Georg Kreisler Forum

Diskussionen => Gesellschaft => Thema gestartet von: Bastian am 13. Oktober 2005, 03:56:37

Titel: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Bastian am 13. Oktober 2005, 03:56:37
Hallo zusammen,
ich hab überlegt, ob dieses Thema zu "Wissenschaft und Forschung" gehört, oder doch eher zu "Kunst", und hab mich dazu entschlossen schlicht ein neues Thema zu eröffnen. Für diejenigen, die sich dafür interessieren, und für diejenigen, die noch nie etwas davon gehört haben. Ich komme gerade jetzt darauf, weil ich heute zugesagt habe, vom 31. Oktober an, an einer Studie der Universität Düsseldorf zum Thema Synästhetiker teilzunehmen.

Da muss man wohl den Begriff erläutern. Synästhesie ist keine Krankheit, sondern eine seltene, alberne neuronale Disposition, die ungefähr bei einem von 2000 Menschen auftritt. Und ausgerechnet ich bin dieser eine. Ich zitiere: "Das Wort Synästhesie ist abgeleitet von den altgriechischen Wörtern syn (= zusammen) und aisthesis (= Empfinden), laut Duden die Miterregung eines Sinnesorgans bei Reizung eines anderen. Synästhesie ist ein zusätzlicher Kanal der Wahrnehmung. Manche Synästhetiker können Buchstaben fühlen oder Worte schmecken. Andere können Töne in bunten Farben sehen ("Farbenhören"), was auch die häufigste Synästhesieform ist." Quelle: http://www.synaesthesieforum.de/

Und genauso verhält es sich bei mir. Ich z.B. habe Farbempfindungen bei Vokalen und Ziffern. Seit ich denken kann, haben bestimmte Buchstaben und Zahlen klar definierte Farben, die quasi vor meinem "geistigen Auge" auftauchen, sobald ich sie höre oder mir vorstelle. So ist beispielsweise das "A" grün, ein sattes grün. Oder die "sieben" ist weißlich- gelb. Und die Kopplung dieser Farbempfindungen an den Buchstaben/ die Zahl ist ein Leben lang konsistent, ein "A" würde für mich z.B. niemals rot werden...

Vielleicht kennt ihr dieses Phänomen auch und haltet es für selbstverständlich, oder ihr haltet es wie die meisten für völlig bekloppt und nicht nachvollziehbar. Beides ist blöderweise richtig, und man kann sich das jeweils andere nicht vorstellen. In jedem Falle glaube ich, dass es beeindruckend ist, wenn man sich mit diesem Thema auseinandersetzt. Leider steht die Forschung zu diesem Thema noch immer in den Kinderschuhen, und man weiß noch zuwenig über die physiologischen Ursachen dieses Phänomens. Und dies, obwohl das Prinzip der Synästhesie schon seit Jahrhunderten bekannt ist. So waren viele Komponisten und Maler Synästhetiker und haben in ihren Werken darauf Bezug genommen.

Es gibt eine Hypothese, die besagt, dass sich bestimmte Hirnareale im Laufe der Entwicklung nicht vollständig voneinander abgrenzen und bestimmte Verbindungen bestehen bleiben, die dann zur Folge haben, dass z.B. die Sehrinde aktiv ist, sobald der Hörsinn gereizt wird. Das bedeutet, dass also Säuglinge ursprünglich allesamt Synästhetiker sind, und sich mit der Zeit zu normalen Menschen entwickeln. Einige wenige werden dann zu sowas wie einem Basti. Tja, und diese These scheint auch noch unterstützt zu werden, durch Messungen mit bildgebenden Verfahren. Man kann in Tomographen feststellen, dass die "falsch" verschalteten Hirnareale tatsächlich "feuern", obgleich sie es nicht sollten. Es gäbe unglaublich viel zu schreiben, ich verweise aber aus Klugheit auf diese lange Linkliste:

http://www.sensequence.de/proj/projde.html

Ich kann leider noch nicht sagen, welche Tests ich bei dieser Studie durchlaufen muss. Da hält sich die Uni bedeckt. Ich hab nur soviel erfahren, als dass ich KEINE CT machen muss/darf, und dass es kein EEG geben wird. Offenbar beschränken sich die Versuche auf "'Dunkelversuche', um herauszufinden, ob Synästhetiker den Normalos dort überlegen sind." So ähnlich hat es die Dame am Telephon formuliert- ziemlich blöd, aber Näheres weiß ich noch nicht, weil sie nicht mehr verraten, aber ich werde euch mitteilen, was die dort mit mir veranstalten.

Ich war noch nie selbst Gegenstand von Forschung. Aber es interessiert mich selbst, und ich stelle es mir witzig und interessant vor, da mitzumachen und vielleicht etwas Neues zu kapieren. Ich werde euch von den Versuchen berichten, mal schauen, wie's wird.
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: whoknows am 13. Oktober 2005, 10:24:40
Roger ist ja auch so ein halber Synästhetiker - es scheint also auch Zwischenformen zu geben. Roger sieht geographische Formen bei Worten - nur teilweise abhängig von Buchstaben.
Mich würde interessieren, ob die Farben häufig bei verschiedenen Synästhetikern gleich sind, ob also mehrere das A grün sehen, oder ob das völlig individuell ist.
Und vor allem würde mich interessieren, was das für ein Gefühl ist, sich als Synästhetiker mit anderen Synästhetikern zu unterhalten - fühlt man sich in einer Familie, gibt es sofort einen Sympatico, oder sind einem da die Leute so fremd oder so nah wie alle anderen auch, die man kennenlernt.

Gibt es Worte, die Du aufgrund der Farben einfach HASST? gibt es auch hässliche Farben? Nur die Farben unserer Grundfarbskala, oder auch so viele Zwischenfarben wie zB oben rechts auf dem Bildschirm bei den Farbblöckchen , für's Posting schreiben? Mehr? Weniger?
Und: du sagst, die Farben sind absolut. ein a ist grün. Was ist mit dem schwedischen a, dem mit dem Kringelchen drauf. Ist das ein anderes grün, oder ganz was anderes?

Und wie ist das, wenn man zum Beispiel Geschmäcker empfindet, bei Farben? Wie ist das dann andersrum: findet man, eine Erbeere müsste eigentlich blau sein?
Findest DU, das WORT "Grün" müsste eigentlich ein a drin haben?

Überhaupt: Welche Formen der Synästhesie gibt es:
Geschmack bei Farben,
Farben bei Buchstaben
und was noch?

Hättste damit nur nicht angefangen: ich hab tausende Fragen.  ::)
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: whoknows am 13. Oktober 2005, 13:16:10
Und noch etwas würde mich interessieren:
Was bewegt/beschäftigt Dich denn mehr: Dass Du jetzt ein wissenschaftliches Forschungsobjekt wirst, und wie das abläuft? (Wie sind die eigentlich auf Dich gekommen?)
Oder dass Du andere Synästhetiker kennenlernst (kennst du schon welche?)
Oder dass Du dich jetzt quasi als Synästhetiker "outest"?
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Bastian am 13. Oktober 2005, 14:15:48
 Mich interessiert dabei am meisten, was die dort für Tests machen. Und welche neuen gesicherten Informationen es darüber gibt, die ich noch nicht kenne. Ich bin da schon sehr fürs Neuronale. Ich bin auch nicht waahnsinnig an anderen Syn. interessiert, sie sind ganz normale Menschen, mit Gemeinsamkeiten, die sie aber nicht wirklich teilen können. Das ist ein wichtiger Punkt. Es gibt einige Bücher, in denen verschiedene leute ihre Eindrücke schildern, aber das wird schnell langweilig. Oder ein Gespräch: "Mein O ist blau, zeig mir mal dein O." "Oh, dein O ist aber rot." ein dritter: "Redet doch nicht so kegelförmig daher!"- das stelle ich mir nicht besonders ergiebig vor.

Aber was natürlich schon interessant ist- ich bin bis jetzt noch der einzige Mann! Traraa! Also interessant nicht nur deswegen, sondern interessant, weil Männer wohl wesentlich seltener so veranlagt sind als Frauen. Und das zeigt sich schon vor den ganzen Tests- schon lustig. Die hatten in der Rheinischen Post annonciert, und ein Freund schickte mir die Tel- Nr zu. Da hab ich mich bei denen gemeldet- so bin ich zum Kaninchen geworden.

Ich kenne keine Worte die ich hasse. Aber es kommt vor, dass ich mir Worte besser oder auch schlechter merken kann. Es kann mir passieren, dass ich die Namen Jens, Sven und Ben verwechsele. Oder Hans, Marc und Lars. Aber nur die Namen, und nur dann, wenn ich die Personen nicht persönlich kenne- die merke ich mir dann schon. Auf der anderen Seite ist es auch eine Eselsbrücke. Ich kann mir Straßennamen noch dann merken, wenn ich sie schon wieder vergessen hab. Dann weiß ich meistens noch mit ziemlicher Sicherheit, welche Farbe der Name hatte, und ich biege selbstsicher in den Elberfelder Feldweg ein, statt in die Achenbacher Landstraße- das hatte ich schon öfter, wenn ich als Beifahrer den Lotsen machen konnte und wier den Straßennamen vergessen hatten.

ZitatFindest DU, das WORT "Grün" müsste eigentlich ein a drin haben?
Ja, das ist komisch. Daran hab ich mich wohl gewöhnt, aber es stimmt. Manche Worte sind "richtiger" als andere. "Wald", zum Beispiel, ist ein Superwort. Oder "Gras". Hingegen "Wiese" ist schon etwas seltsamer, aber wenn auf ihr Gänseblümchen wachsen, stimmt's wieder. :) Oder "Blutwurst"- passt super, weil "U" tiefrot ist. Würde sie "Blätwärst" heißen, müsste man die betreffende Wurst, äh, Wärst neu konzipieren, dass sie gelblich- pastellgrün würde. Aber so eine Wärst will dann niemand mehr essen. Auch interessant ist, dass bei mir die Umlaute ä, ö und ü, abgeschwächte Pastellvarianten der Vokale a, o und u sind. Da scheint es bei mir eine Regel zu geben, aber bei anderen Syn. kann das völlig anders sein.

Ich habe oft gelesen, dass viele Syn. das A rot sehen sollen. Da soll es wohl eine Häufung geben, aber ich bin da skeptisch. Es gibt eigentlich keine Gemeinsamkeiten, bezüglich der Belegung der Farben. Aber jeder hat "seine" Farben- von der Wiege bis zur Bahre rennt er mit denselben Synästhesien rum. Die einzige Gemeinsamkeit die man hat, ist DASS man Synästhesien hat, aber die einzelnen Empfindungen kann man nicht teilen. Das ist auch der Grund, aus dem ich denke, dass ein Treffen mit anderen S. sich nicht waahnsinnig unterscheidet von einem Treffen mit Nicht- S. Es gibt eben kein "In- Group"- Gefühl, das ist sehr charakteristisch. Wir sin uns nur darin gleich, dass wir uns von anderen unterscheiden. Aber das selbe gilt eben auch untereinander. :)
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: whoknows am 13. Oktober 2005, 16:07:23
Die Blätwärst ist gut!!!  ;D
(Danke für die klaren Antworten - ich glaube, jetzt weiss ich mehr.)
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Dagmar am 13. Oktober 2005, 18:00:35
Wooowww! Das ist ja mal spannend! Ich weiß gar nix darüber, und das will bei mir als alter Psychotante was heißen: Von diesem Phänomen habe ich noch nie gehört. Ich bin sehr interessiert an den neuronalen Zusammenhängen - berufsbedingt sozusagen - und wirklich extrem gespannt, was Du uns dazu noch erzählen wirst. Ich habe natürlich auch ganz viele Fragen:
Weißt Du schon wie die Studie aufgebaut ist, welche Hypothesen sie haben, ist es doppelbind? Das sagen sie Dir aber wahrscheinlich nicht vorher oder? Nein sicher nicht, denn das würde ja Deine Testergebnisse beeinflussen können. Weiß man eigentlich, warum die Neuronen aus zwei Hirnarealen feuern, also warum sich die Reizschwelle in der frühkindlichen Entwicklung nicht irgendwann geschlossen hat? Ist das eine genetische Disposition oder spielen auch Umwelteinflüsse eine Rolle? Weißt Du etwas über die prozentuale Verteilung von Syn. in der Bevölkerung? Gibt es Betroffene, die sich durch dieses Phänomen beeinträchtigt fühlen, es sozusagen als eine Art "Behinderung" erleben, oder ist es immer eine Erweiterung des Wahrnehmungsspektrums, die als angenehm oder zumindest hilfreich erlebt wird? Siehst Du eigentlich auch Farben bei Tönen, denn die haben ja auch Buchstaben. Also ist der Ton "a" grün für Dich? Und was ist dann mit Halbtönen wie z.B. dem "as"? Kannst Du Dir deshalb so viele Stücke merken und sie auswendig spielen oder hat das nichts damit zu tun?

Tja, das haste jetzt davon: Basti unser lebendes Wissenschaftsobjekt  :-* ;)
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Bastian am 13. Oktober 2005, 18:20:05
Tja, interessante Fragen. :D
Zitatdoppelbind
Achtung, ein IchhabAhnungvonPsychotanten-Scherz: Meinst du "doublebind" oder doppelblind, höhö.

Zitatalso warum sich die Reizschwelle in der frühkindlichen Entwicklung nicht irgendwann geschlossen hat? Ist das eine genetische Disposition oder spielen auch Umwelteinflüsse eine Rolle?
DAS wäre wirklich das Interessanteste daran- ich weiß es nicht sicher. Der eine sagt, es hat eine erbliche Komponente. Der nächste meint, Syn. könnten erworben werden. Schau dir mal die Links (http://www.sensequence.de/proj/projde.html) durch- man weiß noch sehr wenig. Die Dame von der Uni ist der Auffassung, dass Kleinkinder auf jeden Fall zunächst alle S. sind. Wie sie darauf kommt, weiß ich allerdings nicht... Bildgebende Verfahren wahrscheinlich.

Zur Prozentualen Verteilung: Die Zahlen schwanken tierisch, weil viele S gar nicht mitbekommen, dass sie anders sind- sie halten sich für normal. Aber man geht z.Zt. von einem Verhältnis von 1: 2000 aus. Also 2000 Freaks auf einen Synästhetiker. [smiley=rolleyes.gif]

ZitatGibt es Betroffene, die sich durch dieses Phänomen beeinträchtigt fühlen,
Ja, gibts. Ich kenne es auch. Wir hatten ja hier vor langer Zeit eine Diskussion über Musikhören in Bars. Mir geht es oft so, dass Musik mich so in Beschlag nimmt, dass ich mich stärker konzentrieren muss, um im Gespräch aufmerksam zu bleiben. das kann aber auch eine reine Musikerkrankheit sein. Ich kann die S. auch fast ausblenden, aber sie verschwinden eben nur aus dem Bewusstsein, das Gehirn arbeitet aber wahrscheinlich genauso weiter. Wenn man sich vorstellt, dass zu jedem akustischen Reiz noch eine- wenn auch leichte optische Empfindung dazukommt, dann ist das Gehirn natürlich ziemlich am rattern...
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Dagmar am 13. Oktober 2005, 18:34:13
ZitatMeinst du "doublebind" oder doppelblind, höhö.

Ähhm, und DAS mir *kicher - Freud läßt grüßen *hihi

Und was ist mit den Tönen? Siehst Du auch die Farben bei Tönen?
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Bastian am 13. Oktober 2005, 19:08:55
Nicht dass der TON A grün wär oder das E gelb. Ich hab auch kein absolutes Gehör, das müsste ich ja dann eigentlich haben, denke ich. Aber Klänge und Geräusche von Instrumenten haben eine Art von visueller Struktur. Ein Cembalo schillert leicht silbern- golden mit so Spitzen obendran. Oder mehrstimmige Streicher ziehen wie fein-rauhe Bänder vorbei. Ich kanns nicht klar beschreiben- klingt ulkig, oder?

Aber keine Angst- es sind KEINE Halluzinationen. Wenn ich die Farben sehe, dann erscheinen sie etwa so intensiv, wie wenn ich mir eine Farbe vorstelle. Wenn du dir jetzt türkis vorstellst, siehst du die Farbe vor deinem geistigen Auge. So vage ist die "visuelle" Empfindung, die ich hab. Für die Formen gilt das gleiche. Nimm die Pastorale von Beethoven, oder Bilder einer Ausstellung in der Orchesterversion- das sind Musikstücke, die voller solcher Sinneseindrücke sind. Oder die Sgt Peppers- die nimmt mich auch total in Beschlag. ich kann mir übrigens nicht vorstellen, wie es ist Klänge zu riechen. Es gibt ein paar wenige S., die das tun. Auf mich wirkt das genau so surreal, wie mein Geschreibsel vermutlich auf euch.

Ich weiß auch, wie meschugge das alles für euch klingt, hehe, aber ich kann einfach nichts dagegen machen. Es ist vollkommen real und nicht eingebildet. Ich lache mich gerade darüber kaputt, wie seltsam das klingen muss, was ich hier schreibe. Und alle, die mich bis jetzt noch nicht für gaga gehalten haben,... haben jetzt endlich einen hinreichenden Grund, haha. Na bitte, wieso auch nicht? Ich bin in überaus guter Gesellschaft mit Kandinsky, Scriabin, Rimbaud, B. Bargeld... 8-) Da kann man sich doch solche Albernheiten locker leisten.
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Bastian am 13. Oktober 2005, 19:21:05
Ich möchte noch etwas nachtragen zu Sandras Frage, wegen des "outings" [smiley=happy.gif]: Ich könnte mir gut vorstellen, dass wir hier im Forum oder darüberhinaus noch mehr S. haben, die einfach nicht wissen, dass es dafür einen Namen gibt. Die nicht einmal wissen, dass es ungewöhnlich ist, wenn man Farben hört oder Ähnliches. Denn sie kennen es gar nicht anders.

Das ist neben dem wissenschaftlichen Interesse an der Studie der Hauptgrund für diesen Thread. Es haben auffallend viele Künstler diese Veranlagung, also bin ich vielleicht nicht der einzige...
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: whoknows am 13. Oktober 2005, 21:32:15
ZitatIch lache mich gerade darüber kaputt, wie seltsam das klingen muss, was ich hier schreibe. Und alle, die mich bis jetzt noch nicht für gaga gehalten haben,... haben jetzt endlich einen hinreichenden Grund, haha.

Ich weiss nicht, vielleicht bin ich ja komisch, aber ich habe den Eindruck, Du überschätzt die Wirkung, die Synästhesie auf "Freaks, die das nciht haben" hat. Für mich hat das sowenig mit meschugge zu tun, wie eben jemand, der absolutes Gehör hat. Es ist eine Gabe.
Ganz anders hingegen bei Koprolalie - da tu ich mir sehr schwer mit dem Verständnis, soll heissen, natürlich ist mir klar, dass diese Menschen letztlich völlig "normal" denken - sie können nur nicht so wirken. Aber da ist die Verständnisschwelle doch etwas höher.
Synästhesie ist für mein Gefühl so wie musikalisch sein oder unmusikalisch sein, oder humorvoll und humorlos. Man ist so, oder eben nicht. Und die jeweils einen können die jeweils anderen zwar als völlig normal akzeptieren, aber so richtig nachvollziehen, be-greifen  können sie die Denke eben nciht.

Übrigens kann ich mir nicht vorstellen, dass man Synästhesie lernen kann - auch Musikalität oder Humor kann man nicht lernen. (oder absolutes Gehör, for that matter) Man kann sich vielleicht etwas irgendwie vergleichbares antrainieren - aber das Wahre ist das dann nicht, und das ist immer merkbar. Man IST es, oder man IST es nicht. Sei froh.

Aber ich gebe zu - Du bist schon ein Sonderfall: humorvoll UND musikalisch UND Synästhetiker - das ist schon viel auf einmal. ;D

Aber beim entweder Musikhören oder Gespräch führen kann ich Dich gut verstehen. ich kann auch sehr sehr schwer Musik nebenbei hören - und wenn, dann wirklich nur leises Hintergrundgedudel. Aber zum Beispiel ein Barpianist - da hör ich schon mehr auf die Musik. Bei Musik muss ich  ZUhören...


gibt's dieses geniale Augenbrauenheb und Kicher-Smiley bei UNS?
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Dagmar am 14. Oktober 2005, 00:48:12
Also Basti, ich erlebe das auch ganz und gar nicht gaga. Ich finde das super interessant, was Du hier schreibst und ich wünschte, mir ginge das auch so wie Dir. Bin fast ein wenig neidisch  [smiley=old_rolleyes.gif]. Vorhin fiel mir ein, dass Du mir das schon mal in einem Nebensatz erzählt hast. Aber das war nur so nebenbei, und ich habe das da gar nicht so richtig realisiert, was das eigentlich heißt.
Ich bin jedenfalls sehr gespannt auf weitere Informationen und Erfahrungsberichte von allen zu dem Thema. Wenn ich etwas ausgeschlafener als gerade jetzt bin, lese ich mal in Ruhe die links, da bin ich auch schon sehr gespannt drauf!
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Suse am 19. Oktober 2005, 22:08:24
Das ist ja total spannend! Wie konnte mir dieser Thread bisher entgehen? Irgendwie hat mein Compi ein Paralleluniversum, aus dem er ab und zu mal was rüber schiebt. Ich werde mir morgen auch die Links ansehen. Ich bin neidisch. Welch ein Reichtum!
Ich hab grundsätzlich ein Problem, mir Zahlen zu merken, auch wenn´s mal wichtig wäre. Haben Zahlenfolgen aber einen Rhythmus für mich, kann ich sie nicht mehr vergessen. Ist bestimmt was ganz anderes, weil die Verbindung nicht direkt von selbst entsteht, aber die Verknüpfung hilft mir manchmal über dieses eigentliche Defizit hinweg.
Sollten die Dich bei den Untersuchungen nicht gut behandeln, werden wir Dich befreien!!!!
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Andrea am 19. Oktober 2005, 23:59:42
Zitat:
Für mich hat das sowenig mit meschugge zu tun, wie eben jemand, der absolutes Gehör hat. Es ist eine Gabe.
Genau.
Basti und ich haben vor langer Zeit schon mal über all das geredet. Ich finde diese Bereicherung in dir auch sehr spannend.
Ach, warum nur bin ich kein halber S.? Dann würde ich wenigstens die Farben HÖREN ;D

Zitat:
Ganz anders hingegen bei Koprolalie
Was ist das genau? Bewegen sich die Leute irgendwie anders und wirken dadurch irgendwie daneben? Oder wie?
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: whoknows am 20. Oktober 2005, 00:16:01
Koprolalie, wörtlich: Abfall-Zunge. Eine Krankheit, bei der Menschen anfallsartig schwere Flüche und Beschimpfungen ausstossen müssen. Müssen! Sind eigentlich normal intelligente Menschen, und es ist einfach eine Art sprachlicher Tic. Diese Menschen können niemals an normalem Leben teilnehmen, weil sie halt herumlaufen und die schlimmsten grauslichsten Beschimpfungen ausstossen - ohne das zu wollen oder auch nur ähnliches zu denken. Aber damit sind sie natürlich von Kino, Lokalen, Theater, häufig auch normalen Schulen etc ausgeschlossen.
Diese Krankheit bricht häufig auch erst mit der Pubertät aus, so dass sie sich serh wohl vorstellen können, wie es anders wäre....
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Bassmeister am 20. Oktober 2005, 00:33:42
Eine Freundin von mir (Musikerin) hat eine Verbindung zwischen Tönen und Farben. In beide Richtungen. Das finde ich hochgradig spannend und keinesfalls bekloppt!
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Andrea am 20. Oktober 2005, 00:45:30
Zitat:
Koprolalie, wörtlich: Abfall-Zunge.
Meinst du das Turett-Syndrom, oder unterscheiden sich diese beiden Krankheiten voneinander?
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Choirgirl am 20. Oktober 2005, 09:23:20
Ich finde es bekloppt.  :D - Nee, aber ich kann mir nicht vorstellen eine Farbe mit einem Buchstaben zu verbinden. In Musik hatten wir Tonartenpsychologie, also dass Es-Dur blau sein soll usw. Das habe ich auch nicht kapiert. Mir ist schon klar, dass einige Tonarten z.B. auf der Geige gespielt heller klingen als andere, weil viele Saiten mitschwingen, was aber beim Klavier wiederum nicht funktioniert.

Also ich nehm das als gegeben hin, dass es so etwas gibt, aber ich kann es mir beim besten Willen nicht vorstellen.  :o 8-)  

Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Dorian am 20. Oktober 2005, 11:23:03
ZitatZitat:
Koprolalie, wörtlich: Abfall-Zunge.
Meinst du das Turett-Syndrom, oder unterscheiden sich diese beiden Krankheiten voneinander?
Das erste ist ein mögliches Symptom des Zweiten. Ese ibt aber auch Tourettis die nur motorische Tics haben, also keine verbalen.
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: whoknows am 20. Oktober 2005, 11:56:09
Genau. Touret ist der Oberbegriff. Das heisst, da kann man auch unwillkürliche Zuckungen von diversesten Körperteilen haben. Gesicht, Arme, Beine, Zunge - ich hatte mal eine Freundin, die hatte Zuckungen im Zwerchfell - dadurch musste sie dann immer komische Schreie und Urlaute ausstossen. Auch nciht rasend witzig.
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Suse am 20. Oktober 2005, 14:14:14
Hi Bastian,
danke für die Links; hatte jetzt Zeit, mal in Ruhe nachzulesen. Wirklich sehr interessant. Hab immer noch den Eindruck, mir entgeht da was. Andrerseits kann die Reizüberflutung bestimmt auch oft sehr anstrengend sein. Jedenfalls ein spannender neuer Blick in die Welt.
Danke!
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Bastian am 20. Oktober 2005, 14:35:01
Na, schreibt es doch wenigstens richtig: "Tourette- Syndrom" heißt es. Und Koprolalie ist, wie Dorian sagt, die eine Form des Tics, bei dem die Betroffenen obszöne Worte ausstoßen müssen. Eine liebe Bekannte von mir hat es auch ("f*ck d*ch *ns Kn*e"), und ich fragte sie kürzlich auf einer Party, was sie sagt, wenn sie mal wirklich mit jemandem ins Bett will. Sie lächelte und antwortete kurz und knapp: "F*cken!" ;)

Ja, das ist wirklich eine nicht so witzige Abweichung von den Normalos. Weil diese Tics dazu führen, dass die anderen den Betroffenen ausgrenzen. Und Nervosität kann es noch steigern... Aber man kann sich verblüffend gut daran gewöhnen, wenn man sich kennenlernt, also ich sehe über ihre Tics hinweg.
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Andrea am 20. Oktober 2005, 14:44:58
"Tourette- Syndrom"
Danke, Basti! Endlich weiß ich, wie man das schreibt. :-)
Das ist bei uns Blinden immer so. Wir hören Worte, und wenn wir sie nirgendwo gelesen haben, schreiben wir sie nach unserem Gehör, und das ist oft falsch.  Straßennamen usw. lasse ich mir deshalb gern buchstabieren.
Ich hab mal einen Touretti getroffen, allerdings einen, der nicht flucht. Ich weiß nicht, wie ich reagieren würde, wenn jemand zusammenhanglos vor sich hin flucht, ob ich mir das Grinsen am Anfang vielleicht nicht unterdrücken könnte, oder ob ich es sofort schaffe, gar nicht darauf zu achten?
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Bastian am 20. Oktober 2005, 15:15:03
Suse wrote:
ZitatAndrerseits kann die Reizüberflutung bestimmt auch oft sehr anstrengend sein.
Ich denke ja. Ich kann es nicht sicherer sagen, weil mir wahrscheinlich nicht bewusst bin, was mein Gehirn alles ausblendet. Denn manchmal nehme ich meine S. gar nicht wahr. Wenn mir dann einfällt, dass ich sie eigentlich haben müsste, schwupp- sind sie wieder da. Es scheint so ähnlich zu sein, wie bei Leuten mit einem Tinitus: Manchmal haben sie zeitweise das Glück, ihn nicht zu bemerken, aber sobald sie dieses Glück verlässt, macht es wieder "tüüüüt"... Aber das Gehirn ist ja während der gesamten "tinituslosen" Zeit damit beschäftigt, ihn zu unterdrücken oder zu verdrängen. Da werden Schwellen erhöht, Synapsen blockiert, oder andere Mechanismen aktiviert mit denen ich mich nicht gut auskenne. Also arbeitet es an der Sache, selbst wenn es dem Betroffenen nicht bewusst ist, und das verbraucht natürlich ATP. :) (Hehe, soweit reicht mein Fachwortschatz noch aus)

Aber es belastet mich nicht wie ein Tinitus. Dazwischen liegen, was den Terror angeht wirklich Dimensionen. Ich empfinde es nicht als störend. Und für die unterdrückenden Abläufe in der Birne haben ja unsere Dagmar. Die kann uns bestimmt erklären, was für Mechanismen daran beteiligt sind. "Verdrängung" im psychoanalytischen Sinn ist ja etwas anderes als das "Ausblenden" von Sinneseindrücken auf der neuronalen Ebene.

and Bassmaster wrote:
ZitatEine Freundin von mir (Musikerin) hat eine Verbindung zwischen Tönen und Farben. In beide Richtungen. Das finde ich hochgradig spannend und keinesfalls bekloppt!
Ah, super. Das ist schon sehr interessant. Auch umgekehrt? Bemerkenswert, wie das alles zusammenpasst- lustig, wie die Faust aufs Auge. Nach heutigem Kenntnisstand sollen 80% der S. Frauen sein. Und die meisten S. arbeiten in künstlerischen Berufen. Das ist, was ich drüber gelesen hab, und es scheint sich sowohl in der Studie zu bestätigen, als auch in deinem Beispiel.
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Suse am 20. Oktober 2005, 22:09:49
Ja, Tinitus ist nicht so klasse. hab seit der letzten Otitis externa (sowas doofes hab ich häufiger) einen netten Piepston links (hab ich auch schon häufiger gehabt, ging aber immer wieder weg) und ganz neu: rechts ein zwei Töne mit ´nem Halbton Differenz. Nicht wirklich schön aber zumindest leise und somit leicht zu unterdrücken. Hab mal jemanden kennengelernt, der immer Wanderlieder hörte. DAS ist schon sehr viel übler. Ich krieg jetzt Akupunkturnadeln gegen den Tinitus, aber eigentlich rechne ich - trotz sehr guter Akupunkturerfahrungen bei andren Indikationen- damit, daß die Töne bleiben. Würdest Du, Bastian, denn die Synästesien lieber nicht haben wollen? Beim Tinitus ist die Störung schon klar, aber das, was Du beschreibst, liest sich für mich wirklich eher wie eine zusätzliche Gabe als wie eine Beeinträchtigung.
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Andrea am 20. Oktober 2005, 22:51:25
Zitat:
Otitis externa
Ist das so was wie eine Gehörgangentzündung? Ich hatte schon zwei Gehörgangentzündungen am rechten Ohr. Wenn ich müde bin, dann ist das rechte Ohr irgendwie zu, und wenn hinter mir ein Radfahrer klingelt, weiß ich nicht immer, ob er hinter mir oder rechts von mir ist. Außerdem finde ich seither die Akustik in großen Bahnhofshallen noch grauenhafter als ich sie je empfunden habe. Und wenn drei Geräuschquellen an einem Tisch mein Ohr überfluten (z.B. Musik, der zwischenmenschliche Dialog und unmittelbar rechts neben mir spielt noch mein Kumpel mit seinem Essbesteck, das nervt mich tierisch. Wenn ich draußen bin, dann verändern sich die Nuancen manchmal. Plötzliches Surren oder einfach, dass alles weiter weg ist... Aber damit lässt sich leben. Solange ich den Autoverkehr noch gut hören und mich selbstständig bewegen kann, kann ich nicht klagen.
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Suse am 21. Oktober 2005, 08:48:11
Ja. Otitis externa ist eine Entzündung des äußeren Gehörganges, also vor dem Trommelfell. Damit sind dann zum Glück nicht die Regionen im Ohr betroffen, die für die eigentliche Reizleitung beim Hören zuständig sind. Wenn aber der gesamte äußere Gehörgang zugeschwollen ist, hört man wie mit Wasser im Ohr. Außerdem kann es auch auf andere Strukture übergreifen. Ich bin, wenn ich schlechter hören kann bei mehreren akustischen Reizen gleichzeitig im wahrsten Sinne gereizt; z.B. bei Nebengesprächen in Besprechungen, weil ich mich so auf diesen "Kanal" konzentrieren muß und zuviele Informationen gleichzeitig durch den "Filter" müssen. Für Dich, Andrea, muß das noch viel schwieriger sein, da Du Dein Gehör viel differenzierter nutzt als Sehende (nehme ich an). Was sagt denn Dein Ohrenarzt? Nach einer Entzündung kann es monatelang dauern, bis sich alles wieder im betroffenen Gebiet beruhigt hat. Wie lange ist die Entzündung her?
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Andrea am 21. Oktober 2005, 13:00:52
Zitat:
Ich bin, wenn ich schlechter hören kann bei mehreren akustischen Reizen gleichzeitig im wahrsten
Sinne gereizt;
Jaja, mir geht's auch so :-).
Die letzte Entzündung ist vielleicht zwei Jahre her. Mein Ohrenarzt sagte, die erste könnte ein Tinitus gewesen sein und dass da noch so kleine Narben sind, dass sich meine Hörleistung aber (den Messungen nach) nicht verändert hat.
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: angel am 22. Oktober 2005, 01:18:33
Hi Bastian,

ich sehe Farben zu Tönen/Musik (wenn ich die Augen schließe und mich der Musik hingebe)... Aber das für viele möglich, ist im Grunde altbekannt und wird u.a. beim autogenen Training (Traumerleben mit Musik) angewendet. D.h. aus den Farben entstehen auch verschiedene Filme...

Ich kenne Maler, die auch Musiker sind und zwischen Malerei und Komponieren abwechseln. Die kann ich auch mal fragen, wie das bei ihnen ist...

Buchstaben - Zahlen - Texte sind - sofern sie sich nicht neu verknüpfen bzw. auf Neues hindeuten für mich leider zumeist mehr grau-in-grau-Malerei.
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Bastian am 12. November 2005, 22:27:51
So, jetzt hab ich mal Zeit etwas über die Studie zu erzählen. Ich bin jetzt eine Woche lang eine Stunde pro Tag dort gewesen und hab mir seltsame Geräusche angehört:
Grob geht es darum, Bilder auch für Blinde hörbar zu machen, indem man sie von links nach rechts scannt und die Formen in akustische Signale umwandelt. Dabei wird die senkrechte Lage innerhalb des Bildes durch die Frequenz, und der Grauwert durch die Lautstärke darstellt. Also schwarze Bereiche hört man nicht, ein weißer Bereich links oben, ist ein Hochfrequentes Rauschen auf dem linken Ohr. Ein grauer Bereich rechts unten ist ein leiseres, tieferes Rauschen auf dem rechten Ohr... Mir werden an einem schwarzen Bildschirm über einen Kopfhörer diese Geräusche vorgespielt, und ich soll auf einem Blatt Papier zeichnen, was ich gehört habe. Nachher bekomme ich das Bild zu sehen und bin erstaunt.
Ich suche mal ein Beispiel...

Hier (Es müsste richtigerweise ein weißer Buchstabe auf schwarzem Grund sein, ich weiß aber nicht, wie man das hier macht):
Zitat
[size=60]A[/size]
Dieser Buchstabe, uns allen unter dem Trivialnamen "A" bekannt, wird von links nach rechts akustisch dargestellt. Er klingt dann etwa so:
"Puüeii'piieüup", klar? Das kann man glaube ich nachvollziehen. Schwieriger wird die Sache dann, wenn man
"Tschhchcäächchts" hört. Das ist nämlich ein bildfüllendes
Zitat
[size=48]H[/size]
Und noch blöder Klingen Buchstaben, wie das "K" oder das "G", weil sich dort zwei oder drei verschiedene Geraden und Bögen, und somit verschiedene Frequenzen gleichzeitig oben und unten z.T. gegenläufig verändern...

Völlig skurril wird es dann, wenn sie mir echte Fotos vorspielt. Z.B. so etwas:
(https://www.georgkreisler.net/proxy.php?request=http%3A%2F%2Ftest1.crogast.de%2FKirche.gif&hash=d3364f1ded06c44af917c42946f247798cbfa1d7) Da hört man erst ein helles Rauschen auf der linken Seite, dann ein abrupter Lautstärkeabfall für die Dauer des linken Kirchturmes (das Dach hört man nicht, aber man soll hören können, dass etwas dreieckiges fehlt). Dann setzt in der Mitte schlagartig wieder ein lauteres, helles Rauschen ein, weil der Turm aufhört und der Himmel dahinter heller ist- gleichzeitig dazu ein tieferes Rauschen wegen des vergleichsweise hellen Kirchenschiffs... uswusw. Wie der Baum in der linken Ecke klingt, könnt ihr euch vorstellen. Sowas, wie "Chchebrblchchschsch", oder so.

Ich hab es so verstanden, dass sie herausfinden wollen, ob Synästhetiker dieses Bilderhören schneller lernen können als Normalos. Aber ich muss sagen, dass ich skeptisch bin, ob das eine mit dem anderen überhaupt etwas zu tun hat. Ich finde es jedenfalls ziemlich schwierig, Strukturen zu erkennen, die über einfache geometrische Formen hinausgehen. Buchstaben, Ziffern und Rechtecke sind vergleichsweise eindeutig, aber in Fotos erkenne ich nur helle Bereiche und deren groben Verlauf... Ausserdem ist es mir beinahe unmöglich, z.B. ein fehlendes schmales Frequenzband innerhalb eines umfassenden weißen Rauschens zu erkennen, da schlägt mir das Auflösungsvermögen des Ohrs ein Schnippchen. Ich weiß, dass das menschliche Ohr schon Cent- schwache Frequenzunterschiede feststellen kann, das gilt aber für einzelne, klar definierte Töne, nicht für Lücken innerhalb eines vollen Rauschens.

Bin mal gespannt, wie es in der nächsten Woche weitergeht. Am Freitag hatten wir römische Ziffern und nicht- gefüllte Kreise, was sehr interessant ist, weil man zeitweise beinahe Akkorde und Zweiklänge hören kann. Was das aber mit Synästhetikern zu tun haben soll, ist mir noch nicht wirklich klar, denn die o.g. Darstellungsregeln sind klar festgelegt, und können gerade deswegen dem eigenen Empfinden auch krass widersprechen, was dann wiederum ein Nachteil ist. Ich hätte eine handvoll kritischer Fragen, aber als Proband will ich mich zunächst einmal drauf einlassen, sonst wirds ja nix. Meine Versuchsleiterin hat sich da etwas wirklich interessantes ausgedacht, und ich möche das erst einmal verfolgen und verstehen lernen. Es ist eine Supersache, und wenn ich einmal den tieferen Sinn dahinter erkennen kann- noch superer.
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: whoknows am 13. November 2005, 00:01:24
Ja, das ist gut, lass Dich erst mal auf Deine Versuchsleiterin ein.
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Lanie am 23. November 2005, 16:03:08
Als einmal die BBC  Reportage im TV kamm wusste ich, ich bin neidisch! Nur nicht auf den Mann der bei Wörtern bestimmte Dinge schmeckt. Er selbst meinte nur 2% seiner Geschmäcke seine dann schön, häufig sind es solche Mischung wie Schinken mit Kaffeesatz etc. Aber missen wollte er es nicht. ... :D
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Bastian am 23. November 2005, 18:22:01
Mmmh, Schinken mit Kaffeesatz...
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Katinka Koschka am 20. Januar 2006, 14:10:47
Klingt alles total interessant. :D
Meine "Gehörmeise" scheint auch relativ selten zu sein, nämlich dass ich bei bestimmten Liedern "vertikales Stereo" höre. Ist eine verquere Bezeichnung, ok.
Ich vermute es hängt mit Frequenzen zusammen.
Da gibt es doch dieses Lied von Peter Gabriel "More than this". Von jenem Song gibt es den sogenannten "Elbow-Mix", das ist ein Remix von der Gruppe Elbow (die mit dem trinkfreudigen Guy Garvey, der mich im Dezember so lieb umarmt hat) und bei dieser Version höre ich ganz deutlich im Refrain die unterschiedlichen Akkorde an unterschiedlichen Stellen der Ohrmuschel.
Wahrscheinlich sinds die Bässe, die sind ja am körperlastigsten, aber das Komische ist eben, es wandert an den Ohrmuscheln auf und ab.
Bei einem Konzert der Genesis-Coverband "The Musical Box" hab ich dieses Phänomen auch erlebt. Da ist während des Liedes "Firth of Fifth" eine Stelle, da kommen zwei ganz abgrundtiefe Akkorde (Synthi) und die spürte ich jeweils am Unterkiefer und am Hals  :o [smiley=old_grin.gif]
Denselben Effekt habe ich, wenn ich den Elbow-Titel "Asleep in the Back" höre, da ist kurz vor dem Ende auch ein synthetischer Basston, der kitzelt auch am Hals... ;D

Kenne kaum Leute, die das auch haben. Ich glaube, eine Freundin aus dem Peter-Gabriel-Forum hat das auch, aber sonst kaum einer...
Und ich glaube, ich kann den "Großen Abendsegler" (eine Fledermaus) hören! :o
Zumindest fiel mir vor ein paar Jahren in Kroatien folgendes auf:
ich hörte immer so ein ganz helles "Zick zick zick" und dachte erst, das ist irgendein Insekt.
Dann bemerkte ich diese kleinen Flattermänner und dachte Schwalben um die Abendzeit?? Plötzlich wurde mir klar: FLEDERMÄUSE! Und dann sah ich diese kleine Flattersilhouette auf mich zu fliegen und es tönte: zick ZICK [size=14]ZICK[/size]
:o [smiley=old_grin.gif]
Und ich kenne immerhin eine Frau aus Graz, die auch Fledermäuse hören kann... :D

Und ich gehe deshalb davon aus, dass es der "Große Abendsegler" ist, weil ich gelesen habe, dass dessen Rufe die menschliche Hörgrenze ankratzen, während alle anderen Fledermäuse oberhalb der Hörgrenze piepen....
Würde ja gerne mal einen Hörtest machen, aber ich weiß nicht wie teuer das ist, man kricht ja die Hörtests nur dann bezahlt, wenn man PROBLEME  mit dem Hören hat und ich höre eher zu gut!! :-[ :-/ ;)
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: kampmann am 24. Januar 2006, 02:26:48
Zitat.... Mir ist schon klar, dass einige Tonarten z.B. auf der Geige gespielt heller klingen als andere, weil viele Saiten mitschwingen, was aber beim Klavier wiederum nicht funktioniert.

Diese Empfindung hängt meines Wissens davon ab, dass das Klavier temperiert gestimmt ist - Geigen und andere Saiteninstrumente, auch Blasinstrumente wie Trompeten, Saxophone etc. dagegen nicht.

Aber zu dem eigentlichen Phänomen der S.: ich finde das höchst interessant. Wirklich toll. Und Versuchskarnickel zu spielen, das macht wirklich Spaß, vor allem, wenn der Proband die Methoden nachvollziehen kann etc.

Gratuliere zu dieser Begabung, Basti ...
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Bastian am 06. März 2006, 10:06:35
(Liebes Kaffeekränzchen, liebe gerne öffentlich an enormen Zipperlein Leidende, liebe Zicken und liebe Großkopferte, liebe Aufmerksamkeitsbedürftige, liebe Desinteressierte, liebe Erregte, und die Lieben, die stets die Erregung anderer suchen. Liebe ein-Satz-Fallenlasser, liebe völlig Verschwundene! Liebe zu Recht Entrüstete, liebe zu Unrecht Entrechtete, liebe jetzt- aber- langsam- Beleidigte...

Liebes Altersheim, lieber Kindergarten,

ich versuche mal, zwischen all den eingewachsenen Zehennägeln und dem Befindlichkeitsaustausch etwas anzureissen, was zumindest ich für interessant halte. Auch über das Thema hinaus, weil es unsere Sprache betrifft.)


Also,
so ungewöhnlich ist das alles nicht. Jeder Mensch ist Fähig zur sog "intermodalen Abstraktion", d.h. zum Erkennen gemeinsamer Eigenschaften, auch bei völlig unterschiedlichen Sinneseindrücken. Eine sehr interessante Frage ist: Wieso funktionieren beispielsweise Metaphern?

Wenn man sagt "dieser Ziegenkäse ist scharf", ist dies eine Metapher. Scharf sind Klingen oder Glasscherben, ein Käse ist eher weich, gerade Ziegenkäse. Oder, wenn wir die Eigenschaften von Tönen beschreiben, benutzen wir Worte, wie "hoch", "tief", "dunkel", hell... Auch diese Worte sind Metaphern, denn sie beschreiben ursprünglich eine andere Eigenschaft. Berge sind hoch, Täler sind tief, aber Töne...? Sie unterscheiden sich in der Frequenz, aber nicht in ihrer Lage bezüglich des Meeresspiegels.

Eine dunkle Stimme verfinstert nicht den Raum, ein heller Klang hilft mir nix, wenn ich nachts etwas lesen möchte...

Also erkennt unser Gehirn auf einer anderen Abstraktionsebene eine Gemeinsamkeit, nach der es die bezeichneten Dinge offenbar gruppiert. Und- das ist interessant- dies hat nur deswegen einen Sinn, weil andere Menschen diese Metaphern ebenfalls verstehen. Wir teilen miteinander eine Fähigkeit, nämlich die, Eigenschaften von Dingen, Gefühlen, etc mit Worten zu beschreiben, die eigentlich für eine vollkommen andere Qualität stehen. Das ist genaugenommen unlogisch (weil man z.B. mit einem "scharfen" Käse nichts schneiden kann), hat aber für unser Gehirn eine große Bedeutung- es schafft einen Großteil dessen, was wir "Kultur" nennen.

Welchen Sinn hätten Metaphern, wenn kein anderer sie verstünde? Wie öd wäre Poesie, wenn alles "klar" :) ausgedrückt werden müsste? Wie könnte ein Bild zum Gespräch anregen, wenn wir seine Eigenschaften nicht sprachlich erfassen und mit Begriffen aus anderen Sinneseindrücken beschreiben könnten ("schrille", "laute" Farben?) Aber wir haben allesamt die Fähigkeit, sinnliche Eindrücke der einen Qualität (Gesichtssinn, Geruchssinn...) mit Begriffen aus anderen Sinnesbereichen (Tastsinn, Hörsinn...) zu bezeichnen. Und dies geht sogar über verschiedene Kulturkreise und Sprachen hinweg- es ist dem Menschentier offenbar eigen. Auch das ist genaugenommen "Syn- ästhesie".

Hier ein kleiner Test. Eine dieser zwei Formen solle den Namen "Kiki" tragen und eine den Namen "Booba". Was meint Ihr, welche der untenstehenden Formen könnte nach Eurem Dafürhalten "Booba", und welche "Kiki" heißen?
(https://www.georgkreisler.net/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fcontent.answers.com%2Fmain%2Fcontent%2Fwp%2Fen%2Fthumb%2F6%2F60%2F250px-BoobaKiki.png&hash=657b3c3062cd3d64e9b6f4bfe3cb7269473dfec2)
Und vor allem: Warum zum Teufel tendieren wir fast einstimmig zu einer bestimmten Zuordnung?!

an Andrea: beide Formen sind jeweils geschlossene Figuren. Die erstere hat eine spitz gezackte, sternförmige Kontur. Die zweite eine runde, wellenförmige Außenlinie.
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: whoknows am 06. März 2006, 13:57:28
Das ist ja das Verflixte: einerseits haben wir uns auf gewisse Metaphern obeflächlich geeinigt, andererseits muss man immer wieder mit Schrecken bemerken, wie leicht man bei den kleinsten Kleinigkeiten aneinander vorbeiredet - selbst bei intimsten Freunden. Und ich frage mich immer: wie oft merken wir das NICHT, dass wir völlig unterschiedliche Vorstellungswelten haben, und GLAUBEN, dass wir uns eh verstehen....
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Dagmar am 06. März 2006, 14:40:41
ZitatWarum zum Teufel tendieren wir fast einstimmig zu einer bestimmten Zuordnung?!

Die Frage dabei ist, ob diese Zuordnung an die sprachliche Sozialisation gebunden ist: Ordnen alle Menschen, gleich welche Sprache sie sprechen, die Formen den Worten immer gleich zu (Weiche Konsonanten, weiche Formen, harte Konsonanten, harte Formen)? Es gibt in der Sprache ja viele Worte, die eine zweifache Bedeutung haben: Scharfe Klinge und scharfer Pfeffer. Ich bin fremdsprachlich leider nicht bewandert genug, um Beispiele aus anderen Sprachen nennen zu können, aber das gibt es doch in allen Sprachen, dass ein Wort mehrere Bedeutungen haben kann. Vielleicht hat das Ganze weniger mit dem Erkennen gemeinsamer Eigenschaften sondern mehr mit dem Gebrauch eines Wortes für mehrere Zustände zu tun.
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: whoknows am 06. März 2006, 16:31:45
ja, und vermutlich auch mit der vorherrschenden Empfindung im jeweiligen Kulturkreis. Es gibt ziemlich sicher auch Menschen, die "i" als rund empfinden (die es vielleicht auch in ihrer Schrift runder schreiben, als "o")
Es ist zB nur im Deutschen der Mond männlich, und im Thailändischen sagt man für "verstehe nicht": "ich bewege mein Herz nicht hinein" - das lässt viel Raum für Interpretation....
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: angel am 07. März 2006, 07:31:20
Hat die Menschheit nicht die Musik deshalb hervorgebracht und verfeinert, weil die Worte und Sprache intensive Empfindungen nicht mitteilen können?
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: whoknows am 07. März 2006, 11:12:27
Vielleicht - ändert aber letztlich nicht alles. Denn Didgeridoo ist für manche aufregend, für andere fad, oder der Chomei-Gesang (Oberton) oder Hard Rock.....
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Bastian am 07. März 2006, 18:06:42
ZitatEs gibt ziemlich sicher auch Menschen, die "i" als rund empfinden (die es vielleicht auch in ihrer Schrift runder schreiben, als "o")
Das mag sein, ist aber nicht die Frage. Es geht hier primär um den Klang der Worte und nicht um Schrift oder einzelne Buchstaben. Bei dem "Booba- Kiki"- Test ordnen zwischen 90% und 98% aller (nicht Hirngeschädigten) der runden Form den Namen "Booba" zu und der gezackten Form den Namen "Kiki". Und dies praktisch Kulturunabhängig. Auch in Sri Lanka, obwohl das Schriftbild der tamilischen Schrift unserem nicht gleicht (rundes "B", Eckiges "K") http://en.wikipedia.org/wiki/Image:BoobaKiki.png

Man weiß, dass die Fähigkeit zum metaphorischen Sprachgebrauch angeboren ist. Es scheint dem menschen eigen zu sein, dass er Begriffe für den einen Sinneseindruck für die Beschreibung eines anderen herangezieht. Der Neurowissenschaftler und Psychologieprofessor V. S. Ramachandran vermutet, dass diese Fähigkeit im linken Gyrus angularis lokalisiert ist, weil Menschen, bei denen dieser Bereich lädiert ist, mit metaphorischen Zuordnungen nichts mehr anfangen können.

ZitatEs gibt in der Sprache ja viele Worte, die eine zweifache Bedeutung haben: Scharfe Klinge und scharfer Pfeffer.
Dingdong, Dagmar, genau dieses Phänomen bezeichnet man als "metaphorisch". Das ist doch gerade das Interessante. ::) Da solltest du dich eben fragen, wieso dieses Wort in zwei verschiedene Zusammenhängen benutzt wird. Offenbar gibt es ein Charakteristikum, das beiden Eigenschaften eigen ist. "A sharp knife", "think sharp", "scharfzüngig", "scharfsinnige Bemerkung", "scharfes Luder"... Sicher teilen wir nicht über alle Kulturen hinweg dieselben Metaphern. Der Satz "Du gehst mir auf den Senkel" hat zum Beispiel nur einen Sinn, wenn die Leute keine Mokassins tragen. Wer keine Senkel kennt, versteht diesen Satz natürlich nicht.

Aber die Fähigkeit aller Menschen, in Metaphern und Bildern zu sprechen, Analogien zwischen verschiedenen Sinneseindrücken zu ziehen, ist ein Hinweis darauf, dass wir alle im Grunde Synästhetiker sind.
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Bastian am 07. März 2006, 18:16:18
Nur manche können es einfach etwas besser. 8-) ::)
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: angel am 07. März 2006, 20:03:16
Zu diesem Phänomen ist in dem anthropologisch angelegten Werk "Wesen und Ursprung der Sprache" von Mendel W. Tronik Interessantes enthalten. Er beschreibt es vor dem Hintergrund des Bedürfnisses des Menschen zur Transzendenz: Der Mensch wollte/will sich aus dem Fluch der Naturabhängigkeit befreien und entwickelte deshalb eine "geflügelte" und "beflügelnde" Sprache. Eben deshalb besitzen die Mittler/Boten zwischen G'tt ("Mein Reich ist nicht von dieser Welt") und Mensch Flügel. Sie symbolisieren die Sprache.

Und nun meditiere ich noch kurz zum Präfix "syn"...
Ich denke, dass die Instumentalmusik eher zu einer Vereinheitlichung der Gattung Mensch beitragen kann als die Sprache(n).
Es scheint also auch ein Bedürfnis des Menschen nach Vereinheitlichung zu geben. Denn auch die Musik enthält dieses Bedürfnis  :)
Symbole natürlich auch...

Die primäre Vereinheitlichung, die ein Synästhetiker betreibt, ist die Abstimmung seiner vielfältigen Sinneseindrücke, d.h. er kombiniert seine Sinnesorgane bzw. läßt sie miteinander kooperieren.

Ein guter Synästhetiker ist ggf. jemand, der dieses Bestreben nach Kooperation und Transzendenz besonders stark in sich trägt und auch zum Ausdruck bringen kann. Insofern vermute ich mal, dass sich unter Künstlern ein besonders hoher Anteil von Synästhetikern befindet.
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Suse am 07. März 2006, 20:12:49
Interessante Frage, Basti. Hab nach dem Lesen Deiner Mail von gestern heute Morgen immer wieder darüber nachgedacht und zunächst versucht, das Ganze als Frage der Wortdefinition beizukommen. "Scharf" kann halt einen bestimmten Geschmack oder eine bestimmte Schneidefähigkeit bedeuten. Irgendwie war mit aber schon klar, daß ich damit nicht dem eigentlichen Problem auf der Spur war. Warscheinlich ein kleiner Eindruck von Deiner Irritation, als Du feststellen mußtest, daß andere Menschen Deine Fähigkeiten nicht haben sondern Synästhesien nennen. Es ist so selbstverständlich, es so zu erleben, wie man es halt tut. Da ich Dich ja doch ziemlich beneidet habe, bin ich jetzt etwas versöhnt mit meinem Schicksal.
Irgendwie habe ich den Eindruck von "Käse" bei meinem Geschreibsel.  :o  ;D
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: angel am 07. März 2006, 20:21:56
Suse, manche sagen auch statt "Käse" "Quark". Aber ein Quark ist auch ein interessantes subatomares Teilchen.  ;)
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Bastian am 07. März 2006, 21:19:45
Ist wirklich bemerkenswert: Wir kriegen es nicht hin, mit einem Wort das zu charakterisieren, was all diese verschiedenen "Anwendungen" des Begriffes "scharf" gemeinsam haben.

Obwohl es jedem von uns absolut klar ist, dass es eine Gemeinsamkeit gibt. Sonst würden wir diesen Begriff nicht so klar und definiert als Metapher verwenden und verstehen. Es liegt uns auf der Zunge, und trotzdem tun wir uns schwer, die engstmögliche Definition von "scharf" zu geben. Es sei denn, wir ziehen erneut eine Analogie, und sagen sowas wie: "schneidend". Was natürlich tautologischer Blödsinn ist, denn dann sind wir schon wieder beim Messer...

Zum Buch "Wesen und Ursprung der Sprache": Ich bin mir nicht sicher, ob ich es gelesen habe, aber es kommt mir sehr bekannt vor. Ich meine, mich auch an recht biologisch- evolutionäre Abschnitte erinnern zu können, aber vielleicht lieg ich da schief. Aber ein Satz/ Sinn, wie: "Der Mensch wollte/will sich aus dem Fluch der Naturabhängigkeit befreien und entwickelte deshalb eine "geflügelte" und "beflügelnde" Sprache." scheint mir ziemlich eng gefasst zu sein, bzw auf die abstrakte, symbolische Sprache der Menschen beschränkt. (Und nebenbei sehr dramaturgisch formuliert, aber das mag schon durch Dich interpretiert sein, Angel)

Wenn Sprache einen aus der Naturabhängigkeit befreien können soll, dann muss sie unnatürlich sein, sonst verbliebe man in der Naturabhängigkeit. Und das anzunehmen fällt mir schwer. Demnach wären ja meine Wellensittiche und... Karl Valentin unbeweste Ausserirdische. Bei Karl Valentin bin ich mir, so lange nach seinem Tod, zugegebenermaßen nicht ganz sicher, aber meine Schreihälse sprechen laut und undeutlich ihre Sprache. Aber- wie gesagt- ich vermute, Tronik bezieht sich auf die abstrahierende Sprache des Menschen.

Aber auch da bleibt der Impetus, sich durch Sprache aus der Natur befreien zu wollen, unsinnig. Denn unsere Sprache liegt just in unserer Natur. Interessant ist halt der Grad von Abstraktheit, den wir zum Teil erreichen.

Ich glaube Pinguine belächeln uns deswegen manchmal. Aber damit kann ich leben.
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Dorian am 07. März 2006, 21:25:27
Das englische Analogon zu scharf ist "hot". Was empfindungsmässig ja auch nahe liegt. Besonders scharf ist "red hot". Da ist dann sogar 'ne Farbe mit im Spiel.
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: angel am 07. März 2006, 21:45:15
Basti, "natürlich" existiert auch eine materialistische Sprachforschung und Tronik läßt sich mittels ihrer Methodik reflektieren.
Es existiert auch die gesellschafltiche Natur des Menschen (die er wiederum als animal laborans schuf), d.h. wir haben es immer mit 2 Naturen zu tun. Die materialistische Sprachforschung zählt Sprache zur Gesellschaft, die sich auf Basis der kollektiven Bearbeitung und Anwendung der Natur entwickelt, d.h. aus dem Produktionsprozess entspringt.
Der Mensch ist also immer sowohl Natur- wie auch Gesellschaftswesen und möchte sowohl Natur wie auch Gesellschaft (r)evolutionieren bzw. daraus transzendieren bzw. "die Welt" auf eine höhere Stufe heben.

Nun zur materialistischen Ästhetik:
Je mehr der Mensch die Natur entdeckte und allen Phänomenen einen Namen gab und je zahlreicher und vielfältiger die Dinge / Werke (egal ob Speisen, Kunstwerke, Gebrauchsgegenstände, Düfte, etc. pp.) sind, die der Mensch schuf, umso komplexer und vielfältiger ist auch auch die "Synästhetik".
Das Problem: die sinnliche Wahrnehmungsfähigkeit entwickelt sich aufgrund negativer / destruktiver Einflüsse regressiv zurück.
Z.B. existiert in der Natur eine ungeheure Vielfalt der Gerüche, die wir ja G'tt sei Dank noch im Frühling wahrnehmen können. Doch leider hat sich der ehemalige gut ausgeprägte Geruchssinn des Menschen stark zurückentwickelt.
Lärm und Krach der Industriekultur führen dazu, dass der Mensch seinen guten Gehörsinn verliert... Schlechte Bilder/Filme bzw. visuelle Erlebnisse verblenden den Menschen...
etc. pp.


Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: whoknows am 07. März 2006, 22:34:42
Wobei auch verschiedene Tierarten eine relativ hoch entwickelte Sprache haben, Wale zm Beispiel, die wir gar nicht hören können, oder Wölfe, die in der Mimik liegt. Nur - soweit der Mensch das bisher erforschen konnte (was zugegebermassen nix sagt) ist der Mensch der einzige, der abstrahieren kann. Das heisst, es liegt offenbar eben NICHT nur an der Sprache an sich, sondern auch an der Denkungsart.
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: angel am 07. März 2006, 22:40:00
whoknows, ich denke, ABSTRAKTION liegt daran, dass sich Wahrnehmung/Gefühl und Verstand/Rationalität auseinanderentwickelt haben. Dies manifestierte sich auch auch in der Geschlechtertrennung.
Gerda Lerner hat 8 Jahre dazu geforscht und dann das Buch "das Patriarchat" geschrieben, worin sehr interessante Hinweise zu diesem Phänomen sind.

Aber der Beginn der Abkoppelung des Menschen aus der Natur entstand mit der Herstellung von Werkzeugen, mittels denen er die Natur bearbeitete. Das ist bekanntlich auch der Ursprung von Kultur.
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Bastian am 07. März 2006, 22:55:28
Tja, das scheint mir ein künstlich verengter Begriff von Natur zu sein, wie man ihn nur bei Geisteswissenschaftlern beobachtet... Angst vor Synthese? ;)

Gehört Sprache nicht zur Natur? Die Signale der Tiere: bellen, miauen, quaken, stinken und zwitschern? Der Werkzeuggebrauch bei Menschen und anderen Affen? Das Spiel der Vögel? Die Duftspur der Ameisen? Deren Kultivierung von Pilzen zum Verzehr? Wo soll da die Grenze zwischen Natur und Kultur sein?

Ich halte es auch für beidseitig degradierend, wenn "Wahrnehmung/Gefühl und Verstand/Rationalität" jeweils Frau und Mann zugedichtet werden. Sektiererisch im besten Sinne. Um das zu erkennen brauch ich keine 8 Jahre.
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: angel am 07. März 2006, 23:06:15
Basti, die Synthese als Negation der Negation ist ein Ziel, d.h. Produkt der Dialektik, d.h. einer KONKRETEN Allgemeinheit, in der Spezifisches und Individuelles zusammengefaßt ist. Und ich bin Dialektikerin.

Gerda Lerner beschrieb den historischen Entwicklungsprozess des Phänomens des Abstrakten/der Abstraktion und seiner Auswirkung auf die Zivilisation.

Ich empfinde z.B. den Staat mit seiner Bürokratie als sehr unästhetisch. Aber stimmt: Für diese Empfindung braucht man die Geisteswissenschaften bzw. das "Über-Haupt" (bzw. Hegels Weltgeist) nicht, sondern ich halte mehr davon, wenn wir unser Hirn wie ein Sinnesorgan zur Schaffung von Sinn benutzen.  

Mir bereitet gerade das Gespräch hier große Freude. Ich bemerke SINN  :-*
Ich entdecke darin nämlich gerade, dass es doch so etwas wie einen guten kollektiven - sinnig-sinnlichen - Intellekt gibt. [smiley=happy.gif]

Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Bastian am 07. März 2006, 23:42:06
Zitatdie Synthese als Negation der Negation ist eher ein Ziel, d.h. Produkt der Dialektik, d.h. einer KONKRETEN Allgemeinheit, in der Spezifisches und Individuelles zusammengefaßt ist.
Diese These mag innerhalb der Dialektik (wessen auch immer) gelten, und innerhalb der Tradition aller Philosophiestudenten und Germanisten als unumstößlich freudig hochgehalten und hin- und hergeschwungen werden... Sie trifft allerdings nicht per se auch im Fächerübergreifenden Dialog zu.

Eine Synthese zwischen den Disziplinen fordert neue Perspektiven. Leider gibt es nur wenige Leute, die ihr Gelerntes mit den neuen Gegebenheiten abgleichen. Ich kann nicht nach Hegel'scher Dialektik eruieren, ob das Ribosom X nun richtig translatiert hat oder nicht. Ebensowenig kann ich das Schneiden von Blättern, wie es Blattschneiderameisen praktizieren, und das Züchten von leckeren, fädigen Pilzkulturen auf diesem Laub, vom Begriff der "Kultur" ausnehmen- nur weil Philosoph X geschrieben hat, dass Kultur nunmal das Gegenstück zu Natur sei, und den Menschen zu etwas anderem als dem Tier gemacht habe. Das "Basta" dieses Philosophen X betrifft weder mich noch diese seltsamen Insekten. Nein, die Ameisen machen es genauso wie wir. Nur dass sie nicht soviel darüber reden...

Interessanterweise wird die Hirnforschung im Moment zum größten Joint Venture der Wissenschaftsgeschichte. Nach den Büchern von Oliver Sacks lese ich gerade das Buch "Eine kurze Reise durch Geist und Gehirn" von Vilayanur Ramachandran. Dagmar hat's mir geschenkt, und ich fresse es jetzt auf. Den Geisteswissenschaften kann nichts besseres passieren, als dass sie Feedback von den Neurowissenschaften bekommen. Und vieles über das man Jahrhunderte hin- und herdiskutiert und argumentiert hat, bekommt Hand und Fuß- oder bekommt beides abgehackt... Aber die ganzen Diskussionen über den freien Willen, die Gott- Spielerei des Menschen (bei der PID), das Besondere des Menschen, oder die Kultur bekommen neues Futter.

Ich verliere gerade den Faden, muss mal pausieren...

Dies noch:
"Kultur" ist nicht erst seid Henscheid ein Unbegriff. Wenn jeder ihn anders definiert (Urbarmachung der Erde, Sprache, Theaterbesuch), eignet er sich nicht besonders, um Unterschiede aufzuzeigen. Wenn er selbst hin- und herwackelt, ist er keine Stütze für anderes.
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: angel am 07. März 2006, 23:44:46
Basti, Deine Antwort hat sich mit meinen schreibenden "Work in Progress" überschnitten. Ich hatte noch etwas umformuliert und Neues hinzugefügt. Ggf. magst Du ja Deinen Beitrag auch noch etwas bearbeiten?

Übrigens: Wenn ich von "Dialektik" spreche, dann gehe ich kritisch von Hegel, Marx, Adorno aus.
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Bastian am 07. März 2006, 23:47:43
Nö.

Ich schreibe eh haarscharf an allem anderen vorbei.

Soviel zu meiner Dialektik... (https://www.georgkreisler.net/proxy.php?request=http%3A%2F%2Fwww.my-smileys.de%2Fsmileys2%2Fdenknach.gif&hash=d6fdc641b62f3b5f215c9304a7714b61443c9cd5)



Aber diesen Beitrag ändere ich auf deine Änderung hin.

Also:
[edit]
ZitatUnd ich bin Dialektikerin.

Oh, aber das ist doch beim heutigen medizinischen Stand kein Problem mehr! Viele sind heutzutage Dialektiker, aber wenn sie gut eingestellt sind... :P [smiley=old_cheesy.gif][/edit]
Sorry, es juckte so. [smiley=old_kiss.gif]
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: angel am 07. März 2006, 23:52:06
"Henscheid war anno 1996 Mitunterzeichner der Frankfurter Erklärung zur Rechtschreibreform. Im Februar 2006 setzte er sich gemeinsam mit Helmut Markwort, Arnulf Baring und Alexander von Stahl in einer Unterschriftenaktion für die nationalkonservative Zeitung Junge Freiheit ein, zu dessen regelmäßigen Autoren er seit einigen Jahren gehörte [1]"

http://de.wikipedia.org/wiki/Eckhard_Henscheid

Setzt Du wirklich Henscheid gegen Hegel-Marx-Adorno?  :o
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Bastian am 07. März 2006, 23:59:40
:o Naja, ich meinte eher diesen Henscheid:

"Zusammen mit Robert Gernhardt, F.W. Bernstein, Chlodwig Poth, F.K. Waechter, Peter Knorr, Bernd Eilert und Hans Traxler (be)gründete Eckhard Henscheid die sogenannte Neue Frankfurter Schule, deren Publikationsorgan das Satiremagazin Titanic wurde. Dort schreibt er auch, in Abwechselung mit Gernhardt, unter dem Pseudonym "Hans Mentz" die Rubrik "Humorkritik"."
http://de.wikipedia.org/wiki/Eckhard_Henscheid

In der Titanic schrieb er auch gegen all die unsäglichen ...-kultur Komposita (Leitkultur, Hineinfühkultur etc...) Drum brachte ich ihn ein.

Dass er für das Arschlochblatt JF schrieb, war mir bis jetzt nicht bekannt. Ich kann es auch nicht nachvollziehen.

Also, gegen Hegel und Adorno setze ich ihn nicht.
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: angel am 08. März 2006, 00:21:19
Apropos Henscheid: Frage Dich doch mal, warum er bei der JF und den Nationalkonserven gelandet ist und z.B. Nina Hagen (Frau Huntz) am 9. November 2000 in einem Interview der Zeitung "Welt" Deutschland bzw. die BRD als "tolles patriotisches Land" bezeichnete.

Irgendie muss das doch mit ihrem nicht vorhandenen oder barbarischen Kulturbegriff sowie Dialektikmangel zu tun haben, oder?

Apropos Mediziner aller Art und Neurologen insbesondere: Ich war jahrelang in der medizinethischen Mailingliste der Ruhr-Uni Bochum. So viel Menschenverachtung wie ich darin erlebt habe, ist mir selten in einer "wissenschaftlichen" Mailingliste begegnet.
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Bastian am 08. März 2006, 00:24:42
ZitatIrgendie muss das doch mit ihrem nicht vorhandenen oder barbarischen Kulturbegriff sowie Dialektikmangel zu tun haben, oder?  
Tja, mir scheint, da sind wir uns tatsächlich einig.

Aber früh dich nicht zu freu! Ich hab dir oben noch einen schlechten Scherz reingedrückt. :D
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: angel am 08. März 2006, 00:32:49
Wir sind uns einig?
Warum aber machst Du "schlechte Scherze"? Je ne compris pas...  :-[ :-X
Okay, I've got it now!  ;)
Dialekte werden ja auch von einigen als Sprachfehler empfunden...  :D

Du bist mir aber auch ein Schlingelchen!!!  
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Alex am 08. März 2006, 02:40:16
Hinke leider etwas hinterher, weil meine flatrate die letzten Tage eher eine platte Ratte war. Jetzt bin ich wieder online... Wie schön.  Zu Synästhetiker und scharfer roter Pfeffer fällt mir fogendes ein: Der amerik. Neuropsychiater Oliver Sacks  bewschreibt in einem seiner -sehr lesendswerten- Büchern, die Geschichte eines Mannes, der -infolge eine Schlaganfalles o. Ä. Teile seines Gehirns "verlor". Nur wars bei ihm nicht typischerweise die Motorik, bzw. die Aus-sprache, sondern das Verständnis oder besser Erkennung der Spache. Da unser Gehirn viele tausende Jahre Zeit hatte, sich zu entwickeln, hatts natürlich auf Dezentralisierung, und nicht Globalisierung, gesetzt. D. h. es gib mehrerere Sprach- und Sehzentren. Wenn eins davon ausfällt, kann immer noch ein andres einspringen. So weit, so gut, das führt aber manchmal, zu skurilen Konstellationen :) Z. B. Fällt dirs "Seh-Bewegungsehzentrum" aus, läufst du gegen fahrende Autos, die du NICHT! sehen kannst-obwohl du jedem Parkenden Auto ausweichen kannst. Ists "Standsehzentrum" defekt, läufst gegen parkende Karren, siehst aber alle Flitzer etc.  Lösung: Die Patienten weden angehalten mit dem Kopf zu wackeln, bevor sie die Straße überqueren- dann bewegt sich kurzzeitig alles :D Der Herr mit dem Schlaganfall verlor den Teil seines Sprachzentrums, der ihn verstehen ließ. Also: Ein Handschuh ist nicht eine Röhre mit 5 Austülpungen- wie ein Hirngeschädigter beschreiben würde, nein ein Handschuh. Das Erkennen der Worbedeutung- nicht das Buchstabenverständnis- ist zerstört. Sagte nun Die Gattin zum Gatten: rasier Dich!--- nix. Schaltet Madame aber dabei den Rasierapparat ein: brummmmm- bingo! Er rasiert sich, wie immer. Derlei Beispiele ziehen sich durch den gesamten Tagesablauf, was vor allem in Gesellschaft- schwierig sein kann, wenn erst Gerüche oder Geräusche eine Person in Gang setzen . Synästhesie liegt also auch beim "Nichtsynästhetiker" vor, wird aber, in der Regel, wenn nix ausfällt, nicht wahrgenommen, weil selbstverständlich. Synst. wie Basti haben da wohl die ein oder andere LUXUSSYNAPSE! Ha! Scheiß Angeber! Was mich nur interessiert: Riecht J. S. Bach besser als W. Petri? Hölle, hölle, hölle ;D
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Alex am 08. März 2006, 02:55:44
Oder, anders gefragt: gibts eine eindeutige! -nicht medizinische- Abgrenzung zur Epilepsie- die ja auch als Gewitter im Gehirn beschrieben wird, und zu Schizophrenie- wo sich auch Ereignisse ihren Weg überalhinnbahnen, die normlalerweise vom Gehirn getrennt gedeckelt werden... :o
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: Bastian am 08. März 2006, 11:46:25
Hä?
Na, du kennst mich ja. Welchen Eindruck hast du von diesem Kasus? Hab ich mich in deinem Beisein schon mal spontan auf den Boden geworfen oder wollte ich Karthago mit Haubitzen zerstören?

(Falls ja, dann gabs bestimmt einen anderen Grund...)

Nö, ich habe kein Gewitter im Gehirn. Mir geht es gut, und weder der andere noch ich haben etwas schizophrenes an mir.
Ist also so weit- so gut, alles OK. ::)

Ich weiß nicht wie Bach riecht. Bei der elendslangen Lagerzeit dürfte er grundsätzlich weniger riechen als der Petry. Obwohl letzterer noch lebt.
Titel: Re: Synästhetiker, bekloppt und doch normal?
Beitrag von: whoknows am 08. März 2006, 13:53:49
Na, nu tu man nich so. Du weisst Dein auf-den-boden-werfen-und-herumbrüllen einfach nur gut zu verstecken. :P
;D ;D ;D

(wieso ist das forum noch da? Ist doch Mittwoch? ich fürchtete schon, heute mit entzugserscheinungen leben zu müssen..)