEN die in einer Masse versinken?
Weil, wenn es wurscht ist, dass es schon hunderttausende gibt, die was ganz ähnliches machen,  dann machen sie doch  letztlich genau dasselbe, wie all die Mainstream-Pop-Hersteller. Sie sind halt "Lieder-hersteller". Ist dass das Ziel?
Ich wunder mich einfach.  Denn für mich hat kreativ und künstlerisch arbeiten - egal ob jetzt als maler oder als Autor oder als Liedermacher - doch eigentlich zum Ziel, ein wirklcih eigenständiges Werk zu schaffen, ein unverwechselbares Oevre - herauszustechen. Nein?
Und: es geht nicht darum, dass es gelingt - was mich so erstaunt, ist, dass ich den VERSUCH dazu nicht merke. Liegt das an mir? Oder glauben all diese Alleinkünstler wirklich, sie seien von vornherein so anders? ich habe einfach den Eindruck, das Ringen um die Form ist auf das einzelne Lied beschränkt - und die gesamte Präsentation wird dabei vergessen. Bestenfalls hat einer halt immer denselben Hut auf oder so.

Andrea

Schwierige Frage. Mir kommt dabei die Überlegung, ob wir Frauen da WIRKLICH so anders sind.
Ich höre ja gern: Claudia K., Kreisler & Stein, Julia Neigel, Anne Haigis, Renate Otta, Pe Werner... Und sie alle haben - für mich - gemeinsam, dass sie gute Lieder schreiben und dass Frauen mehr auf Outfit und Bühnenshow achten, egal ob da gerade ein Konzept dahinter steht oder nicht. Nur: Wir Frauen stechen allein schon durch einzigartige Stimmen oder durch verschiedene Gesangstechniken hervor, und Frau bemüht sich um eine vielleicht einzigartige Band oder Klavierbegleitung. Auch die Mädels Johanna zeul und Janina, die allein mit ihrer Gitarre auf der Bühne stehen, haben eine einzigartige Form der Gesangstechnik. Typen haben's da schwerer. Sie müssen durch Text und Begleitung auffallen, sie unterscheiden sich von Stimme und Klangfarbe zwar schon voneinander, aber nicht so wie wir Frauen. Wir haben es leichter, einzigartig zu wirken. Oder ist das Quatsch, was ich da jetzt sage?
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whoknows

Naja, im normalen Leben vielleicht -aber auf ner Bühne ist für Männer ja prinzipiell auch alles erlaubt - Tim Fischer sticht heraus, indem er sich schminkt und Perücke trägt, zum Beispiel. Bei den Frauen sind es aber dafür seltener Autorinnen - viele, jedenfalls meiner Kenntnis nach, singen eher von anderen Leuten Stücke, oder? (TF ja auch)

Vielleicht bin ich da auch unterinformiert  - aber ich hab  eben den Eindruck, dass es plötzlich so viel mehr Männer sind als Frauen. Und gerade deshalb denke ich, müsste sich da doch was tun - da reicht es einfach nicht mehr,  "Autor mit eigenem Vortrag" zu sein.
Und eben: das Drumherum ist eines - aber auch in literarischer Hinsicht und in musikalischer Hinsicht sticht von denen, die ICH kenne (und das sind ja auch nicht alle, eh klar) keiner durch BESONDERE Art zu texten oder zu komponieren heraus. Sie sind einfach alle mehr oder weniger gut, punkt.

Andrea

Zitat:
Bei den Frauen sind es aber dafür seltener Autorinnen - viele, jedenfalls meiner Kenntnis nach, singen eher von anderen
Leuten Stücke, oder?
Bei den von mir aufgezählten Frauen z.B. ist Anne Haigis die einzige, die von anderen Leuten Stücke singt.
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Franz08

Ich kann da eine Parallele zur Wirtschaft ziehen: Das, was whoknows anspricht, das Finden einer "Einzigartigkeit" und die Vorteile der "Differenzierung", werden als Business-Strategien schon lange gepredigt. Zum Beispiel ist es gerade im Bereich der Beratung wichtig, eine "Einzigartigkeit" zu finden, um im Meer der Ähnlichen unterscheid- und damit sichtbar zu bleiben.

Auf der anderen Seite ist es auch im Wirtschaftsleben so, dass man die Dinge, die man macht, sowohl gern als auch gut machen sollte (es soll also "aus einem unbedingt heraus müssen"), ansonsten ist es keine Kernkompetenz, sondern nichts weiter als ein inhaltsleerer "USP" (Alleinstellungsmerkmal). Authentisch sein hat auch in der Wirtschaft noch niemandem geschadet. Das Einzigartige kann natürlich auch in der Kombination von Bekanntem liegen, aus der wiederum etwas Neues entsteht; so wie wortfront beispielsweise eine nicht alltägliche Instrumenten-Besetzung hat.

In der Wirtschaft heißt es dann natürlich auch, sich als Unternehmen "am Markt" orientieren zu müssen (irgendwer muss irgdendwann irgendetwas zurück-geben), das heißt seine "Stakeholder" (die "Anspruchsgruppen" von den externen Kunden und Lieferanten bis zu den internen Mitarbeitern und Anteilseignern) zu kennen und zu "managen".

Ich denke, das tun auch die Künstlerinnen und Künstler schon immer. Die meisten jedenfalls spielen, singen, schreiben, zeichnen... für ein Publikum. Manche wollen darüber hinaus in ihrer unmittelbaren Umgebung etwas bewirken. Einige die Welt grundsätzlich verändern. All diese Künstlerinnen und Künstler überlegen sich sehr wohl eine Strategie über ihre Kunst hinaus. Ich denke das ist es, was whoknows angesprochen hat. Ob man diese "Strategie über die Kunst hinaus" von einer Künstlerin oder einem Künstler auch einfordern kann oder sollte, ist eine andere Frage...

Meine Antwort lautet: Ja - wenn die Kunst gesellschaftlich relevant bleiben will.
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