Georg Kreisler Forum

Diskussionen => Gesellschaft => Thema gestartet von: Cyberreiter am 13. März 2007, 18:43:07

Titel: Der Trend, der niemals pennt
Beitrag von: Cyberreiter am 13. März 2007, 18:43:07
Zu zweit im neuen Jahrtausend?

Ja da sind wir nun angekommen in der neuen Zeit. Naja, sie läuft ja schon länger.
Eine Zeit in der ein volles Portmonee, ein guter Job, die Eltern, der eigene Hund,  die beste Freundin, das Haus oder ein Kind über allen steht. Ein(e) Partner(in) und das Gefühl geliebt zu werden oder zusammen zu gehören steht viel weiter hinten an.
Und wenn doch, wird  es wohl ne neue künftige Ex?
Es ist eine Zeit in der kein Hobby und keine lieb gewonnene Gewohnheit für jemand aufgegeben oder zurückgestellt wird, geschweige denn für eine Liebe toleriert wird.
Das eigene Leben ist jetzt wichtiger als ein gemeinsames.
Jemanden kennen zulernen kostet mittlerweile Geld, zum teil viel Geld.
Einsame Herzen sind ein lukrativer Markt, das fängt bei 0190/...... an und geht mit  www. ..... .com weiter, wo ,,süße geile" w/25s auf einen scheinbar nur warten, man muss nur für jede Mail eine ,,kleine Gebühr" entrichten. Von diversen Pornosammlungen einiger schüchterner Langzeitsingles ganz zu schweigen.
Die heutigen ,,Erwachsenen" sind zum größeren Teil mit einem Elternteil  aufgewachsen.
Laut Statistik ist gerade bei dieser Gruppe die Trennungs- und Scheidungsrate höher, als bei Pärchen, die in einem so genannten heilen Familienverhältnis aufgewachsen sind.
Klar, Papa war ein Schwein, wie alle Männer!
Eure, Mutter ist ne Hure!
Wie soll da in Zukunft ein Vertrauen zu einem Partner aufgebaut werden können, wenn man als Kind erleben musste, daß Beziehung nicht schön ist, sondern eher Streit ums Sorgerecht, Haus, Unterhalt, Kälte oder gar Schläge zur Tagesordnung gehört haben. Kinder wachsen mit allein erziehenden Müttern auf und lernen so gleich, dass Männer eigentlich nur zum Kinderzeugen wichtig sind, das großziehen kann Frau notfalls mit viel Mühe ohne Mann erledigen.
Dieser Trend ist am Mann vorbeigegangen.
Er wird eigentlich nur noch zum Kinderzeugen gebraucht.
Daß der Rest ja wohl scheinbar auch ohne ihn geht, beweisen uns die vielen allein erzihenden Mütter. Da braucht Man(n) wohl einer neue Aufgabe, denn die alleinige Versorgerrolle ist mittlerweile weg.
Zwar besteht vielleicht eine tiefe Sehnsucht bei Männern und Frauen nach der Familie, aber dafür ist heute in der globalisierten Welt keine Zeit mehr.
War Anfang der 70er vielleicht jede 8 Frau mit mitte dreißig  kinderlos ist es bereits heute jede dritte, die vielleicht überhaupt noch Kinder hat.
Familie und Partnerschaft ist heute ,,uncool".
Der Job des Psychotherapeuten dagegen Krisen sicher.
Ausbildung und Karriere  findet in der Regel zwischen dem 20 und 30-Lebensjahr statt.
Eine Phase, die viel Zeit, Kraft und auch Nerven kosten kann.
Eine Familie oder eine Beziehung nebenbei ist da schon eine logistische Meisterleistung.
Dieser Trend ist nicht nur deutsch, China, Italien, Indien marschieren ebenfalls mit Vollgas in ihre überalterte Gesellschaft.
Familie war gestern, heute marschieren nicht wenige alleine durchs Leben.
Ein Trend den wir mitgehen können oder versuchen in hier und da auch mal ein wenig bremsen sollten
Titel: Re: Der Trend, der niemals pennt
Beitrag von: Bassmeister am 20. März 2007, 08:30:14
Unabhängig vom "Trend" kann ich aber auch jeden verstehen, der das mit Familie und so nicht will.
Ich bin gerade dabei, diesen Weg zu gehen (hier klicken! (http://www.georgkreisler.net/cgi-bin/yabb/YaBB.cgi?num=1104419585)), das ist knüppelharte Arbeit und liegt nicht jedem. Die Umstellung von "ganz frei" auf "ganz gebunden" fordert mich sehr heraus (ja, auch ich sitze beim Psychotherapeuten!)
Die emotionale Intensität und die extrem hohe Dosis an "gebraucht werden" stellen mich sehr auf die Probe. Dennoch ist Trennung für mich absolut kein Thema, ich finde nur, wer sich da ranwagt, sollte sich das gut, und zwar sehr gut überlegen!
Titel: Re: Der Trend, der niemals pennt
Beitrag von: Cyberreiter am 20. März 2007, 17:59:52
Das sag´ich erstmal herzlichen Glückwunsch zum Nachwuchs.
Natürlich ist es sicher nicht leicht und es kostet viel Energie eine Familie zu haben.
Viele Frauen geben für Ihr single-Dasein und kinderlosigkeit an, daß sie den geeigneten Mann, dafür nicht finden können. Ich könnte auf einen Schlag zehn Männer nennen, die sich nichts sehnlicher wünscher als eine Frau zu haben und eine Familie zu gründen.
Hier stimmt doch irgendwas nicht in der Gesellschaft.
Wie gut muß man denn dafür sein, ohne, daß man ständig mit dem Gedanken leben muß, daß sein Platz stets ein "Besserer" besetzen kann.
Festlegen will sich kaum noch jemand.
Nur wofür lebt man denn, wenn nicht für eine Familie?
Welchen Sinn hat das morgendliche Aufstehen
und die wöchentliche Schinderei, wenn niemand auf einen wartet.
Schade eigentlich.
Titel: Re: Der Trend, der niemals pennt
Beitrag von: Bassmeister am 20. März 2007, 23:28:33
Ich halte das für sehr gefährlich, seinen Lebens-Sinn an Menschen festzumachen. Lebensinhalt - ja. Aber definieren möchte ich mich darüber nicht.
Ein sehr naher Freund von mir hat so sehr für seine Familie gelebt, daß er sich, als diese zerbrach, sogleich umgebracht hat. Das kanns auch nicht sein!
Titel: Re: Der Trend, der niemals pennt
Beitrag von: whoknows am 21. März 2007, 08:44:38
Das stimmt. Und die Tatsache, dass es Männer gibt, die sich eine Frau und Kinder wünschen, heisst noch lange nicht, dass diese Männer auch für eine Frau und Kinder ausreichend hilfreich agieren würden. ;)

Überdies finde ich es ebenso legitim, sich GEGEN eine Familie mit Kindern zu entscheiden. Aus welchen Gründen auch immer....
Titel: Re: Der Trend, der niemals pennt
Beitrag von: Cyberreiter am 21. März 2007, 18:34:18
Ja klar,
man muß nicht, wenn man nicht will.
Ich stelle eben nur fest, daß zu viele nicht wollen.
Warum wollen denn immer weniger?
Ist doch irgendwo auch eine Frage unsere Existenz.
Es sterben ja jetzt schon die ersten Orte (Schwedt z.B.) fast aus.
Einige Großstädte werden zu Singlehochburgen und kinderarme Gesellschaften wirken doch irgendwie sehr leblos, wie wir sie schon zum Teil in manchen Stadtteilen haben.
Da wird nur noch gelebt und gearbeitet.
Warum leben denn so viele so einsam und alleine?
Das viele da nicht mit glücklich sein können, belegt ja irgendwie auch das boomende Geschäft von Kontaktbörsen.
Und diesen Zustand finde ich sehr bedenktlich.  :'(
Titel: Re: Der Trend, der niemals pennt
Beitrag von: Bassmeister am 22. März 2007, 21:22:10
Es ist die Entfremdung, die uns hier überall zu schaffen macht. Wer das nicht glaubt, steige mal im Orient in einen Bus.
whoknows hat da auch schon mal in einem anderen Thread drauf aufmerksam gemacht.
Zwei Singles konsumieren mehr als eine Lebensgemeinschaft. Zweimal Miete, zweimal Grundgebühren für Strom Gaz Heizung Telefon usw.
Außerdem wird ja nur hier, in Deutschland über zuwenig Kinder geklagt. Anderswo gibt es eher zu viele Menschen und ich vermute da eine versteckte Form von Rassismus. Es soll eben mehr deutsche Kinder geben. Aber darüber habe ich mich schon ausführlich in diesem Thread ausgelassen: http://www.georgkreisler.net/cgi-bin/yabb/YaBB.cgi?num=1169635246

Hier in Leipzig und auch in meinen Kollegenkreisen sieht es hingegen gar nicht so kinderarm aus. Musiker scheinen Zeit und ein wenig Gottvertrauen zu haben. Und die Spielplätze hier wimmeln nur so, wenn das Wetter auch nur einigermaßen ist.
Titel: Re: Der Trend, der niemals pennt
Beitrag von: whoknows am 22. März 2007, 22:53:25
Ich glaube, unabhängig von der tatsächlichen Schwierigkeit, sein Leben auch MIT Kindern als Frau selbstbestimmt zu gestalten, hängt das auch viel einfach mit der Kinderfreundlichkeit (bzw des mangels derselben) in Deutschland/Österreich zusammen. Kinder dürfen nix, "Kinder soll man sehen aber nicht hören" - ist noch allzu oft die maxime. Kinder werden nicht so WERT geschätzt wie zB in Israel oder anderen südlichen Ländern. Das ist historisch gewachsen, dennke ich , und schwer aus dem Unterbewusstsein wegzukriegen.
Titel: Re: Der Trend, der niemals pennt
Beitrag von: Katinka Koschka am 24. März 2007, 21:23:41
Bei dem Thema ist mir auch nicht gerade wohl zumute. Ich bin ja auch schon 38, ein Alter, wo man schon zu grübeln anfängt als Frau, wenn man noch nicht verheiratet/geschieden ist...
Als Kind wollte ich immer viele Kinder haben. Heutzutage wäre ich froh, wenn ich einen guten Partner hätte. Und für eine gute Partnerschaft benötigt es wahrlich mehr, als die Gemeinsamkeit Kinder zu wollen. Davon abgesehen, dass ich nicht nur wegen der kinderfeindlichen Gesellschaft mehr als skeptisch geworden bin, was Kinderwunsch betrifft. Wie steht es z.B. mit der Natur? Weiß ich, ob das Kind was ich in die Welt setzen würde nicht irgendwann von einer Umweltkatastrophe dahingerafft wird?? Oder so ein Monster wie ich es habe in noch jüngeren Jahren kricht??
Aber was immer mich auch vom Kindermachenwollen abhält, es ist für mich schon schwer genug mich in jemanden zu verlieben, der erreichbar ist. Mit Guy Garvey würde ich schon ganz gern auf die Umweltkatastrophen sch.... und Babies machen, aber er ist nicht erreichbar.... Ich bin ja trotz meiner platonischen Macke Realist genug, dass mir klar ist, dass ich ihn nicht als Partner haben kann.
Und wenn man wie ich eigentlich noch nie eine richtige Beziehung hatte, wird man eh immer partnerschaftsunfähiger.  :-/
Titel: Re: Der Trend, der niemals pennt
Beitrag von: Zyankalifreund am 24. März 2007, 21:37:03
Ich muss gestehen, dass mir der Kindergedanke in letzter Zeit auch manchmal durch den Kopf schwebte, ich weiß gar nicht so recht, wieso. Hab mir einfach nur so ausgemalt, was wäre wenn... Und ich muss sagen, dass es mich tatsächlich reizen würde, Nachwuchs zu haben. Allerdings wäre es am schönsten, wenn er schon mit 16 oder 17 auf die Welt käme. Die ganze Wickelei und Windelei, schlaflose Nächte, Ohrenschmerzen von der Schreierei u.s.w, das schreckt mich tatsächlich ab. Der Gedanke, irgendwann einmal eine nette kleine Familie um mich herum zu haben, nicht so allein in der Welt rumzustehen, der gefällt mir dann aber schon.

Aber tatsächlich, diese Gesellschaft verführt einen nicht gerade zum Kinder bekommen - man will dem Kind ja dann auch eine Zukunft bieten können und spätestens dann wird man, wie alle es sind: unfrei. Man muss sehen, dass man einen geregelten Job hat und dem Chef in den Ar*** kriechen kann, um ja den Job nicht zu verlieren und das alles, um eine Familie zu ernähren und am Ende den Kindern vllt. sogar ein Studium zu ermöglichen. Da käme ich mir dann doch zu sehr "gefesselt" vor und eingesperrt und so geht es, denke ich, vielen jungen Leuten und deswegen wollen sie keine Kinder bekommen, weil sie einfach entweder keine Sicherheit haben, keine wollen oder beides.
Titel: Re: Der Trend, der niemals pennt
Beitrag von: whoknows am 24. März 2007, 23:03:08
Ich denke, man muss sich auch bewusst machen, dass man eben nciht nur Kinder hat - sondern man hat Babies, Kleinkinder, Kinder, Halbwüchsige, Teenager - da kommt eben dann das ganze Paket, und das ist einfach eine komplette Lebensumstellung. Das muss man einfach wollen - sonst lastet man den Kindern an, dass man selbst sich 'falsch' entschieden hat.
Wie sagte GK: "Kinder sind eine komische Erfindung: wenn sie klein sind, hat man Arbeit, wenn sie gross sind, hat man Sorgen - erst wenn sie tot sind, hat man schöne Erinnerungen." ;D
Titel: Re: Der Trend, der niemals pennt
Beitrag von: Bassmeister am 25. März 2007, 00:35:31
Eric, Du sprichst mir aus der Seele.

Ich denke auch, daß die große Zeit erst in vier bis fünf Jahren kommt. Manchmal suche ich echt nach der [>>] Taste.
Und die Umstellung von "ganz frei" auf "ganz gebunden" fällt mir auch wahnsinnig schwer. Aber manchmal ist die Liebe eben stärker und dann muß man eben den Preis dafür bezahlen.

Was das Schreien betrifft - das ist mein größtes Problem. Als Lösung fand ich die kleinen gelben Ohrstöppselchen. Die helfen mir, halbwegs liebevoll zu bleiben. Warum verhalten sich Kinder eigentlich von Natur aus so kontraproduktiv? Sie brauchen doch dringend Liebe, tun aber alles, um ihren Eltern die Nerven zu zerrütten und sich somit unbeliebt zu machen?
Titel: Re: Der Trend, der niemals pennt
Beitrag von: whoknows am 25. März 2007, 10:39:13
Das kommt ganz drauf an. Mir ist in Asien zB aufgefallen, dass die Kinder dort niemals so brüllen, und auch nicht so nervig sind wie westliche Kinder. Wenn die genug zum Spielen haben, und nix tut ihnen weh und sie haben keinen Hunger - dann geben sie auch Ruhe. Asiatische Kinder sind irgendwie....eigenständiger. Wenn in Thailand ein Kind brüllt, dann strömen alle Erwachsenen besorgt zusammen, weil sicher was passiert ist - nur um zu sehen, dass es sich um ein Touristenkind handelt, dem angesichts von Meer, zahmen Tieren, Spielzeug und Sandstrand FAD ist.

Ich hab keine Ahnung, wovon das abhängt - es gibt ja auch im Westen Kinder, die nicht nervig sind, aber viel viel seltener - und meistens ist das Kind als Baby noch ruhig, und die Eltern sind beglückt - kaum ist es älter als 2 beginnt es, nervig zu werden, immer um die Erwachsenen herumzuscharwenzeln, und um Aufmerksamkeit zu heischen.

Ich glaube fast, das liegt daran, dass westliche Eltern ihr Leben so dermassen umstellen (zT auch müssen) wenn die Kinder da sind. In Asien werden die Kinder einfach so mitgenommen, die Eltern leben mehr oder weniger mit dem gleichen Zeit- und tagesablauf wie vorher weiter, und die Kinder werden - wie selbstverständlich einfach dabei gehabt - ohne dass man besonderes Augenmerk (ausser den natürlichen Bedürfnissen) darauf legt. Geht natürlich leichter in Grossfamilien - wenn's Not tut, kümmert sich irgendwer, ansonsten tut jeder sein Ding. Und vor allem: da wuseln überall andere Kinder rum, und die grösseren spielen mit den Kleinen, und gucken, dass es sich nciht weh tut. (Schon in Spanien fällt übrigens auf, wie eigenständig Kinder dort sind - und dass viel weniger passiert, als man meinen möchte, wenn sie so allein auf Klippen herumtapern.)
Aber: Dadurch kriegen westliche Kinder mit, dass sich alles um sie dreht - und wenn sie dann grösser werden, wollen sie das weiter haben, was sie nur so kennen.
Titel: Re: Der Trend, der niemals pennt
Beitrag von: Bassmeister am 25. März 2007, 21:29:54
Jetzt brauchst Du mir nur noch zu sagen, wo ich die Patches "asien_sozialisation.exe", "asian_upbringing.exe" und "asian_children_education.exe" herunterladen kann. Dann werde ich es wohl als Vater zu etwas bringen.
Titel: Re: Der Trend, der niemals pennt
Beitrag von: whoknows am 25. März 2007, 23:52:17
 ;D Na, zunächst solltest Du Dir ne Grossfamilie zulegen, und die Klimaerwärmung wird Dir auch helfen: die Kinder sollten möglichst viel im Freien  (und wenn geht unter Palmen) zubringen. ;)
Titel: Re: Der Trend, der niemals pennt
Beitrag von: Bassmeister am 26. März 2007, 12:31:20
Wir arbeiten ja schon dran.  ;)
Aber auch in Großfamilien gibt es einen Erstgeborenen.
Titel: Re: Der Trend, der niemals pennt
Beitrag von: whoknows am 26. März 2007, 13:15:37
Jaja: Übung macht den Meister. ;D
Titel: Re: Der Trend, der niemals pennt
Beitrag von: Dagmar am 26. März 2007, 18:10:46
ZitatIch glaube fast, das liegt daran, dass westliche Eltern ihr Leben so dermassen umstellen (zT auch müssen) wenn die Kinder da sind. In Asien werden die Kinder einfach so mitgenommen, die Eltern leben mehr oder weniger mit dem gleichen Zeit- und tagesablauf wie vorher weiter, und die Kinder werden - wie selbstverständlich einfach dabei gehabt - ohne dass man besonderes Augenmerk (ausser den natürlichen Bedürfnissen) darauf legt.

Aus meiner Sicht ist das genau der Punkt: Kinder werden in unserer Kultur zu so etwas ganz Besonderem hoch stilisiert. Da kommen dann häufig reichlich eigenwillige Verhaltensweisen der Erwachsenen heraus: Auf einem stinknormalen Elternabend 2. Klasse diskutieren 20 Erwachsene 2 Stunden darüber, ob die lieben Kleinen Wasser mit oder Wasser ohne Kohlensäure trinken sollen, und wenn ohne Kohlensäure, ob dann aus der gekauften Flasche oder aus dem Wasserhahn. Oder ein Kind wird nicht zu einem anderen gelassen, weil man da Gummibärchen oder Fritten oder sogar beides kriegt. Um nur zwei Beispiele aus meinem skurilen Elternalltag zu nennen.

Ich bin so gut wie nie von meinen Kindern genervt (gewesen) – egal wann und wo. Die haben auch mal geschrieen, aber eher wenig und wenn, dann hab' ich kein großes Aufhebens drum gemacht. Mein ,,Geheimnis": Ich habe sie allerdings nahezu IMMER und ÜBERALL HIN mitgeschleppt. Zugegebenermassen bin ich in einer luxeriösen Situation, da beruflich selbständig. Da hat man natürlich gut reden – für andere ist das sicher nicht so leicht. Ich habe die Kleinchens aber auch sonst überall hin getragen: Erst im Maxicosi, später in der Babywippe, dann im Kinderwagen, dann im Sportwagen und bis heute auf deren eigenen kleinen Beinen: Ins Theater, in die Kneipe, ins Restaurant, ins Kino, zu allen Proben, auf jedes Konzert, egal wo, wann und um wieviel Uhr. Ich nehme sie auf jede Party mit und fahre morgens um 3 mit ihnen nachhause. Ich bin mit ihnen nach Thailand geflogen und nach sonstwo auf der Welt (da waren sie noch Babys), ich habe sie zum Schlafen irgendwo hingelegt: Auf den Busboden, neben Klaviere oder in Garderoben oder neben irgendeinen Stuhl, auf dem ich gerade saß. Komischerweise haben sie nie gebrüllt mitten in einer Vorstellung oder rum genervt. Viele Erwachsene haben mich allerdings ziemlich angenervt mit ihrem Getue, weil ich egal wo meine Kinder dabei hatte (einer hat mal das Jugendamt verständigt. Da hatte ich echt Ärger und musste einen Anwalt einschalten, damit die mich in Frieden lassen). Meine Kinder sind keineswegs neurotisch oder verhaltensgestört, sondern ganz okay geraten.

Ich habe sie auf irgendeine Art nie wie Kinderleins behandelt sondern schon irgendwie von der ersten Minute an wie Erwachsene nur in klein. Ich habe mit 2 so mit ihnen gesprochen wie heute und wie mit jedem anderen Menschen auch. Ich konnte nie verstehen, dass andere Eltern Sonntagsmorgens um 6 aufgestanden sind, um ihre Kinder zu bespielen. Das wäre mir nie eingefallen. Bis heute wissen sie – und das wussten sie auch schon als sehr Kleine – dass ich heftig sauer werde, wenn die Sonntagsmorgens vor 10 Uhr herumkrakeelen. Dafür höre ich ihnen aber ab 10 zu, wenn sie reden. Ich falle ihnen nicht ins Wort und ich bin respektvoll mit ihnen. Dafür verlange ich, dass sie auch respektvoll mit mir und überhaupt mit anderen sind. Ich verbiete ihnen wenig. Das, was ich verbiete aber sehr eindeutig und auch streng.

Sie sind für mich überhaupt nichts Besonderes, nur weil sie Kinder sind, sondern sie sind für mich nur deshalb etwas Besonderes, weil sie so sind wie sie sind.
Titel: Re: Der Trend, der niemals pennt
Beitrag von: Zyankalifreund am 26. März 2007, 19:02:12
Dagmar, bei dir möchte man Kind sein. Adoptierst du mich büdde ?  ;)
Titel: Re: Der Trend, der niemals pennt
Beitrag von: Cyberreiter am 26. März 2007, 20:04:28
Na, dann fassen wir mal zusammen.
Kinder nerven, machen Arbeit.
Mann verliert sein selbstbestimmtes leben.
Sie schreien und machen Krach.
Wenn wir es dann noch endlich geschafft haben unsere Eltern, die auch nerven ins Altenheim abzuschieben, haben wir unsere unlimitierte Selbstverwirklichung geschafft und sind sämtliche Verpflichtungen los.
Wir wissen wohl echt nicht wie gut es uns eigentlich geht.
An jedem Land der dritten Welt können wir uns ein Beispiel nehmen.
Da ist ein Kind kein Unfall und ein pflegebedürftiges Familienmitglied kein Last, sondern gehört dazu.

Gute Nacht Deutschland!
Titel: Re: Der Trend, der niemals pennt
Beitrag von: Bassmeister am 26. März 2007, 20:15:52
Hallo, Dagmar,

genau so machen wir das auch. Gut, einiges ist da schon anders aber die Grundidee ist dieselbe: die kleinen Menschen vom ersten Tag an wie Menschen zu behandeln. Ich für meinen Teil kann das "Baby-Theater" gar nicht. Ich kann nur so reden, wie ich eben rede. Der Maxicosi ist mir allerdings zu schwer, ich bevorzuge das Tragetuch.
Was zur Folge hat, daß Niclas sehr, sehr "helle" ist. Er erkennt Zusammenhänge, da staunen wir beide immer wieder. Er erinnert sich an Begebenheiten, die lange her sind. An Menschen, denen er nur flüchtig (?) begegnet ist.
Leider ist Niclas aber ein sehr forderndes und auch lautes Kind (vom ersten Tag an gewesen), also zu Proben und Konzerten mit reinnehmen geht leider nicht so ohne weiteres. Mit Janus schon eher möglich. Aber auf die Reisen kommen sie auch in den meisten Fällen mit. Nun sind wir sogar beide freiberuflich, was die Sache natürlich schön und anstrengend zugleich macht. Wir können uns wunderbar reinteilen. Aber die Organisation...
Trotz des mit-hin-schleppens und dieser "freien" Lebensweise ist Cosima schon manchmal echt an der Grenze ihrer Kräfte. Niclas will sie einfach immer und überall. Das ist schwierig für mich, die verschiedenen Bedürfnisse zu managen.
Titel: Re: Der Trend, der niemals pennt
Beitrag von: Dagmar am 26. März 2007, 21:50:43
ZitatNa, dann fassen wir mal zusammen.
Mann verliert sein selbstbestimmtes leben.
Sie schreien und machen Krach.

??? ??? ??? Liest Du auch, was andere schreiben? Also ich hatte eigentlich aus meiner bescheidenen Erfahrungswelt das glatte Gegenteil geschildert.

Wieviel Kinder hast Du denn @Cyberreiter?

@Bassmeister, hallöchen  :-* Ich muss vielleicht doch noch mal deutlicher sagen: Ich bin auch ziemlich streng. Also "immer und überall" z.B. gibt es und gab es bei mir never ever. Und im Konzert oder in der Probe laut sein, geht gar nicht bei mir - das gibt reichlich Ärger. Ich grenze mich schon ziemlich deutlich ab - was das Einhalten bestimmter Regeln betrifft. Also @Eric: Überlege Dir das besser nochmal mit dem Adoptionsantrag  ;D
Titel: Re: Der Trend, der niemals pennt
Beitrag von: Burkhard Ihme am 27. März 2007, 12:38:21
Zitat
Wir wissen wohl echt nicht wie gut es uns eigentlich geht.
An jedem Land der dritten Welt können wir uns ein Beispiel nehmen.
Da ist ein Kind kein Unfall
... solange es kein Mädchen ist!
Titel: Re: Der Trend, der niemals pennt
Beitrag von: whoknows am 27. März 2007, 15:30:21
Dagmars Kinder sind allerdings auch echt Ausnahmen in ihrer ganzen Art - und zwar sicherlich, weil du so mit ihnen bist, wie Du bist, Dagmar. Denn was ich erlebt habe, ist eben genau NICHT das in unseren Breiten so übliche "Na, wie war's in der Schule?" und schon ist man gedanklich woanders. Nein, Dagmar hört RiCHTIG zu, und merkt sich die Namen der Freunde, die Begebenheiten, die für die Kinder wichtig sind: die Kinder werden WAHRGENOMMEN. Und ich glaube, daran liegt's auch. Allzuoft trifft  die Antwort auf die "na, wie war's in der Schule"-Frage schon auf halbherzige ohren, auf "jaja". Aber Dagmars Kinder werden in ihrer Gesamtheit wahrgenommen, wenn Dagmar Zeit hat für die Kinder, ist sie GANZ bei ihnen - und dann hat sie eben auch Zeiten, wo sie bei sich sein muss - und dann können die Kinder das auch locker nehmen, ohne sich vernachlässigt oder ignoriert zu fühlen.Ebenso, wie die Kinder niemanden im Gespräch unterbrechen verbitten sie sich auch von Erwachsenen, wenn sie etwas sagen, unterbrochen zu werden - und haben völlig Recht damit. Ich würde mich sehr wohl adoptieren lassen, Eric - Dagmar hat eine Art mit ihren Kindern, die die Kinder zu selbstsicheren (aber nciht überheblichen oder altklugen) und in sich ruhenden Menschen gemacht hat.
Titel: Re: Der Trend, der niemals pennt
Beitrag von: Cyberreiter am 27. März 2007, 18:20:55
Hey Dagmar,

also ich denke, daß Du nicht zu denen gehörst, die ich mit meinen Sätzen angesprochen habe.
Mein Ziel ist es eher, daß eine Diskussion entsteht, mit dem Ziel den Wert von Familie, Kindern, Beziehung und Freundschaft zu erhöhen.
Wenn Frauen sagen, daß Sie zum Kinderkriegen und heiraten keinen Mann finden, Männer aber ebenso unter Partnerfindungsproblemen leiden(das Verhältnis m/w bei Singlebörsen belegt es), muß man doch drüber nachdenken, was in der Gesellschaft nicht stimmt.
Wir werden satt und müssen dennoch einen Bevölkerungsschwund fertigwerden, der noch größer sein wird als nach dem dreißigjährigen Krieg. Das gilt nicht nur für Deutschland. Italien, China usw. fahren in ähnliche Richtung.
Aber nicht wegen Pest und Cholera, sondern weil Kinder Krach machen und Geld kosten oder ein potentieller Partner wohl den falschen Klingelton auf seinem Handy hat.
Titel: Re: Der Trend, der niemals pennt
Beitrag von: whoknows am 28. März 2007, 00:12:14
Das halte ich für extrem vereinfacht. In China herrscht seit Jahren die "ein Kind Politik" - weil sie zuviele Kinder haben. Das hat allerdings dazu geführt, dass nur noch Jungs geboren wurden, weil die Mädchen abgetrieben oder umgebracht (oder ausgesetzt) werden.
ZitatWenn Frauen sagen, daß Sie zum Kinderkriegen und heiraten keinen Mann finden, Männer aber ebenso unter Partnerfindungsproblemen leiden(das Verhältnis m/w bei Singlebörsen belegt es), muß man doch drüber nachdenken, was in der Gesellschaft nicht stimmt.
Bei DIESEM Punkt ("ich finde nicht den/die Passende/n") würde ich eher überlegen, was zwischen (oder bei) Männern und Frauen nicht stimmt - das ist denn doch etwas konkreter als "Die Gesellschaft".
Und ausserdem: WAS so im allgemeinen nicht stimmt, wissen alle schon lange.
a.) die Mangelnde Wertschätzung von Kindern innerhalb der Gesellschaft
b.) die Unvereinbarkeit von Beruf und Familie durch die Mangelnde Unterstützung
c.) Die Arbeitsteilung und der Stellenwert von Männern und Frauen in der Gesellschaft.
d.) Nicht zuletzt auch Zukunftsängste, Arbeitslosigkeit, Verdienstminimierung - wer will ein Kind in die Welt setzen, wenn man nicht sicher ist, ob man sich noch nächstes Jahr die Miete leisten wird können?

Handyklingeltöne haben überdies nur sehr bedingt etwas damit zu tun, ob man der "richtige" Partner ist - aber vielleicht liegt es daran, dass Jungs immer noch allzuoft zu Machos erzogen werden, während Mädels  inzwischen denn doch etwas selbstbestimmter leben wollen?
Titel: Re: Der Trend, der niemals pennt
Beitrag von: Bassmeister am 28. März 2007, 12:38:48
Zitat
Kinder ... machen Arbeit.

Stimmt. Das wird jeder, der welche hat, bestätigen.

Zitat
Mann verliert sein selbstbestimmtes leben.

Stimmt zum Teil. Aber vor allem am Anfang. Ich habe mich unglaublich gefürchtet, bevor unser Erstes kam, dachte, nun geht mein Leben zuende und ich werde nur noch für die Familie da sein (müssen). Darum habe ich mich auch erst mit über dreißig überhaupt da ran getraut. Das hat sich im Lauf der Monate aber sehr gut eingespielt und jetzt, beim zweiten Kind fürchte ich mich gar nicht mehr so sehr. Ich finde, man sollte mit diesen Sachen schon im Schulalter (Oberstufe) bekannt gemacht werden. Da passiert eindeutig zu wenig. Wenn du ne Familie gründest, das ist in etwa so, als würde ich dir jetzt nen Bass in die Hand drücken, Dich auf eine Bühne stellen und sagen: So, jetzt spiel mal das Vanhal-Konzert.
Es braucht einfach - wie alles - Übung. Und viel, viel Zeit, die heute kaum noch einer hat. Obwohl wir alle viel weniger im klassischen Sinne arbeiten. Merkwürdig, nicht?

Zitat
Sie schreien und machen Krach.

100 % unterschrieben. Wer irgend etwas anderes behaupten will, dem sende ich gerne mp3-Hörbeispiele!

Zitat
...unlimitierte Selbstverwirklichung geschafft und sind sämtliche Verpflichtungen los.

Ich bin aus dem Alter raus, in deim ich irgendwas "verwirklichen" will. Nur so geht es überhaupt. Solang ich das versucht habe, hing ich immer nur irgendwelchen Hirngespinsten nach.
Allerdings (hab ich, glaub ich, schon mal geschrieben) habe ich ein Problem damit, in solch hohem Maße gebraucht und gefordert zu sein. Es ist einfach ein bißchen zu viel. Irgend etwas zwischen diesen beiden Extremen ("sämtliche Verpflichtungen los" und "nur noch alles voll von Verpflichtungen") wäre schön.

Zitat
Wir wissen wohl echt nicht wie gut es uns eigentlich geht.

Das ist wahr - und auch nicht. Es geht uns materiell blendend und wir nehmen es nicht wahr. Da hast Du recht. Aber es fehlt dringendst an menschlicher Wärme, an zwischenmenschlichem Austausch und anderer seelischer Nahrung. Man könnte es in dem Wort Liebe zusammenfassen. Damit meine ich jetzt aber eben nicht nur die Liebe zwischen Männern und Frauen, sondern die Liebe als Grundeinstellung.
Warum gibt es so viele Borderline-Patienten, die sich zerschneiden und andere psychosomatische Seuchen, die der Pest wohl durchaus Konkurrenz machen? (wer letzteres nicht glauben mag, schaue sich mal eine Psychiatrie von innen an. Nein, da willst du nicht hin!

Zitat
An jedem Land der dritten Welt können wir uns ein Beispiel nehmen.

Schreibst Du das aus Erfahrung? Ich habe leider keinen Vergleich, wie die Menschen da so drauf sind. Aus Rumänien habe ich von einer Frau, die da in einem Kinderheim arbeiten und helfen wollte, jedenfalls gehört, daß man sich (und ihr auch) da sehr lieblos begegnet ist.

Zitat
Da ist ein Kind kein Unfall und ein pflegebedürftiges Familienmitglied kein Last, sondern gehört dazu.

Ja, es gehört dazu. Und dennoch kann es belasten. Das Eine schließt doch das andere nicht aus. Oder?

Zitat
Gute Nacht Deutschland!
Gute Nacht, schlaf schön, das gibt dir Kraft für einen neuen Morgen.
Titel: Re: Der Trend, der niemals pennt
Beitrag von: Katinka Koschka am 28. März 2007, 13:26:05
So, das muß ich jetzt doch mal loswerden.
An den Entwicklungsländern ein Beispiel nehmen?
Mag ja sein, dass in manchen Gebieten die Eltern ihre Kinder intensiver betreuen, aber wieso werden dann Mädchen abgetrieben oder auf den Babystrich geschickt? Und beschnitten? Und Kindersoldaten, minderjährige Teppichknüpfer, Schuhputzer???
Da stimmt doch was nicht!! Also dann würde ich doch lieber ein Kind hier in die Welt setzen auch wenn es in der Schule verarscht wird weil es anders ist.
Meine Nichte hat als Baby furchtbar gebrüllt wenn sie gebrüllt hat, das hat in den Ohren wehgetan auch wenn man noch so kinderlieb war.
Heutzutage ist sie trotz geschiedener Eltern und gelegentlicher Schulprobleme ein kluges freundliches Mädchen, was sich auch redlich bemüht einen Job zu bekommen...und so hübsch wie sie ist, wird sie hoffentlich irgendwann auch einen netten Freund bekommen...

Und noch eine leicht sarkastische Frage: Um Kindererzieher (Lehrer(in), Kindergärtner(in) ) zu werden braucht man eine lange Ausbildung. Man käme nicht auf die Idee einen 14-jährigen Autodieb als Streetworker einzustellen (eher umgekehrt, einen Streetworker auf so kaputte Kids ansetzen)

Aber der Haupteinfluß auf Kinder, die Eltern, können theoretisch eine minderjährige Komatrinkerin und ein 45 jähriger vorbestrafter Kinderf***er sein... :o ???
Oder um mal wieder in das Entwicklungsland zu gehen: eine mit einem 20 jahre älteren Onkel Zwangsverheiratete, die mal eben ehrgemordet wird, wenn sie es wagt, zu türmen...  :(
Titel: Re: Der Trend, der niemals pennt
Beitrag von: whoknows am 28. März 2007, 15:31:55
Kann Dir nur vollinhaltlich Recht geben.
Titel: Re: Der Trend, der niemals pennt
Beitrag von: Cyberreiter am 28. März 2007, 18:46:48
Naja,
ich denke wir sollten vielleicht einfach mal wieder mehr Liebe zu Mitmenschen entwickeln.
Es einfach mal wieder respektieren und schätzen, wenn jemand sich Zeit für seine Kinder nimmt.
Das Arbeitgeber Kinderbetreuung fördern und nicht eine 50+x Stundenwoche einen wegen Job vom gesellschaftlichen Leben fern hält.
Daß mit Kontaktbörsen und 0190Nummern viel Geld verdient wird, ist für mich ein Beleg für die Sehnsucht nach Liebe, vieler Menschen.
Es wird zuviel mit dem Ellenbogen durchgeboxt.
Es wird ein Schwarzer in Potsdam verprügelt und keiner tut was.
Bei diesen Punkten geht es erstmal nicht um Geld, sondern um unseren Umgang miteinander.
Ich denke, daß man auch hier was bewirken können, wenn wir wollen.
Im Sommer lebte ich in Schweden für eine Zeit.
Dort gibt es eine ähnlich Arbeitslosenquote, wie hier. Auch sonst sind die Wirtschaftsdaten im großen und ganzen ähnlich, wie in Deutschland.
Der Umgang miteinander ist dort ein ganz anderer als hier.
Es ist streßfreier, menschlicher und ehrlicher.
Mir wurde in Ruhe das Pfandsystem an der Kasse erklärt und die Schlange wurde hinter mir immer länger.
In Deutschland hätten schnell die ersten gepöbelt, warum es solange dauert.
In Schweden wurde mir freundlich zugenickt.
Das könnte auch ein Grund dafür sein warum in Skandinavischen Ländern zu Familie und Partnerschaft häufiger Ja gesagt wird.
Und da scheinen sich Mann und Frau wohl auch eher zu finden.