Es kommt näher....

Begonnen von Sandra, 13. Oktober 2004, 16:08:53

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Gluehwuermchen

Nein, man darf nicht alles reden:
Man darf Auschwitz nicht leugnen, nicht beleidigen, nicht verleumden. Der Unsinn, dass man seine Meinung frei äussern dürfe geistert leider in viel zu vielen Köpfen herum.
Zuhause unter der Dusche kann natürlich jeder tun was er will (und am Stammtisch wahrscheinlich auch). Für Politiker und Parteien gibts aber sicherlich noch grössere Einschränkungen.

Dagmar

#26
Exakt. Und das ist auch richtig so. Man darf nicht jede Meinung, die man hat, äußern. Und zwar dann nicht mehr, wenn sie zum Beispiel die Menschenwürde anderer mit Füßen tritt. Wenn ich der Meinung bin, dass mein Nachbar mit den übelsten Schimpfworten zu belegen ist, weil ich der Meinung bin, dass diese auf ihn zutreffen, dann darf ich das jederzeit DENKEN, nur SAGEN ist schlicht nicht erlaubt. Das kann ich zwar machen, aber dann habe ich die Konsequenzen in Form einer Klage des Nachbarn wegen Beleidigung zu tragen. Und dann muss ich, weil es nicht erlaubt ist, so zu agieren, dann auch die Folgen des Gerichtsurteils tragen. Dieses Urteil wird immer dann auch die Auflage der Unterlassung beinhalten. Das heißt nichts anderes, als dass mir verboten wird, solche Dinge noch eimal zu sagen.

Das Recht auf freie Meinungsäußerung heißt eben nicht das Recht auf Beleidigung anderer.
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

christian

Wow - dieser thread ist aber mehr als lebendig!!

Das ganze scheint ein interessantes thema zu sein, wenn man, ich glaube unter ausgemachten antifaschisten und demokraten, darüber so geteilter meinung sein kann.

darauf würde ich gerne nochmal zurückkommen:
ZitatEs geht schleichend. Man merkt es kaum, wenn man nicht aufmerksam ist. Erst wird man überredet, manche Dinge eh nicht zu wollen, dann sind es kleine Verbote, und kleine Ausgrenzungen - die spüren die Meisten nciht, und reagieren daher auch nciht. Die paar Behinderten- oder Frauenverbände, die sich aufregen, werden als marginal ignoriert. Und dann geht es weiter. Die Bevölkerung ist ziemlcih geduldig mit ihren Herrschern. die Meisten sagen sich: Sie sind Regierung, sie werden schon wissen...und so geht's dahin. Bis sie selbst plötzlcih betroffen sind - aber da ist von Solidarität nix mehr, und jeder steht nur noch für sich allein, und kann nix mehr dagen tun - ausser mitmachen.

Und soweit sind wir natürlich längst - das passiert tagtäglich. Man kann ernsthaft angst haben, dass sich unsere angeblich so bewährten sog. "demokratien" beginnen in diktaturen zu verwandeln. Ich denke, das zeigen ganz gut auch die geringen wahlbeteiligungen.  Mittlerweile haben wir uns an einige krasse eingriffe in unsere freiheitsrechte gewöhnt:

Die "lauschangriffe" (ob jetzt kleiner oder großer)  sind längst kein thema mehr, wenn mal wieder irgendwo ein triebtäter rumläuft, ist es auch längst kein thema mehr, sich die gene kartieren zu lassen, private sog. securtiy mit scharfen hunden (mich verunsichern sie eher) in öffentlichen räumen gehören ins bild jeder großstadt, von einer komplettüberwachung mit kameras mal ganz zu schweigen, fingerabdrucksautomatenm, irisprüfer etc. etc. etc.
Was uns droht, zeigt der sog. "patriot act", den die USA mittlerweile haben.
[Ich glaube, diese liste ist leider unendlich fortsetzbar...]

Und was hat das mit dem verbot rechtsradikaler parteien zu tun?!
Gut, die leute wünschen sich mehr sicherheit - angeblich - weil sie u.a. durch diverse kampagnen (siehe BILD: "Misstraue deinem nachbarn!") und durch geschürte hetze verunsichert sind, wünschen sich endlich mal ne starke hand, die endlich "mit dem ganzen chaos aufräumt" - und wählen natürlich u.a. deshalb rechtsradikal.

Das problem ist, das sich (auch) den politikern, die diese ganze stimmung schüren keinen meter vertraue - und auch nicht, weil die geister, die sie gerufen haben, dann verbieten wollen... Scheinmoralisch!

Vermutlich wollen sie die verbieten, um dann eben jene politik selbst machen zu können.

Sandra

ZitatUnd dann muss ich, weil es nicht erlaubt ist, so zu agieren, dann auch die Folgen des Gerichtsurteils tragen. Dieses Urteil wird immer dann auch die Auflage der Unterlassung beinhalten. Das heißt nichts anderes, als dass mir verboten wird, solche Dinge noch eimal zu sagen.

Ja. Klar. Und, was hat das mit dem Verbot der partei zu tun?
Wenn man was menschenverachtendes propagiert, wird man zur rechenschaft gezogen werden, und diese Dinge werden im Zuge dessen dikutiert. Das ist Demokratisch.
Solange aber - ich bleibe dabei - eine politische Partei mit ihren TATEN nicht den Verfassungsbogen sprengt, solange ist sie nciht zu verbieten.

ZitatVermutlich wollen sie die verbieten, um dann eben jene politik selbst machen zu können.  
Das ist garnicht sooo weit hergeholt. Etwas überspitzt, etwas kabarettistisch gesagt, aber GANZ falsch ist es nicht.

Im Übrigen ist es zum Beispiel in alten, gewachsenen Demokratien - wie zB England - erlaubt, ALLES zu sagen. Und die stehen auch heute noch, diese Demokratien.

Aber die Deutschen, wenn sie Gutmenschen sind,  haben in einer Mischung aus Angst und vorauseilendem Gehorsam immr gleich Fracksausen, wenn jemand Scheisse redet.
Wenn sie indes ein bissel kreativer wären, und ein bissel aktiver, könnten sie schon inzwischen eine Demokratie haben, die sogar das Auschwitz-Leugnen verträgt, ohne zu verfallen.

Aber in Deutschland wird - siehe Karstadt&Opel - nur wie das Kaninchen auf die Schlange gestarrt, anstatt sich zu BEWEGEN.



Dagmar

ZitatVermutlich wollen sie die verbieten, um dann eben jene politik selbst machen zu können.

Sorry, aber diesen Satz halte ich für etwas polemisch  :-/ Für den Rest sehe ich das aber ähnlich. Das Riesenproblem ist: Wo fängt die Grenze an, an der man sagt, dass etwas verboten oder kontrolliert gehört. Die Beispiele, die Du aufzählst, sind allesamt Beispiele für unzulässige Eingriffe in ein freiheitliches System. Da wird das Kind dann gleich mal eben schnell mit dem Bade ausgeschüttet. Man will Terroristen oder Schwerverbrecher dingfest machen und greift dann vor lauter (nachvollziehbarer) Panik zu Kanonenmethoden, die Demokratien hart in die Nähe von Überwachungsstaaten kommen lassen. Wehret den Anfängen und verbietet besser nix, ist eine (auch sehr nachvollziehbare) Haltung. Andererseits kann man eben auch nicht so naiv sein zu glauben, dass sich Radikale mit Diskussionen irgendwie wohin bewegen lassen. Das ist so nicht, die Geschichte kennt viele Beispiele, die zeigen wie schief dieser Ansatz gegangen ist. Es wäre wünschenswert, dass das funktioniert. Aber es funktioniert nicht. Was dann? Ich bin der Meinung, dass man reden reden reden muss - und zwar mit den Mitläufern und Draufspringern, mit den Stammtischbrüdern und den Kegelschwestern. Da gehört auch nix überwacht und nix verboten. Aber mit den Plattformbietern, den Radikalen kann man nichts mehr diskutieren. Rechtsradikale bedrohen die Redefreiheit wie alle Radikalen. Da darf man nicht daneben stehen und dem Verlauf der zerstörerischen Agitationen zugucken. Man steht ja auch nicht daneben, wenn einer ein Kind verprügelt oder eine Frau vergewaltigt (ich weiß, ich weiß, das tun viele, aber auch das ist ein anderes Thema). Ich würde da nicht sagen: Du, lass uns mal darüber diskutieren, was Du da gerade tust", sondern ich würde ihm mit aller Kraft eins auf die Nase hauen oder jemanden herbei holen, der ihm eins auf die Nase haut oder es sonst irgendwie unterbinden bzw. verbieten lassen. Danach kann man ja dann vielleicht reden - aber wahrscheinlich nicht mal dann.
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Sandra

#30
ZitatAndererseits kann man eben auch nicht so naiv sein zu glauben, dass sich Radikale mit Diskussionen irgendwie wohin bewegen lassen.

Darum geht's ja auch garnicht. Jede industrialisierte Gesellschaft hat einen Bodensatz von 10 - 15% Radikalen.  Das ist so - egal ob man sie sieht, weil sie erlaubt sind, oder ob man sie nicht sieht, weil sie heimlich agieren müssen.  Es geht darum, dass es nicht mehr werden. (Wobei sie dann meistens schneller mehr werden, wenn sie noch dazu den Reiz des Verboten bekommen, anstatt den Mief des Paria. )

Warum werden es in Deutschland mehr, aber in England oder (bis auf einen kurzen Ausfall vor ein paar Jahren) Frankreich oder Dänemark oder Schweden nicht?
Weil da anders reagiert wird. Das sind alles Länder, in denen zB das Auschwitz-Leugnen nicht verboten ist - aber geächtet wird.

10 - 15% muss man ertragen können, denn die sind sowieso da, ob man sie jetzt erträgt oder nicht.

Und: du mischt ständig Fisch mit Fleisch.
Es ist ein Unterschied, ob jemand VERBAL scheisse baut, oder mit TATEN.
Du kannst nicht das tätliche Vergewaltigen einer Frau mit dem Aussprechen von Unerwünschtem vergleichen. Und schon gar nciht behaupte ich, dass man sie "lassen" soll. Natürlich muss man Taten dagegen setzen. Aber verbieten ist die dümmste und kurzsichtigste dieser Taten. Man macht es sich nur leicht damit, das ist alles. Aber das Problem löst man nicht.

Sandra

Achso - sorry - ich hab dich glaub ich noch garnicht begrüsst, glühwürmchen! Schön, dass Du bei uns bist!!!!

Dagmar

Oh ja - hab' ich auch vergessen im Eifer des Engagements der Debatte hier:

Herzlich willkommen Gluehwürmchen, bleib' uns erhalten!

ZitatUnd: du mischt ständig Fisch mit Fleisch.
Es ist ein Unterschied, ob jemand VERBAL scheisse baut, oder mit TATEN.  

Stimmt, das letzte Beispiel war eine unzulässige Vermischung. Trotz dieses argumentativen Fehlers ändert es aber nichts an der Tatsache, dass man alles denken, aber eben nicht alles sagen darf.

ZitatAber verbieten ist die dümmste und kurzsichtigste dieser Taten.

Nein, ist es nicht. Es ist das letzte Mittel der Wahl, wenn nichts anderes mehr geht.
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Andrea

Man darf alles sagen. Es kommt nur darauf an, wie man es verpackt. Du kannst jedem Hundebesitzer sagen, dass du ihn für engstirnig hälts. Das darfst du noch. Du darfst es aber nicht so machen wie ich, dass du einem Hundebesitzer sagst, dass er genauso blöd ist wie sein Hund. ;-), auch wenn ich damit recht hatte. Im Alltag beschimpfen Menschen einander doch, weil kaum jemand sich die Mühe macht, deshalb vor Gericht zu ziehen. Klar, wenn dein Nachbar dich täglich diskriminiert usw., ziehst du vor Gericht. AAber nicht wegen kleiner verbaler Auseinandersetzungen. Ich meine, da hätte meine Rechtsschutzversicherung viel zu tun, wenn ich alle Menschen hier verklagen würde, die mich schon diskriminiert haben. Also darf man im Grunde immer alles, was man denkt, auch sagen.
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Dagmar

Nein Andrea, das darf man nicht. Sorry, aber da bin ich stur! Weil es sich nicht lohnt, wegen einer Beleidigung vor Gericht zu ziehen, rechtfertigt dies nicht die Beleidigung. Sie bleibt immer noch verboten und unzulässig. Derjenige, der beleidigt hat, hat halt "Glück" gehabt, für etwas das nicht erlaubt ist, nicht die Konsequenzen tragen zu müssen.
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Sandra

ZitatEs ist das letzte Mittel der Wahl, wenn nichts anderes mehr geht

Da könnten wir uns treffen. Nur, so wie es im Moment läuft, ist es das eben nciht - sondern das ERSTE Mittel der Wahl. Wenn WIRKLICH nichts anderes mehr nützt, soll sein, dann halt verbieten.
Aber zuerst möchte ich schon sehen, dass andere Mittel zumidnest versucht werden. Denn wie ja die anderen Demokratien um uns herum zeigen, nützt relativ schnell alles andere auch - und wie gesagt: lieber die 15% SEHEN, als dass sie im verborgenen agieren. Nur so KANN man auch rechtzeitig andere Mittel einsetzen.

Schaut Euch die Schweiz an - eine vorbildliche Demokratie. Der herr Blocher ist gewählt worden - und wurde eingebunden. Nun sind die tatsächlichen Abläufe in der Schweiz anders als bei uns. Hierzulande den Schönhuber oder den haider oder wie sie alle heissen einzubinden hielte ich für einen Fehler. Aber in der Schweiz wurde er jedenfalls nciht verboten. Seit er "dabei" ist, ist er ziemlcih still - denn da geht's nicht mehr nur ums gross reden. Sogar die Haiderpartei ist komplett marginalisiert - reden allein ist eben nciht genug.
ich will damit nur sagen: Es gibt fast immer eine andere Wahl - verbieten ist die schlechteste.

Dagmar

Ja das ist ein gemeinsamer Punkt in unseren Haltungen: Verbieten, das ist auch meine Meinung, ist wirklich das letzte Mittel, wenn nix anderes mehr hilft. Und ich finde auch, dass es zu oft das erste Mittel ist. Chris hat genügend Beispiele dafür genannt.

Vielleicht bin ich zu besorgt, wenn ich die rechtsradikalen Bewegungen in der bundesdeutschen Gesellschaft im Moment so beobachte. Das ist alles schon einmal so fatal verharmlost worden. Vielleicht geht es noch ein bissel weiter mit der Methode des Redens, des Diskutierens und des Lautseins dagegen. Vielleicht aber auch nicht. Ich mache mir da grosse Sorgen. Ich will keine Rechtsradikalen in deutschen Parlamenten haben. Alle reden davon, dass Weimar weit weg ist. Mag sein, ist vieleicht wirklich so. Aber alles Unheil fängt mal irgendwo klein und wenig beachtet an. Geschichte wiederholt sich nicht - ist auch ein alter Grundsatz. Und doch wiederholen sich in den Kernpunkten betrachtet die immer gleichen Untaten.
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Bassmeister

Die Frage muß doch lauten: wer darf entscheiden, was gesagt werden darf und was nicht. JEDER Mensch ist einzigartig, auch in dem, was er als Beleidigung empfindet und was nicht. Siehe die vielen Skandälchen um "sexuelle Belästigung", bei manchen reicht schon ein falscher Blick, bei anderen mußt du schon handgreiflich werden, ehe da was passiert.

Ähnlich gilt das für den Überwachungsstaat: Wer darf hier wen beobachten und überwachen? rechts wie links sind das Menschen. (GK:" Er beobachtet mich. Ganz genau wie ich ihn ... bis man zwischen uns keinen Unterschied märrrrken kann!" aus "Beobachtung", sehr feines Lied!)

Die NPD-Mitglieder, die ich bisher im Fernsehen sah, machten auf mich nicht den Eindruck einer "Faust, die Ordnung in das Chaos bringt". Die Auftritte waren eher lächerlich - oder wurden von den Medien so gestaltet. Die Moderatorin war auch nicht so super fit. Die machen mir weniger Angst. Das Desinteresse im Volk ist da schon schwieriger.
[size=9]Nicht alles, was zwei Backen hat, ist ein Gesicht...[/size]

Bastian

#38
aus wsw.org, was auch immer "wsw" sein mag. Nennt mich faul, weil ich hier was reinkopiere, aber ich leiste mir heute mal die Meinung eines anderen:

"Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung vertritt die Auffassung: "Ginge es nur um braune Ideologie - die deutsche Demokratie müsste die NPD aushalten. Streitbare Demokratie streitet nämlich, so lange es irgend geht, mit Argumenten, nicht mit Verboten." Dennoch tritt er vehement für ein NPD-Verbot ein. Seine Begründung: es gehe um den Schutz von Menschen, die von Rechtsextremisten geschlagen, gehetzt und getötet werden. "Zum Schutz der Opfer vor Schlägern, nicht zum Schutz der Demokratie vor Spinnern, ist die NPD zu verbieten."

Diese Argumentation ist nicht stichhaltig. Zum einen verläuft die Trennlinie zwischen Meinung und Gewalt keineswegs so eindeutig, wie Prantl glauben macht. Die gerichtlichen Auseinandersetzungen darüber, ob es sich bei Sitzblockaden vor Atomkraftwerken und Raketendepots um Nötigung oder friedliche Demonstrationen handelte, haben das zur Genüge gezeigt.

Um illegale Gewalttaten und Angriffe auf Personen zu ahnden, reicht das Strafgesetzbuch aus, dazu ist kein Parteiverbot nötig..."

Dazu kommt aber auch die Parteienfinanzierung. Und man darf sich schon fragen, ob wir Parteien finanzieren müssen, die offen gegen die Verfassung arbeiten, wie es die NPD tut. Das ist ja völlig absurd.

Auf der anderen Seite könnte man auch der Auffassung sein, dass z.B. ich ein Verfassungsfeind bin, weil ich mich für etwas einsetze, das im Grundgesetz noch nicht geregelt ist, Plebiszite. Wenn ich also meiner Meinung bleibe, muss ich mich selbst verbieten, und das ist ehrlich gesagt auch absurd.

Dagmar

ZitatAuf der anderen Seite könnte man auch der Auffassung sein, dass z.B. ich ein Verfassungsfeind bin, weil ich mich für etwas einsetze, das im Grundgesetz noch nicht geregelt ist, Plebiszite. Wenn ich also meiner Meinung bleibe, muss ich mich selbst verbieten, und das ist ehrlich gesagt auch absurd

Nee Basti, die Argumentation hinkt: Du setzt Dich für etwas ein, dass im Grundgesetz nicht geregelt ist. Plebiszite sind nirgendwo ausdrücklich verboten, sie sind nicht sittenwidrig, verletzten nicht die Menschenwürde und verstossen gegen keine Strafgesetze. Sie sind nicht vorgesehen, und Du setzt Dich dafür ein, dass sie vorgesehen wären.

Bei der NPD sprechen wir von Leuten, die eindeutig verfassungsfeindliche Positionen vertreten, welche gegen eine vorliegende Verfassung verstossen.
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Bastian

#40
Na, dann glaub ich dir mal.  :D :-* Ich denke, man muss in der Diskussion unterscheiden zwischen

1. staatlichen Sanktionen,
2. gesetzlichen Sanktionen, wie Strafen und
3. gesellschaftlichem Umgang mit unliebsamen Gruppen

Wenn eine Partei die Verfassung bekämpft, dann hat das oberste Gericht die Möglichkeit die Verfassungswidrigkeit/-"feindlichkeit" und die Anträge der anderen Verfassungsorgane (Bundestag, Bundesrat...) zu prüfen. Dann folgt eine Sanktionierung nach Gesetz, zu der das Verfassungsgericht nicht nur berechtigt ist, sondern auch verpflichtet, vorausgesetzt natürlich, die Bedingungen für ein Verbot sind erfüllt.

Gesellschaftlich können wir es anders handhaben. Wir können diskutieren, uns austauschen, Verständnis aufbringen oder hassen. Ebenso z.B. mit Mördern: Sie werden bestraft, weil Morden in Deutschland und Österreich nicht erlaubt ist, und weil wir dafür Gesetze haben. Trotzdem können wir gesellschaftlich diskutieren, uns austauschen, Verständnis aufbringen oder hassen. Und wir dürfen resozialisieren wollen, weil wir Menschen sind und vielleicht auch schon gemordet haben.

Bastian

#41
äh...

Andrea

Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Sandra

#43

ZitatDazu kommt aber auch die Parteienfinanzierung. Und man darf sich schon fragen, ob wir Parteien finanzieren müssen, die offen gegen die Verfassung arbeiten, wie es die NPD tut. Das ist ja völlig absurd.  

Ja - ich hab mich schon mal was ähnliches gefragt: Ich, als Ausländerin zahle die gleichen Steuern wie alle anderen. Also geht ein Teil meiner Steuern in die Parteienfinanzierung. Ich darf aber nicht wählen. Also zahle ich für einen Dienst, den ich nciht in Anspruch nehmen darf. Und daher könnte ich ja vielleicht jenen Prozentsatz meiner Steuern  zurückfordern.

Ich hab mit einem Anwalt gesprochen. Und der  hat gesagt - und ich musste ihm zustimmen: Mit diesem Geld zahle ich zwar unmittelbar die parteienförderung, aber mittelbar zahle ich auch für das Privileg, dass ich in einer Demokratie lebe. Und das IST ein dienst den ich in Anspruch nehme.

Genauso ist es mit den Rechtsparteien. man zahlt auch für Meinungsvielfalt. Und wenn man diese Vielfalt irgendwo eindämmt - ist das ein erster Schritt. Und dem folgen weitere, so sicher wie das Amen im Gebet. Es ist ein erster Sündenfall, wenn man so will.

Auch das ist ein "Wehret den Anfängen", Dagmar, dass man nciht zulässt, dass die eigene Weltanschauung ausgehöhlt wird, indem man Menschen, die nicht meine Meinung haben, verbietet. Damit macht man genau das, was DIE eigentlich wollen. Und auch genau das, was DIE propagieren, nur halt mit anderen Vorzeichen. DIE wollen die Linken verbieten, stattdessen verbieten wir die Rechten - krass ausgedrückt.

Wenn sie verboten werden, heisst das ja nicht, dass sie nicht mehr agieren. Im gegenteil. Und wenn sie stärker werden, kriegen wir es nur später mit, das ist der einzige Unterschied.
Und wenn sie dann G*ttbehüte an die Macht kommen, haben sie schon ein paar Gesetze in ihrem Sinne, die sie benützen können, und damit dann zumindest in der ersten Zeit den Beschwichtigern in die Hände arbeiten: "wieso ist es so schlimm, dass wir die Rechten an der Macht haben - sie befolgen  ja unsere Gesetze..."

so fängt es an.

Deshalb ist der Rechts-'Terrorismus auch der einzige, der "funktioniert" die Rechten wollen mehr staatliche Kontrolle, mehr Verbote&gebote, mehr Polizei. Und dann machen sie einen Anschlag, und daraufhin KOMMEN mehr Kontrolle, mehr Verbote&Gebote, mehr Polizei....
Das ist eine Krux, dagegen kann man nix machen. Aber man kann versuchen, sie nicht noch durch Verbote ihrer parteien zu stärken. Und das würde man ohne Zweifel tun.


Sandra

#44
Noch etwas:

ZitatVielleicht bin ich zu besorgt, wenn ich die rechtsradikalen Bewegungen in der bundesdeutschen Gesellschaft im Moment so beobachte.

Ich bin auch besorgt. Ziemlcih sogar. Aber weniger um die Rechten, als darum, dass nichts strukturelles getan wird, um ihren Zulauf zu verringern.
Da geht es ja nicht um Weltanschauungen - da geht es um Ängste. Modernisierungsängste, materielle Ängste, Zukunftsängste. Und DIE werden nicht abgebaut, von den etablierten parteien. Das Kaninchen-auf-Schlange- Prinzip darf weiter föhliche Urständ feiern. Strukturelle Änderungen, die Bevölkerung ausbilden, Fantasie stärken, Gesetze eindämmen - mehr erlauben, an Unternehmertum, an Eigeninitiative, mehr fördern an Eigeninitiative - all das könnte helfen.

Stattdessen ist es völlig okay, wenn man den Deutschen sagt: ihr müsst jetzt 5 euro für den Arztbesuch zahlen, weil es nciht anders geht, dass ein grosses Wehgeschrei einsetzt: OJE!!! FÜNF Euro! Og*ttoG*tt! wie werden wir das überleben? Und dann gehen sie zum Arzt, jedesmal wenn es ums Nägelschneiden geht. Und alle haben das Gefühl, als würden ihre Sicherheit und ihr gesamtes leben auf's Spiel gesetzt, weil niemand sie auslacht, wenn sie so brüllen. Die Leute haben mehr Unsicherheit als sie haben müssten - und DESHALB rennen sie den heilsversprechern nach. Und DA ändert niemand was daran. Aber verbieten, gebieten - DAS können sie....

Bassmeister

Und genau an dem Punkt setzt meine Frage an: In einer Diktatur würden die Menschen dan ohne zu Murren die Praxisgebühr (sind übrigens 10 Euro, ZEHN! :P ;) :-*)
bezahlen und sagen "Jawohl, Herr Führer, Sie meinen es ja nur gut mit uns!" ? ? ?
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Sandra

Also, komm. 10 euro, nebbich. Und noch nciht mal jedes mal, das man da ist - nur pro Krankheit!

Da ist Germanien schon ziemlcih verwöhnt. Klar, es wird gespart, und - wie in allen grösseren Institutionen - nicht immer an den richtigen Stellen. Da kann man diskutieren und so. Es war ja auch nur ein Beispiel. Aber immr gleich nach VERBIETEN schreien, oder Protestgeheul anstimmen, anstatt mit vernünftigen Alternativen anzufangen, ist auch nicht das Gelbe vom Ei.

Bassmeister

Jetzt haste mich aber mißverstanden. Das mit den ZEHN Euro sollte ironisch sein.
Ich geh sowieso nur zum Arzt, wenn nichts mehr geht und außerdem denke ich, daß gute Arbeit auch gut bezahlt werden soll.

Mir ging es um das klaglose Abnicken von Obrigkeitsentscheidungen und meine frage war ursprprünglich, ob und warum sich ein Mensch, der einmal frei war, so etwas gefallen läßt und der Obrigkeit blind vertraut.
[size=9]Nicht alles, was zwei Backen hat, ist ein Gesicht...[/size]

Andrea

10,-- Euro pro Quartal, und für die anderen Ärzte kann man sich von dem Arzt, der die 10,-- Euro gekriegt hat, Überweisungen holen. Tut man das nicht, zahlt man eben nochmal 10,-- Euro. Der Zahnarzt kriegt die, glaub ich, immer auch zusätzlich.
Ich denke, dadurch, dass die Leute ihre Existenz vierlieren, Hartz 4 usw., all die Dinge, die hier eh schon genannt sind, suchen sie sich ein Ventil, um sich aufzuregen. Das dankbarste Ventil sind Ausländer etc. Auch wenn ich das aber weiß, frage ich mich, woher die den Zusammenhang zwischen z.B. ihrem Jobverlust und dem Ausländer, dem Juden, dem Blinden nehmen, der hier lebt. Wenn die alle nicht da wären, all diese Randgruppen, also wir, dann würde das doch an der Situation desjenigen, der sich das Ventil gesucht hat nichts ändern.
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Sandra

Aber es ist auch in vielen Fällen nur wirre panikmache. SOOO viele Leute kommen wegen Hartz 4 nicht in's strudeln, aber ALLE glauben es - und durch die Panikmache GEHT dann auch plötzlich nix mehr. Das ist wie ein Strudel, der alle hinabzieht...