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Begonnen von freek, 08. Juni 2003, 22:12:44

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Bastian

#100
Uii, ihr macht mich ganz verlegt...

Ich lese das alles erst jetzt. Ja, es war ein sehr schöner Abend. Und es ist mir beinahe etwas unangenehm (s. whoknows), dass ich ihn hier nicht so lautstark promoted habe. :-[ Ich wusste halt schon vor langer Zeit, dass das Abraxas diesen Dienstag ausverkauft sein würde, und hatte bedenken, DANN noch die Glocke für Leute von ausserhalb zu schlagen... aber das hab ich ja anderswo schon geschrieben. Es passen halt wirklich nur vierzig sitzende Leute rein, darüber hinaus kann kein Kellner mehr laufen, und keiner kann mehr aufs Kli, weil alles zu.

Das Klavier war recht gut gestimmt, aber von der ultraleisen und stumpfdumpfen Sorte. Ich hab noch nie ein so beschränkt- leises Piano gespielt. Für die, die selbst spielen und singen: Wenn du bei ruhigen Liedern, wie dem "Wiegenlied" oder beim "Frühlingsmärchen" derart stanzen und hauen musst, ist es schwer, insgesamt eine sanfte Linie zu fahren. Und bei "Man soll uns nie mehr wieder", oder "Was tut man um zu sein", wird es dafür unmöglich, zu wuchten- denn es bleibt halbleise und ohne Dynamik. Aber der Klang war völlig OK, es ist alt, aber klingen tut es eigentlich fein.
ZitatAber es klingt nicht so, dass man es nicht gerne hören würde. Äh, was für ein Satz...
völlig OK-er Satz, genau so mein ichs.

Ich bin zu faul, das ganze Set hier reinzuschreiben, aber ich hab ein Programm, das zwei Stunden Realmusi abdeckt. Bin froh, dass ich daher in Zukunft eher Stücke rauswerfen kann als reinholen muss. Ich hab den Abend zweigeteilt, in einen politisch- satirischen Teil und einen "Chansonteil", dazwischen eine Pause. Und es funktioniert! Bitte! Glaubt keinem, der euch sagt, man müsse sich zwischen "Politik" und "Gefühl" entscheiden! Es scheint mir alles eine Frage der Vermittlung zu sein. Und diese Zeit der Conference muss man sich gönnen. Sie hilft auch einem selbst.

Da war natürlich auch der Vorteil der Kneipenatmosphäre: Ich konnte meine Mods spontan verändern, und die Leute ansprechen, ohne dass sie es als seltsam oder zu intim empfunden hätten- Dieses "Recht" würde ich mir allerdings auch auf JEDER andreren Bühne rausnehmen. Das ist wichtig! Aber lernen muss man es eben in der Bar... (Halt! Dieser Satz ist wichtig, und könnte genau so von einer weit bekannteren Künstlerin stammen), also noch einmal etwas besser abgesetzt:

"Aber lernen muss man es in der Bar!"

So. Jetzt stimmts. Und wenn man es in der Bar kann, dann braucht man keine Tropfen oder anderes Zeug zur Beruhigung.  ;)Dann hat man in jedem Publikum seine "Barbekanntschaften". Und man KANN sie mitnehmen, wenn man nur offen zu ihnen ist, und prinzipiell bereit ist, jeden einzelnen anzusprechen oder sogar anzuhören. Diese bloße Option des Dialogs hat mir mittlerweile das gesamte Lampenfieber genommen- wirklich. Kontakt suchen und aufnehmen ist die beste Therapie. Dies ist ein öffentlicher Insider.

Zu den nächsten Termiten: Ich habe ein ungelegtes Ei, über das ich selbstverständlich nicht spreche, weil ich noch nichts weiß. Nur soviel: Der Manes M. (Ihr kennt ihn von den Homestories bei "Zimmer f.") hat hier in D. ein neues T. aufgemacht. Und ich gehe nächste Woche mal dort vorbei und spiel ihm was vor. Wenn ich dort bei M. Meckenst. auftreten kann, geb ich Euch selbstverständlich B.
V.!

Alles K.?
Übrigens, last b.n.l. :
Danke für die lieben Worte.  [smiley=old_kiss.gif] [smiley=dankk2.gif]

Alexander

Wenige können über eigene Kunst so offen und persönlich reflektieren. Danke Bastian für diese Reflexion
,,Die Kunst ist eben keine hübsche Zuwaage – sie ist die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet, sie garantiert unser Mensch-Sein." (Nikolaus Harnoncourt)

Iizuka

#102
*spam*

whoknows

Hi, Iizuka!
na, DAS nenne ich eine Werbestrategie: gleich drei mal dasselbe schreiben. ::) Trotzdem: viel Erfolg mit der CD!

Dagmar

ZitatUnd wenn man es in der Bar kann, dann braucht man keine Tropfen oder anderes Zeug zur Beruhigung.  Dann hat man in jedem Publikum seine "Barbekanntschaften". Und man KANN sie mitnehmen, wenn man nur offen zu ihnen ist, und prinzipiell bereit ist, jeden einzelnen anzusprechen oder sogar anzuhören. Diese bloße Option des Dialogs hat mir mittlerweile das gesamte Lampenfieber genommen- wirklich. Kontakt suchen und aufnehmen ist die beste Therapie. Dies ist ein öffentlicher Insider.

Rescue hilft trotzdem - eigentlich in jeder Lebenslage  [smiley=old_tongue.gif] Aber unabhängig mal davon: Das ist auch meine jüngste Erfahrung, und die habe ich als ziemlich wesentlich für mich empfunden. Ich habe eine kleine Matinee neulich mal gemacht, sie hatten überraschenderweise keine Bühne. Als ich kam, und wir die Technk aufbauten, dachte ich deshalb "oh, je, keine Bühne, das wird aber mühsam hier". Dann ging es los, ich stand zwischen den Tischen rum, woanders war auch kein Platz. Und dann passierte mir eben genau das, mehr aus der Not der Situation geboren: Ich habe zu den Leuten um mich herum direkt Kontakt aufgenommen, viel anderes blieb mir bei dem engen Raum auch sowieso nicht übrig. Die Erfahrung, die ich gemacht habe, war eine ganz wesentliche für mich: Ich hatte kein Lampenfieber mehr UND war viel viel besser als sonst. Also richtig merkbar besser. Ich habe mir das sehr gut gemerkt, und denke seitdem daran herum: Meins scheint es mehr zu sein, zwischen den Leuten zu stehen, direkt mit ihnen im Kontakt zu sein, und genau das (die Leute zu fühlen) nimmt mir zumindest auch sofort das ganze Lampenfieber.

Am 13.11. habe ich wieder einen gig in Bonn in der Tapetenfabrik (kleines Programm, nur 30 Minuten, ich werde überwiegend GK spielen, aber seit heute weiß ich, dass es halböffentlich oder so ist, deshalb hier eine kleine bescheidene Erwähnung. Ich stelle es nächste Woche auch auf meine HP), es wird keine Bühne geben, sondern das Ganze ist wieder Mitten im Publikum. Und ich merke, dass ich mich darüber sehr freue. Sehr! Es ist mehr mein Ding, auch aber nicht nur wegen des Lampenfiebers.

ZitatIch habe ein ungelegtes Ei, über das ich selbstverständlich nicht spreche

Ich halte Dir riesig die Daumen für das Ei  :-*
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Guntram

#105
Dreifach genäht ? Gibts nicht. Dann eben:

Aller guten Dinge sind drei  :-*
Träume sind nicht Schäume, sind nicht Schall und Rauch,
sondern unser Leben so wie wache Stunden auch.
Wirklichkeit heißt Spesen, Träume sind Ertrag. Träume sind uns sicher schwarz auf weiß wie Nac

Andrea

Basti, ich halte dir auch alle Daumen, die ich habe, für das Ei. Wenn wir so weiter machen, kriegt's noch Junge, weil wir so drauf 'rum brüten. ;D
Dagmar, dann komm ich mir dich anschauen. Auf jeden Fall! Vielleicht kommt Basti auch mit? Fände ich klasse.
Ich war am Wochenende mit dem Blinde und Kunst e.V. in Belgien. Wir hatten dor tein Cafe Finsternis, in dem abwechselnd meine Freundin Leslie und ich gesungen haben, und Melanie hat am Klavier ein Bisschen gecouvert. In diesen Cafes gibt's auch selten eine Bühne. Ich hatte ein Funkmikro in der Hand und konnte mich hinstellen, wo ich wollte. Wenn's dunkel ist, dann ist es auch wurscht, wo man steht. Ich ertappe mich dabei, dass ich bei Auftritten im Dunkeln viel mehr im Einklang mit mir bin, weil ich weiß, dass keiner sieht, dass ich mich auf der Bühne schlecht bewege. Außerdem, ja, wenn man zwischen den Leuten steht, kann man sie besser kontakten. Ich mag das auch mehr als auf der Bühne, vor allem, wenn ich halbplayback singe, wie ich es am Wochenende getan habe. In Bonn, als ich allein auf der Bühne stand und die dort nur eine Box hatten, hat mich irgendwann jemand wieder in die richtige Richtung gedreht (meine Unterschenkel dezent in die Hand genommen und mich geführt, fand ich sehr nett). Basti, deine Stadtbibliothek-Klavier-Parts und ich, wir haben gut zusammen gepasst. Das ist viel schöner, als mit Band-Monster-Playbacks zu singen.
Aber mit dir (live) macht's mir natürlich noch viel mehr Spaß.
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Dagmar

#107
Ihr Lieben, ich muss Euch was erzählen: Schnallt Euch gut an, setzt Euch fest in Eure Sitze, damit Ihr nicht runter fallt:

Am Sonntag hatte ich einen kleineren gig in einem Bonner Kulturhaus, nix Dolles, eher kleiner Rahmen. Ich hatte mir aber trotzdem viel Mühe mit dem Programm gegeben und eine doch recht runde Geschichte für ein 30-Minuten-Programm gestrickt. Das Programm begann mit diversen Chansons, ist jetzt mal egal, und leitete dann über zu noch 3 GK - Chansons: "Als der Zirkus in Flammen stand", "Tigerfest" und "zu leise für mich". Ach so: Und davor war noch die olle "Kleptomanin" vom Hollaender, vielleicht auch nicht ganz unwichtig in dem Zusammenhang, den ich gerade mal Euch hier erzählen will.

Der ganze gig war ein ziemlich guter Erfolg (fragt Basti oder Andrea, die waren da. Dann muss ich mich nicht selbst behuddeln *hähä*) mit großer Publikumsresonanz und Folge-Buchungen u.a. für ein großes Neujahrskonzert. Schon während des gigs fiel mir auf, dass alle irgendwie ganz happy waren mit den Einstiegsnummern, aber als ich dann mit den GK-Nummern begann, zerfiel das Publikum sofort in 2 Teile: Eher Jüngere: Die waren begeistert von den GK-Nummern, das merkte man sofort. Und eher Ältere, und Eltern mit schon ziemlich großen Kindern, die waren eher distanziert mit den GK-Nummern. Ich habe zudem während des Konzertes schon gemerkt, dass quasi 100% der Zuhörer noch nie im Leben diese GK - Nummern gehört haben. Nach dem Konzert bekam ich Kontakt zu einem musikalischen Leiter einer der großen Bonner Bühnen, der interessiert war an einer Zusammenarbeit mit mir. Der sagte ernsthaft, dass er noch nie diese "unbekannten" GK-Lieder gehört hätte.

So weit, so schön. Nun passierte gestern und heute folgendes: Bei mir ging eine Mail ein mit einer massiven Beschwerde über mein Programm: Das sei für die Anwesenden unzumutbar brutal und "leichenmäßig" gewesen. Es sei düster, schockierend und kindertraumatisierend gewesen.

Ehrlich gesagt, berührt mich das jetzt persönlich nicht sooo rasend, dafür war die Resonanz des Gesamtpublikums zu gut. Es geht mir eher um Folgendes:

Ich bin total fassungslos und auch super überrascht darüber, dass soviele Leute so bekannte GK-Nummern gar nicht kennen, und dann obendrein immer noch so schockiert darüber sind, als ob die Nummern gestern geschrieben worden seien. Das finde ich unfassbar. Es spricht allerdings auch für die enorme Kraft der Lieder, dass diese Leute immer noch genauso reagieren wie vor 30 oder 40 Jahren.

Ich finde das unfassbar. Die Leute, die mit Kindern da waren, haben echt behauptet, ihre Kinder seien quasi traumatisiert, und die sind wohl offensichtlich auch wirklich sauer und in höchster Erregung. Ich bin amüsiert und fassungslos gleichzeitig.
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Andrea

Na da hammers: Da erzählt die Dagmar der Tante Krienen, sie wär vom Fach, und dann traumatisiert sie, die Psychologin, kleine Kinder und hat ihre eigenen auch noch dabei ;-).  In zwanzig Jahren verdienst du mit diesen Kindern, die du selbst in ein Trauma versetzt hast, ganz viel geld *kicher*. Tschuldigung! Der musste jetzt sein.
Es ist unglaublich, dass die Leute so auf GKs Texte abgehen. Mittlerweilen wird doch schon viel unverblümter gesungen vom F*cken und so... Du hast ja nicht einmal Lieder gesungen, in denen es um Kinder geht...
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Dagmar

Doch:

"Achtundzwanzig Kinder trat man platt" (Du erinnerst Dich, so unbeteiligt nebenbei und gleichgültig gesungen)

"Keiner spricht mehr heut' vom Lehrer Harald, der ein Kind erwürgte und entfloh, denn das Kind war höchstens sieben Jahr alt. In dem Alter merkt man's noch nicht so"
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Andrea

Okay, den hab ich verdrängt. Aber trotzdem: So heftig find ich die Passage nicht.
Mir hat - auch wenn mir diese Textpassage entfallen ist - dein Programm sehr gut gefallen. Genauer haben wir ja schon darüber gesprochen.
Übrigens fand ich den kleinen Attila sehr beeindruckend, der mit zehn Jahren schon so schwere klassische Stücke spielt. Ich kenn mich in der Klassik überhaupt nicht aus, das ist nicht so mein Gembre, aber sein Klavierspiel fand ich sehr schön.
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Guntram

Kinder mit den alten Kreisler-Texten zu traumatisieren  ;D solche Aussagen halte ich für heuchlerisch. Der Zirkus in Flammen ist schon einer seiner heftigsten Texte (so neben Paule und Lotte) aber gut und man sollte vielleicht das warum für diesen Text kennen (siehe Everblack, wo GK was dazu sagt).

Ich habe heute Nacht in den Nachrichten einen Bericht zum neuen Potter gesehen der um Mitternacht anlief. Der Film ist ab 12J. wegen seiner brutalen Szenen oder so ähnlich. Da wurden Kinder (Mitternacht!!!) interviewt. Der Film dauert 157 min, also bis fast 3 Uhr. Sollten Kinder da nicht im Bett sein? Ich frage mich was mehr traumatisiert und da meine ich den Film und nicht die Uhrzeit.

Aber Kinder die in Potter gehen dürfen, gehen warscheinlich nicht auf Chansonabende und umgekehrt.  ;D
Träume sind nicht Schäume, sind nicht Schall und Rauch,
sondern unser Leben so wie wache Stunden auch.
Wirklichkeit heißt Spesen, Träume sind Ertrag. Träume sind uns sicher schwarz auf weiß wie Nac

whoknows

Überdies ist meine Erfahrung, dass gerade Kinder extrem auf GK abfahren. Die singen die Sachen lange bevor sie sie verstehen schon lauthals mit und lieben es.
Aber Erich Kästner sagte es schon: Es gibt soo viele entzückende Kinder.  Wo kommen all die miesen Erwachsenen her?

Zyankalifreund

Liebe Dagmar,
ich lach mich hier gerade kaputt!  ;D Ich denke mal, dass die angebliche Traumatisierung der Kinder nur in der fantastischen Abneigung ihrer Eltern gegen diese Texte, existiert.
Kinder haben ein ausgeprägtes Gespür dafür, ob und wie ernst etwas zu verstehen ist. Ich glaube kaum, dass die Kinder diese etwas argen Textpassagen zu wörtlich nehmen. Ich denke die empfinden das als einen riesigen Spaß und haben da nix als Freude dran. Oder haben die Eltern Angst, dass die Kleenen nie wieder in den Zirkus wollen, nun?

Alles Schmarren, sag ich jetzt mal so.

Was du sagst, dass vor allem die Eltern älterer Kinder bzw. Jugendlicher ihre Probleme mit Kreisler haben, kann ich nur zu gut verstehen. Auch meine Eltern haben für Kreislers Texte nicht viel übrig. Sie hören nur "Tauben vergiften" und schon sagen sie: "Der Typ hat doch ne Meise". Wer es nämlich wirklich alles wortwörtlich nimmt, das sind nämlich sie selbst. Sie verstehen es nicht gleich und bemühen sich auch nicht drum, weil sie nicht zwischen den Zeilen lesen können. Dadurch erfassen sie Kreislers Aussage dahinter nicht und haben ein total vorurteilsgeprägtes und schräges Bild von dem bösen Mann mit der Hornbrille, der im Park Tauben vergiftet, Kinder erschlägt und platttreten lässt, Tiger auf seine Partygäste loslässt, seine Geliebten vergiftet, vom Turm stürzt, in der Donau versenkt und so weiter... Kreisler verlangt, dass man sich mit seiner Kunst beschäftigt. Tut man es NICHT, hat man 2 Möglichkeiten:

a)  man zerreißt sich vor Lachen und sieht es als nen riesen Spaß an, liebt es einfach so (Kinder z.B.)
b) man nimmt es wortwörtlich und regt sich über die Texte auf, vor allem weil man keinen schwarzen Humor versteht und da keineLeitung für hat (Eltern)

Naja, das jedenfalls mal so grob über den Daumen gepeilt.


Guntram

Las deine Eltern mal Zeichentricksendungen für Kinder im Nachmittagsprogramm anschauen, nicht Biene Maja sondern, sondern irgendsoeinenjapanischenMangakram und wenn das nicht reicht die Simpsons und dann South Park.


Sie werden Kreisler lieben. Ich habe meine ersten Kreisler-Platten (u. a. Seltsame Gesänge) vor über 20 Jahren von meinem Opa geerbt er muß fast 60 gewesen sein als er sie gekauft hat und meine Mutter fand sie auch nicht schlecht. Eltern von heute müßten eigentlich schlimmeres gewöhnt sein.  ;)
Träume sind nicht Schäume, sind nicht Schall und Rauch,
sondern unser Leben so wie wache Stunden auch.
Wirklichkeit heißt Spesen, Träume sind Ertrag. Träume sind uns sicher schwarz auf weiß wie Nac

Zyankalifreund


whoknows

Zitatund haben ein total vorurteilsgeprägtes und schräges Bild von dem bösen Mann mit der Hornbrille, der im Park Tauben vergiftet, Kinder erschlägt und platttreten lässt, Tiger auf seine Partygäste loslässt, seine Geliebten vergiftet, vom Turm stürzt, in der Donau versenkt und so weiter

und dann wundern sich die Leute, wenn ich Eminem mit Kreisler vergleiche... ::) Das ist das gleiche in Blasslila.

Dagmar

Na ja, dass diese Eltern, die sich beschwert haben, irgendwie nicht ganz beieinander sind, ist ja eh' klar. Das kann ich auch echt nicht ernst nehmen.

Ich meinte eigentlich was anderes: Diese Lieder hat kein Mensch je gehört. Selbst dieser Musikfritze glaubte, dass das unbekannte, neue Lieder seien. Na ja gut, interessiert sich ja sicher nicht jeder für Chansons oder Kabarett. Was mich aber am meisten beschäftigt hat, und das wollte ich eigentlich sagen: Die Leute haben auf die Lieder reagiert als ob sie echt letzte Woche geschrieben wurden. Da gab es total Begeisterte, die haben sich weggekugelt (dazu gehörten übrigens ausnahmslos die paar Kinder, die da saßen) und total Empörte. Hätte mich nicht gewundert, wenn die noch "buh" gerufen hätten. DAS hat mich echt umgehauen. Da hören die f*ck jeden Tag im Radio und was weiß ich wo, gucken die allergrausigsten Kinderfilme, lesen Happy Rotter, jeden Tag wird einer wo erschossen, in den Schulen wird gedealt, was das Zeug hergibt, die dürfen zum Teil bis abends um 10 Erwachsenenkrimis gucken und dann fallen die Eltern vom Stuhl wegen einer Kreislernummer, die uralt ist.

Ich meine, es spricht für die Kraft der Lieder, wenn sich Leute so sehr angesprochen fühlen, dass immer noch eine so massive Reaktion darauf erfolgt. Jetzt mal egal, ob positiv oder negativ. Wundern tut's mich trotzdem.
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Zyankalifreund

Das stimmt schon, Dagmar. Es gibt Kunst, die ist total zeitlos und drückt immernoch ganz massiv Schalter der Hörer. Ich bin darüber allerdings nicht so verblüfft, wie du! Schauen wir uns alte Verdi-Opern an, oder Rachmaninov oder wen auch immer von den Musikern, die inzwischen schon ur lange tot sind, aber ihre Musik drückt immernoch sehr mächtige Knöpfe. Sie polarisiert obendrein auch! Manche mögen es und rennen in jedes Konzert, andere schlafen in Konzertsälen ein. Das ist glaub ich ganz normal und hängt immer davon ab, welche Themen der Künstler bedient. Die Empfindungen in Musik ändern sich nur selten. Musiken der alten Romantiker werden immer als romantisch eingeordnet und wahrgenommen werden, z.B.
Und auch wenn die alten Verdi-Opern oder wegen mir auch alte Shakespearetexte von Gesellschaften und Systemen erzählen, die uns heute total fremd sind, werden sie ihren Reiz nicht verlieren und immer irgendwelche Knöpfe im "Konsumenten" drücken, wenn sie nur gut sind. Und gut sind sie ja!

Also sehen wir Kreislers Zeitlosigkeit mal für ein Qualitätssigel an und als die ultimative Bestätigung, dass er sein Handwerk wirklich versteht. Daran hab ich allerdings nie gezweifelt.  ;)

Suse

Bin ich froh, daß meine Eltern da doch einen besseren Überblick hatten. Auch wenn wir uns hier alle einig sind, daß das Problem die entsprechenden Eltern waren bei Deinem Auftritt, muß ich noch ein Plädoyer für Kreisler und Kinder nachlegen. Ich habe die Sachen, die meine Eltern damals (60er/70er) z.T. über den NDR zuhause hörten heiß und innig geliebt. Mangels ausreichender Abstraktionsfähigkeit hatte ich GK einige Jahre tatsächlich für einen Gelsenkirchener gehalten  :-? aber gerade den "Zirkus", "Zwei alte Tanten" und "Schützen wir die Polizei" und "Du hast ja noch Dein Grab" hab ich lauthals gesungen. Die Kraft, die die Lieder immer noch ausstrahlen und die Kritik und die Bilder sind einfach immer noch aktuell, so daß ich auch immer noch von GKs Arbeit begeistert bin.


Andrea

Ich hab bei Wortfront unter diesem langen Link 132 Links gefunden. Sind das alles Fotos oder auch Hörproben? Ich kriege da nur Link-Überschriften mit irgendwelchen Zahlen, dadurch ist für mich nicht klar, was sich dahinter verbirgt. Ich wollte jetzt nicht 132 Links überprüfen :-).
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Alexander

Das ist eine Fotoserie mit Schnappschüssen aus dem Literaturhaus.
,,Die Kunst ist eben keine hübsche Zuwaage – sie ist die Nabelschnur, die uns mit dem Göttlichen verbindet, sie garantiert unser Mensch-Sein." (Nikolaus Harnoncourt)

Andrea

Wer ist da so alles zu sehen? Nicht alle, aber so die Interessantesten?
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

whoknows

#124
Die Musiker und wir in Action. Mal verschwommen, mal deutlich, mal von links, mal von Rechts. Mal das Publikum, mal die Fotografen.
Ich hab eh gedacht, ist irgendwie unfair, das hier reinzustellen, und du kannst es nicht sehen - aber dann: sooo dolle sind die fotos auch nicht.