Umdichten von Kreisler Liedern

Begonnen von Adi, 21. Dezember 2004, 14:59:52

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Nilepile

Gestern brachte ich bei einer Schulfestivität eine umgedichtete Version vom "General" zu Gehör. Wer nicht weiß, was Eurythmie ist bzw. ein Eurythmist, wird aber einen Teil der Gags nicht ganz verstehen. Die Insider beim Schulfest lachten jedoch an den richtigen Stellen.

Der Vater ist Vertreter und ein ehrenwerter Mann,
die Mutter eine Dame, wie man's selten finden kann.
Der Sohn hätt' drum nach Wissen und Gewissen
ein anständiges Jüngel werden müssen.
Doch Gottes Wege sind einmal verworren und diskret,
obwohl der Sohn studierte an der Universität,
hat er – wer hätte damals das gedacht? –
den Eltern nichts als Schimpf und Schande eingebracht.
Sie schleichen durch die Stadt und schauen niemand ins Gesicht.
Der missgerat'ne Sohn ist nämlich – wissen Sie's noch nicht? –
      
Der arme Mensch ist Eurythmist,
hört ständig Wagner und Franz Liszt.
Er hätte wirklich und dafür wird er noch brennen,
auf seine Eltern etwas Rücksicht nehmen können.
Die Mutter weint, die Augen blind.
Er tanzt umher, als wär' er noch ein Kind.
Und auf der Bühne macht er kleine Hupfer
und wirft dabei mit einem Stab aus reinem Kupfer.
Weil, gegen Plastik hat er Allergie –
Was soll man machen? Na, da bleibt nur Eurythmie!


Sie haben noch drei Töchter, und die machen ihnen Ehr':
Die erste ist verheiratet, ich glaub', mit a Chauffeur.
Die zweite ist sogar mit einem Doktor.
Er wird sie einmal heiraten, so sogt er.
Die dritte ist noch ledig und sie lässt sich etwas Zeit;
man sagt, sie wird es schwer haben, weil, sie kennt zuviele Leut.
Doch muss man dabei einräumen dem Kind,
dass es zumindest bei der Sache gut verdient.
Und nur der eine Sohn hat sich so fürchterlich verirrt;
für ihn ist es nur wichtig, dass man schön im Takt stolziert:
Links zwei drei links zwei drei heben tragen stellen ...

Naja, er ist ein Eurythmist,
der tanzt nicht Walzer und nicht Twist.
Er hängt sich Schleier um den Hals und bunte Tücher,
und im Regal hat er nur violette Bücher.
Er träumt bei Nacht von einer Acht,
total harmonisch, bis er erwacht.
Dann springt er auf und schlägt Alarm,
läuft wild umher und fuchtelt mit dem Arm.
Ja, sag'n Sie selbst: Ist das nicht trist?
Aus dem wird nie etwas, der bleibt ein Eurythmist.

Maexl


Bastian

#52
Jawoll, tanze deinen Namen, Maexl! Und dabei werfe bunte Seidentücher in die Luft! Es gefällt mir, Nile. Gerade weil noch so vieles vom Originaltext übrig ist. Also eher eine Persiflage als eine volle Umtextung. Na, ein Mal im geschlossenen Kreis kann mans bringen.

Maexl

hmm aber trotzdem kein grund den großen meister franz liszt so zu verunglimpfen - er hat auch mehr gemacht als nur effekthascherei  :(

Guntram

Ich find den Text gut, noch einiges vom Original drin, aber kommt doch gut auf ein anderes Thema. Steckt Arbeit drin und mehr Gehirnschmalz als in anderen sog. Umtextungen.

@Maexl
Nicht unken wegen Liszt. Ist ein Liedtext. Ich kenn Liszt nicht, aber wenn ich an Eurhytmie denke und dann Wagner, das finde ich ist schon wieder ein gelungener Wiederspruch in sich.
Träume sind nicht Schäume, sind nicht Schall und Rauch,
sondern unser Leben so wie wache Stunden auch.
Wirklichkeit heißt Spesen, Träume sind Ertrag. Träume sind uns sicher schwarz auf weiß wie Nac

Nilepile

Was kann der Liszt dafür, dass er sich auf "Eurythmist" reimt?
Übrigens ist das Lied nicht gegen Eurythmie, Waldorfschulen oder Eurythmisten gerichtet, lediglich gegen die auch in dieser Berufssparte gelegentlich auftretende Neigung, sich selbst oder seine Profession zu ernst und zu wichtig zu nehmen.

Guntram

Ein Lied das eine Sache parodiert, muß nicht zwangsläufig gegen die Sache sein. Unter bestimmten Umständen, wird die Sache oder Person um die es geht sogar geadelt. Je nachdem vom wem es stammt.

Zwar nicht hochtrabend intelektuell, aber siehe der Starkbieranstich auch dem Nockerberg in München mit den anschließenden Politkerderblecken. Politiker die nicht aufs Korn genommen werden, sind als unwichtig eingestuft und beleidigt darüber, das sie nicht "beleidigt" wurden.
Träume sind nicht Schäume, sind nicht Schall und Rauch,
sondern unser Leben so wie wache Stunden auch.
Wirklichkeit heißt Spesen, Träume sind Ertrag. Träume sind uns sicher schwarz auf weiß wie Nac

Bassmeister

L * O * L  das gehört für mich in die Kategorie "über sich selbst mal schmunzeln dürfen"

Prima!!!
[size=9]Nicht alles, was zwei Backen hat, ist ein Gesicht...[/size]