Künstler lässt Hund verhungern

Begonnen von Andrea, 30. Oktober 2007, 19:12:53

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Andrea

Spiegel-Online 22. Oktober 2007

"Künstler lässt Hund verhungern"

Schön bestialisch: Der costaricanische Kreative Guillermo Vargas ließ im Rahmen einer Kunstaktion einen angeketteten Straßenhund verhungern. Blogger machten
den Fall bekannt, jetzt laufen Tierschützer Sturm.

San José - Guillermo "Habacuc" Vargas" wollte ein Zeichen setzen: Er ließ ein paar Kinder im Armenviertel des nicaraguanischen Managua einen abgemagerten
Straßenhund einfangen und kettete ihn in der städtischen Galerie an. Dann nahm er mehrere Hand voll Trockenfutter und schrieb damit einen Satz an die Wand:
"Du bist, was du liest". Einen Tag später war die Schrift noch da - das Tier war tot. Verhungert.

Eine Kulturredakteurin der nicaraguanischen Zeitung "La Prensa" bestätigte ihren Kollegen von "Nacion" in Costa Rica den Tod des Hundes, nachdem Blogger
den Fall im Heimatland des Künstlers bekannt gemacht hatten. Die Ausstellung, bei der Vargas auch Crack und Marihuana verbrannte und die Hymne der Sandinisten,
der linken Freiheitsbewegung des Landes, abspielen ließ, hatte bereits im August stattgefunden.

Mittlerweile diskutieren Blogger aus aller Welt den Fall. "Eine Schande für die Kunst", empört sich einer, "Bravo für Habacuc", lobt ein anderer, der in der Inszenierung des Künstlers eine Demonstration gegen die Unmenschlichkeit sieht.

Der Künstler selbst wollte sich Journalisten gegenüber nicht zum Tod des Tieres äußern. "Ich werde nicht sagen, ob der Hund gestorben ist", sagte Vargas.
Wichtiger sei in seinen Augen die Heuchelei der Menschen. "Wenn ich den Hund als Kunstobjekt vor eine Wand binde, wird er plötzlich zum Fokus. Wenn er in der Straße vor Hunger stirbt, kümmert das keinen."

Auch in der Ausstellung habe niemand den Hund befreit oder ihm etwas zu essen gegeben. "Keiner hat irgendetwas unternommen", sagte der Künstler. Mit der Aktion habe er an den Tod von Natividad Canda erinnern wollen, so Vargas. Der Mann aus Nicaragua war von zwei Rottweilern angegriffen und getötet worden.  "Die Menschen haben ihm erst Beachtung geschenkt, als er von Hunden gefressen wurde", so Vargas. "Der Hund aus meiner Ausstellung ist heute lebendiger als je zuvor, weil immer noch über ihn gesprochen wird."

Vargas' Motive beeindrucken Tierschützer wenig. "Der Hund war abgemagert und bekam kein Futter - ich verstehe nicht, in wessen Kopf das Kunst ist", sagte
José Morales, Vizepräsident der Tierschutzorganisation "Unidad Especial de Protección y Rescate Animal". Die Vorsitzende der "Asociación Humanitaria para
Proteccion Animal" sagte, sie verstehe nicht, wie man ein Tier verhungern lassen könne, wenn doch Futter da gewesen sei. Beide Organisationen untersuchen mittlerweile, ob der Fall zur Anzeige gebracht werden kann.

Auch einige Blogger machen mobil: Per Online-Petition fordern sie einen Boykott des Künstlers und seinen Ausschluss von der Kunstausstellung "Bienarte"
im kommenden Jahr. Bei der Kunstmesse in Honduras soll Vargas mit fünf anderen Künstlern Costa Rica repräsentieren. Die Petition gegen seine Nominierung haben laut Angaben der Initiatoren bereits 41.500 Menschen unterzeichnet."  acl
Hier geht es zur Online-Petition gegen diese Tierquälerei:
http://www.petitiononline.com/13031953/petition.html
(es ist eine Seite aus Costa Rica in Spanisch, aber wenn Ihr den Button "Sign Petition" anklickt, ist es einfach, den eigenen Namen und sein Land einzutragen. Es sind schon über 116000 Unterschriften!

Eine Freundin von mir hat eine Mail an die Botschaft von Costa Rica geschrieben und folgende Antwort erhalten:

-------Originalmeldung-------
Von:
Botschaft von Costa Rica
Datum: 26.10.2007 19:05:13
An:
RobinHood7@gmx.de
Betreff: Werk von Guillermo Vargas

Sehr geehrte Damen und Herren,

als Antwort auf die Emails, die wir als diplomatische Vertretung bezüglich des bedauerlichen Vorfalls, bei dem man einen Hund auf der Ausstellung ,,Exposición No. 1" des costaricanischen Künstlers Guillermo Vargas, bekannt als Habacuc, hat sterben lassen, erhalten haben, möchten wir Folgendes mitteilen:
Die Regierung von Costa Rica hat die Arbeit von Herrn Guillermo Vargas in keinster Weise gefördert oder unterstützt. Herr Vargas hat weder offizielle Unterstützung
erhalten noch ist er beauftragt worden, das Land offiziell zu repräsentieren.

Die Regierungsinstanzen von Costa Rica sind erst durch die costaricanische Presse auf diesen bedauerlichen Vorfall aufmerksam geworden und waren vorher nicht über Guillermo Vargas Pläne in Managua informiert.

Die bedauerliche Tat, die von Herrn Vargas durchgeführt wurde, stellt eine private Handlung dar, die von einer Individualperson in einem anderen Land, auf  nicht-costaricanischem Territorium realisiert wurde.

Folglich unterliegt jedmöglicher legale Schritt, der gegen Herrn Vargas vorgenommen werden könnte, dem nicaraguanischem Recht, das zum Schutz gegen Tierquälerei
im Land vorliegt.

Costa Rica hat eine Gesetzgebung, die eine Strafe gegen Tierquälerei verhängt. Das Gesetz Nr. 7451, ,,Gesetz zum Wohlergehen der Tiere", ist am 3. November 1994 in Kraft getreten. Es verbietet ausdrücklich die Misshandlung und die Quälerei von Tieren und hat Sanktionen gegen Verstöße auferlegt. Des Weiteren sanktioniert unser Strafgesetzbuch im Artikel 380, Absatz 3, das Misshandeln von Tieren. Natürlich besitzt diese Gesetzgebung nur Gültigkeit für die Rechtssprechung auf costaricanischem Gebiet.

Folglich hätte Herr Guillermo Vargas nicht in Costa Rica das umsetzen dürfen, was er im Ausland durchgeführt hat. Und wenn er die Tat durchgeführt hätte, hätte er sich vor der costaricanischen Justiz wegen seines Verhaltens und seiner Taten verantworten müssen.

Wir kennen nicht die nicaraguanische Gesetzgebung bezüglich der Misshandlung von Tieren.

Selbstverständlich hat die Tat von Herrn Vargas für Überraschung und Irritation in der öffentlichen Meinung von Costa Rica gesorgt, besonders zwischen den Gruppen, die sich dem Schutz der Tiere widmen.

Auch wenn wir Verständnis für die Reaktionen der Entrüstung haben, die dieser Vorfall von Herrn Vargas ausgelöst hat, und die an diese Botschaft zugesandt wurden, bitten wir, dass die Beschwerden an die Personen gerichtet werden, die in der Ausstellung involviert waren, nämlich an die Galerie Codice (http://www.galeriacodice.com/index.php?action=contact) oder direkt an Herrn Vargas.

Zuletzt möchte diese Botschaft ihr Bedauern darüber aussprechen, dass einige von den Personen, die ihre Beschwerden an uns gerichtet haben, angedeutet oder
behauptet haben, dass die Tat von Herrn Vargas die Art und Weise der Costaricaner darstellt und den costaricanischen Bürgern sogar alles Schlechte gewünscht haben, begründet mit dem traurigen Tod dieses Tieres, das durch Guillermo Vargas Werk bedingt war.

Berlin, den 22.10.07

Botschaft von Costa Rica
Dessauer Str. 28-29
D-10963 Berlin
Tel.: (030) 26 39 89 90
Fax: (030) 26 55 72 10
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

whoknows

Ob es "Kunst" ist, darüber lässt sich trefflich streiten - Aber damit:
ZitatWenn ich den Hund als Kunstobjekt vor eine Wand binde, wird er plötzlich zum Fokus. Wenn er in der Straße vor Hunger stirbt, kümmert das keinen."
hat er durchaus Recht.
Nicht nur hier - wen kümmert es, wie man überhaupt mit Tieren umgeht? Wenn Nitsch eine Kuh vor Publikum schlachten lässt, regen sich alle auf - aber wer regt sich über sein Schnitzel auf dem Teller auf? Ich finde ehrlich gesagt die Aufregung ziemlich heuchlerisch. Entweder ich bin IMMER empört, wie man auf dieser Welt mit viel zu vielen tieren umgeht, (zumindest: es ist mir bewusst, und ich leide darunter) oder ich rege mich eben nicht auf - und dann darf ich mich auch nicht darüber aufregen, nur weil einmal ein Scheinwerfer darauf gerichtet ist.

Anke

#2
Hmmm.

Also, als "Kunst" würde ich das nicht bezeichnen.

Allerdings als möglicherweise gesellschaftliches humanes oder tierschützerisches Engagement dieses Künstlers.

Denn das empfinde ich ebenfalls als sehr heuchlerisch, sich über 1 Tier so aufzuregen, das unübersehbar ausdrücklich verhungert, während viele andere gleiche Tiere ebenfalls verhungern, und im Grunde ebenfalls sichtbar, aber man kann leichter wegschauen.

Von verhungernden Menschen ganz zu schweigen.


OB das die Intention dieses Künstlers war oder er einfach möglichst viel Publicity für sich selbst erzeugen wollte, wie ich das auch Herrn Beuys unterstelle, weiß ich natürlich nicht. Dass er sich damit einen Namen gemacht hat, ist ja offensichtlich.  8-)

Andrea

OK, ich gehöre auch zu den Schnitzelfressern, trage eine Lederjakce usw. Aber für mich gibt's da noch einen Unterschied darin, dass ich z.B. keinen Pelzmantel tragen würde. Und unter diese Kategorie fällt für mich die Nummer von diesem "Künstler". Ganz zu schweigen davon, dass ich mich auch darüber aufrege, wie z.B. in Ägypten Tiere behandelt werden. Die legen dort einfach Gift für die Straßenhunde aus - das ist von der Regierung so gewollt und bestimmt. -
Klar kann man das als halbkonsequent, also als gar nicht konsequent sehen. Trotzdem hole ich lieber Bio- oder Freilandeier und denke, dass auch das ein kleiner Schritt ist, mehr bewusstsein für derlei Dinge zu haben. Und ich rege mich natürlich auch auf, weil viele Menschen verhungern. Würde mir dazu jemand eine Petition schicken, würde ich auch unterschreiben.
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

whoknows

Laut dieser Geschichte ist der Hund übrigens in nur einem Tag verhungert...... Das soll mir mal jemand vorhüpfen.

Andrea

Hielte ich normalerweise natürlich auch für unwahrscheinlich, aber er war - laut dieser Geschichte - auch schon abgemagert, d.h. das "Vorverhungern" passierte schon vor der vermeintlichen Kunstaktion. So hab ich das für mich rekonstruiert. Aber eben man weiß halt nicht, was genau wie wann war, wenn man nicht dabei war.
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

whoknows

#6
Aber wenn man das weiterdenkt: Ein Lebewesen, dass einen Tag vor dem Verhungern steht: das kann man nur noch unter Einsatz massiver medizinischer Mittel  oder zumindest dauernder Pflege retten, einfach einmal was zu essen geben zögert den Tod nur hinaus.
Und wenn man dann diesen einen Hund gerettet hätte: wie "ethisch" wäre das angesichts all der Anderen, auf die keiner schaut?
Mich dauern auch die vielen Hunde, die beispielsweise auf den Märkten Chinas angeboten werden, die Tiere, denen bei lebendigem Leib das Fell abgezogen wird, und die dann in Einzelteilen (immer weiter lebend) verkauft werden - nicht getötet, weil es keinen Kühlschrank gibt. Aber ich denke auch: mein Mitleid für die Tiere beispielsweise in Schrimps-Farmen (muss grauenvoll sein!) hält sich in Grenzen, mein Mitleid gegenüber Schweinen ist da schon grösser - es GIBT Unterschiede in der Fähigkeit mit zu leiden - und die sind unfair.
Aber bei der Diskrepanz von "Mitleid gegenüber einem Hund, den man nicht kennt" gegen "alle leidenden Hunde" (und dabei sind schon alle anderen leidenen Lebewesen ausgeschlossen) - das ist eine Diskrepanz, die mein Hirn nicht akzeptiert.

Anke

Ich hab schon Schwierigkeiten damit, in einen Zoo zu gehen. Wenn ich da die hässlichen und kleinen Käfige und kahlen Räume sehe, in denen viele dieser armen Tiere "wohnen" müssen, dann wird's mir übel.
Dass nicht wenigstens die Wände z.B. für einen Tiger  in den Farben und Mustern seiner natürlichen Heimat angemalt werden, ist mir unbegreiflich.

"Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt."
Rainer Maria Rilke

Auch wenn es in den heutigen Zoos schon vielfach deutlich bessere Auslaufmöglichkeiten gibt als früher, ist es lächerlich im Verhältnis zu ihrem Leben in der Freiheit, wo sie oft Hunderte oder Tausende von Kilometern durchs Land laufen (rennen). Gegenüber einem Abschuss in der Freiheit ist die Schutzhaft vielleicht besser. Aber auch nur vielleicht.  :'(

Ich kann auch nicht verstehen, wie man sich zu Hause einen Vogel in einem Käfig halten kann und das nicht für den Vogel als Zumutung empfindet. Außer, es ist vielleicht eine Art, die das mag.

Burkhard Ihme

Zitat
Auch wenn es in den heutigen Zoos schon vielfach deutlich bessere Auslaufmöglichkeiten gibt als früher, ist es lächerlich im Verhältnis zu ihrem Leben in der Freiheit, wo sie oft Hunderte oder Tausende von Kilometern durchs Land laufen (rennen).
Allerdings rennen Raubkatzen nicht freiwillig, sondern nur zur Jagd. Ansonsten liegen sie auch in freier Wildbahn nur in der Gegend rum.
Deine Klage entspricht in etwa dem Lamento, daß man Menschen in engen Zimmern vor Fernsehern endlagere, anstatt sie in freier Natur Baumwolle pflücken zu lassen.

whoknows

Na, das halte ich doch für übertrieben. Eisbären zum Beispiel laufen pro Tag um die 40 Kilometer, das hat die Natur so "angeordnet", ausserdem haben die meisten Menschen immer noch ein klein wenig mehr Entscheidung darüber, was sie mit ihrem Leben anfangen, als gefangene Tiere. Es ist wahr, dass wir auch das Menschenwürdige Leben pervertieren, aber wenn Menschen das Menschen antun, (und sich antun lassen) ist es immer noch etwas anderes, als wenn sie es Tieren antun. Ich finde überhaupt diese Vergleiche zwischen Mensch und Tier höchst problematisch. Sind zwei verschiedene paar Schuhe.

michael

Tja, als veggie staunt man doch ab und zu: Fakten kennen die Leut ja ansatzweise, aber Konsequenzen ziehen?

Tiere, die in China bei lebendigem Leib zerstückelt werden, habt ihr noch nicht von den Schlachtmethoden hierzulande gehört - und den seltenen Missgeschicken der armen, armen unterbezahlten Schlachter?
Die Schweine, die bei vollem Bewusstsein durch kochendes Wasser gezogen werden?
Den Küken, die wg. falschen Geschlechts eben einfach in den Häcksler geschmissen werden?
Fische, denen von tierlieben Anglern bei vollem Bewusstsein ein Stahlhaken durch den Gaumen ins Hirn getrieben wird - und wieder rausgezogen- und je nach Grösse dürfen die Opfer dann in einer Pfütze ersticken oder zurückgeworfen langsam krepieren.

Leder ist übrigens nichts anderes als rasierter Pelz......

CostaRica, Nicaragua, Mittelamerika, das arme Tier dürfte in einem Tat eher verdurstet sein.



Burkhard Ihme

ZitatNa, das halte ich doch für übertrieben. Eisbären zum Beispiel laufen pro Tag um die 40 Kilometer, das hat die Natur so "angeordnet".
Die meisten Zoologen rechnen allerdings Bären nicht zu den Raubkatzen.

Anke

#12
Letzteres stimmt.  8-)

Allerdings hatte ich nicht nur Raubkatzen gemeint, sondern alle Tiere, die in ihrem natürlichen heimatlichen Leben einen großen Bewegungsdrang haben und/oder große Strecken zurücklegen, um Futter zu besorgen. Natürlich rennt kein Tier tagaus, tagein, das wäre ja unökonomisch.

Auch Pferde und sogar Kühe z.B. rennen eigentlich für ihr Leben gern, soweit ich das bisher wahrgenommen habe. Ganz zu schweigen von Antilopen, Känguruhs, Straußen und und und.  
Und die meisten Vögel fliegen ja auch gerne mal weit und hoch. Die Affen langweilen sich sicher auch sehr bald, wenn sie ihre im Zoo arrangierten Äste ein paar Mal durchprobiert haben. Oder die Fische! Deren oft im Verhältnis zur Fischgröße winzigen Aquarien müssen sie doch in den Wahn- bzw. Stumpfsinn treiben.  :-[

Dass Bewegung, die über das Herumstapfen innerhalb einer überschaubaren Umzäunung hinausgeht, für Gesundheit und Wohlbefinden wichtig sind, zeigen ja allein die vielen menschlichen Jogger und Walker, die kilometerweise unterwegs sind und dazu noch von allen Gesundheitsaposteln angetrieben werden.  8-)


Die Menschen halten sich immer noch viel zu selbstverständlich für die Herren der Schöpfung und die Tiere für ihre rechtlosen Sklaven.  :'(

-------

Ich denke aber nicht, dass absoluter Veganismus die zwingende Konsequenz daraus ist. Die Natur ist auf Fressen und Gefressenwerden aufgebaut. Aber man kann das mit mehr Respekt und Rücksichtnahme machen. Siehe Indianer und andere Naturvölker, die sich bei den Tieren und manchmal sogar Pflanzen dafür entschuldigen, dass sie sie töten. Wenn ein Inuit einen warmen Mantel oder eine warme Schlafunterlage braucht, dann ist ein Eisbärfell für mich ok. Aber wir brauchen das nicht, wir haben Wollpullover und warme Heizungen.

whoknows

ZitatOder die Fische! Deren oft im Verhältnis zur Fischgröße winzigen Aquarien müssen sie doch in den Wahn- bzw. Stumpfsinn treiben.  
*kicher* bist Du sicher, dass das ein grosser Unterschied zu vorher ist? Blubb.

Jaja,prügelt mich, aber an dem konnte ich einfach nicht vorbei gehen. :P

Und @ Michael: ich wollte all das nicht so genau schreiben, aber im Ansatz habe ich es (dachte ich) sehr wohl angesprochen. Jeder muss daraus für sich selbst die Konsequenzen ziehen, die er/sie mit sich vereinbaren kann. Ich finde auch, man muss Grenzen ziehen, was man als Konsument "mitmacht" und was nicht. So GANZ kann man  in industrialisierten Gegenden und mit verhältnismässig "normalem" Berufs- und Familienleben leider  meist nicht "entsagen" - aber wie gesagt: ich denke, man sollte sich überlegen, Grenzen zu ziehen, und man sollte sich - als erster Schritt - bewusst sein. Aber: sich ganz und gar nicht entziehen, und DANN über den einen Hund Krokodilstränen weinen, das ist lachhaft.

Anke

Zitat*kicher* bist Du sicher, dass das ein grosser Unterschied zu vorher ist? Blubb.
Dochdoch, da bin ich sicher.

WAS wissen wir eigentlich über das Denk- und Gefühlsleben der Meeresbewohner? :shock:
Bisher sehr, sehr wenig.
Immerhin hat man jetzt schon festgestellt, dass z.B. Haie, Wale, Delphine intelligent sind: http://www.haiwelt.de/haie/verhalten/intelligenz/intelligenz.php
http://www.greenpeace-magazin.de/magazin/reportage.php?repid=2776

Ich glaube nicht, dass nur solche Riesentiere Intelligenz besitzen.
Und ein soziales Leben haben m.E. sehr viele Fischarten, was man allein schon an der Schwarmbildung sieht.
Je mehr ich über Tiere lese, höre und sehe, desto mehr Respekt bekomme ich vor ihnen.  :o

In einem großen Zoo habe ich neulich einen ca. 3 m langen Aquariumsbewohner gesehen, der sich darin buchstäblich nur sehr schwer umderehen konnte. Grauenvoll!  >:(

lola_22

Apropos Fische, da ist es kein weiter Sprung zum Kahn. Ich meine Elbe, Dresden, Theaterkahn und den Liederwahn. So gar kein Kommentar des Fans? Ein paar Belobigungen wären eigentlich angebracht, denn so alltäglich ist ein Auftritt mit DLF-Übertragung nicht. Für mich war die Auswahl der Lieder überraschend, denn bei der Ankündigung jiddischer Lieder lag meine Vermutung in eine ganz andere Richtung. Nicht nach dem Motto, sieh, das Gute liegt so nah. Von mir aus ein dickes Kompliment und 100 Punkte!

Anke

Wo ist hier bitte der Weg zum Bahnhof?   :-/

lola_22

Wegweiser und Termin, beides in diesem Forum beschrieben. Ich meine, das war whoknows. Sandra Kreisler singt jiddische Lieder. Die Aufnahme vom 25.5.07 übertrug der DLF am 2.11.07.

whoknows

#18
Stimmt eigentlich. ich war damals beim Konzert dabei, da hat sie auch einiges wegen der Auswahl gesagt - ich weiss nicht, ob das im DLF auch gebracht wurde. Ich weiss es nicht mehr genau, aber es war ungefähr so, dass sie im Interview gefragt wurde, warum sie "jüdische lieder" singt und sie sagte: Es wurde von ihnen so bestellt." Und dann erklärte sie, dass sie ja sowieso nie "jiddisch", die Sprache singe, und dass sie finde, dass diese Ghettoisierung sowieso schwierig ist - (so wie "Frauenlieder"), jüdisch ist, was von jüdischen Autoren ist, und man müsse nicht unbedingt immer die Stetl-Mystifizierung einbauen - und dass sie eigentlich lieber Wortfront macht. Fand ich ziemlich gut, die Antwort: Warum singen sie das? Weil Sie es kaufen. Hehe.
Die zweite Hälfte des Abends hat dann Rainald Grebe bestritten, der mich auch sehr beeindruckt hat, weil er es schafft, total blöde Witze zu machen auf eine Art, dass intelligentere Menschen sich trotzdem noch ein paar Meta-Ebenen  dazu denken können - aber man muss nicht.

(Und danke, Lola, für den Themenwechsel, mir wurde schon fad. 8-))

Anke

#19
Wird dir fad, wenn du nicht Recht bekommst, whoknows?  :-?
In diesem Thread ging es um Tiere in der Gesellschaft.  Man muss ja nicht weiter dazu schreiben, wenn einem das Thema fad wird.  :o

Es gibt auch andere Threads, in denen es um Lied-Aufführungen geht.   8-)


Ich find's hier ehrlich gesagt fad, wenn hier manchmal derart insidermäßig gepostet wird, dass man als Nicht-Langzeit-Insider nichts versteht. Dadurch haben Neu-Einsteiger kaum eine Chance.   :-?


michael

@Anke: Das hat nichts mit fad oder "Recht bekommen" zu tun, sondern ist die handelsübliche Flucht- und Verleugnungsreaktion fast aller Menschen zu diesem Thema:
Der Ablauf ist wie folgt:
Zu Beginn: Schaut her, hier ist ein armer Hund /Katze / Pferd / Meerschweinchen zu Tode gequält worden.
Mögliche  Reaktionen:
Typ A: "Dieser böse Tierquäler, mit dem müsste man das gleiche machen, komm, wie gehen einen Hamburger essen."

Typ B: "Nun, natürlich ist das schlimm, aber was ist mit unseren Nutztieren? Da sagst man ja nichts, nur weil ein Kuscheltier betroffen ist...  Komm, gehen wir ein Bio-Steak essen."

Ende: (neues Thema, die spinnen die Vegetarier. Was soll der Eskimo denn sonst essen, ausser Dosenfleisch)

Die Erkenntnis, das Tiere nicht gequält / geschlachtet werden dürfen, ist ja da: Aber die Konsequenz -vegetarische Ernährung- wollen die Leutchen nicht ziehen.

Und dann wird eben ignoriert, Thema gewechselt, oder ein kurzer Einschub über Biofleisch gebracht.
Eine Kuh aus Bio-Haltung erlebt das Schlachten ja ganz anders:
Da bekommt nicht die Nummer 2005-123-abc" den Bolzenschuss, sondern die "Erna vom Biohof".
Gell, das ist doch fein für die Kuh.

Entsetzen (echt oder gespielt)
relativieren
Thema wechseln

Regelmässig siehst und hörst Du Beiträge, in denen die schlimmsten Tierquälereien präsentiert werden, die Aufregung ist gross - aber nur sehr kurz.
Dann wird relativiert, ist ja nicht so schlimm, jetzt kriegen sie sogear einmal die Woche beim Transport zum Schlachthof etwas zu trinken.
Neues Thema. Vergessen.

PS: Eine kleine Geschichte zu Fischen: Wir haben einen Teich mitübernommen, in dem die Vorbesitzer Stichlinge ausgesetzt haben. Kleine Fische, denen ja bestimmt die meisten - s.o.- nichts zutrauen.
Diesen Tieren habe ich einen Fischfernseher (entweder googeln oder www.*.de) gegönnt (Marke Eigenbau). Und dann kann ich sehen, wie neugierig und interessiert die Biester sind. Neugierig wie Kinder. Und diese neugierigen, aufgeweckten, intelligenten (die wissen haargenau, dass sie hinter Glas geschützt sind) Wesen darf man ungestraft meucheln? Nein.

whoknows

Also, sorry für das "fad" - aber ich finde: hier kommen keine neuen Erkenntnisse zustande - es ist alles gesagt, man kann  jetzt noch Thema Variieren - in der Musik kann das ganz gut kommen, bei Worten und Inhalten wird MIR zumindest rasch fad.  Es kann jetzt noch kommen, dass auch Pflanzen offenbar Gefühle haben, wie viele wissenschaftliche Experimente belegen können. Und was weiter? Was ist der Succus aus all dem? Für mich persönlich ist es einfach so: Jeder muss es mit seinem Gewissen ausmachen, und jeder kann/sollte dazu beitragen, dass sich die Menschen ihres Tuns bewusst werden. Das hatte ich auch schon mal weiter unten gesagt. Aber jetzt noch eine Grausamkeit aufzählen, und noch einmal mit einem Beispiel belegen, dass Tiere mehr können als wir wahrnehmen wollen - nämlich: HIER - wo wir uns doch offenbar relativ einig sind - was soll das bringen?

Und von wegen
Zitatwenn hier manchmal derart insidermäßig gepostet wird, dass man als Nicht-Langzeit-Insider nichts versteht.
Das ist nicht nur hier so - das wirst Du überall erleben, wo Du in eine schon bestehende Clique eintrittst. Oder wenn Du in eine Familie einheiratest. Oder wenn Du in eine neue Firma kommst. Gewöhn Dich dran. Es gibt eine Vergangenheit. 8-)  :-*

whoknows

Übrigens:

ZitatAber die Konsequenz -vegetarische Ernährung- wollen die Leutchen nicht ziehen.

Ob das vielleicht daran liegt, dass der Mensch ein Carnivor ist? Versuch mal, einen Löwen oder einen Hund umzuschulen. ;) Manche Menschen können eben gut ohne Fleisch leben, manche nicht. Dass getötet wird und dass gestorben wird, ist in dieser Welt ein Fakt, der nicht zu ändern ist. Die frage ist: WIE. Und die nächste Frage ist auch: wie LEBT man.

michael

@whoknows: Zum Glück hast Du geschrieben "vielleicht", sonst könnte ich jetzt auftrumpfen mit dem dezenten Hinweis, das der Mensch erwiesenermassen eben kein Carnivor ist.
Beweis durch Augenschein: Vergleiche die Gebisse von Katze / Hund mit Mensch / Kuh.
Vermutlich fehlen Dir -genauso wie mir- die Reiss- und Fangzähne. Menschen mit so richtig langen Eckzähnen gibt es meines Wissens nach nur in den Karpaten, irgendwelche Adligen, die aber nicht viel Kontakt mit der restlichen Bevölkerung haben....  ::)

Quintessenz 1: Alle Menschen können ohne Fleisch leben.

Quintessenz 2: Sie leben länger und gesünder, haben mehr Spass. (sind auch netter)(und schöner)(und klüger, aber das ja jeder)

PS: Der wissenschaftliche Beweis wg. Carnivor oder nicht, ich suche den Link mal raus

PS2: Eigentlich will ich hier keine Grundsatzdiskussion dazu führen, aber so eine Aussage kann ich natürlich nicht so falsch in der Gegend rumstehen lassen

whoknows

#24
Du, das ist meines Wissens nach bis heute ein Streitpunkt, weil der Mensch eben extrem früh in seiner Entwicklung mit dem Fleischfressen begonnen hat - ähnlich wie Affen, die nicht als Carnivoren gelten, aber sehr wohl auch Fleisch fressen - hin und wieder sogar einander, dem Menschen wie in allem nicht unähnlich. (übrigens GIBT es Menschen mit "Fangzähnen", mein ExMann zB hat sowas, der Zahnarzt sagt, es ist selten, kommt aber vor). Die meisten Wissenschaftler gehen davon aus, dass Fleisch (in Maßen - nicht täglich aber doch immer wieder mal) sehr wohl für dne menschlichen Organismus von Nutzen ist. Ich gehöre auch zu denen, die gut ohne Fleisch können, aber ich kenne auch genügend Menschen, die dann zu schwächeln beginnen. Und ich denke auch: die Natur stützt sich auf Fressen und gefressen werden - warum sollten wir ne Ausnahme machen? (Ganz abgesehen davon, dass wie schon erwähnt auch Pflanzen offenbar mehr Gefühle haben, als man so landläufig merkt)
Aber ich denke eben auch: die meisten Lebewesen fressen (und töten) nur, wenn sie hungrig sind, und da ist beim Menschen definitiv was pervertiert. Es kommt eben darauf an WIE. Und Biofleisch finde ich immerhin noch besser, denn einen Scheisstod zu haben ist schon schlimm genug, man muss nicht auch noch ein Scheissleben haben.