Der Trend, der niemals pennt

Begonnen von Cyberreiter, 13. März 2007, 18:43:07

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

whoknows

#25
Das halte ich für extrem vereinfacht. In China herrscht seit Jahren die "ein Kind Politik" - weil sie zuviele Kinder haben. Das hat allerdings dazu geführt, dass nur noch Jungs geboren wurden, weil die Mädchen abgetrieben oder umgebracht (oder ausgesetzt) werden.
ZitatWenn Frauen sagen, daß Sie zum Kinderkriegen und heiraten keinen Mann finden, Männer aber ebenso unter Partnerfindungsproblemen leiden(das Verhältnis m/w bei Singlebörsen belegt es), muß man doch drüber nachdenken, was in der Gesellschaft nicht stimmt.
Bei DIESEM Punkt ("ich finde nicht den/die Passende/n") würde ich eher überlegen, was zwischen (oder bei) Männern und Frauen nicht stimmt - das ist denn doch etwas konkreter als "Die Gesellschaft".
Und ausserdem: WAS so im allgemeinen nicht stimmt, wissen alle schon lange.
a.) die Mangelnde Wertschätzung von Kindern innerhalb der Gesellschaft
b.) die Unvereinbarkeit von Beruf und Familie durch die Mangelnde Unterstützung
c.) Die Arbeitsteilung und der Stellenwert von Männern und Frauen in der Gesellschaft.
d.) Nicht zuletzt auch Zukunftsängste, Arbeitslosigkeit, Verdienstminimierung - wer will ein Kind in die Welt setzen, wenn man nicht sicher ist, ob man sich noch nächstes Jahr die Miete leisten wird können?

Handyklingeltöne haben überdies nur sehr bedingt etwas damit zu tun, ob man der "richtige" Partner ist - aber vielleicht liegt es daran, dass Jungs immer noch allzuoft zu Machos erzogen werden, während Mädels  inzwischen denn doch etwas selbstbestimmter leben wollen?

Bassmeister

Zitat
Kinder ... machen Arbeit.

Stimmt. Das wird jeder, der welche hat, bestätigen.

Zitat
Mann verliert sein selbstbestimmtes leben.

Stimmt zum Teil. Aber vor allem am Anfang. Ich habe mich unglaublich gefürchtet, bevor unser Erstes kam, dachte, nun geht mein Leben zuende und ich werde nur noch für die Familie da sein (müssen). Darum habe ich mich auch erst mit über dreißig überhaupt da ran getraut. Das hat sich im Lauf der Monate aber sehr gut eingespielt und jetzt, beim zweiten Kind fürchte ich mich gar nicht mehr so sehr. Ich finde, man sollte mit diesen Sachen schon im Schulalter (Oberstufe) bekannt gemacht werden. Da passiert eindeutig zu wenig. Wenn du ne Familie gründest, das ist in etwa so, als würde ich dir jetzt nen Bass in die Hand drücken, Dich auf eine Bühne stellen und sagen: So, jetzt spiel mal das Vanhal-Konzert.
Es braucht einfach - wie alles - Übung. Und viel, viel Zeit, die heute kaum noch einer hat. Obwohl wir alle viel weniger im klassischen Sinne arbeiten. Merkwürdig, nicht?

Zitat
Sie schreien und machen Krach.

100 % unterschrieben. Wer irgend etwas anderes behaupten will, dem sende ich gerne mp3-Hörbeispiele!

Zitat
...unlimitierte Selbstverwirklichung geschafft und sind sämtliche Verpflichtungen los.

Ich bin aus dem Alter raus, in deim ich irgendwas "verwirklichen" will. Nur so geht es überhaupt. Solang ich das versucht habe, hing ich immer nur irgendwelchen Hirngespinsten nach.
Allerdings (hab ich, glaub ich, schon mal geschrieben) habe ich ein Problem damit, in solch hohem Maße gebraucht und gefordert zu sein. Es ist einfach ein bißchen zu viel. Irgend etwas zwischen diesen beiden Extremen ("sämtliche Verpflichtungen los" und "nur noch alles voll von Verpflichtungen") wäre schön.

Zitat
Wir wissen wohl echt nicht wie gut es uns eigentlich geht.

Das ist wahr - und auch nicht. Es geht uns materiell blendend und wir nehmen es nicht wahr. Da hast Du recht. Aber es fehlt dringendst an menschlicher Wärme, an zwischenmenschlichem Austausch und anderer seelischer Nahrung. Man könnte es in dem Wort Liebe zusammenfassen. Damit meine ich jetzt aber eben nicht nur die Liebe zwischen Männern und Frauen, sondern die Liebe als Grundeinstellung.
Warum gibt es so viele Borderline-Patienten, die sich zerschneiden und andere psychosomatische Seuchen, die der Pest wohl durchaus Konkurrenz machen? (wer letzteres nicht glauben mag, schaue sich mal eine Psychiatrie von innen an. Nein, da willst du nicht hin!

Zitat
An jedem Land der dritten Welt können wir uns ein Beispiel nehmen.

Schreibst Du das aus Erfahrung? Ich habe leider keinen Vergleich, wie die Menschen da so drauf sind. Aus Rumänien habe ich von einer Frau, die da in einem Kinderheim arbeiten und helfen wollte, jedenfalls gehört, daß man sich (und ihr auch) da sehr lieblos begegnet ist.

Zitat
Da ist ein Kind kein Unfall und ein pflegebedürftiges Familienmitglied kein Last, sondern gehört dazu.

Ja, es gehört dazu. Und dennoch kann es belasten. Das Eine schließt doch das andere nicht aus. Oder?

Zitat
Gute Nacht Deutschland!
Gute Nacht, schlaf schön, das gibt dir Kraft für einen neuen Morgen.
[size=9]Nicht alles, was zwei Backen hat, ist ein Gesicht...[/size]

Katinka Koschka

So, das muß ich jetzt doch mal loswerden.
An den Entwicklungsländern ein Beispiel nehmen?
Mag ja sein, dass in manchen Gebieten die Eltern ihre Kinder intensiver betreuen, aber wieso werden dann Mädchen abgetrieben oder auf den Babystrich geschickt? Und beschnitten? Und Kindersoldaten, minderjährige Teppichknüpfer, Schuhputzer???
Da stimmt doch was nicht!! Also dann würde ich doch lieber ein Kind hier in die Welt setzen auch wenn es in der Schule verarscht wird weil es anders ist.
Meine Nichte hat als Baby furchtbar gebrüllt wenn sie gebrüllt hat, das hat in den Ohren wehgetan auch wenn man noch so kinderlieb war.
Heutzutage ist sie trotz geschiedener Eltern und gelegentlicher Schulprobleme ein kluges freundliches Mädchen, was sich auch redlich bemüht einen Job zu bekommen...und so hübsch wie sie ist, wird sie hoffentlich irgendwann auch einen netten Freund bekommen...

Und noch eine leicht sarkastische Frage: Um Kindererzieher (Lehrer(in), Kindergärtner(in) ) zu werden braucht man eine lange Ausbildung. Man käme nicht auf die Idee einen 14-jährigen Autodieb als Streetworker einzustellen (eher umgekehrt, einen Streetworker auf so kaputte Kids ansetzen)

Aber der Haupteinfluß auf Kinder, die Eltern, können theoretisch eine minderjährige Komatrinkerin und ein 45 jähriger vorbestrafter Kinderf***er sein... :o ???
Oder um mal wieder in das Entwicklungsland zu gehen: eine mit einem 20 jahre älteren Onkel Zwangsverheiratete, die mal eben ehrgemordet wird, wenn sie es wagt, zu türmen...  :(
Apripi -das heißt- apropos, Halli halli hallo

whoknows

Kann Dir nur vollinhaltlich Recht geben.

Cyberreiter

Naja,
ich denke wir sollten vielleicht einfach mal wieder mehr Liebe zu Mitmenschen entwickeln.
Es einfach mal wieder respektieren und schätzen, wenn jemand sich Zeit für seine Kinder nimmt.
Das Arbeitgeber Kinderbetreuung fördern und nicht eine 50+x Stundenwoche einen wegen Job vom gesellschaftlichen Leben fern hält.
Daß mit Kontaktbörsen und 0190Nummern viel Geld verdient wird, ist für mich ein Beleg für die Sehnsucht nach Liebe, vieler Menschen.
Es wird zuviel mit dem Ellenbogen durchgeboxt.
Es wird ein Schwarzer in Potsdam verprügelt und keiner tut was.
Bei diesen Punkten geht es erstmal nicht um Geld, sondern um unseren Umgang miteinander.
Ich denke, daß man auch hier was bewirken können, wenn wir wollen.
Im Sommer lebte ich in Schweden für eine Zeit.
Dort gibt es eine ähnlich Arbeitslosenquote, wie hier. Auch sonst sind die Wirtschaftsdaten im großen und ganzen ähnlich, wie in Deutschland.
Der Umgang miteinander ist dort ein ganz anderer als hier.
Es ist streßfreier, menschlicher und ehrlicher.
Mir wurde in Ruhe das Pfandsystem an der Kasse erklärt und die Schlange wurde hinter mir immer länger.
In Deutschland hätten schnell die ersten gepöbelt, warum es solange dauert.
In Schweden wurde mir freundlich zugenickt.
Das könnte auch ein Grund dafür sein warum in Skandinavischen Ländern zu Familie und Partnerschaft häufiger Ja gesagt wird.
Und da scheinen sich Mann und Frau wohl auch eher zu finden.