Philosophie, Wissenschaft und Forschung

Begonnen von Bastian, 07. Januar 2005, 21:51:17

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Bastian

#25
Nicht dass wir hier deine Matheaufgaben machen müssen, Max. :D

Ich versuchs mal:
Nehmen wir an, in NYC wohnten zwanzig Leute.
Dann müsste der Mensch mit den meisten Haaren neunzehn Haare haben, denn NYC soll ja "echt" mehr Einwohner haben als einer von ihnen Haare. Und um Dopplungen zu vermeiden ginge es dann abwärts weiter mit 19 (achtzehn Haare),18 (siebzehn Haare), 17 (sechzehn Haare)... bis zum vorletzten, der nur ein Haar hat. Und dann bliebe der Glatzkopf, den es aber nicht geben soll. Also muss der letzte Mensch in meiner Reihe gleich viele Haare haben wie einer der anderen. Wohnt nun ein Mensch mehr in NYC, dann darf er zwanzig Haare haben, es ändert aber nix daran, dass mindestens zwei Leute die gleiche Anzahl Haupthaare haben müssen.
qed

Das soll sie aber nicht daran hindern, wenigstens unterschiedliche Frisuren zu tragen.

Maexl

logisch, stimmt....

aufgaben für mich sind das sicher nicht - wir bewegen uns in der Analesys - genauer, alles mit Funktionen.... aber mit einer solchen könnte man so nette Spielchen auch darstellen.

Regel: wer Rätsel durch eigenes Nachdenken löst darf ein neues stellen...

also Basti, auf gehts.

kampmann

#27
ZitatHier etwas zum Verblüffen. Ich bin kein Knobler, aber an eines erinnere ich mich noch. Kennt ihr das Ziegenproblem? Daran sollen sich angeblich schon Nobelpreisträger die Zähne ausgebissen haben, auch wenn ichs nicht glaube. Und vielleicht kennt Kampmann es schon. Ich versuch's mal zusammenzukriegen:

Es geht um Gewinnchancen.
Du bist ein Kandidat und kannst ein Auto gewinnen. Vor dir sind drei geschlossene Türen:
hinter einer steht das Auto,
hinter den beiden anderen stehen zwei Ziegen (Nieten)
Du weißt aber nicht, hinter welcher Tür was steht.

Der Showmaster bittet dich, eine Tür auszuwählen, sie bleibt aber verschlossen. Danach öffnet er eine der anderen Türen, hinter der eine Ziege steht. Du bekommst- also als Tip- eine der beiden Nieten zu sehen. Dann fragt dich der Showmaster, ob du bei deiner ausgewählten Tür bleiben möchtest, oder zu der anderen, ebenfalls noch geschlossenen Tür wechselst.

Die Frage ist:
Ist die Chance, dass du das Auto bekommst größer, wenn du wechselst?
Oder ist sie kleiner?
Oder gleich?

Hier der Versuch einer Skizze:

A ]

Z ]           Du

Z ]

Die Reihenfolge von Auto, Ziege und Ziege ist wurscht.
(sorry, Andrea :-*)

Die Lösung gibts sicher im Netz, aber das ist ja unlustig.


Das ist ja wirklich lustig, vor drei Stunden habe ich mit einem ehemaligen Schuldirektor (Fachrichtung: Mathe) über dasselbe Thema geredet.

Das Problem ist nebenbei von einer Frau Savant (oder so ähnlich) aufgebracht worden - in den USA.

Ich fand keine Lösung, obwohl das simpelste ad-hoc Schema lauten könnte: der  "Du" hat jetzt eine Chance von 50%. Aber nein, meinte der Schuldirektor, das sei nicht der Fall, sondern dies sei eine "verkettete" Wahrscheinlichkeit ...

Ich bin jetzt aber zu müd ...

----Es lässt mir keine Ruhe:
;D

das ist ein altes Stück aus der Wahrscheinlichkeitrechnung. Dort arbeitet man mit sog. "Urnenmodellen" und dabei gibt es grundsätzlich 2 Verfahren:

Zunächst zum Urnenmodell: Ich habe eine Urne mit z.B. 10 Kugeln, eine davon ist rot, die anderen sind schwarz, oder: mit N Kugeln, eine davon ist rot und (N - 1) sind schwarz, oder: 2 sind rot und (N - 2) sind schwarze etc.

Wir bleiben der Einfachheit halber bei einer roten Kugel:

Verfahren 1:

man nimmt eine Kugel heraus, dabei ist die Wahrscheinlichkeit, die rote zu finden (1 / N).

Dann legt man die gezogen Kugel wieder zurück.

Der nächste Zug hat wiederum die Wahrscheinlichkeit (1/N) etc.

Verfahren 2:

beim ersten Zug wie Verfahren 1 aber: die gezogene Kugel wird nicht zurückgelegt. Dann ist beim 2. Zug die Wahrscheinlichkeit, die rote Kugel zu finden (1 / ( N - 1) ) usw. also größer.

So und jetzt zu unserem Problem:

Übeträgt man das auf unseren Showmaster mit dem Auto, so haben wir hier das Verfahren 2. Denn: die "Kugel" wird nicht zurückgelegt. Das heißt also: eine größere Wahrscheinlichkeit.

N = 3 -> w1 = 1/3 (wi  = Wahrscheinlichkeit für den Fall "i" mit i = 1 oder i = 2).
dann:
nach dem 1. Zug:   w2  = 1/2
Die Gesamtwahrscheinlichkeit wg = w1  + w2 = (1/3) + (1/2) = (5/6)  

Aber glauben tu ich es nicht ... Wir haben früher immer gesagt: das ist "epsilontisch" (will heißen, "krümelgackerei") - aber so sind nunmal die Mathematiker ... ;D

Aber ich schicke es mal ab, hat mich einigen Schweiß gekostet, das ganze so zu formatieren, dass es gut aussieht  :D

Weiß nicht, ob es richtig ist ...
Ein Außenseiter, der sehr neugierig ist!

Guntram

@Bastian
Du hast Recht mit dem Davidsstern.

Der Witz ist aber das Ausbrechen aus gewohnten Denkbahnen.

Normalerweise werden bei den Streichholzlegerätseln die Streichhölzer fein säuberlich ohne das sie sich kreuzen aneinander gelegt. Der erste Ausbruch ist der beim ersten Rätsel in die 3-Dimension wenn man den Tetraeder bildet. Die Leute versuchen dann das zweite Rätsel auf ähnliche weise zu lösen. Um dieses Rätsel zu lösen braucht es wieder einen völlig neuen Lösungsansatz. Nähmlich die Streichhölzer übereinander zu legen (zwei übereinanderliegende Dreiecke die um 60° gegeneinader verdreht sind).

Außerdem muß man sich von nur im eigenen Kopf existierenden Einschränkungen wie man die Streichhölzer anordnen darf trennen. Die meisten glauben nähmlich "die Streichölzer müssen flach liegen (2 Dimensionen) und nicht übereinander, obwohl das nie gesagt wurde.
 ;)
Träume sind nicht Schäume, sind nicht Schall und Rauch,
sondern unser Leben so wie wache Stunden auch.
Wirklichkeit heißt Spesen, Träume sind Ertrag. Träume sind uns sicher schwarz auf weiß wie Nac

Bastian

#29
Guten Morgen liebe Mitglieder.
(Guten Morgen, lieber Basti)

Nicht schlecht, Kampmann! Hast dir viel Arbeit gemacht, es ist aber leider nicht richtig.
Aber ich weiß, was es für eine Arbeit ist, Formeln herzuleiten, also Hut ab vor deiner Leistung.

Und Sandra liegt auch recht schief, mit 1:1, denn dann wäre die Wahrscheinlichkeit, durch einen Wechsel den Preis zu bekommen 50:50, also gleich. Leider stimmt auch das nicht.

Denn man mag denken, dass es wurscht ist, ob man bei seiner Wahl bleibt oder wechselt, denn, nachdem eine Tür geöffnet worden ist, bestehe nun eine Chance von 1/2, und das ist ja eben fifty-fifty. Schließlich hast du zwei Türen aus denen du wählen musst, dann ist es auch wurscht, welche von beiden du nimmst.

Nur, so leicht ist es nicht, denn man darf die dritte Tür nicht vergessen, die der Moderator geöffnet hat. Sie war zu Beginn da, also muss sie auch in die Bewertung der Chance einfließen. Es gibt auch einen Mathematischen Beweis, der über "bedingte Wahrscheinlichkeiten" läuft, ein Diagramm dazu setze ich unten an, für diejenigen, die das interessiert.

Ich Versuchs mal so, wie ich es verstanden habe. Am leichtesten ist es nämlich, wenn man die Fälle durchgeht:

A ]
 
Z1 ]           Du
 
Z2 ]

1. Wählst du, ohne es zu wissen, zu Beginn die Tür mit dem Auto, dann führt ein Wechsel zu einer Ziege.

2. Wählst du die Tür mit Ziege 1, wird der Moderator die Ziege 2 aufdecken, und du kämst durch einen Wechsel deiner Wahl zum Auto.

3. Wählst du die Tür mit Ziege 2, wird der Moderator die Ziege 1 aufdecken, und ein Wechsel deiner Wahl führt zum Auto.

Also führt in zwei von drei Fällen ein Wechsel der Tür zum Auto, die Chance, durch einen Wechsel der Wahl zum Hauptpreis zu gelangen, ist 2/3.


Aber es bleibt für viele ein Problem, denn für den Fall 1, gibt es zwei Möglichkeiten. Und einige Mathematiker sind der Auffassung, dass es daher im Endeffekt wieder eine 50:50 Chance ist, daher "Ziegenproblem".  ???

Sandra

Und ich hab gesagt: Glück ist auch noch dabei, daher kann man es nciht berechnen. Nur raten. In jedem Fall.

kampmann

#31
ZitatUnd ich hab gesagt: Glück ist auch noch dabei, daher kann man es nciht berechnen. Nur raten. In jedem Fall.

Glück ist im mathematischen Sinne ein Zufallsprodukt. Und Zufallsprodukte gehorchen der Wahrscheinlichkeitsrechnung (ich bin nie Lehrer gewesen, also auch kein Oberlehrer!) -- Im Casino geht es auch nach Wahrscheinlichkeiten ... und das nennt man im Volksmund Glücksspiel!

Asi es la vida !!

@Bastian:

Super, daran habe ich nicht gedacht ... bedingte Wahrscheinlichkeit, analog den Markov-Ketten ... Bist Du entsprechend vorbelastet??

@alle: Dieses Forum ist ein wunderbare Mischung aus Kunst und exakter Wissenschaft.

@Sandra: Kunst und Wissenschaft - ist das nichts für Dich  :o ??
Ein Außenseiter, der sehr neugierig ist!

Sandra

Wieso? Also Schlagwörter sind nichts für mich. Ich kann zum beispiel mit Geometrie nicht viel anfangen - ist aber ne wissenschaft. Mit Psychologie schon, ist auch ne wissenschaft. Mit Ligeti wenig, ist aber kunst, mit Shostakovich viel, ist auch kunst. Und so weiter.

Dagmar

 :-[
Hups - schade: Hat in der Schule mit solchen Fächern wie Mathe oder Chemie schon nicht geklappt. Ganz katastrophal war Physik, da bin ich nach einem halben Jahr schon ausgestiegen. Blöderweise ist es wohl immer noch so (nix dazu gelernt und doof geblieben  ;D): Ich verstehe solche Sachen und Berechnungen einfach nicht. Um ganz ehrlich zu sein: Ich verstehe meistens schon die "Textaufgabe" vorher nicht. Meine Tochter fängt gerade in der Schule mit sowas an (DAS kann ich gerade noch: An einem Ständer hängen 15 Pullover. Drei werden verkauft. Wieviel sind noch da?) Meine Tochter hat die gleichen Probleme - sie steht vor solchen Aufgaben wie ein Ochs vor'm Berg und versteht schon die Aufgabe nicht. Dafür tanzt sie zum Blasswerden schön oder setzt sich ans Klavier und spielt wunderschöne kleine Improvs. Oder malt bombastische Bilder auf Leinwände.

Ich frage mich immer in solchen Zusammenhängen: Ist das wirklich so: Da die Kreativen und hier die Analytischen? Gehirnphysiologisch spielen die dazu notwendigen Kompetenzen nachweisbar in ganz verschiedenen Gehirnbereichen. Das würde eine solche These "beweisen" oder belegen können. Andererseits sehe ich ja an Euch, die Ihr auch kreativ tätig seid, dass Ihr trotzdem solche Sachen kapiert oder berechnen könnt. Und ich selbst bin zwar eine echte Mathe-Niete, aber ich kann in anderen Zusammenhängen doch auch sehr strukturiert und analytisch vorgehen.

Die von Kampmann aufgeworfene Frage "Kunst oder Wissenschaft" finde ich eine Diskussion wert.
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Andrea

Ojeee! Dagmar, tröste dich ;-). Ich lese mir diese Formeln durch und verstehe Bahnhof. Und ich hab diesen Quatsch immer abgelehnt - und lehne ihn weiter ab. - Reine Zeit- und  - sofern vorhanden - Gehirnzellenverschwendung. Klingt ja blöd, aber vielleicht verwerten Männerhirne sowas besser als Frauenhirne.? Wir können dafür andere Dinge besser als Männer. Ich muss ja auch nicht alles können. Ich habe es auch gehasst, Dinge zu lernen, die ich später nie mehr brauchen würde. Ich hab sie gelernt, hatte die passende Prüfung, und dann hab ich all den Kram auch wieder vergessen.
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Bastian

#35
Ich bin auch- weiß Gauß- kein Mathegenie. Im Gegenteil: Ich bin damals wegen M sitzengeblieben, und auch das Studium ist u.a. an solchen Dingen gescheitert. Aber ich bin und bleibe naturwissenschaftlich interessiert, weil diese Welt derart komplex ist, dass es mich freudig schaudert. Und weil mir auffält, wie schnell man sich bisweilen einfachen Antworten hingibt, weil das Wissen um die Ursachen der Realitäten einfach zu gering ist. Und sobald mir das an mir auffällt, versuche ich mir, so gut ich kann, die Zusammenhänge zu erarbeiten.

Ich denke nicht, dass Kunst und Wissenschaft Gegensätze sind. Genau so wenig, wie Lesen und Sprechen. Oder Hören und Singen. Sie bedingen sich zu einem Teil gegenseitig. Denn ich kann kein Musikstück spielen, das ich nicht zuvor in irgendeiner Weise analysiert hab. Wer nicht lernt, kann auch nur bedingt kreativieren. Nebenbei glaube ich nicht, dass die Tatsache, dass bestimmte Hirnareale weiter auseinanderliegen ein "Beweis" dafür ist, dass sie nicht auch beide funktionieren können.  ;) Schließlich können Menschen, die gerne hören bisweilen auch gut sehen oder schmecken. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es auch hinderlich sein kann, wenn sich zwei Hirnareale untereinander austauschen, ohne dass das ursprünglich so gedacht ist.

Ich selbst bin nur zu faul um ein Mathematiker zu sein. Aber das heißt nicht, dass das "Quatsch" oder "Zeit- und Gehirnzellenverschwendung" ist. Im Gegenteil! Manche (auch ich) machen schlicht zu schnell zu, sobald ein Gedanke so abstrakt wird, dass man Formeln braucht. Das ist alles. Aber wenn man versteht, welche Zeichen und Variabeln was bedeuten, dann- schätze ich- liest man Formeln wie Texte- vielleicht etwas langsamer und angestrengter. Es ist wie beim Vom- Blatt- Spielen: Wunderschöne Musik wird in schäbige Punkte und Striche und... italienische Begriffe umgeschrieben, damit ein Pianist, der nicht mehr auf die Finger schauen muss (...und des Italienischen mächtig ist) seine Finger koordinieren kann. Und wenn er dann noch so fein spielt wie Jochem Hochstenbach, dann weint in Duisburg eine Physikstudentin.

Möglicherweise gibt es einen Unterschied zwischen den Geschlechtern, die Frage ist nur, ob er "signifikant" ist  ;D. Ich meine das wirklich, denn als ich noch regelmäßig an der Uni gewesen bin, saß ich inmitten von 120 hübschen und weniger hübschen Mädels. (Jetzt, wo ich nicht mehr so oft an der Uni bin, sind es möglicherweise weniger... Tja, nur eine Hypothese, ich kann nicht wirklich eine Aussage darüber treffen). Aber die Frauen sind, zumindest in der Biologie, massiv in der Überzahl. Auch was die Abschlüsse innerhalb der Regelstudienzeit angeht. Also: Ran an die Amöben und Phenole!

Was ich übrigens an der Mathematik bewundere, ist ihre Vielfalt an möglichen Metaphern. Ja, ich meine das wirklich! Sie sind vielleicht nicht poetisch, aber Poesie ist nicht das einzige, das den Geist und die Seele strafft. Zum Beispiel die Ableitungen:

-Das leben sei eine Funktion,
-dann sind die Künste die Ableitungen (man singt von Liebe, man macht sich Ideen bewusst, man interpretiert Leben...)
-und die Wissenschaften versuchen, die Stammfunktion zu ermitteln (Was sind die Gründe, woher kommt Leben...)

Das ist, wenn auch etwas holzig, doch so schlecht nicht. Nur poetisch ist anders...

Sandra

Ich glaube, es hängt eher einfach mit Geschmack zusammen. Manche mögen Äpfel leidenschaftlich gern, andere kotzen schon beim Gedanken daran. Aber ich kenne auch leute, die zum Beispiel Äpfel nicht mögen, Apfelmus oder Apfelstrudel aber schon.

Man kann musik toll finden, und mathematik einfach nicht in's hirn kriegen, und zumachen. Und wenn dann wer kommt und sagt: ja, aber musik ist doch auch mathematisch - dann zählt das nicht.

Und deshalb finde ich so Fragestellungen wie Kunst oder Wissenschaft irgendwie hanebüchen - das ist so, wie wenn man fragt: hast Du schwarze oder weisse Menschen lieber. Es generalisiert. Und da KANN man doch keine Antwort drauf finden, oder?

kampmann

ZitatIch glaube, es hängt eher einfach mit Geschmack zusammen. Manche mögen Äpfel leidenschaftlich gern, andere kotzen schon beim Gedanken daran. Aber ich kenne auch leute, die zum Beispiel Äpfel nicht mögen, Apfelmus oder Apfelstrudel aber schon.

Man kann musik toll finden, und mathematik einfach nicht in's hirn kriegen, und zumachen. Und wenn dann wer kommt und sagt: ja, aber musik ist doch auch mathematisch - dann zählt das nicht.

Und deshalb finde ich so Fragestellungen wie Kunst oder Wissenschaft irgendwie hanebüchen - das ist so, wie wenn man fragt: hast Du schwarze oder weisse Menschen lieber. Es generalisiert. Und da KANN man doch keine Antwort drauf finden, oder?
huh Sandra, ich finde Deine Bemerkungen immer toll, immerhin bin ich ein Fan von Dir.

Aber:

Fragestellungen können doch nicht "hanebüchen" sein? Allenfalls doch nur die Antworten darauf? (ist so ähnlich wie Oscar Wilde: es gibt keine "dummen" Fragen, sondern nur dumme Antworten!)

Aber ich denke, ich weiß, was Du meinst. Du hast einfach keinen "Geschmack" daran (vielleicht musst Du ja auch "kotzen") ...

Auch könnte es sein, dass vielleicht eine bestimmte Neigung (wie bei Bastian und mir) existiert, ohne dass man auch noch große Fähigkeiten entwickeln konnte. Ich bin auch kein Mathematiker, kenne aber einige und ich finde es immer faszinierend - teilweise sogar amüsant (so ähnlich wie beim schwarzen Humor) - wie unsere Welt mit den Mitteln der Mathematik analysiert wird ... und die Physiker machen es nicht viel anders, haben ihre Modelle der Welt im allgemeinen nur mit Mathe beschreiben können. Das heißt also, irgendwie spielt Mathe eine Sonderrolle ...

Und sie ist wirklich schön, auch ästhetisch, denke an die Mandelbrot-Mengen, wunderschöne (Computergenerierte) Bilder aufgrund einer relativ einfachen mathematischen Beziehung ... etc. etc.

Also, ich hoffe, diese Antwort - oder Teilantwort - ist nicht hanebüchen
 :D
Ein Außenseiter, der sehr neugierig ist!

Andrea

#38
@Kampmann: Den Beitrag direkt über deinen zu schreibenden Beitrag bräuchtest du eigentlich nicht extra zu zitieren, sonst steht dein Zitat unmittelbar unter dem Beitrag des anderen, auf den er folgt. Also z.B. hätten wir auch ohne dein Zitat verstanden, auf welchen Beitrag du eben hinter Sandras Beitrag eingehst. Einen vollständigen Beitrag zu zitieren macht nur dann wirklich Sinn, wenn sich das Zitat auf einen der noch voran gegangeneren Beiträge bezieht. Ich sag das nur, weil es doof ist, wenn man etwas nochmal lesen muss, was man vor ein paar Sekunden gelesen hat.
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

kampmann

@Andrea .. sorry hast ja recht ... soll nicht wieder vorkommen. Ich war halt zu faul, das noch zu editieren und das Wort "hanebüchen" hervorzuheben ...

Aber zum Ziegenproblem habe ich gerade noch was gefunden (google):

http://www.zeit.de/2004/48/N-Ziegenproblem

und aus der Uni-Bielefeld, Wirtschaftswissenschaften

http://www.wiwi.uni-bielefeld.de/StatCompSci/lehre/material_allgemein/ziegen/ziegen.html

interessant ist der dort zitierte psychologische Aspekt während der Diskussion mit Marilyn vos Savant ....

Also wieder mal Politik !!! (Frauenpolitik!!!)

Ein Außenseiter, der sehr neugierig ist!

Sandra

#40
Zitateinem Zufallsprozeß entsprechend, auf die 3 Türen verteilt; dies könnte dazu führen, daß - angenommen das Auto befindet sich tendenziell in der ganz linken Tür - ein Kandidat, der sich aus Überzeugung oder Aberglaube vor die linke Tür stellt, die oben empfohlene Strategie befolgend, keine Chance hat, das Auto zu gewinnen. Dies liegt aber nicht an der Unterlegenheit der Entscheidungsregel, sondern an der mangelhaften Durchführung des Experiments.

"Rebbe, im Talmud steht: Des Reichen sein Butterbrot fällt auf die Brotseite, des Armen sein Butterbrot fällt auf die Butterseite. -- Heute früh ist aber mein Butterbrot auf die Brotseite gefallen, und ich bin doch arm???"

"Mein Sohn, nicht der Talmud irrt sich - Du hast Dein Brot auf der falschen Seite bestrichen."


Übrigens:
ZitatAlso wieder mal Politik !!! (Frauenpolitik!!!)
dieser Bericht hat mit Politik nichts zu tun. Aber sehr viel mit Frauenfeindlichkeit und männlicher Borniertheit.

kampmann

ZitatDie Mathematik liefert immer wieder spannenden Stoff für Hollywood

    5 Minuten Mathematik

    von Ehrhard Behrends

    Hin und wieder kann man Mathematik im Kino bewundern. Mathematiker
    gehen mit gemischten Gefühlen in solche Filme, denn oft werden nur
    gängige Klischees bedient. Interessant ist jedoch, welche Aspekte von
    den Regisseuren ausgesucht werden. Nehmen wir etwa den Film "Sneakers
    - Die Lautlosen". Die Guten, angeführt von Robert Redford, versuchen
    dem Bösen (Ben Kingsley) ein mathematisches Verfahren abzujagen, das
    ein genialer Mathematiker zur Entschlüsselung aller Geheimcodes dieser
    Welt entwickelt hat.

    Der Mathematiker ist vor seinem gewaltsamen Tod noch auf einem Kongreß
    zu sehen. Das, was er sagt, hätte wirklich auf einer
    Mathematikkonferenz mitgeschnitten worden sein können, da wurde
    wirklich einmal bemerkenswert sorgfältig recherchiert. Die Leute
    sprechen da wirklich so, nach einem Semester Studium könnte man sogar
    alles verstehen. Mathematik kommt in dem Film eigentlich ganz gut weg,
    jedoch werden die Möglichkeiten des Faches beim Decodieren von
    Geheimnissen maßlos übertrieben.

    In eine andere Richtung geht die Übertreibung im Film mit dem Titel
    "". Da wird die Zahlenmystik auf die Spitze getrieben. Die Botschaft
    ist, daß in den Ziffern der Kreiszahl Geheimnisse verschlüsselt sind.
    Vielleicht muß man das als Metapher auffassen. Richtig ist, daß in
    quasi allen mathematischen Gebieten eine zentrale Rolle spielt und daß
    es dabei noch viele Geheimnisse zu entdecken gibt.

    Würden Mathematiker ihren Lieblingsfilm wählen, würde mit hoher
    Wahrscheinlichkeit "A Beautiful Mind" mit Russell Crowe in der
    Hauptrolle gewählt werden. Es ist eine Verfilmung der von Sylvia Nasar
    verfaßten Biographie des Spieltheoretikers John Nash. Gekonnt wird
    darin auch der emotionale Aspekt der Mathematik eingefangen. Der
    unwiderstehliche Drang, ein Problem lösen zu wollen, kann so dominant
    werden, daß das Privatleben gefährdet ist.

    Moral: Wer sich mit dem Gedanken trägt, einen Mathematiker oder eine
    Mathematikerin zu heiraten, sollte darauf vorbereitet sein, daß er/sie
    hin und wieder in einer anderen Welt verschwindet.

    Artikel erschienen am Mo, 17. Januar 2005


Ich kann es nicht lassen. Und ich liebe die Mathematik. obwohl ich gar nicht so gut darin bin (q.e.d. weiter oben!!)
Ein Außenseiter, der sehr neugierig ist!

Sandra

Und ich kann es nicht lassen - ich liebe die Sprache.
Was, bitte, heisst das:
ZitatRichtig ist, daß in quasi allen mathematischen Gebieten eine zentrale Rolle spielt
???

Bastian

Ja, da scheint ein zu fehlen.

ZitatRichtig ist, daß in quasi allen mathematischen Gebieten (Liebe) eine zentrale Rolle spielt
oder so ähnlich. Im Übrigen haben Sprache und Mathematik vieles gemein: Sie, äh... repräsentieren auf abstrakte Weise die Wirklichkeit. Also, man kann "Baum" schreiben, oder "Baum" sagen, man kann aber keinen Baum sagen oder schreiben. Es bleibt ein Wort und ein Begriff.

(frei nach René Magritte: "Ceci n'est pas une pipe")

So wie die Mathematik auch Variablen benutzt, um Dinge zu beschreiben, aber nicht die Dinge selbst ist.

kampmann

ich vermute mal, es handelt sich um die Zahl PI (=3.14...)

So heißt womöglich auch der Film, der dort zitiert wird ...

Sorry, ich habe das - Schweinerei! - übersehen ...

ich habe aber noch was anderes - passt auch in den "KatatstrophenThread - Tsunami" - es geht um Malaria ...:

Zitat
Irrtum oder Irrglaube

    Verhängnisvolles Verbot

    Die Gefährlichkeit von DDT ist längst widerlegt. Trotzdem bleibt das
    wirksamste Gift gegen die Malaria-Mücke verboten. Die Folge: Jedes
    Jahr sterben Millionen Menschen

    von Ulli Kulke

    Indonesische Arbeiter versuchen im Flutgebiet Malaria-Mücken mit
    Insektiziden zu bekämpfen

    Foto: AP

    Schon warnen Instanzen wie die Weltgesundheitsorganisation WHO, die
    verstärkte Verbreitung von Seuchen wie Malaria könnte in den
    überspülten Regionen noch einmal so viele Todesopfer kosten. Vor allem
    aber: Malaria selbst ist bereits heute eine Katastrophe, die jedes
    Jahr bis zu 15mal so viele Todesopfer fordert wie der einmalige
    Tsunami in Südostasien. Insbesondere Kinder unter fünf Jahren sterben
    an der Krankheit, und auch die wirtschaftlichen Schäden sind immens.

    Nicht allein die Größe des Unheils sollte wachrütteln. Mehr noch die
    Tatsache, daß es leicht einzudämmen wäre. Kostengünstig, auf
    gesundheitlich unbedenkliche Art, äußerst wirksam - kein Vergleich
    also zu milliardenschweren, unsicheren Hilfen gegen die Flutschäden
    oder Aids.

    Die Geschichte hat es eindrucksvoll bewiesen vor wenigen Jahrzehnten.
    Als die Malaria weltweit fast ausgerottet werden konnte. In den stark
    befallenen Ländern Südasiens zum Beispiel, in den reichen Ländern
    Amerikas und Europas sowieso. Denn die haben das entscheidende Mittel,
    in großem Maßstab und ohne Schaden zu nehmen, angewendet, kurz bevor
    sie den weltweiten Bann darüber aussprachen. Über DDT.

    DDT ist der wohl am grandiosesten falsch eingeschätzte Stoff in der
    Geschichte der Weltgesundheit. Eine Substanz, die in den sechziger
    Jahren eher aus Zufall ungeheure symbolische Bedeutung bekam, an der
    sich die entstehende Umweltbewegung der wohlhabenden Länder
    berauschte. Deren Schädlichkeit längst widerlegt ist. Deren Verdikt
    aber als einer der Grundsteine der Political Correctness nicht mehr
    zurückzuziehen ist.

    Wochenlang machte erst kürzlich ein Pseudoarzt und Scharlatan grausame
    Schlagzeilen in ganz Mitteleuropa, weil er ein Elternpaar dazu
    brachte, ihr krebskrankes Kind aus den Fängen der verhaßten
    Schulmedizin zu befreien - und es der Ideologie seiner wirkungslosen
    Alternativmedizin zu opfern. Das Kind starb, obwohl ihm
    Krebsspezialisten durchaus Chancen gegeben hatten. Was aber die
    Länder, die in der Weltgesundheit die Maßstäbe setzen und
    durchdrücken, seit 30 Jahren bis heute veranstalten, ist eine
    ebensolche Scharlatanerie. Nur mit dem Unterschied, daß sie nicht ein
    einzelnes, sondern zwischen eineinhalb und drei Millionen
    Menschenleben pro Jahr opfern, daß 300 bis 500 Millionen Menschen
    unter der Krankheit leiden. Ihre Alternativen zu DDT erweisen sich als
    weitgehend unwirksam. Mitverantwortlich dafür: Das Berliner
    Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ), um nur
    einen Akteur zu nennen, der stolz auf seine DDT-freie
    Entwicklungshilfe ist. Immerhin: In den amerikanischen Stuben von
    Greenpeace und WWF, beides einst Global Player gegen das vermeintliche
    Teufelszeug, scheinen dieser Tage die ersten angesichts der
    dramatischen Lage bereits umzudenken - aus Europa sind solche Signale
    unbekannt.

    Es geht um einen Stoff, der tödlich ist für schädliche Insekten, aber
    ungefährlich für Säugetier und Mensch. Und darum, daß vier Fünftel
    aller Infektionskrankheiten der Welt durch Insekten übertragen werden.
    Beispiel Uganda. Ein Land, das allein weit über 100 000 Malaria-Tote
    jedes Jahr beklagt. 1998 hat die WHO auch dort ihr Programm "Roll Back
    Malaria" begonnen, ohne DDT. Ziel: Halbierung der Zahl der
    Malaria-Opfer bis 2010. Hauptinstrumente: Mit Insektiziden behandelte
    Moskitonetze sowie medikamentöse Behandlung. Bilanz heute, zur
    Halbzeit: Die Zahl der Malaria-Toten hat sich seit 1998 um zehn
    Prozent erhöht, die Zahl der Kranken im Land von knapp 2,5 Millionen
    auf über zwölf Millionen verfünffacht.

    Ein Land in hoffnungsloser Situation: Zwischen 25 und 40 Prozent aller
    ambulant behandelten Kranken Ugandas (je nach schwach oder stark
    betroffenen Provinzen) leiden an der chronischen Krankheit. Von 1000
    Kindern im Alter von unter fünf Jahren sterben zwischen 18 und 37 Jahr
    für Jahr an Malaria, was auf insgesamt zwischen 70 000 und 110 000
    unnötig sterbende Kleinkinder hinausläuft. Bei fast zwei Drittel aller
    Fehlgeburten war die Mutter zudem Malaria-infiziert.

    Malaria kostet Geld - Privatpersonen, Unternehmen und auch den Staat.
    So müssen in Uganda die vielen Millionen armen Familien mit einem
    Krankheitsfall bis zu einem Viertel ihres Einkommens für die
    Behandlung ausgeben. In stark befallenen Regionen gehen gut die Hälfte
    aller Krankentage auf das Konto einzig dieser Krankheit.
    Investitionen, Renditen, Steuereinnahmen werden abgewürgt, die private
    Überschuldung steigt dramatisch an. Das Gesundheitsministerium Ugandas
    schätzt, daß in Afrika südlich der Sahara 40 Prozent der gesamten
    Krankheitskosten auf die Malaria-Behandlung entfallen - ein
    Herumdoktern an Symptomen, obwohl die Ursache leicht zu bekämpfen
    wäre.

    Kein Wunder also, daß man sich in Ländern wie Uganda und Südafrika
    heute erinnert, wie das Mückenbekämpfungsmittel DDT in Indien, Sri
    Lanka oder Bangladesch die Krankheitsfälle von Hunderten Millionen
    seit den vierziger Jahren binnen zwei Dekaden auf sehr wenige Tausend
    drücken konnte.

    Doch solange in den Industrieländern kein Umdenken stattfindet, haben
    die DDT-Pioniere in der Dritten Welt keine Chance - obwohl es heute
    beileibe nicht mehr um flächendeckendes DDT-Sprühen aus dem Flugzeug
    ginge, wie es damals in den USA praktiziert wurde, sondern um den
    vorsichtigen Einsatz in den Häusern.

    Als kürzlich sogar Ugandas Gesundheitsminister laut über DDT
    nachdachte, schlug Clayton Arinanye sofort Alarm. Der Geschäftsführer
    des Verbundes der Kaffee-Exporteure Ugandas warnte vor dem Zorn
    Europas: "Wenn irgendwelche landwirtschaftlichen Produkte in den
    Importländern getestet und Rückstände von DDT gefunden werden,
    suspendieren sie sofort unseren gesamten Agrarexport in die EU. Eine
    Katastrophe." Wohl keine unberechtigte Befürchtung angesichts der
    Überreaktion, die in den Wohlstandsländern regelmäßig einsetzt, wenn
    ein inkriminierter Stoff von beliebigen Umweltgruppen aufgespürt wird,
    und sei es auch in gesundheitlich völlig unschädlicher Dosierung. Und
    so wird auch Robert Kareija, Gesundheitsinspektor im Agrarministerium,
    in ugandischen Medien zitiert: Er habe von den zuständigen Instituten
    in Europa, die die Zertifikate für gesunde Lebensmittel ausstellen,
    Überlegungen gehört, ihre Label zu verweigern, sollte Uganda DDT auch
    nur importieren - ganz gleich, ob es überhaupt in den Lebensmitteln
    auftauche. Kristian Möller, Sprecher der Organisation EUREP-GAP, die
    für einen Großteil des europäischen Lebensmittelhandels die
    Zertifikate vergibt, räumt zwar ein, daß DDT auch Menschenleben retten
    könne, legt aber gegenüber der WELT seine Kriterien dar: "Der Einsatz
    von DDT wäre hier entscheidend, nicht nur die Frage der Rückstände."
    DDT - ein Synonym für den Leibhaftigen.

    Ausgerechnet DDT. Einmalig ist die Erfolgsgeschichte des Stoffes, der
    1874 erstmals synthetisiert und dessen insektizide Wirkung 1939 vom
    Schweizer Paul Hermann Müller entdeckt wurde. Die einst erfolgreiche
    radikale Eindämmung der Malaria stellt wegen der schnellen Wirkung
    selbst den Effekt des Pockenimpfstoffes in den Schatten. Bald nach
    seinem Einsatz gegen Malaria diente DDT als Allzweckmittel gegen
    allerlei Insekten, als umfassend und tonnenweise eingesetztes
    Pflanzenschutzmittel in der Landwirtschaft, beim Obst- und Gemüsebau,
    als Insektenspray im Haushalt. Rekruten der US-Armee wurden zum Schutz
    vor Läusen mit DDT eingepudert und erhielten DDT-imprägnierte Hemden.
    Gesundheitliche Schäden der Menschen, die damit in Kontakt kamen,
    konnten nicht nachgewiesen werden - trotz entsprechender Behauptungen
    und vielfacher Untersuchungen. Kein Wunder: Leichte
    Vergiftungssymptome stellen sich erst ab der Einnahme von 0,7 Gramm
    ein, die tödliche Dosis liegt bei 20 Gramm - kein Vergleich also zu
    anderen inkriminierten Stoffen, bei denen die Werte im Milli-, wenn
    nicht Mikrogrammbereich liegen.

    Wie konnte es also geschehen, daß dieser Stoff, der nach Ansicht der
    National Academy of Science der USA 500 Millionen Menschen das Leben
    rettete, ohne nachvollziehbaren Grund einfach von der Welt verschwand?

    1962, Jahr der Kubakrise und des Contergan-Skandals.
    Weltuntergangsstimmung paarte sich mit Zivilisationskritik. Die Saat
    der Umweltbewegung begann zu keimen. Ein fruchtbares Biotop für die
    Veröffentlichung des Buches der Amerikanerin Rachel Carson, "Silent
    Spring" ("Der stumme Frühling"), in jenem Jahr. Der Titel sollte
    suggerieren, es werde schon bald kein Vogel mehr zwitschern, falls
    sich am Chemieeintrag in die Landwirtschaft nichts ändere,
    insbesondere am Einsatz von DDT. Als Indiz dafür wollte Carson
    festgestellt haben, daß bei bestimmten Vogelarten in den Jahren des
    DDT-Einsatzes die Eierschalen gefährlich dünn geworden seien und daß
    sich die Bestandszahlen einzelner Arten bedenklich vermindert hätten.

    Im Laufe der sechziger Jahre zogen immer mehr Wissenschaftler die
    Aussagen des Buches in Zweifel, wiesen sogar gegenläufige Tendenzen
    nach, was Schalen und Bestände anging. Es stellte sich heraus, daß bei
    angeblichen DDT-Versuchen trickreich auch andere Stoffe zum Einsatz
    gekommen waren, die als "Eierschalen-Verdünner" bekannt waren; daß
    Primaten bei nachgeschobenen Tierversuchen das 33 000fache der Menge
    aufnehmen mußten, die auf Menschen während des DDT-Versprühens
    einwirkte. Daß Versuchsergebnisse, die DDT als Erreger von Brustkrebs
    überführen sollten, nicht haltbar waren. Die wissenschaftlichen
    Magazine sind inzwischen voller Beiträge, die DDT rehabilitieren,
    Untersuchungen, Studien, Metastudien.

    Doch alle Aufklärung nutzte nichts, die Umweltbewegung wollte den Sieg
    über den Zufallsgegner DDT. Und sie bekam ihn. Das Zitat von Charles
    Wurster, in den sechziger Jahren führender Wissenschaftler beim
    amerikanischen Environmental Defense Fund (EDF), gilt inzwischen als
    legendär: "Wenn die Umweltbewegung über DDT obsiegt, wird sie eine nie
    gekannte Autorität gewinnen. Es geht um viel mehr als nur DDT."
    Wurster wird aber auch mit einem anderen Zitat in Verbindung gebracht,
    auf die Frage hin, was er zu den vielen Malaria-Toten im Falle eines
    DDT-Stopps sage. Na und, habe er da geantwortet, die Menschen seien
    doch "heute der Grund für alle Probleme. Es gibt zu viele von ihnen."
    Auch Alexander King, Gründer des Club of Rome, soll laut
    Medienberichten 1990 geäußert haben: "Mein Hauptproblem mit DDT ist,
    daß es die Überbevölkerung verstärkt." Da verwundert nicht mehr, daß
    in Ländern Afrikas die Verschwörungstheorie herumgeistert, das
    DDT-Verbot sei letztlich nur ein Hebel des Nordens zur Begrenzung des
    Bevölkerungswachstums im Süden.

    Das Todesurteil für DDT - und damit auch für Dutzende Millionen
    Malaria-Opfer seither - wurde Ende der sechziger Jahre vorbereitet.
    William Ruckelshaus, Chef der US-Umweltbehörde Environmental
    Protection Agency (EPA), ließ in Washington eine monatelange Anhörung
    durchführen, mit dem klaren Ziel, DDT aus dem Verkehr zu ziehen. Die
    geladenen Wissenschaftler konnten ihm freilich kaum Argumente dafür
    liefern. Der Vorsitzende Edmund Sweeney faßte das Ergebnis ihrer
    Aussagen so zusammen: "DDT ist keine krebserregende,
    mutationsfördernde oder Mißbildungen erzeugende Bedrohung für den
    Menschen, und es hat keine schädlichen Effekte auf Süßwasserfische,
    auf Organismen in den Flußmündungen sowie auf Vögel oder andere
    wildlebende Tiere."

    Eine bizarre Veranstaltung. Ruckelshaus, nebenbei Mitglied des
    Environmental Defense Fund (EDF), war an keinem Tag der Anhörung
    zugegen. Laut Aussagen seiner Mitarbeiter riskierte er auch keinen
    einzigen Blick in die Expertisen der Wissenschaftler. Er kassierte
    kurzerhand das Abschlußurteil des Vorsitzenden. Schluß der Debatte.
    Das Ergebnis im Jahr 1972: Verbot der Ausbringung von DDT in den USA.
    Das Agrarministerium wollte die Dokumente, die zu dieser Entscheidung
    geführt hatten, einsehen - Fehlanzeige. Auch der Hinweis auf den
    gesetzlichen "Freedom of Information Act" brachte nichts - es gebe
    "nur interne Memos", hieß es aus der EPA lapidar.

    Im selben Jahr erging auch in der Bundesrepublik Deutschland ein
    Ausbringungsverbot des Stoffes, ab 1978 durfte DDT auch nicht mehr
    produziert werden im Lande. Im Zuge der entwicklungspolitischen
    Zusammenarbeit, über UN-Gremien, über den immer regeren Austausch von
    Nichtregierungsorganisationen aus dem Umweltbereich zwischen Erster
    und Dritter Welt, im immer schnelleren Reigen internationaler
    Umweltgipfel setzte sich die entsprechende politische Korrektheit in
    den allermeisten Ländern der Welt durch. Groteskerweise zählt DDT
    inzwischen zum "Dirty Dozen", den zwölf schlimmsten Giftchemikalien.
    Im Jahr 2004 schließlich trat mit der Stockholmer Konvention ein
    weltweites DDT-Verbot in Kraft. Bundesumweltminister Trittin begrüßte
    das - und warb für Bonn als Sitz der Konvention.

    Wer heute bei der Entwicklungshilfeorganisation GTZ (Gesellschaft für
    technische Zusammenarbeit) nach dem Umgang mit DDT fragt, bekommt erst
    mal zur Antwort: Natürlich helfe man im Rahmen der
    Pestizid-Entsorgung, DDT unschädlich zu machen - als handele es sich
    um Asbest oder hochangereichertes Uran. "Wir fördern auf keinen Fall
    den DDT-Einsatz", sagt Pressesprecher Jörg Hilger. Und das zuständige
    Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit verkündet, daß
    man keine Technologie fördere, die nicht auch in Deutschland
    eingesetzt werden dürfe. Als sachlichen Grund führt BMZ-Sprecher
    Holger Illi an, daß die Innenräume von Gebäuden in Malaria-Gebieten
    nicht gezielt, sondern generell besprüht werden müßten und daß das DDT
    für zu lange Zeit im Raum verbleibe. Hinweise auf Erkenntnisse über
    Gesundheitsgefahren? Keine.

    Nachdem die These der hohen Giftigkeit des Stoffes heute nicht mehr
    begründet aufrechterhalten werden kann, bleibt Kritikern nur noch der
    Vorhalt übrig, daß es eben da sei, das DDT. Daß es lange vorhalte,
    sich anreichere, daß es im Meer gefunden wird und anderswo, daß es
    eine Zerfallshalbwertzeit von zehn bis 20 Jahren habe und eine
    biologische Halbwertzeit von einem Jahr - das Maß, das angibt, wie
    lange ein Stoff im menschlichen Körper verbleibt. Der Name allein
    reicht für den kleinen Horror.

    Daß DDT während seiner Existenz einen Schaden an Leib und Leben ausübe
    - darauf will sich niemand festlegen. Olaf Müller, Experte für
    Tropenkrankheiten an der Universität Heidelberg, bestätigt die sehr
    geringe Toxizität von DDT. Der Nachteil sei eben die langfristige
    Anreicherung des Stoffes im Fettgewebe. Warum? Über Schäden wisse man
    wenig, daher sei man eben vorsichtig. Dieses Argument dürfte in alle
    Ewigkeit reichen. Dagegen ist heute schon um so mehr über den Nutzen
    bekannt. DDT hat weltweit heilsbringende Geschichte geschrieben. Die
    nach dem Verbot von DDT absehbare, inzwischen eingetretene Wiederkehr
    des ganz realen, millionenfachen Todes in den armen Ländern wird
    ignoriert zu Gunsten von fadenscheinigen Luxusbedenken unserer
    Wohlstandgesellschaft. Für Arthur B. Robinson, Chef des Oregon
    Institute of Science and Medicine, ist der DDT-Bann "wahrscheinlich
    der schlimmste Akt von Genozid der Menschheitsgeschichte".

    Artikel erschienen am Mo, 17. Januar 2005


Ein Außenseiter, der sehr neugierig ist!

Bastian

#45
Oh, das ist ein schwieriges Thema. (@Kampmann: Du kannst zu den Texten auch mit [url ][ /url] verlinken, dann muss man nicht so weit scrollen und kann mehr selber schreiben)

Wenn man in Innernräumen dosiert damit umgeht, kann man wohl unter einer gefährlichen Dosis bleiben. Aber Mücken schlüpfen im Wasser, also muss man die Böschungen damit vollseichen. Dann ist das Gift in allen Schnecken usw. und gelangt auf vielen Wegen in die Nahrungskette. Und es ist ebenso skandalös, dass für die Forschung an Malariaimpfstoffen so wenig Geld ausgegeben wird, weil man mit Aspirin und Fußpilzcrème mehr einnimmt.

Guntram

#46
@Bastian

Unterschätze nicht wieviel Geld für Malariaforschung ausgegeben wird. Man könnte, und tut es auch, damit nämlich wirklich Geld verdienen.

Bisher gibt es nur die Chemoprophylaxe (d. h. jeden Tag eine oder mehrere Pillen des jeweiligen Mittels). Man benutzt z. Zt. 5 verschiedene Wirkstoffe. Aber es sind auch Resistenzen  gegen diese Wirkstoffe bekannt. Es kommt also immer darauf an wo man sich befindet. Die Bevölkerung in den Malariagebieten kann sich auf dauer diesen Schutz nicht leisten, weil es zu teuer ist, die Mittel über einen längeren Zeitraum (Jahre) genommen häßliche Nebenwirkungen haben und es so und so zu Resistenzbildungen kommt.

Einen vorbeugende Impfung gibt es leider (noch) nicht. Es wird auch sicher noch lange dauern bis es einen gibt, da der Malariaerreger sich sehr raffiniert gegen unserer Immunsystem schützt.

http://www.wissenschaft.de/wissen/news/239382.html

http://www.tropenwaldnetzwerk-brasilien.de/aktuell/news/news.intern/news.intern.2003/news.intern.20030422/

http://www.google.de/search?hl=de&q=malariaprophylaxe&btnG=Google-Suche&meta=lr%3Dlang_de
Träume sind nicht Schäume, sind nicht Schall und Rauch,
sondern unser Leben so wie wache Stunden auch.
Wirklichkeit heißt Spesen, Träume sind Ertrag. Träume sind uns sicher schwarz auf weiß wie Nac

Sandra

Angeblich sind sie schon mehr als nur nah bei einer Impfung. Prophyklaxe (Tabletten) gibt es schon länger - aber die wirken nicht bei jedem angenehm.
Und im Übrigen habe ich schon vor Wochen etliche Artikel gelesen, die besagt, dass das mit der Malaria-gefahr nach den Tsunami nicht stimmt. Denn die Feuchtigkeit, die jetzt zurückgeblieben ist, ist naturgemäss SALZwasser. Und das mögen die Viecher nicht.

kampmann

@Bastian. Gute Idee, das mit dem URL ... werd ich versuchen ...

@generell:

ich persönlich habe auch so meine Erfahrung mit Malaria und Prophylaxe. Ich war 2003 für eine Weile (beruflich) in Kenia, genauer: am Victoriasee in Kisumu (zweit größte Stadt von Kenia und Malariagebiet). Ich habe jeden Tag - und zwei Tage vor der Abreise  sowie 1 Woche danach - Malarone (Prophylaxe) genommen (insgesamt also ca. 7 Wochen, obwohl das laut Beipackzettel nicht möglich war, aber die Apotheke hat sich schlau gemacht und erfahren, dass es auch länger eingenommen werden könnte)

Das Zeug war ziemlich teuer, etwa 5 Euro pro Pille!!! (@Guntram) - Hat der SES bezahlt ...

Jeden Morgen also zusammen mit einem Glas Milch, ich hatte zunächst keine Probleme damit. Nur einmal hab ich das vergessen und es am Abend eingenommen, nur mit Wasser. Da habe ich ganz schöne Schmerzen in der Lebergegend bekommen. nicht sehr angenehm - abgesehen von der Unsicherheit - oder Angst - was jetzt passieren könnte ... Aber ich habe nach Rückkunft meine Leber untersuchen lassen, es ist alles ok.

Nun die andere Erfahrung:

Die Kenianer selbst lächelten ein wenig über die Angst der Europäer vor Malaria - Argument etwa so: jeder kriegt das, meistens geht es gut ... also was soll's ...

Aber:

Bei der Institution, wo ich arbeitete (TICH in Africa), gab es einen Fahrer, sehr intelligent, sehr kooperativ, sehr fleißig - eigentlich ein Mensch wie man ihn sich wünscht (Sandra: bitte einen Moment still halten - die Formulierung gefällt Dir nicht - ich weiß - mir nebenbei auch nicht   ... oder bin ich paranoid in Bezug auf Dich ??!!!). Vor einiger Zeit sprach ich mit dem Chef vom TICH am Telefon u.a. erkundigte ich mich u.a. nach James Omondo (eben jenem Fahrer) - und da sagte er mir, dass er kürzlich an Malaria verstorben sei.

Das hat mich mitten ins Herz getroffen. Ich hatte mich ja auch mit James angefreundet ... und dann war da noch seine Familie ...

Das zur Malaria und den eigenen Erfahrungen.

Aber: DDT wurde ja lange Zeit verteufelt. Offensichtlich aber ist das ja gar nicht so gefährlich. Weiß jemand Genaueres??

@Sandra: ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die Anopheles-Mücken sich im Salzwasser wohlfühlen. Aber das waren ja auch noch ziemlich viel Regenfälle, wahrscheinlich ist das gemeint, also Unglück per Tsuname plus Regenfälle ...

Ein Außenseiter, der sehr neugierig ist!

Dagmar

Zitat
Sandra: bitte einen Moment still halten - die Formulierung gefällt Dir nicht - ich weiß - mir nebenbei auch nicht   ... oder bin ich paranoid in Bezug auf Dich ??!!!

 ;) Hmm? Tja... fällt schon irgendwie langsam ins Auge. Also mit der Paranoia würd' ich schon mal aufpassen - so prophylaxetechnisch betrachtet  :)
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.