Jugendrebellion in Frankreich

Begonnen von angel, 21. März 2006, 17:56:32

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angel

In Lanies Blog las ich einen Eintrag vom 17. März: "Riot. Die Franzosen wehren sich, die Deutschen machen Montagsdemos. (...)"
Tatsächlich ist die Jugend in Frankreich in Aufruhr gegen die Aushebelung des Kündigungsschutzes. Für jugendliche Berufsanfänger soll ja 2 Jahre lang "Heuern und Feuern" gelten, was eine extreme Existenzunsicherheit für sie bedeutet. Es ist die Zeit, in der Jugendliche von ihren Eltern fortziehen und einen eigenen Haushalt gründen wollen, d.h. sie brauchen dann nicht nur Geld für die Wohnungseinrichtung, sondern auch für Miete, Strom, Gas und natürlich Nahrungsmittel. Fällt das plötzlich durch Kündigung weg, so geraten sie unweigerlich in die Insolvenz, verlieren ggf. auch noch die gerade bezogene Wohnung.

Auch in Deutschland gab es in Bezug auf Jugendliche starke Einschränkungen (wie z.B. dass AlG 2 - Empfänger/innen dazu gezwungen sind, bei ihren Eltern wohnen zu bleiben, da kein eigener Haushalt für sie mehr finanziert wird), doch sie halten still.

Woran liegt es, dass in Frankreich revoltiert wird, während in Deutschland alles hingenommen wird bzw. sich nur harmloser Unmut mit zarten und staatstragenden Protestchen und kein Mut zeigt?

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Bastian

ZitatWoran liegt es, dass in Frankreich revoltiert wird, während in Deutschland alles hingenommen wird bzw. sich nur harmloser Unmut mit zarten und staatstragenden Protestchen und kein Mut zeigt?  
Was Hänschen nicht lernt...

whoknows

Yep. In frankreich sind die Leute wesentlich politisierter - und es ist die Wiege der Demokratie heisst es. Was nur halb stimmt, England war glaube ich früher - aber Frankreich war erkämpfter...

Maexl

die armen Amis host vergessn

1776 -> 1789 -> (1848) -> 1918

die Engländer schleichend, das ist ja deren Witz

Bastian

#4
Wer hat's erfunden...? Seit 1291 schlagen wir uns mit diesen renitenten Habsburgerlis und deren Nachfahren herum... ::)

Ja, die Deutschen hatten vor 1989 nie eine Revolution, auf die sie sich hätten berufen können. In Deutschland gibt es keine Tradition der Rebellion, eher eine der Folgsamkeit. (Paulskirche zählt nicht, weil die Deutschen damals nur auf die hochrevolutionäre Idee kamen, eine konstitutionelle Monarchie zu errichten. Hätte König Fritz- Willi der vierte sich nicht geweigert, wie von der Nationalversammlung gewünscht, Kaiser zu werden, hätten die Deutschen beinahe ihre "Revolution" gehabt. Also selbst beim Revoltieren musste man sie noch "von oben" davon abhalten, sich selbst unselbständig zu machen...)

Und nach 1989 kam auch nix mehr.

Dazwischen, also 1989, gab's tatsächlich eine Revolution, das haben die Wessis aber leider nicht mitbekommen. Franz Beckenbauer wurde zwar Kaiser, aber im Land hat sich nix geändert. Und so bleibt es dabei: Wer nichts erworben hat, auf das er sich freudig berufen kann, wird sich auch in Zukunft nur schwer trauen, etwas zu erwerben...

angel

Alles wurde in diesem Lande "von oben" bzw. "von Staats wegen" geplant und durchgesetzt, Revolutionen wurden niedergeschlagen, wie auch die Arbeiterrevolution 1918/1919.  :'(
Und die "Revolution" 1989 war auch nur deshalb "erfolgreich", weil der gesamte Ostblock kollabierte und deshalb das System so oder so nicht mehr zu restaurieren war. Aber man sollte auch bedenken, dass die Vorstellungen der Bürgerbewegung keineswegs realisiert wurden. Sie wollten nämlich einen "demokratischen Sozialismus" und keinen Anschluss an die BRD. Interessant sind dafür u.a. die Debatten des "Zentralen Runden Tisches", an dem noch ein eigener Verfassungsentwurf ausgearbeitet wurde.

Bastian

#6
Ja. Und deren Forderungen wurden später bei den Verhandlungen schlicht ignoriert. So wie es in Deutschland schon immer wichtiger war, Ruhe, Einigkeit, Geschlossenheit zu haben, als Protest, Vielfalt und Auseinandersetzung.

Schon ein Jahr nach der Revolution, wurde aus der brisanten Forderung
"Wir sind das Volk!",

der mulmig- entschärfte CDU- Wahlkampfslogan:

"Wir sind ein Volk!"



... so siegte wieder einmal der schwere Deckel der ewigdeutschen Einigkeit über die anderen beiden (siehe Hymne)...

angel

#7
So what? Wir, d.h. Du und ich sind uns einig?  :o
Wenn ich mal groß bin, darfst Du mich heiraten.
Ich bin übrigens für Gütertrennung: Du darfst Recht behalten und ich bekomme die Freiheit. Bis es soweit ist, kannst Du mir aber gern auf meiner Spielwiese Gesellschaft leisten...
 ;) ;D

Bastian

#8
Hui, eine Heiratsschwindlerin also! Aber so gut durchdacht scheint mir das nicht. Einig sind wir uns jetzt im ledigen Zustand. Drum hab ich immer Recht, und du bist frei wie ein Vögelein. Ich fürchte, eine Heirat hätte das Gegenteil zur Folge... Da fall ich nicht drauf rein.