Georg Kreisler Forum

Diskussionen => Kunst => Thema gestartet von: whoknows am 17. Dezember 2005, 18:46:57

Titel: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 17. Dezember 2005, 18:46:57
Ja, ich weiss, irgendwo muss es schon so einen Thread geben - aber ich find ihn jetzt nicht.
Jedenfalls. Monochrom - das ist die Künstlergruppe, die letztes Jahr mit dem in-die-Luft-pinkelnden Mann in Salzburg so aufgeregt hat. Die sind ziemlich witzig. Und jetzt habe ich eine durchaus unterhaltsame Seite von ihnen gefunden, die man herrlich schmökern kann, wenn man Zeit hat.
Die will ich Euch nicht vorenthalten:
http://www.monochrom.at/vorueberschreiten/



Danke für's moven, Strog!!! (Und schön, dass Du immer da bist!) :-*
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 19. März 2006, 21:25:21
Nehmt Euch kurz Zeit: Da kann man reinkippen, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint...
http://marketplace.espeakers.com/movie.php?sid=5290&aid=10558
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Zyankalifreund am 19. März 2006, 21:59:31
Wow, der Typ is genial - das rockt  8-)
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Dagmar am 19. März 2006, 22:08:02
Lohnt sich - schaut es Euch an - ist faszinierend.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Bastian am 19. März 2006, 22:28:04
Hab mich immer schon gefragt, was ich mit der zweiten Seite von der Abbey Road bloß anfangen soll.

Er scheint es zu wissen.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 19. März 2006, 22:57:47
Yeah baby, you need three balls to know that. ;)
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Bastian am 20. März 2006, 01:46:00
 ;D

... oh, my god. I'm flabbergasted.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Alex am 20. März 2006, 02:20:15
WHOW! Bin hin und weg! Jongliere selber- aber der kann was! :)
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Alex am 20. März 2006, 02:43:39
habs mir jetzt bestimmt 10mal angeschauht- ein menschlicher Equilizer, GEIL!
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Dorian am 20. März 2006, 15:05:44
ZitatHab mich immer schon gefragt, was ich mit der zweiten Seite von der Abbey Road bloß anfangen soll.

Ging mir genaus so. Und mir ist gerade aufgefallen wie gut sie eigentlich ist. Und wie gut sie hätte werden können ...
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Alex am 21. März 2006, 01:49:02
Hab ne Antwort gefunden... Ab der Zweiten Hälfte dreht er mehr auf... http://youtube.com/watch?v=QYUXaYCkv-A&search=jason%20garfield
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Suse am 21. März 2006, 08:53:59
Hab nur die Hälfte gesehen, weil das Runterladen so ewig braucht, werde ich am Wochenende noch mal versuchen.
Bin einfach platt. Wunderschön.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 21. März 2006, 17:32:29
Naja. Also, abgesehen davon, dass "chris bliss diss" einfach genial klingt: da sind jede Menge Schnitte drin, gelle? Trotzdem: extrem gut - aber man merkt auch, dass die Stärke des Originals -neben Licht, Kostüm etc, was immer gleich mehr hermacht - auch ist, dass er eben einfach nur dasteht, und nicht herumhampelt...
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: angel am 21. März 2006, 17:39:26
Ops, das klingt ja so, als ob hier ein Regisseur (oder eine Regisseuse  ;) ?) mit Gutachterblick gekonnt Wesen und die Effekte deutet...  :)
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Bastian am 21. März 2006, 18:19:05
... und vor allem das Timing.
Macht den Großteil seiner Komik aus. (Sagt der Musiker ::)) Das ist eben der Unterschied zwischen Sport und Kunst. Weniger ist manchmal mehr- jenachdem, welchen Zugang man hat, aber es ist nur ein gradueller Unterschied. Und wenn man- wie hier- sieht, dass es eh keine humorlosen Jongleure gibt, ist auch das etwas wundervolles.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 21. März 2006, 22:29:36
ZitatDas timing...Macht den Großteil seiner Komik aus. Sagt der Musiker
*kicherkicher*
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 08. April 2006, 12:06:30
Also, gestern waren wir in der Philharmonie, Konstantin Wecker & die Münchner Symphoniker. Alexander hat uns eingeladen.

Gleich vorneweg: es war ein memorabiler Abend. Harmonisch und spannend, interessant und heiter, berührend und bereichernd. Und zwar während, vor und nach des Konzertes.

Das Konzert.
Das ist alles natürlich sehr subjektiv - und Ihr wisst auch alle: Wenn man gerade selber mit einem Projekt beschäftigt ist, dann sieht man alles andere nur durch das Okular des eigenen Dings - das macht es natürlich schwer, auch nur ansatzweise objektiv zu sein.
Dann: ich kann bei Wecker sowieso nicht objektiv sein, dazu hat mich dieser Künstler schon zu lange bewegt. Er ist Vorbild, Lebensbegleiter - und umgekehrt: auch ich habe dieses Künstlerleben mitbegleitet - soll heissen: wenn man jemanden jahrelang kennt und dessen künstlerischen Weg beobachtet hat, und sei es nur aus der Ferne, dann hat man ein anderes Gefühl zu dessen Arbeit, als wenn man sie das erste oder zweite Mal sieht.
Okay.
Das Konzert war mutig, Weckerisch, eitel, kitschig, trivial und irgendwie entlarvend, vielleicht sogar entzaubernd - nicht zerstörerisch entzaubernd, aber er hat sich selbst doch - ich meine, zumindest halbbewusst- von einem Podest runtergeholt .

Am besten "kam er an" wenn er einfach Wecker war, das "Viech" auf der Bühne, schwitzend, sich windend, voller Emotionen, brüllend&knödelnd und mit zwei seiner "uralt-Getreuen" jammend. Und das konnte ich natürlich verstehen - dass es so am besten ankam: da ist er stark, da ist er zu Hause - und es "gibt dem Affen Zucker". Diese Lieder - obwohl er von seiner Hitplatte "Genug ist nicht Genug" nur ganz sparsam Lieder anspielte - diese Lieder geben Kraft und DAS ist es, was unverwechselbar ist. Grossartig gebracht.
Weniger konnten die Leute damit anfangen, dass die Münchner Symphoniker zB ein Medley aus seinen Filmmusiken spielten - da applaudierten sie mehr aus Liebe zu Wecker als aus Anerkennung der Leistung.
Aber: Die Filmmusiken sind sowohl musikalisch ...äh... als auch eminent uninteressant intrumentiert, und von den Symphonikern auch überraschend gleichgültig gespielt. Wecker will Strauss sein gemischt mit Bregovic und ab und zu a bissel Wagner - dazu reicht's aber leider nicht, und wenn man so eine Musik dann (und auch noch ganz brav) für ein "normales Orchester" intrumentiert, dann merkt man das viel mehr, als wenn es unkonventionell und mit irgendwelchen Jazz- oder Rockinstrumenten gespielt wird. Und klassische Musiker sind ja auch ziemlich herablassend: die wissen sofort, was wo schlecht geklaut wurde, und versuchen dann nicht, das zu kaschieren. Und stellenweise haben sie's auch einfach nciht gebacken gekriegt: der "Sologeiger", ein Engländer, hat vergeblich versucht, so etwas wie "das ungarische Viech" auf der Geige zu sein... ein Engländer. So klang es auch.

Überhaupt: Ich kann SEHR gut verstehen, wie sehr einen das lockt, mit einem ganzen klassischen Orchester aufzutreten, und ich kann sehr gut verstehen, wie sehr einen das auf der Bühne "wegblasen" kann im schönsten Sinn. Schon mit Streichquartett kommt eine Kraft von hinter einem, das ist fulminant.
Es muss ein IRRE TOLLES Gefühl sein, für Wecker, mit seiner Geschichte, mit seiner Musikversessenheit.
(Und die hat er unbestritten, sowas hat ja nix damit zu tun, wie ANDERE die Musik die man macht finden: er ist versessen besessen von Musik) Das muss einfach extrem schön sein. Und das gönne ich ihm natürlich von Herzen, und es freut mich ohne jeglichen Vorbehalt - gerade weil ich mich so gut in das Gefühl hineinversetzen kann - dass er das verwirklichen kann.
Aber ich sitze eben auch unten, und bin Rezipient. Und trotz meiner Bewunderung, Liebe, Treue, meinem Interesse für den Menschen& Künstler Wecker: ich höre auch einfach so zu. Und das war leider not so great. Bestenfalls: okay.
Alle Instrumentierungen - mit kleinem Orchester, mit gesamtem Orchester, alle waren wirklcih überraschend simpel, ja geradezu uninspiriert. Alle in der gleichen Lage, Klavier und Harfe - nichts kommt aneinander vorbei, es war ein Simpelbrei, alle Streicher spielen dasselbe, bei rythmischen Sachen ist der Kontrabassist nicht mal auf der Bühne. Überhaupt waren die rythmischen Sachen schwierig, weil es da immer auseinander lief: Wecker hält die Time nicht gut - klar, wann muss er das schon so genau? - rennt den Musikern davon, die können aber nicht so "frei begleiten" (woher auch?) es schwimmt alles. Und wenn man dann nciht einen Bassisten hat, der zusammen mit einem Percussionisten die Time ANGIBT und durchhält, dann wissen die armen Musiker nicht, wohin: gehen sie dem percussionisten nach? oder doch dem Wecker? Oder vielleicht dem Keyboarder? Ergebnis: Waber.....

Das sind Dinge, die ich sehr gut durch die Arbeit mit dem Quartett gelernt habe: die Lieder, die rythmisch frei sind, die ich so "brauche" - mal schneller, dann wieder langsamer - da muss man sich SEHR genau ausmachen, wowaswann. Das kann man einfach nicht so machen wie nur mit Klavier, Bass, Sax. Bei Streichern, bei Klassikern rennt das einfach anders. Und dieser "Gap" zwischen den Jazzigen Musikern und den Klassikern war sehr stark spürbar. Das war einfach nicht genau gearbeitet - was auch erklärbar ist: mit einem Orchester hat man zwei, bestenfalls drei Proben. Und die sind jeweils zwei, soll sein drei Stunden - mehr ist nicht drin. Wenn aber nun Musiker aufeinander treffen, die aus zwei so verschiedenen Ecken kommen,  die so unterschiedliche "Fixpunkte" brauchen, dann ist das einfach zu wenig. Und zwar für beide Seiten. Aber: seine Musiker, sein Dirigent (der offenbar beide "Seiten" kennt) die hätten dieses Problem kennen, erkennen und durch die Arrangements minimieren können, oder? Fixpunkte einbauen, wo man sich wieder findet, klar erkennen müssen, wo es die Gefahr des "Schwimmens" gibt.

Und dann diese Arrangements. Einem Tim Fischer (bzw seinen Arrangeuren) traue ich das zu, von einem Wecker hätte ich mehr erwartet, ganz ehrlich.

Er erzähle von seinen "Flops", spielte also die berühmten Nummern bestenfalls an, und eher die Lieder, die es nicht zu was "gebracht" haben. Vor allem: die dazwischen. Das war irgendwie nicht konsequent durchgehalten. Er SAGTE zwar immer wieder, das Konzept sei, von seinen Flops im Leben zu erzählen - aber das kam nicht so richtig durch, fand ich. Er erzählte halt von früher. Er hatte den Mut, eine kleine Arie von Band spielen zu lassen, die er als Junge vor dem Stimmbruch gemeinsam mit seinem Vater, einem glücklosen Opernsänger gesungen hatte. Und man hörte(abgesehen davon, dass es extrem nachbearbeitet war) : a.) der kleine Wecker hatte eine Sängerknabenstimme, b.) der Vater Wecker war mit Recht glücklos, denn seine Stimme war soo interessant nicht, und c.) Wecker ist in sich selbst einen kleinen Tic ZU verliebt. (Irgendwas aus Traviata? Ich hab's vergessen) Es schrammte sehr hart an der Grenze des Kitsch vorbei, oft darüber hinweg. Es war auch berührend - aber nicht so stark, wie er das erdacht hatte (und wie es durchaus hätte sein können) dazu war es mit dem Riesen Orchester nachher zu wenig intim, dazu war es gerade den kleinen Strich zu eitel. Es war keineswegs Peinlich, das nicht. Aber es war auch nicht so grandios, wie es gelingen hätte können.
Letztlich war das der ganze Abend. Getragen von der Liebe des Publikums zu einem wirklich grossen Könner und spannenden Künstler, der leider einen ganz kleinen Tic ZU eitel ist. Der ein Konzept zu einem Abend hat, wo man sich denkt: soll das ein "fulminanter Abschied" sein? Er ist doch keine 60? Das ist ein bisschen früh. Und er sagt witzige und ironische Sätze wie: "Ich hab mein ganzes Leben lang gekämpft, um die Welt zu verändern (mega-applaus) und dann musste ich feststellen: die Welt HAT sich verändert, aber durch ganz andere Leute" Und auch wenn er dann dranhängt: "aber ich kämpfe weiter" klingt das für mich nur noch wie: das sage ich, weil die Leute das hören wollen, aber eigentlich ist das hier mein Karrierehöhepunkt und eben: Mein "fulminantes Abschiedskonzert" - und was sagt mir das dann: Entweder er ist so eitel, dass er das glaubt, oder so ängstlich, dass er das braucht, oder so hoffnungslos, dass er vor dem Ertrinken kämpft. Und dann bleibt mir als Publikum nur noch eben die Liebe zu der Vergangenheit, und ich applaudiere und lebe mit aus dieser Liebe heraus - er kann mir aber nicht mehr das geben, was er einst gab: die Kraft, um in die Zukunft zu kämpfen.
Das publikum, kam mir vor, fühlte ebenso: bumvoll die Philharmonie, und am Schluss gingen manche schon vor den letzten Zugaben, weil:  'leiderleider, aber sonst müssen wir ewig an den Garderoben stehen", ganz am Schluss versuchen einige, eine "standing Ovation" zusammenzubekommen, aber die meisten standen nur noch, weil sie auf dem Weg hinaus aufgehalten wurden - es hat dem "Affen nicht genug Zucker gegeben" - er hat Rück-geblickt, und es war eigentlich zu früh, und er hat etwas von "der grosse alte mann noch mal auf der Bühne" gehabt, ohne der grosse alte Mann zu sein, und ohne dass das irgendwer von ihm erwartet hätte. Er war nicht, wie er es wohl geplant hatte: ein gereifter, ein anderer Wecker, ein "neuer Wecker", ein Familienvater - er war ein sich Verabschiedender vor der Zeit.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Dagmar am 10. April 2006, 00:10:53
Gestern abend war ich in dem Tanzstück "Peccatum Mundi - Der Sündenfall", in dem auch Andrea mitwirkte. Die Performance dauerte ca. 1 1/2 Std. und wurde in einer katholischen Kirche in Köln aufgeführt. Angekündigt wurde das Stück mit der Frage, ob der Begriff "Sünde" und der Begriff "Schuld" in säkularisierten Zeiten überhaupt ohne religiösen Bezug noch zu verstehen ist, ja überhaupt noch zu verstehen ist, oder neu definiert werden muss. Als Stilmittel wurden Licht, Orgel, Trommeln, Chor, Sprache und massgeblich natürlich der Tanz eingesetzt. Idee, Konzept, Choreographie und Regie waren von Gregor Weber

Meine Eindrücke zu dem Stück:

Ich habe es nicht bereut, dort gewesen zu sein. Es hat sich gelohnt, es anzuschauen, auch wenn es mir nicht durchgängig zugesagt hat. Die Inszenierung hatte sehr starke Momente: Dazu gehörte in erster Linie ein fulminanter Organist, der das Instrument virtuos "bespielte" und ihm Tempi und Klänge entlockte, die ich in einer solchen Rasanz und Ausdruckskraft selten gehört habe. Es gab daneben sehr starke Szenen: Im ersten Drittel des Stückes traten Stelzenmänner in enormer Höhe auf, die von Blinden geführt wurden: Hochmut und blindes Herumstolzieren als ein Aspekt von Schuld vermittelte sich dem Zuschauer nachdrücklich und mit Gänsehautfeeling. Oder eine andere Szene, in der (tänzerisch mit großer Ausdrucksstärke agierenden) schwachen kleinen Wesen alles gestohlen wurde, was sie am Leib hatten. Es waren durchgehend die Szenen, die sich durch Einfachheit auszeichneten, die überzeugten, und das Thema aus dem Kopf des Choreographen an den Zuschauer brachte: Ein mit zunehmendem Fanatismus dargebotener Opus-Dei-Text, eine Öffnung des gesamten Kulissenraumes durch Hinwegziehen des riesigen Bühnenvorhanges über die Köpfe der Zuschauer hinweg und den Blick freigebend auf einen schlichten Sakralraum mit dem verhüllten Kreuz, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Und das genau war schwierig an dem Stück: Vieles war sehr bombastisch und leider spektakelhaft inszeniert, erschloss sich dem Zuschauer in seiner Bedeutsamkeit für das Thema jedoch nicht. Man sah und staunte und blieb dabei aber zu oft auf der Frage sitzen: Was bitte hat sich der Choreograph dazu gedacht? Was bitte soll das bedeuten? Und das mache ich der Inszenierung zum Vorwurf: Da es auch kein entsprechendes erklärendes Begleitheft gab, konnte ich mich entscheiden zwischen "ich bin halt zu blöd, um den tieferen Sinn zu kapieren" oder "dusselige Szenen ohne Sinn und Verstand". Beides halte ich am Ende für falsche Erklärungen, und es ärgerte mich, dass die Verführbarkeit zur Grandiosität dem Regisseur dann wohl den gesunden Blick auf die Bedürfnisse des Publikums nach Verstehen verstellt hat. Ein gewisser Trost könnte dabei darin liegen, dass dies wiederum dem Thema entspräche. Dies halte ich allerdings für überinterpretiert.

Sehr viel weniger wäre sehr viel mehr gewesen.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Alexander am 18. April 2006, 11:43:54
Ich war wie oben angemerkt auch im Wecker Konzert in der Philharmonie und möchte nun whoknows´ Eindrücke kommentieren.

Zitat whokonows:
Gleich vorneweg: es war ein memorabiler Abend. Harmonisch und spannend, interessant und heiter, berührend und bereichernd. Und zwar während, vor und nach des Konzertes.

Volle Zustimmung!

Zitat whoknows:
Das Konzert.  
Das ist alles natürlich sehr subjektiv - und Ihr wisst auch alle: Wenn man gerade selber mit einem Projekt beschäftigt ist, dann sieht man alles andere nur durch das Okular des eigenen Dings - das macht es natürlich schwer, auch nur ansatzweise objektiv zu sein.

Wie vielleicht manche wissen, bin ich Weckers Schaffen ganz besonders verbunden, und Objektivität (die es bei Kunstbetrachtung sowieso nie geben kann) kann ich garantiert nicht beisteuern.

Zitat whoknows:
Dann: ich kann bei Wecker sowieso nicht objektiv sein, dazu hat mich dieser Künstler schon zu lange bewegt. Er ist Vorbild, Lebensbegleiter - und umgekehrt: auch ich habe dieses Künstlerleben mitbegleitet - soll heissen: wenn man jemanden jahrelang kennt und dessen künstlerischen Weg beobachtet hat, und sei es nur aus der Ferne, dann hat man ein anderes Gefühl zu dessen Arbeit, als wenn man sie das erste oder zweite Mal sieht.

Wenn man so wie der Schreiber das Gesamtwerk Weckers bis auf wenige Ausnahmen ziemlich intus hat und pro Jahr ca. 10 bis 20 Konzerte Weckers besucht, hat man schon wieder ein völlig anderes, sicher "verblendetes und süchtiges" Bild.

Zitat whoknows:
Okay.
Das Konzert war mutig, Weckerisch, eitel, kitschig, trivial und irgendwie entlarvend, vielleicht sogar entzaubernd - nicht zerstörerisch entzaubernd, aber er hat sich selbst doch - ich meine, zumindest halbbewusst- von einem Podest runtergeholt .

Auch bewußt: siehe etwa das Lied "Vom Sinn".

Zitat whoknows:
Am besten "kam er an" wenn er einfach Wecker war, das "Viech" auf der Bühne, schwitzend, sich windend, voller Emotionen, brüllend&knödelnd und mit zwei seiner "uralt-Getreuen" jammend. Und das konnte ich natürlich verstehen - dass es so am besten ankam: da ist er stark, da ist er zu Hause - und es "gibt dem Affen Zucker". Diese Lieder - obwohl er von seiner Hitplatte "Genug ist nicht Genug" nur ganz sparsam Lieder anspielte - diese Lieder geben Kraft und DAS ist es, was unverwechselbar ist. Grossartig gebracht.

Das ist die Crux, die jede Künstlerin/jeder Künstler hat, der einmal etwas gemacht hat, was "den Nerv traf": Das Publikum hat Erwartungshaltungen, die am besten dauerhaft erfüllt werden sollten. In der Philharmonie gab es Zugabenrufe nach "Willy".

Zitat whoknows:
Weniger konnten die Leute damit anfangen, dass die Münchner Symphoniker zB ein Medley aus seinen Filmmusiken spielten - da applaudierten sie mehr aus Liebe zu Wecker als aus Anerkennung der Leistung.
Aber: Die Filmmusiken sind sowohl musikalisch ...äh... als auch eminent uninteressant intrumentiert, und von den Symphonikern auch überraschend gleichgültig gespielt. Wecker will Strauss sein gemischt mit Bregovic und ab und zu a bissel Wagner - dazu reicht's aber leider nicht, und wenn man so eine Musik dann (und auch noch ganz brav) für ein "normales Orchester" intrumentiert, dann merkt man das viel mehr, als wenn es unkonventionell und mit irgendwelchen Jazz- oder Rockinstrumenten gespielt wird. Und klassische Musiker sind ja auch ziemlich herablassend: die wissen sofort, was wo schlecht geklaut wurde, und versuchen dann nicht, das zu kaschieren. Und stellenweise haben sie's auch einfach nciht gebacken gekriegt: der "Sologeiger", ein Engländer, hat vergeblich versucht, so etwas wie "das ungarische Viech" auf der Geige zu sein... ein Engländer. So klang es auch.

Da war dann diese Tournee doch noch zu "billig". Ich hätte es gut gefunden, ein Programmheft aufzulegen, in dem ausgeführt wird, welche Filmmusiken geboten werden, welche Filmfiguren sie untermalen etc. - so wie whoknows es beschreibt, steht oder sitzt der unbedarfte Zuhörer ziemlich verloren vor diesem Zusammenschnitt. Das Gefallen ist natürlich Geschmackssache. Und Filmmusik ist immer Zweckmusik. Ich finde, Manfred Knaak hat sehr wohl feinfühlige Arbeit mit seinen Arrangements geleistet, und das Grundmaterial, das selbstverständlich alle möglichen und unmöglichen Vorbilder zitiert, ist auch so übel nicht. Der Tango im letzten Satz stammt übrigens aus "Ein lasterhaftes Pärchen", einem der letzten Filme von Brigitte Mira und Harald Juhnke. Und den ausgezeichneten Konzertmeister der Münchner Symphoniker zu kritisieren, halte ich für "I-Düpflerei". Wenn ich so weiterdenke, darf kein amerikanisches Orchester mehr Brahms spielen. Die werden das auch nie so hinkriegen wie die Wiener Philharmoniker.

Fortsetzung folgt - irgendwann ...
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Alexander am 20. April 2006, 14:15:45
Fortsetzung:

Zitat whoknows:
Überhaupt: Ich kann SEHR gut verstehen, wie sehr einen das lockt, mit einem ganzen klassischen Orchester aufzutreten, und ich kann sehr gut verstehen, wie sehr einen das auf der Bühne "wegblasen" kann im schönsten Sinn. Schon mit Streichquartett kommt eine Kraft von hinter einem, das ist fulminant.
Es muss ein IRRE TOLLES Gefühl sein, für Wecker, mit seiner Geschichte, mit seiner Musikversessenheit.  
(Und die hat er unbestritten, sowas hat ja nix damit zu tun, wie ANDERE die Musik die man macht finden: er ist versessen besessen von Musik) Das muss einfach extrem schön sein. Und das gönne ich ihm natürlich von Herzen, und es freut mich ohne jeglichen Vorbehalt - gerade weil ich mich so gut in das Gefühl hineinversetzen kann - dass er das verwirklichen kann.
Aber ich sitze eben auch unten, und bin Rezipient. Und trotz meiner Bewunderung, Liebe, Treue, meinem Interesse für den Menschen& Künstler Wecker: ich höre auch einfach so zu. Und das war leider not so great. Bestenfalls: okay.
Alle Instrumentierungen - mit kleinem Orchester, mit gesamtem Orchester, alle waren wirklcih überraschend simpel, ja geradezu uninspiriert. Alle in der gleichen Lage, Klavier und Harfe - nichts kommt aneinander vorbei, es war ein Simpelbrei, alle Streicher spielen dasselbe, bei rythmischen Sachen ist der Kontrabassist nicht mal auf der Bühne.

Ich habe das eher als tontechnisches Problem empfunden, liegt sicher auch an der Schwierigkeit, eine solche Halle mit so einem Programm zu beschallen. Fand die Arrangements durchaus ansprechend.

Zitat whoknows:
Überhaupt waren die rythmischen Sachen schwierig, weil es da immer auseinander lief: Wecker hält die Time nicht gut - klar, wann muss er das schon so genau? - rennt den Musikern davon, die können aber nicht so "frei begleiten" (woher auch?) es schwimmt alles. Und wenn man dann nciht einen Bassisten hat, der zusammen mit einem Percussionisten die Time ANGIBT und durchhält, dann wissen die armen Musiker nicht, wohin: gehen sie dem percussionisten nach? oder doch dem Wecker? Oder vielleicht dem Keyboarder? Ergebnis: Waber.....

Für mich Ergebnis: Spannende spontane Momente im Konzert. Sind mir tausendmal lieber als (auch erlebte) klassische Abonnementkonzerte, wo NICHTS passiert ...

Zitat whoknows:
Das sind Dinge, die ich sehr gut durch die Arbeit mit dem Quartett gelernt habe: die Lieder, die rythmisch frei sind, die ich so "brauche" - mal schneller, dann wieder langsamer - da muss man sich SEHR genau ausmachen, wowaswann. Das kann man einfach nicht so machen wie nur mit Klavier, Bass, Sax. Bei Streichern, bei Klassikern rennt das einfach anders. Und dieser "Gap" zwischen den Jazzigen Musikern und den Klassikern war sehr stark spürbar. Das war einfach nicht genau gearbeitet - was auch erklärbar ist: mit einem Orchester hat man zwei, bestenfalls drei Proben. Und die sind jeweils zwei, soll sein drei Stunden - mehr ist nicht drin. Wenn aber nun Musiker aufeinander treffen, die aus zwei so verschiedenen Ecken kommen,  die so unterschiedliche "Fixpunkte" brauchen, dann ist das einfach zu wenig. Und zwar für beide Seiten. Aber: seine Musiker, sein Dirigent (der offenbar beide "Seiten" kennt) die hätten dieses Problem kennen, erkennen und durch die Arrangements minimieren können, oder? Fixpunkte einbauen, wo man sich wieder findet, klar erkennen müssen, wo es die Gefahr des "Schwimmens" gibt.

Es waren insgesamt sieben Konzerte. Dafür fand ich´s klasse, was die draus gemacht haben, in den Proben und auf der Bühne.

Zitat whoknows:
Und dann diese Arrangements. Einem Tim Fischer (bzw seinen Arrangeuren) traue ich das zu, von einem Wecker hätte ich mehr erwartet, ganz ehrlich.

Siehe Crux von vorhin: Hat ein Künstler Erwartungshaltungen zu erfüllen? Diese Tour war ein spannendes Experiment. Der "Vorwurf" mangelnder Probenzeit und Vorbereitung ist für mich - weiter gedacht - ein Vorwurf an die heutige Gesellschaft, kulturellen Experimenten zu wenig (auch finanziellen) Spielraum einzuräumen.

Zitat whoknows:
Er erzähle von seinen "Flops", spielte also die berühmten Nummern bestenfalls an, und eher die Lieder, die es nicht zu was "gebracht" haben. Vor allem: die dazwischen. Das war irgendwie nicht konsequent durchgehalten. Er SAGTE zwar immer wieder, das Konzept sei, von seinen Flops im Leben zu erzählen - aber das kam nicht so richtig durch, fand ich.

Da könnte ich jetzt ins Detail gehen (Lied für Lied, Zwischentext für Zwischentext), aber das kann man auch privat. Das wäre hier wie ich finde auch "I-Düpflerei".

Zitat whoknows:
Er erzählte halt von früher. Er hatte den Mut, eine kleine Arie von Band spielen zu lassen, die er als Junge vor dem Stimmbruch gemeinsam mit seinem Vater, einem glücklosen Opernsänger gesungen hatte. Und man hörte(abgesehen davon, dass es extrem nachbearbeitet war) :

Ganz wenig nachbearbeitet. Und letztendlich von einer mp3-Kopie kopiert. So subjektiv ist Kunstempfinden ...

Zitat whoknows:
a.) der kleine Wecker hatte eine Sängerknabenstimme, b.) der Vater Wecker war mit Recht glücklos, denn seine Stimme war soo interessant nicht,

Es war eine Amateuraufnahme, er war ein Amateursänger, und er hat immerhin für zu Hause diese Sachen so beherrscht, dass er die Familie wunderbar inspiriert hat. DAS kam wohl sehr deutlich zum Ausdruck.

Zitat whoknows:
und c.) Wecker ist in sich selbst einen kleinen Tic ZU verliebt. (Irgendwas aus Traviata? Ich hab's vergessen)

Parigi, o cara, Duett aus "La Traviata".

Zitat whoknows:
Es schrammte sehr hart an der Grenze des Kitsch vorbei, oft darüber hinweg.

DAS Lied war nicht im Programm: Sa koane Geign da? (1986, CD "Wieder dahoam").

Zitat whoknows:
Es war auch berührend - aber nicht so stark, wie er das erdacht hatte (und wie es durchaus hätte sein können) dazu war es mit dem Riesen Orchester nachher zu wenig intim, dazu war es gerade den kleinen Strich zu eitel. Es war keineswegs Peinlich, das nicht. Aber es war auch nicht so grandios, wie es gelingen hätte können.

Mit dem "hätte können" sind uns schon so viele große Ereignisse entgangen; es war ein Versuch, und die Erwartungshaltung wurde in den genannten Punkten offenbar nicht erfüllt ...

Zitat whoknows:
Letztlich war das der ganze Abend. Getragen von der Liebe des Publikums zu einem wirklich grossen Könner und spannenden Künstler, der leider einen ganz kleinen Tic ZU eitel ist. Der ein Konzept zu einem Abend hat, wo man sich denkt:
soll das ein "fulminanter Abschied" sein? Er ist doch keine 60? Das ist ein bisschen früh. Und er sagt witzige und ironische Sätze wie: "Ich hab mein ganzes Leben lang gekämpft, um die Welt zu verändern (mega-applaus) und dann musste ich feststellen: die Welt HAT sich verändert, aber durch ganz andere Leute" Und auch wenn er dann dranhängt: "aber ich kämpfe weiter" klingt das für mich nur noch wie: das sage ich, weil die Leute das hören wollen, aber eigentlich ist das hier mein Karrierehöhepunkt und eben: Mein "fulminantes Abschiedskonzert" - und was sagt mir das dann: Entweder er ist so eitel, dass er das glaubt, oder so ängstlich, dass er das braucht, oder so hoffnungslos, dass er vor dem Ertrinken kämpft. Und dann bleibt mir als Publikum nur noch eben die Liebe zu der Vergangenheit, und ich applaudiere und lebe mit aus dieser Liebe heraus - er kann mir aber nicht mehr das geben, was er einst gab: die Kraft, um in die Zukunft zu kämpfen.

Im nächsten Konzert (und es wird noch viele geben!) kann´s schon wieder ganz anders wirken ...

Zitat whoknows:
Das publikum, kam mir vor, fühlte ebenso: bumvoll die Philharmonie, und am Schluss gingen manche schon vor den letzten Zugaben, weil:  'leiderleider, aber sonst müssen wir ewig an den Garderoben stehen", ganz am Schluss versuchen einige, eine "standing Ovation" zusammenzubekommen, aber die meisten standen nur noch, weil sie auf dem Weg hinaus aufgehalten wurden - es hat dem "Affen nicht genug Zucker gegeben" - er hat Rück-geblickt, und es war eigentlich zu früh, und er hat etwas von "der grosse alte mann noch mal auf der Bühne" gehabt, ohne der grosse alte Mann zu sein, und ohne dass das irgendwer von ihm erwartet hätte. Er war nicht, wie er es wohl geplant hatte: ein gereifter, ein anderer Wecker, ein "neuer Wecker", ein Familienvater - er war ein sich Verabschiedender vor der Zeit.

Da spielen sicher der Ort, das Symphonieorchester usw. mit - es gibt zur Zeit auch eine Tour nur mit dem afghanischen Percussionisten Hakim Ludin, oder die reinen Triokonzerte, da kommt alles "purer" rüber und sicher nicht so "abschiedig". Kunstempfinden ist subjektiv. Schön, dass das so ist!
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 09. Mai 2006, 00:31:46
Komme gerade von der Berlin-Premiere von Malediva.

Basti hat irgendwo geschrieben, dass sie "ganz gut" seien.
Er hat unrecht.
Die sind grossartig!
Die texte sind gut & witzig, die Musik stimmt perfekt dazu.
Sie sind beide ungemein sympathisch auf der Bühne, machen schwer einen auf verzickt und sind dabei absolut liebenswert.
Die Show ist hochprofessionell gearbeitet, präzise und stimmig. Es gibt nicht eine Sekunde Längen - das timing stimmt hundertprozentig.
Der Komponist, der sie auch auf dem Klavier begleitet, findet genau den richtigen Ton, die Dialoge zwischen den Songs sind hinreissend liebenswert und witzig.
Sie sind komisch, haben keine Angst vor Kitsch und sind doch immer nur knapp davor, kitschig zu werden: es berührt auch.
ich  bin wirklcih sehr angetan, kann ich nur allerwärmstens empfehlen!!!
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Alexander am 17. Mai 2006, 11:00:35
Heute hat Udo Lindenberg seinen 60. Geburtstag. Ich bin was sein diskographisches Gesamtwerk betrifft ziemlich sattelfest und gratuliere ihm für seine bisherige Lebensleistung. Er hat als talentierter Schlagzeuger u. a. bei Doldingers "Passport" begonnen und über englischsprachige Anfänge einen Weg gefunden, Rockmusik in deutscher Sprache auch für ein Massenpublikum aufzubereiten. Unvergeßlich die Tournee "Rock Revue" 1979, inszeniert von Peter Zadek. Neben seinen Rocksongs stehen aber immer wieder große Balladen, die in oft bewußt einfachen Worten die Gefühle und Stimmungen sensibel einfangen. Klassiker wie "Na und!?", "Meine erste Liebe", "Lady Whisky", "Kleiner Junge" oder "Sie brauchen keinen Führer" zählen für mich zu den besten Songs, die je in deutscher Sprache geschrieben wurden. Udo ist auch ein herrlicher Sprachspieler, unzählige köstliche Kalauer in seinen Liedern beweisen es. Dass er ewig pubertär bleibt stört mich nicht, das bin ich auch gern (jeder auf seine Art). Ich zolle der Lebensleistung Lindenbergs meinen Tribut. Zu seinen kulturhistorischen Leistungen zählt für mich unbedingt auch die Sensibilisierung des Publikums für bestes Liedgut mehrerer Epochen. Die Coverversionen der LPs "Rock Revue" (1978) und "Rock Revue II - Der Detektiv" (1979) geben ein Zeitbild der Jahre von 1955 bis 1979. Seine LP/CD "Hermine" von 1988 versucht auf musikalisch und interpretatorisch eindrucksvolle Weise, Lieder von 1929 bis 1988 zu verlebendigen. Nicht nur hier wird auch viel Mühe auf die Gestaltung des Booklets gelegt. Udo Lindenberg ist - mit vielen Höhen und Tiefen - bis jetzt "im Geschäft". Und ich wünsche mir, dass er, wie zur Zeit mit seiner grandiosen Show "Atlantic Affairs", die ich zweimal im Münchner Residenztheater gehört und gesehen habe, weiter für Überraschungen sorgt.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Andrea am 17. Mai 2006, 22:17:46
Ich finde Udo Lindenberg auch großartig.
Kosmashiva Hagen hat heute auch Geburtstag und Christoph Grissemann.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Zyankalifreund am 17. Mai 2006, 23:08:10
Ihr findet den Lindenberg gut ? Bin in seinem Lebenswerk sicher nicht so sattelfest wie Alexander, aber ich finde seinen Gesangsstil total emotionslos und kalt und undeutlich und unästhetisch und weiß der Geier...
Naja, polarisiert wohl scheinbar ziemlich, der Typ.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Franz08 am 17. Mai 2006, 23:16:42
Wer ist Herr Grissemann? (Ich kenn' nur einen Stermann.)
Außerdem ist für mich Rainhard Fendrich der Beste. Wirklich schöne Lieder in angenehmer Verpackung. Bei "I am from Austria" muss ich immer weinen.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Bastian am 18. Mai 2006, 00:05:56
...ich auch.
...und der Fendrich erst!

Bitte verzeihn's mir die Spitzn, wie uncharmant. Er hat ja im Moment viel zu tun, der Gute. Ich hoffe, dass er diese Sache packt.

Ich hab kürzlich eine feine Konzert- Doku über Udo Lindenberg gesehen. Es stimmt: er singt genau so wie der Lindenberg. Und er ist so hammerpoetisch, wie auch nur ein Lindenberg sein kann ("... ich fand sie sehr bedeutend... und sie mich auch"). Aber er ist eben auch der Lindenberg.

Das darf man nicht vergessen.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Andrea am 18. Mai 2006, 02:43:36
Stermann und Grissemann sind doch die beiden FM4-Jungs, die Radiocomedy machen. Wenn du Stermann kennst, kennst du auch Grissemann, Franz.
@basti:
;D
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Guntram am 18. Mai 2006, 07:32:33
Udo ist sicher jemand über den man streiten kann und natürlich Geschmackssache. Ich kenn eher ein paar ältere Sachen. Manches gefällt mir, manches nicht.

Allerdings gibts zwei Sachen die mir mein Udo Lindenberg Bild ins Negative gerückt haben. Vor ewigen Zeiten habe ich im Radio einen Live-Mitschnitt vom Sonderzug nach Pankow gehört. Das muß ein Versehen gewesen sein. Wenn der Moderat nicht gesagt hätte das das Udo Lindenberg war hätte ich behauptet die haben jemand von der Straße den Text vorlesen lassen, so schlecht war das. Seitdem Frage ich mich was ist Udo und was Technik.
Das andere war ebenfalls im Radio, da wurde er angerufen (ich gebe zu man wollte ihn verarschen) und hat zuerst recht ernsthaft gefragt ob er als Auftragsarbeit ein Portrait malen würde - schließlich malt er auch. Die Verarschung kam dann eigentlich erst als er (ernsthaft) den Preis genannt hat. Wenn ich mich richtig erinnere lag der im fünfstelligen Bereich. Das war alles so weit ok auch wenn Udo mehr als humorlos reagiert hat . Aber Udo Lindenberg war von Anfang an dermaßen arrogant, das ich gedacht habe, wenn ich Fan wäre, würde ich jetzt meine Platten von ihm wegwerfen.

Sicher ist es für "Stars" denen am laufenden Band Fans an den Socken hängen schwierig immer freundlich zu bleiben. Auch ihnen steht ein Privatleben zu. Aber wenn ich von der Aufmerksamkeit anderer lebe, muß ich denen gegenüber trotz allem höflich sein. ;)
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Alexander am 18. Mai 2006, 10:00:26
Für mich steht die Kunst im Vordergrund. Ein "Star" kann im menschlichen Umgang das größte A. sein, wenn seine Kunst mich überzeugt, reicht mir das.
Sicher ist es "angenehm", wenn Künstler auch noch freundlich sind zu ihren Fans statt abgehoben oder anderswie unzugänglich, arrogant oder überheblich, aber für mich ist es zweitrangig.
Wäre ich ein Möchtegerngroupie oder etwa verwandt, sähe ich die Sache sicher anders ...
Manchmal erfährt man von den "Kehrseiten" der Stars, so dass man sein "Bild" neu formen muss. Möglicherweise geht es jetzt manchen beim Rainhard Fendrich so. Bei dem z. B. halte ich mich an die ganz frühen Lieder. Die B-Seite seiner zweiten LP "Und alles ist ganz anders word´n", die er zusammen mit Peter Ludwig aufgenommen hat, bleibt für mich als Kunstwerk immer großartig, allein die Stimmung von "Sonnenuntergänge". Daran ändert auch sein ganzes Herzblattgetue und Kommerzdenken nichts. Es ist halt nur ewig schad um ihn.  Unter anderem der Gerhard Bronner hat ihn zu seinen Anfangszeiten zurecht als immenses Talent erkannt.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Franz08 am 18. Mai 2006, 10:02:40
Hallo Herr Bastian,

i bin ja net so und verzeih' einem so charmanten Herrn wie Ihnen fast alles. Ich bitt' Sie!
Ja, der liebe Fendrich hat derzeit viel zu regeln. Er sagt ja immer und originellerweise: Den Neid muss man sich verdienen.

@Andrea: Jetzt fällt's mir ein, ich kenn' den Sohn vom alten Grissemann doch - wobei viele nun nimmer wissen, wer der alte Grissemann war  ;)

Im Ernst: Ich bin keiner von den Schnöseln, die (Austro- oder deutschsprachigen) Pop oder Rock rundweg ablehnen. Der Fendrich ist mir halt schon immer als Schleimer erschienen (Entschuldigung, Vorurteil, ich weiß), da hätte es die G'schichteln der letzten drei Jahre gar nicht gebraucht.

Den Danzer wiederum fand ich immer schon gut, obwohl er auch - besonders "im Alter" - viele schwache Sachen gemacht hat. Aber: Die LP "Narrenhaus" (Ane so wia di, I bin a Kniera, Die Moritat vom Frauenmörder Wurm, Geh in Oasch, Der legendäre Wixer-Blues) zählt zum Besten, was je ein deutschsprachiger Liedermacher veröffentlicht hat.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Alexander am 18. Mai 2006, 10:07:06
Vom Danzer mag ich auch die frühen Sachen. "Valerie kam aus dem Regen", oder "Heute Nacht war ich James Dean". Und der Georg Danzer hat auch gute Lieder für den Ambros geschrieben.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Franz08 am 18. Mai 2006, 10:41:01
... und der Ambros hat für Österreich vielleicht eine ähnliche Bedeutung wie der Lindenberg für Deutschland (obwohl man sie musikalisch und von der Person her natürlich nicht vergleichen kann).

Beim Ambros gefallen mir auch die frühen Sachen besser. Irgendwie scheinen wir alle im Alter wunderlich zu werden. Oder, wie Ambros schon "als a Junger" gesungen hat: "Mir geht es wie dem Jesus, mir tut das Kreuz so weh..."
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Guntram am 18. Mai 2006, 13:40:28
Ambros ist Klasse, leider habe ich zu wenig von ihm. eines seiner besten Alben ist "Ambros live" (das mit dem Kronkorken draus) zum Glück hatte ich die Do-LP, denn auf der CD fehlen ein paar Lieder.

Weil wir gerade bei den Liedermachern sind: Stefan Sulke ist auch gut. Zu seinen besten gehören "Der Mann aus Rußland", "Die Moral" und "Ich bin ein altes Zimmer"
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 23. Mai 2006, 09:27:39
Wortfront hat jetzt eine Bandfotografin. Eine wirkliche Künstlerin, die - so bin ich überzeugt - einmal ziemlich bekannt sein wird.
Sie lebt in Leipzig und ist ein grossartiger Mensch, knapp 30 - und man kann sich Fotos von ihr angucken unter: http://www.flickr.com/photos/88113535@N00/sets/72057594082737880/show/

Wenn ihr jemanden kennt, der sich dafür interessiert, bitte weitersagen: zur Berühmtheit muss man was beitragen. ;)
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Andrea am 23. Mai 2006, 23:06:38

Ich würd sie gern auf meiner Homepage verlinken. Wie lautet denn ihre Startseite?
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 24. Mai 2006, 00:34:49
Ehrlich: keine Ahnung. Sie hat mir immer nur diesen Link geschickt, ich denke, das ist irgend eine Massenseite, wo man sich einklinken kann - und man sieht eine Slide-show, also Fotos, die sie gemacht hat, im Radel - mehr ist über sie nicht. Aber danke für den Gedanken!!!! :-*
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Franz08 am 24. Mai 2006, 15:26:19
Hallo Andrea,
Hallo whoknows,

ich würde mal auf folgende URL tippen:
http://www.antjekroeger.de/

Sind wirklich sehr schöne Arbeiten dabei!
Franz
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 24. Mai 2006, 19:47:54
Und die Texte sind auch nicht uninteressant.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Alexander am 04. Juni 2006, 21:39:18
Habe heute zwei völlig unterschiedliche Kultureindrücke hinter mir, die eigentlich nicht an einem Tag "absolviert" werden sollten, zumal jeder für sich ziemlich "heavy" ist:

"Wie im Himmel" ist ein schwedischer Film, der in vielen Städten seit über 30 Wochen in den Kinos läuft. Ein schlichter und ungemein beseelter Film über das Künstlersein an sich, über die Frage der Möglichkeit von Kunst für das eigene Leben (psychologisch), auch über Moral (geheuchelte und empfundene). Ein ganz wunderbarer Film, sicher einer der tiefgehendsten Filme der letzten Jahre, und eigentlich ein Pflichtfilm für jede/n Künstler/in. Man kann nachher sehr viel nachdenken über die Motivation zum Künstlertum. Ein Dirigent musste aus gesundheitlichen Gründen seine Karriere beenden und will sich in das Dorf seiner Kindheit zurückziehen. Dort hofft man, er wird mit dem Kirchenchor arbeiten. Was sich daraus ergibt, ist eine so einfache wie vielschichtige und sehr berührende Geschichte.
Hier gibt es Infos zum Film: http://www.wie-im-himmel-derfilm.de/  .

Und dann in "Afrika! Afrika!", der aktuellen Zirkusshow, die Andre Heller mitverantwortet hat. Eine fulminante Mischung aus Tänzen, Akrobatik und Musik. Kunstvoll sich "verknotende" Menschen, virtuose Tänze und Akrobatik, und alles wunderbar spirituell durchsetzt und im Rhythmus pulsierend. Ein sehr schönes Plädoyer für die Kultur eines von Europa nach wie vor unterschätzten Kontinents. Kommt demnächst nach Berlin. Man kann auch auf billigere Karten gehen (so wie ich). Man sieht in diesem Zelt von überall ganz gut. http://www.afrika-afrika.com/  .
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Andrea am 05. Juni 2006, 09:10:46
Die lange Inhaltsangabe auf der Website liest sich sehr spannend. Den möchte ich mir unbedingt anschauen.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 26. Juni 2006, 11:45:47
Ich habe im anderen Thread gestern ganz unscheinbar was gesagt - und heute bin ich wieder drübergestolpert und da hatte ich einen Gedanken, eine Frage...
ZitatAuch nicht so viel anders als Sebastian Krämer, lustige Songs, nicht gerade von des tiefen Gedankens Blässe angekränkelt, aber witzig und süss gereimt und so - aber eben: es ist Bodo Wartke und der hat ein paar Songs, die mir echt gut gefallen, und es gibt auch Sebastian Krämer und der hat auch ein paar Songs, die mir echt gut gefallen.

und zwar:
Es gibt eben Bodo Wartke, und es gibt Sebastian Krämer, dann gibt es noch Rainer Bielfeldt, und ...ich bin sicher, Ihr kennt noch x andere, die mit Klavier ihre eigenen Liedeln spielen, die alle sehr nett sind, manche mehr, manche weniger, alle nicht ganz bled und nicht hyper-tiefsinnig, alle gut gereimt und gut gespielt - es gibt, und damit komme ich zum Punkt, IRRE viele junge Männer, die Kreisler klonen oder auch nur "von ihm inspiriert" sind, also - klar, es gibt/gab ja auch Bronner und Wehle und Wiener, aber die haben zT auch zusammengearbeitet, waren eine art Gruppe oder ein Zeichen der Zeit oder wasauchimmer - im Moment sind das ja alle Einzelkämpfer. Auch Nase und Basti streben so einen Job an, wenn man das so sagen kann. Und wie die Beiden tun das sicher hunderte andere auch.
ist das ein neues Genre, dass da entsteht? (also, "neu" nur in Anführungsstrichen, halt intelligentere Alleinunterhaltung am Klavier, Cabaretchansons, von Männern an Klavieren dargebracht -wasweissich)

Ist das ein Haufen Spreu (obwohl wie gesagt alle hier genannten durchaus Qualität haben ohne Zweifel) - aus dem sich dann der eine oder andere (so wie Kreisler von WehleBronnerWiener) herauschält?

Und: macht das überhaupt SINN? Würde ich, überlege ich mir, wäre ich ein "mann am Klavier" - und aber nicht so wie Billy Joel oder Elton John eher im Popgenre zu Hause, sondern klar im literarischen Lied NUR mit Klavier - wäre ich also ein Mann am Klavier, würde ich dieses Ziel verfolgen, angesichts der Nicht-Einzigartigkeit?
Ich mein, klar gibt's immer Leute, die was ähnliches tun wie man selber, keine Frage. Aber Rosenstolz und Element of Crime und Kreisler&Stein und Blumfeld - das ist zwar irgendwie eine Schiene: deutsche Texte mit mehr oder weniger poplastiger Musik - aber doch sind da die Unterschiede in sich grösser, und jede Gruppe ist erkennbar. Bei Wartke und Bielfeldt und Krämer und dergl unterschiede ich - kennte ich die Lieder nicht - höchstens anhand der Stimmfärbung, nicht  wirklich anhand der Stile - jeder hat das eine oder andere Lied, das besonders witzig, klug, mich-berührend ist, dass für mich "ein richtig gutes Lied" ist - aber spielte ich all diese Lieder hintereinander, und hätte nur EINEN Interpreten, dann wüsste man nicht, dass das von unterschiedlichen Leuten geschrieben ist. Das wieder ist ein Element, das in der popmusik gang und gäbe ist: die Autoren sind unterschiedlich, aber man merkt es nicht, weil es NUR um die Interpreten geht.
Aber: im vorliegenden Fall geht es darum, dass die Autoren ZUGLEICH die Interpreten sind, und also mE den ANSPRUCH haben sollten, sich auch als Autoren zu unterscheiden. (Ganz davon abgesehen, dass sie sich auch als Interpreten nciht unterscheiden, sondern nur Stimmlich).

also....ich hab keine "richtige Frage" zu all dem gesagten. Es fällt mir nur auf, und ich mach mir so Gedanken dazu. Unter anderem auch deshalb, weil meine natürliche Solidarität mit genau dieser Art von Künstlern ist (aus naheliegenden Gründen) und ich mich frage: wovon leben die alle? Wie werden die sich am markt durchsetzen - da schlägt dann halt die jiddische Mame bei mir durch  ::)

Es gibt ja auch Tonnen an gleichem Kaliber nciht am Klavier, sondern an der gitarre, und dann noch die ganzen Standup-comedians, Kabarettisten - hunderte von allein auf der Bühne stehenden Männern, die alle mehr oder weniger das Gleiche machen - nicht grottenschlecht (nagut, manche schon ;)) aber eben auch nciht SO genial, dass es für Generationen halten kann - so wie Billy Joel oder Kreisler oder Schramm oder dergl.

Was mich daran auch wundert ist: Sehen die das alle nicht, dass sie ein kleiner Fisch in einem riesigen Meer sind? Bei Frauen (will mir scheinen) ist da oft mehr der Versuch, sich irgendwie stilistisch aus der Masse zu heben, etwas "anderes" zu machen - die machen dann zu zweit oder nur jiddische Lieder oder ausschliesslich Berliner Lieder oder so. Aber bei den meisten Männern sehe ich keinen Versuch, sich irgendwie über die Masse an anderen, die ähnliches machen, hinwegzuheben. Die machen "ihr ding" ihre texte, ihre Witze und aus - und glauben, das hebte sie genug. Fällt bei Männern leichter die abstrakte Wahrnehmung ihres Tuns aus? Oder sind Frauen von Natur aus unsicherer, und gucken deshalb mehr, was GANZ eigenes zu sein? Ist es das berühmte "Kind im Manne" - die frönen einfach ihrem Spieltrieb, wurscht, hauptsache man kann irgendwie davon leben?
Oder sehe nur ich das so, und es stimmt garnicht?

Naja, Fakt ist: es GIBT ganz ganz  viele Männer, die sich alleine auf eine Bühne stellen, und ohne andere Hilfsmittel selbstgetextetes zum Besten geben. Und dieses selbstgetextete ist selten "eine bestimmte Mundart", oder "nur politisch" oder "nur über essen" oder wasweissich - sondern immer "ganz lustig", nicht allzu böse, nicht allzu lieb, nicht allzu unkritisch aber auch nicht allzu kritisch, nicht allzu angriffig und nicht allzu kompliziert, nie ganz deppert und  handwerklich durchaus gut gemacht,  - aber letztlich ohne stringente Kontur im Gesamtwerk, sagen wir: konzeptlos, wenn man es genau betrachtet.
Woran liegt das?
Wohin führt das?
Ist das ein Trend, eine Phase?
Und warum kommt das, dass das gerade in den letzten Jahren so überhand nimmt?
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Alexander am 26. Juni 2006, 14:45:39
Ich hab´s selbst nur ganz ansatzweise versucht, habe aber nicht das Durchhaltevermögen und den ganz unbedingten dauernden Willen, auf die Bühne zu müssen.
Grundsätzlich glaube ich: Was drin ist, muss raus. Wenn einer Lieder hat, dann müssen die raus. Habe gerade am Wochenende in der Alten Feuerwache in Berlin Torsten Riemann live gehört, "42 Jahre - 42 Lieder". Ein immenses Talent, aus verschiedenen Gründen immer nur knapp am echten Durchbruch (vorbei).
Ich glaube auch, es ist die Zeit. Damals, Ende der 70er, Anfang der 80er, war die Zeit auch gut für diese Art Chansonkabarett, für die Liedermacher etc. - jetzt ist sie es wieder. Weil alle die, die NICHT oberflächlich sein wollen, die nicht nur partymäßig mitschwimmen, alle, die zuhören wollen, die weiter nach innen gehen wollen, die finden bei den (guten) Leuten Sprachrohre. Die haben sich das bewahrt, was Kunst ausmacht: Durch Kunst sich selbst (wieder/mehr/anders) entdecken.
So sehe ich das.
Wer es dann "schafft", ist die andere Frage. Das ist heute sicher schwerer als früher. Ich kenne einige, die sind absolut kompromißlos in ihrer Kunst (eben Riemann, auch Oliver Ziegler und andere). Sie würden sich nie an den Kommerz verkaufen, ihre Kunst ändern, weil es Produzenten sagen. Sensible Menschen, die lieber zugrunde gehen, als sich den Marktgesetzen zu unterwerfen. Sei es als Alibi für die anderen, dass es hin und wieder einer von denen "schafft": mich freut es dann immer ganz besonders.
Und zu den "Stand Up Comedians": Woody Allen hat so begonnen. Was aus dem wurde, ist nicht ganz unbekannt geblieben. Vielleicht ist diese Art des Sich-hinstellens und Vor-sich-hin-Philosophierens nur ein Sprungbrett für viele. Die werden dann eben Autoren oder Filmemacher - oder Finanzbeamte ...
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 26. Juni 2006, 15:17:56
Naja, von "karriere machen" mit sowas will ich ja gar nicht anfangen - aber ist es nicht der Traum von jedem, mit dieser Arbeit zumindest halbwegs leben zu können, und nicht als "Hobbykünstler" seinem Drang nachzugeben? Und WENN das der Grundgedanke ist - dass man eben davon leben können will, dann muss man sich doch was überlegen dazu. Garnicht mal so sehr: Marktkonform zu werden, und also Abstriche zu machen - sondern im Gegenteil NOCH einzigartiger zu werden, und sich ABZUHEBEN vom Rest der Meute.  Und das vermisse ich eben bei den Meisten. Da scheint es  - und das ist der Punkt, der mich erstaunt - schon zu reichen, halt auch einer zu sein, der Liedln schreibt und singt, oder der steht und was sagt, was mehr oder weniger kritisch oder witzig ist. und das verwundert mich, dass man da nicht noch mehr an sich arbeiten will, noch mehr seine Einzigartigkeit herauszuheben versucht, oder eben was "Neues" zu schaffen, und zwar im Ganzen, und nicht "nur" ein Lied und noch ein Lied. - Da vermisse ich einfach das Konzept dahinter oder die Selbstkritik oder die eigene Aussensicht oder...äh...ich weiss nicht. Einfach den Gedanken: "ich kann und will das und das tun - was kann ich tun, dass das anderen auch auffällt und gefällt - was kann ich tun, um BESSER zu werden, rundherum."
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Andrea am 26. Juni 2006, 20:40:13
Zitat:
es GIBT ganz ganz  viele Männer, die sich alleine auf eine Bühne stellen, und ohne andere Hilfsmittel selbstgetextetes zum Besten geben.
Und dieses selbstgetextete ist selten "eine bestimmte Mundart", oder "nur politisch" oder "nur über essen" oder wasweissich - sondern immer "ganz lustig",
nicht allzu böse, nicht allzu lieb, nicht allzu unkritisch aber auch nicht allzu kritisch, nicht allzu angriffig und nicht allzu kompliziert, nie ganz
deppert und  handwerklich durchaus gut gemacht,  - aber letztlich ohne stringente Kontur im Gesamtwerk, sagen wir: konzeptlos, wenn man es genau betrachtet.
Hör und schau doch mal unter
www.liedermaching.de.
Da sind schon ganz schön "böse" Liedln dabei. Die singen haltoft ganz direkt, was sie meinen, und das kann man nur in Sondersendungen im Radio spielen. Aber die Liedermacher haben auch alle ihre Fans. Der eine kann davon leben, viele nicht, aber sie gehen schon irgendwie kompromisslos ihren weg - die meisten ohne Major-Label und ohne die frage im Kopf, ob sie damit den Mainstream erreichen. Den WOLLEN die gar nicht erreichen, denke ich.
Vieles von den Kollegen gefällt mir gut, manche lieder mag ich gar nicht, manchmal isses mir zu rauh oder zu grob, und an manchen Stellen stimmt's für mich. Jedenfalls singen die alle direkter als der Mainstream.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Andrea am 26. Juni 2006, 20:50:03

Und wo wir gerade dabei sind: Die Hörbücher von Fabian Lau gefallen mir sehr gut.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 26. Juni 2006, 20:56:12
Noch einmal: da geht's überhaupt nicht um den Mainstream.
Es geht auch nicht darum, dass es alles luschig ist - ich bin sicher, da ist ganz viel dabei, was durchaus nett ist. Aber es ist jetzt nicht so, dass ich was höre, und sofort weiss: das kann nur der so-und-so sein - es sei denn, ich erkenne es an der Stimme. Aber weder an Text noch an Musik erkenne ich irgendwas, was mir sagt, dass der Autor in irgendeiner Weise anstrebt, sich ANDERS als die vielen vielen Andern zu präsentieren, und also aus der Masse ausbrechen will.  Nicht in der literarischen Form, nicht in der Musikalischen Sprachwahlund leider eben auch nicht am Inhalt - bestenfalls noch an der Wahl des Instruments, nebbich.
Und das wundert mich. Und meine Frage ist: Sind die tatsächlich alle so borniert, dass sie glauben, allein, weil SIE es sind, die das geschrieben haben, hebt es sich schon genug ab? oder WOLLEN die in einer Masse versinken?
Weil, wenn es wurscht ist, dass es schon hunderttausende gibt, die was ganz ähnliches machen,  dann machen sie doch  letztlich genau dasselbe, wie all die Mainstream-Pop-Hersteller. Sie sind halt "Lieder-hersteller". Ist dass das Ziel?
Ich wunder mich einfach.  Denn für mich hat kreativ und künstlerisch arbeiten - egal ob jetzt als maler oder als Autor oder als Liedermacher - doch eigentlich zum Ziel, ein wirklcih eigenständiges Werk zu schaffen, ein unverwechselbares Oevre - herauszustechen. Nein?
Und: es geht nicht darum, dass es gelingt - was mich so erstaunt, ist, dass ich den VERSUCH dazu nicht merke. Liegt das an mir? Oder glauben all diese Alleinkünstler wirklich, sie seien von vornherein so anders? ich habe einfach den Eindruck, das Ringen um die Form ist auf das einzelne Lied beschränkt - und die gesamte Präsentation wird dabei vergessen. Bestenfalls hat einer halt immer denselben Hut auf oder so.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Andrea am 26. Juni 2006, 21:11:29
Schwierige Frage. Mir kommt dabei die Überlegung, ob wir Frauen da WIRKLICH so anders sind.
Ich höre ja gern: Claudia K., Kreisler & Stein, Julia Neigel, Anne Haigis, Renate Otta, Pe Werner... Und sie alle haben - für mich - gemeinsam, dass sie gute Lieder schreiben und dass Frauen mehr auf Outfit und Bühnenshow achten, egal ob da gerade ein Konzept dahinter steht oder nicht. Nur: Wir Frauen stechen allein schon durch einzigartige Stimmen oder durch verschiedene Gesangstechniken hervor, und Frau bemüht sich um eine vielleicht einzigartige Band oder Klavierbegleitung. Auch die Mädels Johanna zeul und Janina, die allein mit ihrer Gitarre auf der Bühne stehen, haben eine einzigartige Form der Gesangstechnik. Typen haben's da schwerer. Sie müssen durch Text und Begleitung auffallen, sie unterscheiden sich von Stimme und Klangfarbe zwar schon voneinander, aber nicht so wie wir Frauen. Wir haben es leichter, einzigartig zu wirken. Oder ist das Quatsch, was ich da jetzt sage?
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 26. Juni 2006, 23:14:31
Naja, im normalen Leben vielleicht -aber auf ner Bühne ist für Männer ja prinzipiell auch alles erlaubt - Tim Fischer sticht heraus, indem er sich schminkt und Perücke trägt, zum Beispiel. Bei den Frauen sind es aber dafür seltener Autorinnen - viele, jedenfalls meiner Kenntnis nach, singen eher von anderen Leuten Stücke, oder? (TF ja auch)

Vielleicht bin ich da auch unterinformiert  - aber ich hab  eben den Eindruck, dass es plötzlich so viel mehr Männer sind als Frauen. Und gerade deshalb denke ich, müsste sich da doch was tun - da reicht es einfach nicht mehr,  "Autor mit eigenem Vortrag" zu sein.
Und eben: das Drumherum ist eines - aber auch in literarischer Hinsicht und in musikalischer Hinsicht sticht von denen, die ICH kenne (und das sind ja auch nicht alle, eh klar) keiner durch BESONDERE Art zu texten oder zu komponieren heraus. Sie sind einfach alle mehr oder weniger gut, punkt.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Andrea am 26. Juni 2006, 23:55:31
Zitat:
Bei den Frauen sind es aber dafür seltener Autorinnen - viele, jedenfalls meiner Kenntnis nach, singen eher von anderen
Leuten Stücke, oder?
Bei den von mir aufgezählten Frauen z.B. ist Anne Haigis die einzige, die von anderen Leuten Stücke singt.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Franz08 am 27. Juni 2006, 10:27:29
Ich kann da eine Parallele zur Wirtschaft ziehen: Das, was whoknows anspricht, das Finden einer "Einzigartigkeit" und die Vorteile der "Differenzierung", werden als Business-Strategien schon lange gepredigt. Zum Beispiel ist es gerade im Bereich der Beratung wichtig, eine "Einzigartigkeit" zu finden, um im Meer der Ähnlichen unterscheid- und damit sichtbar zu bleiben.

Auf der anderen Seite ist es auch im Wirtschaftsleben so, dass man die Dinge, die man macht, sowohl gern als auch gut machen sollte (es soll also "aus einem unbedingt heraus müssen"), ansonsten ist es keine Kernkompetenz, sondern nichts weiter als ein inhaltsleerer "USP" (Alleinstellungsmerkmal). Authentisch sein hat auch in der Wirtschaft noch niemandem geschadet. Das Einzigartige kann natürlich auch in der Kombination von Bekanntem liegen, aus der wiederum etwas Neues entsteht; so wie wortfront beispielsweise eine nicht alltägliche Instrumenten-Besetzung hat.

In der Wirtschaft heißt es dann natürlich auch, sich als Unternehmen "am Markt" orientieren zu müssen (irgendwer muss irgdendwann irgendetwas zurück-geben), das heißt seine "Stakeholder" (die "Anspruchsgruppen" von den externen Kunden und Lieferanten bis zu den internen Mitarbeitern und Anteilseignern) zu kennen und zu "managen".

Ich denke, das tun auch die Künstlerinnen und Künstler schon immer. Die meisten jedenfalls spielen, singen, schreiben, zeichnen... für ein Publikum. Manche wollen darüber hinaus in ihrer unmittelbaren Umgebung etwas bewirken. Einige die Welt grundsätzlich verändern. All diese Künstlerinnen und Künstler überlegen sich sehr wohl eine Strategie über ihre Kunst hinaus. Ich denke das ist es, was whoknows angesprochen hat. Ob man diese "Strategie über die Kunst hinaus" von einer Künstlerin oder einem Künstler auch einfordern kann oder sollte, ist eine andere Frage...

Meine Antwort lautet: Ja - wenn die Kunst gesellschaftlich relevant bleiben will.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Dagmar am 29. Juni 2006, 01:30:01
Tja, nur wenn die "Einzigartigkeit" darin liegt, wie Tausend andere auf einer Bühne vor einem Klavier einzigartig alleine zu sitzen und seine eigenen einzigartigen Texte zu singen, dann bleibt es eben bei "einer unter vielen". Jeder, der selber schreibt und selber komponiert, glaubt an seine "Einzigartigkeit". Und das stimmt ja auch irgendwie. Es sind ja auch einzig - artige künstlerische Ausdrucksformen. Es ist nur so: Wenn hunderte genau denselben Ansatz haben: Eigenes und sicher durchaus Einzigartiges von sich zu geben in quasi ähnlicher Pose, dann verliert es das bisschen Einzigartigkeit, das durchaus da ist und verschwimmt zu einer großen Masse an Leuten, die alleine vor einem Klavier sitzen und was von sich geben. Das mag vielleicht ungerecht sein vom Rezipienten, aber es wird wahrscheinlich so ausgehen.

ZitatIn der Wirtschaft heißt es dann natürlich auch, sich als Unternehmen "am Markt" orientieren zu müssen......Ich denke, das tun auch die Künstlerinnen und Künstler schon immer

DAS glaube ich nullkommanull. Ich glaube, da irrst Du sehr! Viele Künstler - und das sind tatsächlich überwiegend Männer - orientieren sich nullkommanull am Markt, sondern ausschliesslich an ihrer Idee von Einzigartigkeit, und sei es dann das 27. Generika. Das allerdings ist dem Agieren in der Wirtschaft vollständig vergleichbar. Sich am Markt zu orientieren hiesse, zu recherchieren, was der Rezipient NEUES haben will und was man gleichzeitig authentisch vertreten könnte. Ich glaube, dass viele Künstler da eine Menge von der Wirtschaft lernen könnten. In der Wirtschaft gilt seit vielen Jahren eine Erkenntnis als erwiesen: Im Team bist Du stärker und als Gesamtprodukt einzigartiger und damit erfolgreicher.

Ich glaube, Männer begreifen das einfach schwerer oder gar nicht, weil ihre Sozialisation von klein auf mehr an "einzig - artigen" Werten wie "an der Spitze eine peer group stehen", "Anführer einer Gang sein", eben mehr am Modell "einsamer Wolf" orientiert ist. Das zeigen ja auch tausend Studien, die diesbezüglich gemacht wurden.

Von der "Einzigartigkeit" hast Du wenig, wenn neben Dir noch tausend ebensolche Einzelkämpfer stehen, die ebenfalls glauben, sie seien einzigartig, gleichzeitig aber der Rezipient müde gähnt im Angesicht sovieler Einzelner, die im Kern dasselbe bieten.

Da haben Kunst und Wirtschaft recht viel gemein, das stimmt: Du brauchst unbedingt eine Strategie. Und die muss eng am Markt orientiert sein. Du musst authentisch agieren können und gleichzeitig die subtilen Erwartungen der Rezipienten bedienen können. Du musst die Wirkfaktoren gut kennen (z.B. Team schlägt IMMER Einzelleistung) und Du musst erfahren sein darin, wo Du Dir das organisierst, was Du nicht kannst und was Partner besser können. Dazu gehört die realistische Einschätzung, dass Du nicht ALLES können kannst, und es evtl auch noch andere gibt, die was besser können: Verkaufe, Marketing, Organisation, usw.

Und genau das können (leider) viele Männer in der Wirtschaft besser als ihre Kollegen in der Kunst  :(
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Bastian am 29. Juni 2006, 02:34:58
Sorry, Whoknows, Dagmar, es wird deutlich:
Ihr seid die einzigen Frauen, die ich kenne, die einen solchen

vorurteilsbehafteten,

pseudo- feministischen,

weil nur "maskulophoben",

unemanzipierten,

mehr-als-gestrigen,

unreflektierten,

unerfahrenen,

aber erneut selbstherrlichen Nonsens schreiben. Ich lese daraus folgendes:

"Allzu" viele Männer
- komponieren ihre Lieder selbst,
- schreiben ihre Texte selbst,
- spielen selbst ein Instrument,
- interpretieren ihre eigenen Texte,
- treten auch noch alleine auf!...

...und sind deswegen "einer von vielen". Ist ja vollkommen logisch. Was sollen die schon vom Leben erwarten, wo es doch auch andere Männer gibt, die das tun?

Wie gut dass es da auf der anderen Seite Frauen gibt, die:

-sich total anders schminken als die anderen Frauen, (Tim Fischer ist ja gerade deswegen ein besonderer Mann),
- die Stücke anderer Komponisten singen, bzw
- "ihre eigenen" Stücke durch andere schreiben lassen,
- einen anderen Tüll verwenden
- die kein Instrument spielen können,
- sich ergo begleiten lassen müssen (so wird man übrigens schnell teamfähig),
- und nichts wirklich komponieren können,
- weil sie kein Instrument spielen.

Wie einzigartig!

"Chansonetten" sind rar derzeit...

Wenn diese Frauen auch noch aufs Singen verzichteten, wären sie sowas von einzigartig, dass sie fast nicht mehr aufzutreten bräuchten.

Hier nur mal als Pars pro Toto:
ZitatTja, nur wenn die "Einzigartigkeit" darin liegt, wie Tausend andere auf einer Bühne vor einem Klavier einzigartig alleine zu sitzen und seine eigenen einzigartigen Texte zu singen, dann bleibt es eben bei "einer unter vielen".
Das einzige was dich von "ihm" unterscheidet, ist die Tatsache, dass du wartend neben dem Klavier stehst, statt am Klavier zu sitzen und selbst zu spielen... ...Naja, und dass du die Lieder eines altbekannten Anderen singst, statt der eigenen Lieder... Wie so viele... Macht dich das aus deiner Sicht wirklich "einzigartiger"?

...

Soweit das, was ich euren Beiträgen entnehmen konnte...
Wisst ihr?: ich weiß nicht, welches Männerproblem eueren Gedanken zugrunde liegt, dass ihr verbissen einen Frau- Mann Unterschied sucht. Aber ich bin mir sicher, dass keiner, der von euch oben postulierten Männer, mit seiner Situation ein Problem hat (übrigens auch keine andere Frau, die ich kenne). Wieso habt dann ihr ein Problem damit? Habt ihr euch das schon mal selbst gefragt?


Mir war euer Problem bis dato wirklich völlig unbekannt, ich kann es auch nicht nachvollziehen- ich will es auch nicht, weil es mir recht ungesund erscheint.

Hier trotzdem ein  paar kleine Tips in den Äther hinaus:

Schreibt doch mal selbst!
(oder für eine andere)
Komponiert doch mal selbst!
(oder für eine andere)
Klimpert oder zupft doch mal selbst!
(oder für einen anderen)
Begleitet mal - ganz teamfähig - z.B. eine Kollegin!
(oder euch selbst)

Wieso eigentlich nicht? Es spricht nichts dagegen.

Lasst doch mal den Herrn Brecht, den Herrn Kreisler, den Herrn Wecker, den Herrn Hollaender links liegen, und singt , ganz feminin und einzigartig:



Eure eigenen Lieder!




Oder ein Angebot: Schreibt und komponiert mir doch mal ein Lied! Vice versa. Gerne mit Musik und Text. Ich werde es ganz devot, einzigartig und "unmännlich" vortragen, vorausgesetzt es gefällt mir.

Übrigens: Wie steht es um die Logik, nach der eine Frau, die sich von einem Mann begleiten lässt, teamfähig sei. Ein Mann, der eine Frau- oder einen Mann- begleitet aber nicht?

Noch übrigenser: Ich habe in einigen Bands gespielt, in denen- wie gewohnt- eine gute handvoll teamfähiger Männer zugegen waren; fähige, multitaskingfähige Frauen gleichermaßen. Also, da hab ich nie einen Unterschied bemerkt.



Aber:
Vielleicht hat das Ganze aber auch rein gar nichts mit Männern oder Frauen zu tun, sondern mit euch?
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Bastian am 29. Juni 2006, 03:17:24
Verzeiht, wenn es ein wenig viel ist für den Moment, aber:

Ich werde mich noch ein wenig rarer machen, als eh schon. Nicht wegen Urlaub, sondern:
Weil ich recht viel zu tun habe, einiges deichseln muss, unter anderem vier parallele Begleitprogramme plus Eigenes uVm. Und weil im Kreislerbefindlichkeitenweblog- ehrlich gesagt auch nicht wirklich etwas geschieht. Es brummt nicht, so wie es früher zu brummen pflegte- es dümpelt vielmehr. Und Allzuoftgehörtes dominiert leider jeden neuen Gedanken. Obwohl z.B. Franz und Michael für mich persönlich Highlights sind, deren Beiträge ich gerne lese... ...auf die ich Schlumpf aber wiederum nur allzuwenig reagiert habe- mangels Zeit für die angemessenen Postings. Ja, so bled schaut's aus.

Also: Nehmt es mir bitte nicht übel, dass ich es so sage, aber ich mach mal Pause.
Liebe Grüße in die Runde!
der dicke, grüne Vogel
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 29. Juni 2006, 11:42:49
Also - Basti - ich hab da irgendwie das Gefühl, dass Du zumindest in meine Ausführungen etwas hineingelesen hast, was garnicht da stand. Vielleicht piekst Dich das an - ich weiss es nicht. (in der letzten zeit scheinst Du recht schnell von irgendwas angepiekst, was de facto garnicht da stand, fällt mir auf - was ist los mit Dir? )

Ich habe das niemals als Frau/Mann Sache gesehen - habe sogar expressis verbis gesagt, dass die meisten Frauen auch nicht selber texten. Und dass TF auch nciht seine eigenen Texte singt. Und dass es eben nicht nur um Unterscheidbarkeit im Auftritt geht - dass aber Unterscheidbarkeit im Auftritt zumindest hilft.
Ich habe ebenso expressis verbis klar gemacht, dass gerade Kreisler zB SEHR wohl unterscheidbar ist - denn er hat einen eigenen STIL und eine eigene Art zu komponieren gehabt. Und dass es GENAU das ist, was ich bei den jetzt auftretenden Wartkes, Bielfeldts und Krämers vermisse:
Dass sie nämlich in literarischem Stil, in Inhalt und sogar in Komposition total verwechselbar sind.

Dass sie alle gut und fein und schön sind - aber wenn der Bielfedt was von Wartke singt, würde man nicht merken, dass es nicht sein eigenes ist. Wenn irgendwer Kreisler singt, ist das Lied als Kreisler kenntlich (so man seine Arbeitsweise ein bissel kennt)

Bitte nochmals zu lesen:
ZitatBei Wartke und Bielfeldt und Krämer und dergl unterschiede ich - kennte ich die Lieder nicht - höchstens anhand der Stimmfärbung, nicht  wirklich anhand der Stile - jeder hat das eine oder andere Lied, das besonders witzig, klug, mich-berührend ist, dass für mich "ein richtig gutes Lied" ist - aber spielte ich all diese Lieder hintereinander, und hätte nur EINEN Interpreten, dann wüsste man nicht, dass das von unterschiedlichen Leuten geschrieben ist. Das wieder ist ein Element, das in der popmusik gang und gäbe ist: die Autoren sind unterschiedlich, aber man merkt es nicht, weil es NUR um die Interpreten geht.
Aber: im vorliegenden Fall geht es darum, dass die Autoren ZUGLEICH die Interpreten sind, und also mE den ANSPRUCH haben sollten, sich auch als Autoren zu unterscheiden. (Ganz davon abgesehen, dass sie sich auch als Interpreten nciht unterscheiden, sondern nur Stimmlich).

Da steht nix davon, dass sie nicht auftreten sollten, oder dass sie zu zweit sein sollten - sondern nur, dass es irgendwie kurzsichtig ist, sich nicht abheben zu wollen, dass es mir ein bissel überheblich scheint, zu glauben nur weil man Autor mit eigenem Vortrag ist, sei das an sich schon aussergewöhnlich genug.
Steht übrigens auch kein Wort  davon, dass es mehr Frauen sein sollten. Ich habe einfach konstatiert, dass jetzt seit Neuestem wieder mehr Männer Autor mit eigenem Vortrag sind. Punkt. Dass sich das offenbar wieder verstärkt.  Und dass diese Masse aber - im Gegensatz zu der ersten Welle zur Zeit von KreislerBronnerWehleusf  - sich in keiner Weise darum bemüht, nicht mit den anderen austauschbar zu sein.
Denn ein Weckertext ist kenntlich als Wecker, ein Kreislertext ist kenntlich als Kreisler. Sorry, Basti, aber die ganzen BielfeldtWartkeKrämers und  auch Kopps - so nett und unterhaltsam und witzig  sie sein mögen - sie sind weder im literarischen Stil noch im Inhalt noch musikalisch in  irgendeiner Weise voneinander unterscheidbar.
Und das ist mein Punkt.

Ich weiss echt nicht, wie Du auf Frauen/Männer Problematik kommst - das hat damit doch bitte NULL zu tun.
ich weiss nicht, was für ein Nagel Dich gerade tritt - aber versuch doch bitte, zu erfassen, was da steht, anstatt alles auf etwas zu beziehen, was DU gerade lesen willst.
Ausserdem: überlege Dir doch vielleicht, ob Du überhaupt auf den Inhalt eingehst, bevor Du hier so unflätig herumschiesst. Der Ton Deines Postings ist nicht gerade dazu angetan, dass man sich mit Deinem Wehwehchen (dass Du offenbar hast) befassen möchte.

Und dann, Dagmar: dir kann ich leider auch nciht Recht geben.
ich glaube nicht, dass man nur im Team stärker ist, so ganz prinzipiell. Es beginnt schon damit, dass Demokratie in der Kunst meistens verheerende Resultate erzielt. Man kann gerade mal was zu zweit auf die Reihe kriegen - und auch da ist es ein langwieriger Prozess. (Frag mich mal ;)) Gerade in der Kunst braucht es einen Boss, einen, der das letzte Wort hat.
Natürlich kann man - rein Bühnentechnisch gesehen - die austauschbarsten Liedeln singen, und man hat trotzdem mehr Chancen, aufzufallen, weil man die Verwechselbarkeit durch Auftritt und Outfit und vielleicht diverse running Gags auffangen kann.
Aber erstens war das nicht mein Punkt. Wenn Bodo Wartke immer mit roter Wuschelperücke auftritt, macht ihn das äusserlich leichter wiedererkennbar - aber seine Lieder bleiben trotzdem gleich. Wenn Wecker mit roter Wuschelperücke auftritt und falsetto singt, erkennt man die LIEDER als Wecker.
Und zweitens hat man als Bühnenmensch auch ein Team hinter sich (oder kann eines haben) wenn man alleine auftritt: Bühnenbildner, Regisseure, Autoren etc

Es ist ein bisschen kurzsichtig, Dagmar, wenn man glaubt, nur weil man jetzt zu zweit ist, ist man schon besser - mal ganz abgesehen davon, dass auch das nicht mein Punkt war.

Natürlich kann man sich heute leichter auf dem Markt positionieren, wenn man in einer Konstellation auftritt, die aussergewöhnlich ist. Gerade Basti und Du - Ihr hättet von Eurer Optik her das absolute Zeug zum neuen Pat und Patachon - Ihr könntet Euch ein Bühnenprogramm basteln, das in der Sekunde "funktioniert", wenn Ihr miteinander spielen würdet. Das tut ihr nicht. Basti begleitet Dich hin und wieder, und vielleicht habt Ihr auch ein Duett, das weiss ich nicht, und vielleicht singt Basti auch was eigenes.
DAS ist dann vielleicht "zwei Künstler, die halt zwei sind" - aber das ist noch keine Form wo man sagt: da ist ein Konzept dahinter - und wie gesagt: es ist leichter, zu zweit ein Konzept zu haben als alleine. Denn alleine muss das Konzept, damit es wirklcih trägt, in literarischem, musikalischen und inhaltlichem STIL liegen - nicht nur in einer roten Wuschelperücke. (oder einer blonden Langhaarperücke) Das ist billig.

Aber, zum ichweissnichtwievielten Male: DAS WAR NICHT MEIN PUNKT. Mir ging es darum, dass es immer mehr Künstler gibt, die zu meinen scheinen, NUR, weil sie eigene Texte singen und spielen können, und NUR weil diese Texte nicht ganz so schlecht sind, sind sie schon was ganz besonderes. und dass sich dieses Phänomen (eben von Künstlern, die das meinen), im Moment zu häufen scheint - und warum das niemandem auffällt.

Ich habe auch ausdrücklich NICHT Interpreten und Autoren verglichen. Ich habe ausdrücklich NICHT Frauen und Männer verglichen.
Und ich begreife ehrlich gesagt nicht, warum Du da irgendwelche feministischen Gedanken dahinter erkennen willst. Meiner Meinung nach lässt Dein Posting mehr auf DEINE Probleme schliessen, Basti, als dass sich da irgendeine Aussage verbirgt.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 29. Juni 2006, 12:12:11
Ach, und nochwas: Dagmar hat da einen Punkt hineingebracht, der letztlich nichts mit der von mir aufgeworfenen Frage zu tun hat, der aber natürlich auch dazu beiträgt, dass es einfach mehr Männer SIND als Frauen, die als Autor mit eigenem Vortrag rauswollen. Und das ist, dass das Gesellschaftliche Klima selbstverständlich bedingt, dass sich weniger Frauen das zutrauen, das auch  bedingt, dass von vornherein weniger Frauen das anstreben.
Ich glaube nicht, dass das mit weiblicher oder männlicher "Neigung" (oder gar Fähigkeit)  zum Einzelkämperftum zu tun hat, sondern eher mit den gesellschaftlichen Prozessen, die vor dem Erwachsenwerden ablaufen.
Frauen werden nach wie vor eher so erzogen, dass sie sich als "im Team fähiger" empfinden - ganz unabhängig davon, ob das stimmt oder nicht, und Männer kriegen den "Lonesome Cowboy" ganz en passant als erstebenswertes Ziel in die Wiege gelegt. Diese gesellschaftlichen Prozesse tragen dazu bei, dass es weniger Universitätsprofessorinnen gibt, (in Deutschland) und weniger Chefinnen (urgh, da ist dieses Wort wieder), weniger Malerinnen und auch weniger Autorinnen mit eigenem Vortrag.
Hat aber nix mit Männern und Frauen per se zu tun, glaube ich, und weniger damit, dass es Frauen nicht wollen oder nicht können - sie kommen - eben wegen Erziehung&Umfeld - seltener auf den Gedanken.

Sie sind nicht nur weniger selbstsicher in der Formulierung so eines Ziels, sie sind auch weniger stur in der Erreichung, und sie müssten natürlich sogar noch mehr Sturheit dazu aufbringen als Männer - eben wegen des gesellschaftlichen Umfelds. Und zwar schon in der Werden-Phase - und sie formulieren wie gesagt für sich einfach derartige Ziele seltener.
Das ist aber wie gesagt, gesellschaftlich bedingt. hat also - noch einmal speziell für Dich Basti, damit Du hier nicht wieder was reininterpretieren kannst - hat also nichts mit "Männerphobien" oder überhaupt irgendwelchen tatsächlcihen oder herbeigeredeten MannFrau-Unterschieden zu tun.

Und hat vor allem nix - absolut nix - mit dem zu tun, was ich hier oben als Fragestellung aufwarf.

Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 29. Juni 2006, 13:39:49
Und jetzt muss ich sicherheitshalber noch etwas verdeutlichen:
ZitatBasti und Du - Ihr hättet von Eurer Optik her das absolute Zeug zum neuen Pat und Patachon - Ihr könntet Euch ein Bühnenprogramm basteln, das in der Sekunde "funktioniert", wenn Ihr miteinander spielen würdet. Das tut ihr nicht.
Ich will in keiner Weise auch nur andeuten, Ihr solltet so etwas tun.
Ich habe es als reines, wertfreies Beispiel genommen. Weil Ihr gerade - sozusagen - zur Hand wart.

Ich KÖNNTET Euch sowas überlegen, denn ich glaube, es könnte funktionieren. Aber das ist noch nicht mal eine Aufforderung - denn jeder muss für sich wissen, in welche Richtung er/sie gehen will, und man muss sich nicht verbiegen, nur weil es Erfolg versprechen könnte. Ich werde auch nicht nur noch "Mein Mann will mich verlassen" und den Opernboogie  singen, nur weil das vielleicht mehr Geld und schnellere Polpularität verspricht, denn: Ich will das nicht machen.  Das ändert aber nichts daran, dass es mehr Geld und schnellere Polpularität bringen würde.

Aber - und damit sind wir wieder beim Punkt: natürlich will ich mein (in diesem Fall: unser) Ding machen - aber ich überlege mir trotzdem, wie ich mich/wir uns inhaltlich, literarisch, musikalisch, stilistisch UND in der Präsentation von möglichen ähnlichen Acts abheben könnten.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Andrea am 01. Juli 2006, 21:51:39
Zitat:
Viele Künstler - und das sind tatsächlich überwiegend Männer - orientieren sich nullkommanull am Markt, sondern ausschliesslich an ihrer Idee von Einzigartigkeit.
Wieso sind das überwiegend Männer?
Und: Wenn man sich nicht zu allererst an seiner eigenen Kunst und an seinen Fähigkeiten,  sondern am Markt orientieren würde, würde man die Kunst damit töten, dass man kein künstlerisches Risiko mehr eingehen würde. Das nennt man dann Kommerz. Das hat dann mit Kunst nullkommanull zu tun.

Zitat:
Das allerdings ist dem Agieren in der Wirtschaft vollständig vergleichbar. Sich am Markt zu orientieren hiesse, zu recherchieren, was der Rezipient NEUES haben will und was man gleichzeitig authentisch vertreten könnte.
Das hieße dann aber auch, Kompromisse zu machen, die man vielleicht gar nicht machen möchte.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Andrea am 02. Juli 2006, 03:12:03
Zitat:
Schreibt doch mal selbst!
(oder für eine andere)
Komponiert doch mal selbst!
(oder für eine andere)
Sandra macht das doch schon längst mit Roger zusammen, und Dagmar hat doch auch schon Texte geschrieben.
Übrigens kann man auch ohne Instrument komponieren: Singen! Die Stimme gilt auch als Kompositionsinstrument. Wenn jemand im Rechtsstreit ein Tape dabei hat, auf dem er/sie ein Lied singt, gilt das. Da kann dann 100mal der Musiker kommen und sagen: Ich hab's komponiert. Die Akorde allein reichen ihm nicht als Beweismittel. Das nur so zur Info.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 02. Juli 2006, 10:23:18
ZitatWenn man sich nicht zu allererst an seiner eigenen Kunst und an seinen Fähigkeiten,  sondern am Markt orientieren würde, würde man die Kunst damit töten, dass man kein künstlerisches Risiko mehr eingehen würde. Das nennt man dann Kommerz. Das hat dann mit Kunst nullkommanull zu tun.


Das ist schon ein bissel gar Schwarz-weiss. Jeder Künstler - fast jeder - orientiert sich auch ein wenig am Markt, nur darf man nicht vergessen, dass jeder auch "seinen" Markt zuerst definiert. Aber kein Künstler, der seine Arbeit ernst nimmt,  kreiert komplett und völlig am Markt vorbei - vielleicht im Hinblick auf einen erwarteten zukünftigen Markt - aber ein Künstler arbeitet für ein Publikum. Und das ist ein Markt.

Henze, Ligeti, Neuwirth und wie die Neutöner von bis alle heissen mögen, komponieren höchst eigenwillig, (Henze geht sogar so weit, dass andere berühmte Neutöner seine Konzerte angewidert verlassen) aber sie haben ein Publikum, dass sie in irgendeiner Weise "bedienen" - auch durch Provokation. Trotzdem denken sie beim Produzieren auch an die Wirkung, die sie mit ihrer Arbeit erzielen möchten - warum täten sie es denn sonst, wenn sie keine Wirkung erzielen wollten - warum veröffentlichen sie sonst?

Es gibt ja Abstufungen. Klar, wenn man das ganz grosse Publikum erreichen möchte, wenn man möchte, dass sich Multis für seine Arbeit interessieren,  und mit seiner Kunst "reich und berühmt" werden möchte, dann produziert man bewusst in eine bestimmte Richtung - und wird vermutlich mehr Produzent als Künstler. Ein kreativer Prozess ist ja nicht notwendiger Weise sofort ein künstlerischer. Und ein Künstlerischer Prozess ist auch nicht notwendiger Weise ein kreativer im Ursprünglichen Sinn. Auch reproduzierende Künstler können Künstler sein. Das macht die ganze Definition ja so schwierig. ::)

Aber: Kunst - jede Kunst - ist in jedem Fall  von Kompromissen gezeichnet, denn Kunst hat Regeln. Die kann man sich zuerst selbst bauen, wenn man will - aber Regeln hat sie, die man befolgt, oder ganz bewusst bricht. Kennt man seine Regeln nicht, oder  bricht man (unbekannte) Regeln zufällig, dann leidet die Qualität. Das ist halt so.
In's Blaue produzieren, ohne jedes Gerüst - auch ein niedergerissenes Gerüst spürt man noch - das wird nix. Also denkt man an etwas anderes auch, und nicht nur "an das, was raus will", sondern eben auch die FORM in der es raus soll.  Und schon ist man dran am "sich am Markt orientieren" - alles eine Frage der Definition dessen, was "Markt" ist.

Übrigens ist Sandra nicht wirklich Autorin. Dramaturgisch geschult, literarisch, inszenatorisch - all das ja , eine gute Lektorin und eine gute - wie ich es nenne: Ball zurückwerferin. Aber das bisher geschriebene  ist bestenfalls "nett" - es entstehen zwar auch  Songs, die nicht von Roger geschrieben wurden, aber die haben bei Weitem nicht die Qualität seiner Texte .
Und Dagmar muss auch noch üben. ;) :-* Aber: darum geht's erstens gar nicht, und zweitens macht ja bekanntlich Übung den Meister....


ZitatWieso sind das überwiegend Männer?

Meiner persönlichen Meinung nach liegt das in erster Linie am gesellschaftlichen Umfeld, in dem es Autorinnen erstens immer etwas schwerer haben, und zweitens Frauen seltener auf den Gedanken kommen, einen Beruf zu ergreifen, in dem sie Einzelkämpfer sein müssen. Das kollektive Unbewusste hängt - so sehe ich das - noch im Patriarchat fest.
Es gibt auch die Meinung, dass Männer eben lieber mit irgendwas rumspielen, und das dann zu ihrem Beruf machen - während Frauen handfester denken oder - wie Dagmar anführte - lieber im Team arbeiten . Wasweissich. Aber es GIBT weniger Autorinnen, Malerinnen, Dirigentinnen - weniger künstlerische EinzelkämpferINNEN. Vielleicht ändert sich das noch. Bei der Literatur habe ich den Eindruck, dass AutorINNEN stark am Aufholen sind.
Vielleicht liegt es auch daran, dass Eltern ihre Töchter seltener als Kinder zum Klavierspielen drängen. Keine Ahnung.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Andrea am 02. Juli 2006, 11:50:20
Zitat:
Zitat.
Übrigens ist Sandra nicht wirklich Autorin. Dramaturgisch geschult, literarisch, inszenatorisch - all das ja , eine gute Lektorin und eine gute - wie ich
es nenne: Ball zurückwerferin. Aber das bisher geschriebene  ist bestenfalls "nett" - es entstehen zwar auch  Songs, die nicht von Roger geschrieben wurden,
aber die haben bei Weitem nicht die Qualität
Das stimmt so nicht, dass Sandras Texte bestenfalls nur "nett" sind. Ich hab doch schon einige gelesen und finde, sie sind hochwertig. Man kann die Messlatte auch wirklich zu hoch ansetzen.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 02. Juli 2006, 18:07:39
Wenn man das label "literarisches Chanson" dranhängen möchte, muss man das aber. Sonst ist es halt ein Song. Und ich denke, die bisher zitierten: Krämer, Bielfeldt, Wecker, Kreisler, etcpp - die alle wollen (und können zT) "literarische Chansons" schreiben. Das heisst - der Rainer Bielfeldt komponiert - der textet garnicht selber.
Für Songs - das ist okay.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Andrea am 02. Juli 2006, 18:46:04
Das Wortfront-Projekt besteht aus Songs. Und Songs sind nicht "weniger wert" als literarische Chansons, finde ich. Es sind nur zwei verschiedene Gembres, das literarische Chanson und der Song, aber beides sind Lieder. Wenn jemand Songs schreibt, heißt das doch nicht, dass er weniger kann als der, der literarische Chansons schreibt. Wenn man literarische Chansons aneinander reiht, möchte man ein Konzept haben, einen roten Faden, der bei der Aneinanderreihung von Songs nicht unbedingt notwendig ist. Womit wir wieder beim Thema Konzept wären.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 03. Juli 2006, 11:04:31
Nein, ich unterscheide da ein wenig anders als Du. Ein literarisches Chanson hat - wie der Name schon sagt - literarische Qualität, das heisst, es ist auch schön und qualitätsvoll nur zu lesen, auch ohne Musik. Das ist für mich der wesentliche Unterschied. So wie der Unterschied zwischen Julia-roman und  der Roman eines (Zum Beispiel) Nobelpreisträgers. (und ich persönlich wünsche mir dann auch musikalisch die komplexere Form)  Es wird der Julia- roman vermutlich mehr gelesen (und der song, gerade der Schlager, auch mehr gehört) - aber Qualität hat der Roman des "richtigen" Autors. Form, Konzept wenn Du so willst, müssen beide in irgendeiner Weise haben, und beide haben Regeln nach denen sie gebaut sein sollten. Aber die Kultur der Sprache (und vielleicht auch die Komplexität des Inhalts) unterscheiden sie. Ob man jetzt höher bewertet, dass sie "mehr Qualität" haben, oder höher bewertet, wieviele Leser sie haben, das sei dem jeweiligen Blickwinkel geschuldet.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Andrea am 03. Juli 2006, 12:41:25
Klar muss man beim Schreiben eines Liedes ein Konzept - Regeln - haben. Meine Anmerkung bezog sich lediglich auf die Aneinanderreihung von Songs oder chansons.
Jetzt bringst du den Schlager ein: Ein Schlager ist für mich kein Song. Ein Schlager ist für mich eine Schnulze, vergleichbar mit einem schlechten Bestseller. Ein Lied, wie Wortfront oder Götz Widman oder ich oder Julia Neigel oder Renate Otta oder sämtliche Liedermacher es schreiben, ist für mich qualitativ überhaupt nicht mit einem Schlager zu vergleichen. Derlei Songs stehen also in unserer Reihung nun in der Mitte zwischen dem literarischen Chanson und dem Schlager, wenn ich dich richtig verstanden habe.
Und alles drei sind Lieder. Mit diesem Wort würden wir alle auf einen Haufen schmeißen und gar nicht unterscheiden können.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Guntram am 03. Juli 2006, 14:06:39
Chanson, lit. Chanson, Songs, Schlager, Liedermacher, Volksmusik, volkstümliche Musik, Kinderlieder?????


Ich glaube ihr streitet um des Kaisers Bart und gleichzeitig macht ihr eine Schublade nach der anderen auf. Ich könnte jetzt das Totschlagargument "TYPISCH DEUTSCH" in die Schubalden werfen. Werft diesen Riesenschrank doch lieber auf den Sperrmüll oder sortiert alles in Kreislers Regale.  ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;)

Ist doch egal was es ist, Hauptsache es gefällt.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Andrea am 03. Juli 2006, 14:22:49
 "Typisch deutsch" geht bei uns nicht. Whoknows ist Amerikanerin und ich bin Österreicherin. :-*
Klar sind das Schubladen, die von der Musikindustrie geschaffen wurden.
Mit: "Hauptsache, es gefällt!" hast du gewiss recht, doch ich möchte z.B. Deutschrock oder Deutschpop nicht mit Schlagern oder Volksmusik in eine Schublade geschmissen wissen, und natürlich auch das literarische Chanson nicht.
Es gibt auch Schlager, die mir gefallen oder früher gefallen haben, aber die meisten Schlager sind mir zu gehaltlos.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 03. Juli 2006, 19:34:40
Schubladen sind immer ein Problem, weil solche Wertungen "Schlager, Song, Lied, Chanson" immer auch mit dem persönlichen Geschmack zu tun haben. Klar, es gibt auch sprachwissenschaftliche Abhandlungen, die mehr oder weniger genau definieren, was in welche Schublade zu passen hat - dennoch sind immer wieder die Grenzen fliessend. (An und pfirsich ein häufigeres Problem der Wissenschaft ;)) Ausserdem kommt es bei einem Lied (Musik mit Text) immer auch auf die Arrangements, die Interpretation an - man kann Schlager auch so produzieren, dass man nicht so schnell hört, dass der Text schnulzig ist, und man kann Popsongs so bringen, dass man zunächst garnicht merkt, wie literarisch der Text ist. (zB der "Liebesbrief" von Thomas D - durchaus literarisch von Qualität, trotzdem dem Pop zugeordnet. Solche Schubladen sind immer blöd - und gleichzeitig bei einem Gespräch über Genres, über Musik oder Text immer auch irgendwie vonnöten.
Meine persönliche Definition habe ich schon gesagt: Wenn ein Text auch ohne Musik schön klingt, etwas aussagt, und man ihn genausogern&gut auch lesen kann, dann fällt es für mich unter literarisch. Das mag nicht die wissenschaftlichste Definition sein - es ist einfach MEINE.

Ich habe ja auch Probleme mit Schubladen - niemand wird gern in eine gesteckt, jedem fällt es leicht, andere in eine zu stecken.
Life's a bitch and then you die.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Andrea am 03. Juli 2006, 19:48:28
Zitat:
Meine persönliche Definition habe ich schon gesagt: Wenn ein Text auch ohne Musik schön klingt, etwas aussagt, und man ihn genausogern&gut auch lesen kann, dann fällt es für mich unter literarisch.
Da simmer uns einig. Nur: Das kann dann entweder ein literarischer Song wie z.B. "Der Liebesbrief" oder "Kein Beweis" sein, oder ein literarisches Chanson wie "Das Kinderlied" sein. :-/ Bei der Unterscheidung geht's dann nicht mehr um den Gehalt des Textes, denn die sind alle sehr gehaltvoll, sondern lediglich um die musikalische Aufbereitung, die uns sagt: Das ist ein Chanson oder: Das ist ein Song.
Bua ist das schwierig auszudrücken. Host mi', Whoknows? ;-)
Ich mag solche Diskussionen. Ich lerne daraus, etwas in Nuancen auszudrücken. Hier geht's ja auch um feine Unterschiede. Wir streiten uns da nicht.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 04. Juli 2006, 10:01:44
Stimmt. Wir streiten uns nicht.
Aber die Definition - abseits vom Text - ob etwas jetzt ein Chanson oder ein Song ist (Liebesbrief vs Beweis, zB) liegt dann doch oft einzig und allein in der Interpretation und im Arrangement - also noch nicht mal in der Komposition. Es ist  - gerade mit den heutigen Mitteln der Musikerzeugung - ungemein schwierig, ein Lied von der reinen Komposition her zu definieren. Ich denke, in der grossen Form, der Klassik, da ist es noch einfacher - da gibt's klare Regeln, aber im sogenannten U-Bereich liegen die Grenzen fast ausschliesslich in der Präsentation begründet - oder?

Billy Joel hat eine klassische Komposition gemacht, für Klavier - ich hab's gehört, und fand: da sind gleich ein paar extrem schöne Songs drin, aber ein klassisches Stück ist es nicht. Ich fand das rein aufgrund meiner Hörgewohnheiten - ich hab auch nciht das musikalische Fachwissen, um das zu begründen.
Daher definiere ich es auch eher rein anhand des Textes, ob ich etwas für literarische Qualtität halte oder nicht, da kenn ich mich a bissel besser aus (auch nciht viel ::))
Aber ob der Beweis jetzt ein Chanson oder ein Song ist - das liegt nur in der Interpretation, denn man kann ihn locker auch als Rocksong machen, wenn man will.

Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Andrea am 04. Juli 2006, 14:12:01
Für mich ist "Der Beweis" so wie er auf der CD ist, ein Song, genauso wie das "Sommerkind". Ichfinde alle Wortfront-Stücke literarisch sehr schön. Vielleicht würde ich "Zeit" als Chanson sehen, aber eigentlich auch nicht. Tja, die Begriffe verschwimmen ineinander. Das ist es. Wir tun uns schwer, die Stücke einzuordnen, und wir ordnen sie alle ja nach unseren Hörgewohnheiten ein. Ich könnte das, was ich da sage, ja auch nicht wissenschaftlich begründen.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Franz08 am 04. Juli 2006, 14:18:12
Nur eine kleine Anmerkung zur Tatsache, dass es gerade so viele "klavierspielende & singende Männer" gibt und zu folgendem Erklärungsversuch:
Zitat[...] Vielleicht liegt es auch daran, dass Eltern ihre Töchter seltener als Kinder zum Klavierspielen drängen. Keine Ahnung.
In Österreich ist es definitiv so, dass es mehr Klavier spielende Mädchen gibt als klavierspielende Buben.
Die Zahl der Klavier studierenden Frauen im Verhältnis zu den Klavier studierenden Männern ist dann schon ausgeglichener. Die Zahl der Professorinnen eindeutig geringer als jene der Professoren. Wie fast überall "im normalen Leben" eben.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 04. Juli 2006, 16:27:40
Das würde meine These des gesellschaftlichen Umfelds bestätigen....
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Guntram am 05. Juli 2006, 07:11:28
Dabei können doch gerade Frauen zwei Dinge gleichzeitig tun.  ;) Also singen UND Klavier spielen.

Und warum gibt es außer bei Klavier (und verwandte Tasteninstrumente) und Gitarre keine anderen Musiker die singen und spielen? Z. B. Schlagzeug, Baß, Xylophon, Harfe??? ... und kommt jetzt keiner mit Trompete, :-* die singen und spielen abwechselnd.

Oder gehört das mehr unter sinnlose Mitteilungen?
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 05. Juli 2006, 11:21:21
Gibt's. Nur bei Schlagzeug Bass etc geben die jeweiligen Menschen meist das Instrumen auf und singen nur noch - weil das Popmusik-Instrumente sind, und in der popmusik ist der Frontman gefragt. Ausserdem muss man sich beim Schlagzeugspielen zu sehr bewegen, um gleichzeitig singen zu können.

Aber auf den gleichzeitig singenden Flötisten warte ich auch immer noch. Das muss doch zu machen sein?!? ;D

Ich behaupte ja: die Klavierspielenden Sänger bleiben ja auch vorwiegend deswegen beim Klavier sitzen, weil sie sich dann nicht um Haltung und Bewegung kümmern müssen. Was man mit den Händen tut, gehört ja zum Schwersten auf einer Bühne. 8-) ;)
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Guntram am 05. Juli 2006, 11:54:20
Naja, wenn er/sie die Flöte in die Nase steckt, könnte es mit den gleichzeitigen singen klappen.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 05. Juli 2006, 13:41:55
Genau. Schliesslich können Obertonsänger auch zwei Töne gleichzeitig produzieren.


Nö, aber mal ernsthaft: Ist das der Einzug der Popkultur in das Genre des literarischen Chansons? Dass es mehr auf den Interpreten als auf den Autor  ankommt?
Oder ist es ein Zeichen des Alters des Genres? Denn in der Klassischen Musik ist das ja schon ne Weile so.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Alexander am 15. Juli 2006, 10:28:35
Soeben auf www.kurier.at gefunden:

Der österreichische Schauspieler Toni Böhm ist tot. Laut ORF-Medienberichten vom Freitagabend starb der 57-jährige überraschend in seinem Hotelzimmer im niederösterreichischen Reichenau, wo er seit mehreren Jahren bei den Sommerspielen mitwirkte. Böhm war seit 1979 am Wiener Volkstheater engagiert. Ebenso war er am Theater an der Josefstadt, bei den Salzburger Festspielen, dem Schauspielhaus Wien oder dem Berliner Ensemble tätig.

Zu seinen Rolle zählte Malvolio in Shakespeares "Was ihr wollt", der Cyrano de Bergerac sowie Titus Feuerfuchs in Nestroys "Der Talisman". Er war Radiohörern auch als Stimme des "Ö1"-Reise-Magazins "Ambiente" bekannt.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 15. Juli 2006, 15:20:30
Ja. Ich habe gerade seinen Nachruf lesen müssen - für die Ambiente Sendung, die wir beide seit 15 jahren machen. Ich bin ziemlich traurig.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Andrea am 15. Juli 2006, 17:26:16
Der ist auch zu jung gestorben - wie so viele. - Woran eigentlich?
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Zyankalifreund am 15. Juli 2006, 18:30:42
ZitatJa. Ich habe gerade seinen Nachruf lesen müssen - für die Ambiente Sendung, die wir beide seit 15 jahren machen. Ich bin ziemlich traurig.

Oh weh, das tut mir irrsinnig Leid. Wenn man so lange zusammen arbeitet tut's besonders weh. Mein Beileid ist dir sicher.  :(
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 15. Juli 2006, 23:55:41
Danke. ja, wir sind alle ziemlich erschüttert. Herzstillstand. Eh eigentlich so, wie ich es mir auch für mich wünschen würde: nach einer bejubelten Vorstellung nach Hause gegangen, und im Schlaf gestorben. Aber für die Zurückbleibenden ist sowas natürlich trotzdem ein Schock....
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Andrea am 18. Juli 2006, 02:11:23
Auf jeden Fall. :-( Ich kenn dieses Gefühl.
Ich habe Toni Böhm nie wirklich mitgekriegt, obwohl ich öfter Ambiente gehört habe. Wahrscheinlich war ich nicht aufmerksam genug. Ich kenne seine Stimme bestimmt, aber der Name dazu hat mir gefehlt.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Alexander am 16. September 2006, 19:28:19
Fernsehempfehlung 3sat:

Sonntag, den 17.09.2006

20:15 Uhr

Georg Schramm: "Thomas Bernhard hätte geschossen"

Aufzeichnung aus dem 3sat-Zelt vom 11. September 2006
Erstausstrahlung

Aus der 3sat Homepage:

Wer hier an der falschen Stelle lacht, begibt sich in Lebensgefahr. Denn "Thomas Bernhard hätte geschossen" - aber das verrät Georg Schramm, den Revolver in der Hand, erst zum Schluss seines neuen, fulminanten Kabarettsolos. Kein anderer Kabarettist lässt Spaß und Ernst vor den Augen der Zuschauer so verschwimmen wie Georg Schramm. Und niemand im deutschen Kabarett setzt so konsequent auf die emotionale Ausdruckskraft seiner Figuren und ihre unfreiwillig schreckliche Komik.Der "beste Schauspieler in diesem Genre" (Hamburger Abendblatt) seziert mit seinen entlarvenden Charakterstudien den deutschen Volkskörper und holt weit weg geglaubte politische Inhalte mitten ins alltägliche Leben, ins Private eines jedenZuschauers.
Georg Schramm ist wiederholt zu Gast beim 3satfestival und präsentiert dort sein aktuelles Soloprogramm.

Anmerkung Alexander
Unbedingt hörens- und sehenswert!
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 17. September 2006, 01:45:39
Ah!!! Das ist toll, das Du das sagst - da bin ich unbedingt vor'm Kastel! Der Schramm ist hinreissend!!!
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 18. September 2006, 00:15:51
Am Besten ist für mich der wütende Schramm - der brüllt mir aus der Seele.

Ihr Leute in Bonn und Düdo (Sorry Andrea, aber nix für Dich :()
Heute sehe ich im Fernsehen, dass in Düdo eine Francis Bacon Ausstellung ist. Die MÜSST Ihr Euch ansehen. Der Mann ist einfach unglaublich. Unglaublich weitsichtig, unglaublich berührend, unglaublich kalt, unglaublich tiefgründig, unglaublich sehenswert.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Alexander am 14. November 2006, 17:45:17
Eine Konzertempfehlung für alle, die zu dieser Zeit in Berlin oder Umgebung sind:

Torsten Riemann
Solokonzert am 1.12.2006, Studiobühne Alte Feuerwache, Machlewskistraße 6, 10243 Berlin (ganz in der Nähe der U 5 Weberweise)

Torsten singt eigene Lieder, die ziemlich unter die Haut gehen (so wie er sie geschrieben hat und interpretiert), er begleitet sich selbst mit Gitarre, Klavier und Akkordeon.

Ich habe Torsten schon einige Male gehört, ein Konzertbesuch ist´s wirklich wert!

Infos zu Torsten Riemann: www.torstenriemann.de  - da gibt es auch Textproben und Hörbeispiele.

Es gibt nicht viele, die in diesem "Marktsegment" wirklich gut und vor allem authentisch sind. "Wortfront" gehören für mich dazu, auch "Strom & Wasser" (Heinz Ratz), einige andere, und ich finde auch Torsten. Halten wir zusammen gegen die Multikonzerne und ihre Mega-Konsumpolitik, gegen die Machtlosigkeit der Einzelnen. Gebt Leuten wie Torsten eine Chance. Er lebt seine Lieder, seine Lieder leben ihn.

Mein Plädoyer: Wer in der Gegend ist, haltet Euch Zeit und die notwendigen 20 Euro für U-Bahnfahrt, Getränk, Eintrittskarte zurück für den 1.12. am Abend. Torsten ist es wert.

Ja, es geht darum diese Studiobühne voll zu kriegen. Das müsste doch zu schaffen sein. Bitte auch an Freunde weiterleiten!

Herzlicher Gruß
Alexander
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Alexander am 07. Januar 2007, 21:13:25
Lauf gegen die Kälte abgesagt:

http://blog.myspace.com/index.cfm?fuseaction=blog.view&friendID=113523882&blogID=212504360

Warum erwischt es immer die Falschen?
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 08. Januar 2007, 12:42:56
Ach Scheisse. Das tut mir wirklich sehr, sehr leid.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 09. Februar 2007, 17:46:31
World Press Foto Awards.
Echt schöne Bilder. Und Tod, Einsamkeit, Armut und Zerstörung.
Es braucht ja - laut Susan Sontag - die Bilder, damit es für uns real wird.

(Man muss unten auf der Seite auf "Ansichtssache" klicken, damit man alle sieht.)
http://derstandard.at/?url=/?id=2761720
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 25. März 2007, 13:29:13
Was haltet Ihr eigentlich von Beatboxing?
http://www.youtube.com/watch?v=PJyE69DsdOA
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Dagmar am 26. März 2007, 18:14:29
 ??? Weiss nicht so recht... Hat irgendwie was von Selbstbefriedigung   ^^  Macht zwar Lust auf Nachmachen und ist ja auch irgendwie anscheinend ganz kreativ - erinnert mich trotzdem an Karaokesingen. Hört sich auch nicht wirklich klasse an, finde ich.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Zyankalifreund am 26. März 2007, 18:59:20
Das ist eklig - dieses Mikro kannste hinterher wegschmeißen, so vollgesabbert, wie es ist  ;D
Auf der anderen Seite ist es sicher ganz gut für die Konzentration.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Guntram am 26. März 2007, 19:30:04
Könnt ihr mir musiklischem Blindgänger mal erklären was der Typ eigentlich macht? Nimmt er da was auf, was das Gerät vor im gleich wieder als Rythmus wieder gibt? Aber für was ist das gut?

Ich verstehe es einfach nicht!!!!!!!!! Ich hab von sowas keine Ahnung  :P ;) :) 8-)
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 27. März 2007, 15:35:40
Er nimmt Loops auf. Er spricht in's Mikro in einem Rythmus (oder spielt auch ab und zu) und zwar einen oder zwei Takte lang, die der Computer dann einfach weiter im Loop spielt - und er macht immer weiter ohne pause dazu, bis er ein fertiges Rythmusplayback hat.
Ich finde es sehr spannend, denn man muss immer ganz genau sein, man hat keine Zeit, sich zu überlegen, was noch fehlt - man muss es spüren - denn man hat keine Pause zwischen den Aufnahmesträngen - und man muss ziemlich viele verschiedene Schlagzeuggeräusche machen können.
Beatboxer verwenden ihre Stimme als Schlagzeug - und wenn sie es eben mit so Loopmaschinen machen, können sie (auch völlig ohne andere Instrumente) komplette rythmische Playbacks aufnehmen - die im besten fall klingen, als seien sie mühsam programmiert worden - und zwar in Echtzeit aufnehmen, ohne Korrektur. Das ist schon ziemlich schwer und man muss es können! Es ist wie ein Schlagzeuger, der live spielt, ohne hardware und ohne Vorbereitung.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Anke am 03. September 2007, 20:37:40
Kennt ihr das hier schon?

http://video.google.com/videoplay?docid=3575563154334121918

Ich finde das genauso unfassbar wie den Chris Gliss Diss und seinen "parodierenden" Kollegen "Chris Gliss Diss.  :o  :)
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 04. September 2007, 00:22:37
Könnte auch sein, dass das Klavier (das ist ja, das sieht man, speziell gebaut) so gebaut ist, dass die töne vorherbestimmt sind, und pro Berührung ausgelöst werden - trotzdem ist er cool, und die Idee ist gut und er macht es super - egal wie.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Andrea am 04. September 2007, 00:34:24
Wir haben bei "Room Service", der Mehr-Raum-Veranstaltung unseres Tanzchoreographen einen Beetboxer. Sepp heißt er. Er "boxt" live. Das ist eine irre Leistung. Manchmal hat er einen Kollegen dabei, aber allein finde ich ihn besser. Aber stimmt: Das ist eine Prüfung für jedes Mikro. ;D
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 04. September 2007, 08:50:19
Achso - ich hatte ganz vergessen: Das Video, das Anke da anspricht - das ist ein Typ, der hat auf dem Boden eine Art präparierten Synthesizer (präpariert: Die Weissen Tasten sind etwas breiter und länger)- und er steht davor, und jongliert mit Bällen: Die fallen auf den Synthie und so spielt er Klavier mit den Bällen. Sieht ziemlich cool aus.
Und ja, Beatboxen (mit e und a) finde ich ziemlcih witzig - die Gruppe "Die Echten" machen auch was lustiges - das ist eine A Capella Band, und der Bassmann macht ein gut 3 Minütiges Schlagzeugsolo nur aus Worten.
So: "Du Depp Du depp Du Depp Du Deppata Depp, a Packl Tschick a Packl Tschick ( = Eine Schachtel Zigaretten auf wienerisch) etc" - ganz schnell und es klingt wirklich wie Schlagzeug. Ist auch extrem witzig.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Anke am 04. September 2007, 12:05:40
ZitatKönnte auch sein, dass das Klavier (das ist ja, das sieht man, speziell gebaut) so gebaut ist, dass die töne vorherbestimmt sind, und pro Berührung ausgelöst werden - trotzdem ist er cool, und die Idee ist gut und er macht es super - egal wie.
Du bist ja eine ganz Ausgekochte!  ;D Das wäre dann aber mind. zur Hälfte ein Fake. Immerhin wandern die Bälle sehr differenziert über die Tastatur. Von daher halte ich es doch für gut möglich, dass es echt ist.
Oder höchstens zur Absicherung gegen einzelne Fehler vorprogrammiert. Im Prinzip kann er es offenbar.

Hätte ich nicht die anderen Jongleure gesehen, könnte ich sowieso nicht glauben, dass sowas möglich ist. Aber es gibt offenbar wirklich schier Unglaubliches.

Meint ihr, bei ChrisBliss oder seinem "Parodisten" ist das nicht live aufgenommen? Die Klatscher eingespielt?  :-/ Kann ich nicht entscheiden.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Alexander am 04. September 2007, 12:44:01
Hier ein Veranstaltungshinweis des Jüdischen Museums Wien. Conny Hannes Meyer ist ja auch der Uraufführungs-Regisseur von "Heute Abend: Lola Blau", der im Zuge der langwierigen Prozesse um das Musical ja auch als Mitautor gelten wollte (dies nur nebenbei, hat nichts mit dem Hinweis zu tun). Die Fragen, die dort aufgeworfen werden, kann man ja durchaus auch auf einige Kapitel von Georg Kreislers Buch "GK gibt es gar nicht" (das man aber sicher nicht als "literarisches Erinnerungsbuch" bezeichnen kann) hin stellen; ich kann leider nicht dorthin fahren, würde Meyer sonst sehr wohl auf die "Lola Blau" ansprechen ...


Samstag, 8. September 2007, 15:00 Uhr, Gutshof Fratres,
Waldkirchen/Thaya Erinnerung & Authentizität
Zur Causa Conny Hannes Meyer
Gibt es überhaupt "authentische Aufzeichnungen", wo doch das Ich eines
jeden Schreibenden aus zahllosen Facetten zusammengesetzt ist? Darf
man ein literarisches Erinnerungsbuch auf seinen faktischen Wahrheitsgehalt prüfen und beim Auftreten von Ungereimtheiten den Autor zur
Verantwortung ziehen? Oder muss man es in bestimmten Fällen sogar, um
die Glaubwürdigkeit der Zeitzeugen-Literatur nicht zu gefährden? Die
Kontroverse um die Kindheits-Erinnerungen des Wiener Theatermannes
Conny Hannes Meyer beherrschte wochenlang die Feuilletons und sorgte
international für Aufsehen.
Bezweifelt wurde u.a., dass der Autor als jüdisches Kind jemals im
KZ Mauthausen interniert war. Sicher erscheint, dass hier ein unter
uns Lebender eindrucksvoll Zeugnis über seine Gegenwart ablegt, zu der
naturgemäß auch Erinnerungslücken sowie die Folgen einstiger Traumatisierung gehören.
Der Autor liest aus seinem umstrittenen Buch und erhält Gelegenheit,
sich zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen zu äußern.
Programm:
Vortrag Gudula Walterskirchen: Gibt es "wahre" Autobiografien?
Lesung Conny Hannes Meyer: "Ab heute singst du nicht mehr mit"
Vortrag Hans Keilson: "Trauma & fragmentierte Erinnerung"
Konzert: Erich Wolfgang Korngold
Moderation: Martina Stigler, Andreas Kövary.
Ort: Verein Kulturbrücke Fratres
Fratres 11, A-3844 Waldkirchen / Thaya
Tel.: + 43 (0)2843 / 2874, Fax: + 43 (0)2843 / 2274
Email: info@kulturbruecke.com; Website: www.kulturbruecke.com
***********
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 04. September 2007, 14:37:37
Ich wusste von dem Buch bisher nix - aber ich habe CHM vor hundert Jahren mal kennengelernt, und bei einem bin ich sicher:
ZitatBezweifelt wurde u.a., dass der Autor als jüdisches Kind jemals im  
KZ Mauthausen interniert war.
Der war nie Jude.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Dunkelblaue Dille am 05. September 2007, 08:02:20
Es gab doch vor Jahren einen Skandal über die "Erinnerungen" eines Schweizer Autors? Meiner Erinnerungen unsicher, hab ich mal ein bisschen "gegoogelt" und ein paar Seiten gelesen - ich lass sie jetzt einfach mal in der (sehr willkürlichen) Auswahl so stehen...

http://www.wienerzeitung.at/Desktopdefault.aspx?TabID=3946&Alias=wzo&lexikon=Zeitgeschichte&letter=Z&cob=229607

http://www.diepresse.com/home/diverse/zeichen/103008/print.do

http://oe1.orf.at/highlights/62702.html

http://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Mauthausen
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 05. September 2007, 10:09:37
Ich habe diese Seiten jetzt aus Zeitmangel nur überflogen - aber ich schätze mal: man kann es so oder so interpretieren: Stimmt's, und er ist halt vergesslich (was durchaus verständlich ist, ich vergesse unliebsame Dinge in meiner Vergangenheit auch gerne, jeder macht das) ?  Oder stimmt's nicht und er hat ein Konglomerat aus Erlesenem und Gehörtem gebastelt, um sich Gross zu tun und sich eine Bedeutung zu geben, und dieses "Sich gross tun hat eine Eigendynamik entwickelt? (Auch das ist leicht, man hört sooo viel über diese Zeit, dass man sich leicht in das Gefühl hineinsteigern kann, man hätte das alles erlebt.)
Ich interpretiere es - ohne jegliche stichhaltige Begründung, einfach aus einem reinen Gefühl heraus!!! - eher so: Conny ist ein "Finsachbluser" (=Von sich bläser, Jiddisch für Wichtigtuer) und ich glaube ihm kein Wort. Er war/ist meiner Einschätzung nach  ein mittelmässiger, wenn auch handwerklich solider Regisseur und ein schlechter Schauspieler.  Nie wurde er ein Star, wie frustig. (Auch die Inszenierung der ersten Lola Blau war handwerklich solide, aber nicht aussergewöhnlich,  - er hat das Naheliegendste gemacht, was man auch daran erkennen kann, dass sie bis heute mit kleinen Abweichungen immer wieder genauso inszeniert wird - das Überragende an der ersten Lola war die Schauspielerin, und die Zeit: Es gab sowas vorher noch nicht.)
Anyway - es ist ein hartes Los, zum Star, hochkünstlerischem Wesen und 'Aussergewöhnlichen Menschen' geboren zu sein - aber es mangels Intellekt, Talent oder Fähigkeit nicht werden zu können.
Als Frau, wenn man so ist, wird man Tierschützerin, als Mann tut man sich woanders wichtig.

Aber nochmal: das ist mein persönliches Gefühl, weil ich ihn nicht besonders mag.
Titel: Stockhausen tot
Beitrag von: whoknows am 07. Dezember 2007, 19:25:49
Karlheinz Stockhausen ist, wie erst jetzt bekannt wurde, am Mittwoch, den 5. Dez gestorben. Ein Pionier, ein wichtiger Wegbereiter - eine spannende Persönlichkeit. Schade.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 08. Dezember 2007, 09:46:25
Schade. Wenn es um wirkliche Grenzüberschreiter und Neuesversucher geht, scheint es niemanden zu jucken. Lieber Schrammeln. ::)
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Alexander am 08. Dezember 2007, 11:50:53
Welche Werke von Stockhausen empfiehlst Du? Kennst Du "Donnerstag aus Licht"?

(Schrammeln ist auch o.k. - für mich am liebsten die "Extremen", ich mag den Roland Neuwirth sehr, etwa die CD "Essig und Öl"...)
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 08. Dezember 2007, 12:03:08
Titel kenne ich gar keine (ich hab's sowieso nicht so mit Namen) - ich hab immer wieder mal reingehört, (es gab mal ein "Making of" im Fernsehen bei der Streichquartett im Hubschrauber-Sache) - und hab's nicht verstanden, und mich auch nicht richtig intensiv damit auseinandergesetzt.
Aber: Ich bin der Meinung, dass es ganz wichtig ist, dass Menschen wie Stockhausen Dinge ausprobieren, die kein normaler Mensch versteht. Das interessiert Komponisten, Musiker - Klassiker, und sie streiten drum und es hat eine weiterführende "Mission". Es verändert "in the long run" Dinge, es verändert die Sicht auf "was ist alles Musik" - ähnlich, wie ich zB Granularsynthese nicht hören mag, es ist aber wichtig, dass sich Leute damit auseinandersetzen.
Mein Liebster ist da viel bewanderter mit sogenannter "neuer E-Musik", den inspiriert es auch.

Andy Warhol kann ich bis heute nicht besonders leiden - aber seine Arbeit hat auf Dauer Wesentliches in der Malerei und in der Sichtweise auf die Malerei verändert. Und DAS ist, wie ich finde, sein Verdienst - nicht, dass die Bilder so toll wären. Ähnlich sehe ich das bei Stockhausen - und deshalb finde ich, ist es schade. Meist wird ein Komponist nach dem Anderen besprochen, die alle nix WIRKLICH Neues machen, nur das Gleiche in Blasslila, und mehr oder weniger gut. Aber ich denke, dass die Kunst immer Impulse braucht von Menschen, die kein Anderer kapiert (oder: kaum ein Anderer) - und nachdem Stockhausen ja auch unterrichtet hat, und so spannende Schüler wie Jean Michel Jarre oder den Typ von Kraftwerk hatte, gehe ich ohne allzuviel von der Sache zu verstehen davon aus, dass er nicht einfach: "Was ist spektakulär" gemacht hat, sondern sich wirklich was dazu gedacht hat, das Berufenere als ich durchaus verstehen.

Ich hoffe, dass sein Tod Anlass für die Medien ist, sich mal etwas breitenwirksamer mit seiner Arbeit zu beschäftigen....

p.s. : Ja, Schrammeln haben was, auch der Neuwirth - guck Dir mal Des Ano an, ich denke, das könnte Dir gefallen.
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Alexander am 08. Dezember 2007, 12:26:22
whoknows? whoknows knows!  8-)

Gute Anregungen! Danke!

Ich stimme zu: Oft machen "Schüler" aus Kunstrichtungen größere/mehr unter die Haut gehende Kunst als die Lehrer (die aber als Wegweiser und Impulsgeber unabdingbar sind). Swarowsky war Dirigent, aber berühmt ist er als Lehrer von Abbado und Mehta. Schönberg gilt als Wegweiser der Zwölftontechnik, aber außer dem erschütternden "Überlebenden aus Warschau" kennen Nichtexperten kaum was von ihm, schon eher Alban Bergs Violinkonzert oder "Wozzeck" (beides wie ich finde Werke, die man auch zumindest emotional "verstehen" kann, wenn man von Zwölftonmusik keine Ahnung hat).

PS: Des Ano (abgesehen vom genialen Namen...): Wenn ich von den Hörproben auf der Homepage ausgehe - ja genau, das ist absolut das Richtige für mich! DANKE!
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 08. Dezember 2007, 13:16:00
Also - Moses und Aaron ist schon ne tolle Oper (Schönberg) - man muss sich halt ein bissel reinhören, aber dann hab's sogar ich kapiert. :D Und es gibt von Schönberg auch Chansons!!!! (Auch die Oper von GK ist durchaus von Schönberg inspiriert.)

Des ano live ist ein erlebnis!! Schreib sie doch an, dass sie dich auf die Mailingliste nehmen sollen - oft sind Auftritte kurzfristig. (und lass von mir grüssen)
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Alexander am 08. Dezember 2007, 13:22:58
Ja natürlich, Moses und Aaron - finde ich zum reinen Anhören schwierig, aber in der Oper oder selbst am Fernsehschirm: volle Zustimmung!
Und oh ja, auch was den "Aufstand der Schmetterlinge" betrifft, hab ich noch eine Bildungslücke - jetzt aber ran mit den Geldscheißern für den Erwerb all dieser Kunstwerke...  :(  ;D
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: Franz08 am 08. Dezember 2007, 19:13:59
Weil wir gerade bei "Neuer E-Musik" sind: Georg Friedrich Haas ist einer, der ganz unglaublich sinnliche und im ursprünglichsten Sinn schöne Musik macht. So empfinde ich das.
ZitatUnzufrieden ist Haas [...] mit dem Stellenwert, den zeitgenössische Musik in Österreich generell hat: "Es ist wunderbar, dass meine Stücke bei Wien Modern gespielt werden. Es schmerzt aber ein bisschen, dass man spürt: Man ist als Komponist von gegenwärtiger Musik eine Randerscheinung, die sich in fein abgezirkelten Kreisen abspielt. Ich weiß, dass es viele Menschen gibt, die aufregende Erlebnisse haben könnten, wenn sie sich auf diese Musik einlassen. Es tut weh, dass die Kulturveranstalter doch eher bemüht sind, einen Geschmack zu bedienen, der an der Ästhetik der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts geschult ist."
http://oe1.orf.at/inforadio/84015.html
Titel: Re: Andere Künstler & Kunstrichtungen
Beitrag von: whoknows am 09. Dezember 2007, 00:59:40
Stimmt, den Haas kenne ich sogar - wenn auch nicht intensiv (ich spreche vom Werk) - und was er sagt, stimmt auch. Das Ensemble Modern in Frankfurt oder die Jeunesse in Wien - es sind ein paar Enklaven, die sich mit moderner E-Musik beschäftigen - denn das Einlassen auf diese Art von Musik bedingt Zeit, und nciht zuletzt auch Geld, denn sie ist meist  nur schwer aus der Konserve zu geniessen, finde ich. Dadurch ist es ein recht elitäres Geschäft geworden. Aber andererseits: War das zukunftsweisende Kunst nicht immer?