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Georg Kreisler => Georg Kreisler: Werkverzeichnis => Thema gestartet von: Maexl am 13. Mai 2004, 15:48:33

Titel: (Liedtext) Die Alten
Beitrag von: Maexl am 13. Mai 2004, 15:48:33
Die Alten
kip6006 [p]+[e] 1997 kip records LC 6949 GEMA
Georg Kreisler, Barbara Peters - Fürchten wir das Beste


guten tag
oh, guten tag, ja nehmen sie doch ein bisschen platz hier auf der bank bei mir (so schön)
danke schön, danke schön
wollen sie auch ein schokolade'bonbon haben
pfui, da sterb ich ja lieber
ja dann sterben sie halt, das macht ja nichts, ich sterbe ja auch sehr gern, immer wieder
wissen sie, vor dem sterben hab' ich noch ein par krankheiten eingeplant, wegen der kinder, die sollen auch noch was von mir haben
ihre kinder leben noch?
natürlich, kinder ändern sich ja nie, wenn sie klein sind hat man arbeit, wenn sie groß sind hat man sorgen, erst wenn sie tot sind hat man schöne erinnerungen

...
Titel: Re: (Liedtext) Die Alten
Beitrag von: Andrea am 17. Mai 2004, 17:53:49
Ich habe den Text ein paar Mal gelesen. Als Lied kenne ich ihn nicht. Ich finde ihn irgendwie grenzwertig.
Titel: Re: (Liedtext) Die Alten
Beitrag von: Nase am 17. Mai 2004, 19:18:33
Inwiefern?
Titel: Re: (Liedtext) Die Alten
Beitrag von: Maexl am 17. Mai 2004, 19:21:12
ist auch nur ein Dialog, von Kreisler recht nett mit Barbara Peters inszeniert.
Finde das Problem hat er gut umrissen, auch wenn mir Kleinigkeiten nicht aufgehen:

z.B: warum friert ihr das Wasser zu? Fände sich doch bestimmt ne bessere Formulierung.
evtl. kommt da bei mir nur wieder der Nat.wissler durch.

mag sein, dass das Stück etwas dificile wirkt, jedoch sind mir solch klar satirische Parts allemal lieber (inc. Mein Sekretär) als Taubenvergiften (Herzenvergiften find ich auch nich besonders - des Reims auf Rom wegen) oder andere durch abgedroschene Phrasen und simple Reime ausgestattete Gassenhauer.

Maexl

PS: Prinzipiell könntest du die CD von mir haben. Könnte auch abtippen, was Kreisler im Booklet zu dem Song zu sagen hat allerdings bin ich mir da urheberrechtlich nicht im klaren ob das gestattet ist.
Titel: Re: (Liedtext) Die Alten
Beitrag von: Nase am 17. Mai 2004, 19:31:15
Es geht doch bei "das Wasser friert zu" nicht um die tolle Formulierung. Er will das parodieren, wie alte Leute eben in den Augen der Anderen sind: Sie übertreiben maßlos, prahlen mit ihren Krankheiten, etc. Und wie man das so schön macht als Parodeur überspitzt er den Dialog dermaßen, dass es komisch wirkt. Ich bin mir sicher dass er und die Peters immer Riesenlacher hatten, wenn sie die Nummer brachten.
Titel: Re: (Liedtext) Die Alten
Beitrag von: Maexl am 17. Mai 2004, 19:35:51
ZitatEs geht doch bei "das Wasser friert zu" nicht um die tolle Formulierung. Er will das parodieren, wie alte Leute eben in den Augen der Anderen sind: Sie übertreiben maßlos, prahlen mit ihren Krankheiten, etc. Und wie man das so schön macht als Parodeur überspitzt er den Dialog dermaßen, dass es komisch wirkt. Ich bin mir sicher dass er und die Peters immer Riesenlacher hatten, wenn sie die Nummer brachten.

ja natürlich aber der satz wirkt für mich einfach doch zu plump

Maexl
Titel: Re: (Liedtext) Die Alten
Beitrag von: Bastian am 17. Mai 2004, 19:57:09
Also: Den Satz finde ich nun just nicht plump. Dafür den Rest...
Titel: Re: (Liedtext) Die Alten
Beitrag von: Andrea am 18. Mai 2004, 01:31:54
 :-/Ich weiß nicht, ich finde ihn krass. Aber vielleicht nur, weil ich ihn lese und über die Sprachausgabe höre. Wenn die Darbietung von GK und BP hören würde, dann wär das bestimmt anders. Aber so finde ich den Text irgendwie zu hart. Obwohl er sooo wahr ist oder vielleicht gerade deshalb.
Titel: Re: (Liedtext) Die Alten
Beitrag von: Dagmar am 19. Mai 2004, 01:03:09
Zitatz.B: warum friert ihr das Wasser zu? Fände sich doch bestimmt ne bessere Formulierung.

Nee: Das Wasser friert zu, weil der Typ eisekalt in der Badewanne hockt, so eisekalt wie ein Eiszapfen. Und dann friert deshalb eben das Wasser zu. Ist doch klar  :P

Ich finde den Text auch nicht so dolle. Weniger weil ich den grenzwertig erlebe, mehr weil ich ihn etwas platt und arg bemüht finde.
Titel: Re: (Liedtext) Die Alten
Beitrag von: Maexl am 21. Mai 2004, 14:09:28
DIE ALTEN

Alle alten Leute geben bereitwillig zu, daß sie das Neue nicht begreifen. Aber natürlich begreifen sie es sehr wohl: Es gibt Unnötiges, das es früher nicht gegeben hat, und es gibt Nötiges, das es nicht mehr gibt, aber das meiste hat es schon immer gegeben. Der Unterschied ist: Früher war man gut gelaunt, denn wer dachte schon ans Sterben?

Bisher hat man ja alle Mordversuche gut überstanden, aber ein alter Mensch weiß, daß er jetzt bald einem zum Opfer fallen wird. Dabei kommt er mit den modernen Mordwerkzeugen, also den Kreditkarten, dem Kabelfernsehen, den Mikrochips und anderem Zeug gut zurecht. Er versucht, sich anzupassen, macht Schulden, beschwindelt das Finanzamt und verbringt seinen Urlaub weit weg von zu Hause, obwohl er lieber zu Hause bliebe. Er ist wie alle, er stellt sich jung. Aber die Alten werden trotzdem umgebracht, und wenn gerade keine Alten zur Verfügung stehen, bringt man die Juden um oder die Kurden, oder man bringt sich gegenseitig um. Wissenschaftler, Geschäftsleute, Politiker, alle sind zu Mördern geworden, die wegen eines geringen Vorteils ihre Mitmenschen zur Strecke bringen. Sie bringen die Asylanten um, indem sie sie in ihre Heimatländer zurückzwingen, wo sie umgebracht werden. Die Polizei bringt die Mafia um, und die Mafia die Polizei. Es gibt kein staatliches Gewaltmonopol mehr, alle morden, wo sie nur können. Wenn sie keine Waffen haben, erfinden sie welche. Sie bringen die Kultur um, die Theater, die Museen, und sie bringen die Menschen um, die hineinwollen. Sie bringen die Studenten um, indem sie die Universitäten umbringen. Die Tiere sowieso. Und wenn sich zufällig ein alter Mensch am allgemeinen Morden beteiligen will, lacht man ihn aus und bringt ihn auch um. Und zwar sofort!

Autor: G.K.
Titel: Re: (Liedtext) Die Alten
Beitrag von: Dagmar am 21. Mai 2004, 23:07:11
Schön!
Wo hast Du das gefunden?
Titel: Re: (Liedtext) Die Alten
Beitrag von: joelli am 21. Mai 2004, 23:11:03
Fürchten wir das Beste.