Umdichten von Kreisler Liedern

Begonnen von Adi, 21. Dezember 2004, 14:59:52

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Adi

#25
Es geht, Dagmar, sicher nicht darum, die Lieder um jeden Preis umzudichten. Aber wenn man nicht gerade so androgyn ist wie Tim Fischer finde ich es einfach doof, als Frau "Bidla Buh" zu singen.
Das umgedichtete Lied habe ich zum ersten Mal bei einem privaten Fest gesungen. Fast alle "umgebrachte" Namen von Eberhard  bis Günther (mit Ausnahme von Hein und Pirmin, was übrigens in der Schweiz ein häufiger Name ist), waren Namen von Gästen. Es ist dann schon ganz witzig, wenn man die an der betreffenden Stelle dann anschaut....

Bei einem Lied wie "Ich hab a Mädele" macht es einfach zu viel Mühe, es umzudichten, und man könnte es wahrscheinlich auch gar nicht, ohne den Charakter zu verändern. Bei so einem Lied helfe ich mir dann, indem ich beim Vortrag einfach einen Herrenhut aufsetze.

Dann gibt es aber auch Lieder, die ich deshalb umdichte, weil sie mir so nicht gefallen, wie z.B. das Lied "Beiß Dir die Zunge ab". Vom Inhalt eigentlich super, nämlich es fordert auf, den Männern ja nie die ganze Wahrheit zu sagen.
Aber wenn's dann im Text heißt:
"Scheint die Ehe uns auch sinnfällig, für die Männer ist se
hinfällig"
finde ich das absolut nicht passend und so was möchte ich dann einfach nicht singen.

Alles klar?

Dunkelblaue Dille

ZitatAber wenn's dann im Text heißt: "Scheint die Ehe uns auch sinnfällig, für die Männer ist se hinfällig" finde ich das absolut nicht passend und so was möchte ich dann einfach nicht singen.

Dann lass es doch einfach - zwingt Dich ja keiner, oder?
Gibt es nicht genügend gute Lieder von Kreisler (und anderen:-), die Dir zusagen?
Ich sehe, ehrlich gesagt, nicht ein, wieso man Melodie und Textführung eines Liedes zweckentfremden sollte.

Außer vielleicht zu Übungszwecken, um das Gefühl für Metrum und Sprachmelodie zu trainieren, aber das hast Du ja offensichtlich eh nicht gemacht.

Nase

@ Sandra
Ich hab dir den Text geschickt!!

ZitatWieso, Nase, ist denn die Umdichtung nicht "kreislergerecht", und was meinst Du mit "die Orte angleichen"

"kreislergerecht" wäre zuerst einmal, wenn du den Text so umschreiben könntest, dass er im Metrum bleibt.

Außerdem ist eine Umtextung immer eine gute Gelegenheit eine persönliche Note in die Nummer einzubauen, mit Wortwitz, Anspielungen zum Original und solchen Sachen.
Wenn du nur die nötigen Namen austauscht finde ich das ehrlichgesagt etwas billig.

Bsp:
da schlitzte ich die Kehle vom Hein.

"von Kathrein" heißt es im Original und das hat eine Silbe mehr -> passt zur Musik.

GUT finde ich zum Bsp:
Unsre Liebe war kaum älter als zwei Stunden,
da stieg ich mit dem Schorsch auf einen Baum.
Und bei Jörg hab ich vergessen, den Gashahn abzudrehn,
und die Blumenspenden ach die war'n ein Traum

Weil das mit eigener Idee gemacht ist und auch die Figur weiterentwickelt (ach, die Blumenspenden warn ein Traum!) Find ich gut.

Bsp.
Eberhard warf ich in die Donau,
gleich nach Dürrenstein, niemand hat's gesehn.

Das ist natürlich auch sehr bequem. Da du deine Lieder aber offenbar in Deutschland singst, ist es ein überflüssiges Eck für den Zuhörer: Warum fährst du 1000de Kilometer um deinen Mann umzubringen? Und warum gerade nach Dürrenstein?  :)

Prinzipiell find ichs nicht schlecht, aber Texten ist einfach viel mühsamer als sich einmal hinsetzen. Sorry, mich wurmts selber!  :)
Nur eins, mein Bester; in der Welt ist es selten mit einem Entweder-Oder getan; die Empfindungen und Handlungsweisen schattieren sich so mannigfaltiglich, als Abfälle zwischen einer Habichts- und eine

Adi

Nein, natürlich zwingt mich keiner, aber ich möchte es eben gerne singen, weil es ansonsten ein schönes Lied ist und diese 2 Zeilen möchte ich dann eben verändern
indem ich es in eine etwas zeitgemäßere Fassung bringe, bei der es Frauen nicht  unbedingt darum geht, Männer in den Hafen der Ehe zu manövrieren.
Kreisler würde das Lied ja heute sicher auch nicht mehr so schreiben.

Dunkelblaue Dille

Aber wenn Du nur die 2 Zeilen änderst, dann erweckst Du doch den Eindruck,
als ob Kreisler das Lied so geschrieben hätte  :o

Oder sagst Du dann dazu: Ich singe jetzt ein Lied - (sehr) frei nach Georg Kreisler?

Er hat es nun mal so geschrieben (und wohl auch gemeint).

Maexl

Ich hab a Bübele

Ich hab a Bübele, der hat a Fingerle,
mit diesem Fingerle drückt er ein'Knopf,
und dieses Knöpfele geht in mein Herzele,
da macht das Herzele ein' großen Klopf.

Und dieses Jüngele wohnt in ein' Häusele,
wenn ich das Häusele von weitem blick,
dann nimmt das Bübele sofort das Fingerle
und gibt dem Knöpfele ein langen Drück.

Mein armes Weib zu Haus weint sich die Augen aus.
Ich laß sie weinen, wie es mir geziehm
Ich spür das Knöpfele in meinem Herzele
und lauf zum Bübele und bleib bei ihm

Und meine Kinderschar, die stets mein Alles war,
wenn die am Abend schreit: Oh, bleib zu Haus -
sobald ich bleiben will, spür ich das Knöpfele,
und schieb die Kinder weg und renn hinaus.

Da sitzt das Bübele in seinem Häusele
und schaut mich an und fragt: Warum so spät?
Wenn du nicht früher kannst, dann komm doch gar nicht her!
Und drückt auf's Knöpfele, derweil er red't.

Ich spür das Knöpfele in meinem Herzele.
Es brennt im Köpfele ein großes Loch.
Ich fall zu Füßen ihm und sag: Verzeihe mir!
Drauf sagt das Bübele: Nur einmal noch.

Das ganze Städtele sieht mich so komisch an,
ich grüß die Leute nicht, auch wenn ich möcht,
und meine Freunde sind nicht meine Freunde mehr
und meine Feinde haben mit allem recht.

Und ob ich Arbeit hab und ob ich Hunger hab
und ob ich Sorgen hab, ist mir egal.
Ich glaub die Zeit steht still. Und wenn ich doch was will,
spür ich das Knöpfele und hab kei' Wahl.
Ich leg mich flach und denk: Es wird schon was passieren.
Ich darf mich doch vorm lieben Gott nicht so blamieren.

Es sitzt das Bübele in seinem Fensterle
und schaut mir aufmerksam von oben zu.
Wenn er von dort nicht bald mit Gott herunterfallt,
dann fall ich selbst wohin und dann ist Ruh.
Wenn er von dort nicht bald mit Gott herunterfallt,
dann fall ich selbst wohin und dann ist Ruh.


nagut - zu Recht ibel  :(
dir gings mehr um die austrozismen oder?
dann schau ich morgen noch mal  :-*

Sandra

@ Nase: Ich hab's aber nicht gekriegt.

@ Maexl: Keine Austriazismen in dem Lied. Jiddiazismen, vielleicht. Und die Frau ist jetzt mit einer Frau verheiratet??? ;)

Und ich finde es legitim, prinzipiell etwas von Mann auf Frau oder umgekehrt umzudichten, wenn man es nicht anders rüberbringen kann. (Die geschichte mit der hinfälligen Ehe allerdings - das ist Armut des Interpreten, wenn man DAS nicht mit dem nötigen Augenzwinkern so sagen kann, dass es eine Ohrfeige für die Männer wird, tut leid - und selbst dann: einfach nur Sinn und Hin - austauschen und gut bringen, schon hat man seine Lacher) Aber nase hat Recht: Wenn umdichten, dann bitte auch genau arbeiten. Und wie gesagt: Nicht nur umdichten, damit man sich nicht die Mühe machen muss, eine neue Melodie zu schreiben...

Dagmar

Genau! Das finde ich auch. Wenn umdichten und es wird ein komplett anderer Text daraus, dann muss man sich auch die Mühe machen (oder die Mühe machen lassen), eine neue Komposition zu schreiben. Und dann ist es eben ein ganz anderes Lied (ein eigenes übrigens  :) )

Bidla Buh musst Du anpassen, wenn Du es singst, weil Du eine Frau bist. Die Metrik in Deinem Text stimmt hinten und vorne nicht, aber das wurde jetzt ja schon einige Male hier gesagt. Das kann man ja auch noch überarbeiten und verbessern. Wenn man es allerdings so anpassen muss, bin ich Sandras Meinung: Es liegt eine Chance darin, der Nummer eine ganz eigene Note zu verleihen. Da ist mir zu wenig, dass die Leute im Publikum zufällig so heissen wie die Namen, die Du in Deinem Text verwendest. Unabhängig davon: Anpassen, kürzen, ect. finde ich okay solange man der Intention des Dichters noch folgt.

Bei Deiner Umtextung von "Tauben vergiften" handelt es sich aber nicht mehr um eine Anpassung, sondern um einen komplett anderen Text. Die Intention des Dichters, in diesem Fall Georg Kreislers, bleibt in der Umtextung nicht mehr erhalten - und das, finde ich, geht eben nicht mehr.
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Andrea

Götz hat aus: "Living next door to Alice" "Dass bekifft der Text originell is" gemacht.  Das ist für mich aber was anderes, weil vom Englischen ins Deutsche getextet wurde und ganz klar ist, dass der ganze Text sich nicht an den Sinn des Originals hält. Es ist ein Blödeltext gekoppelt mit einer Melodie, die jeder kennt. Der Mann hat allerdings schon so viele eigene Lieder geschrieben, dass man auf keinen Fall sagen kann, er hat sich dabei vor der Melodie gedrückt.
Warum, Adi, willst du überhaupt die bekanntesten Kreisler-Lieder umdichten? Wer hat denn sonst noch Lust "Tauben vergiften" zu singen? Die meisten Kreislerinterpreten suchen sich doch lieber Lieder aus, die das Publikum nicht kennt. Und dann stellt sich die Frage: MUSS man es überhaupt umdichten? Warum kommt man auf die Idee, umzudichten? Entweder man bringt die Lieder eines Interpreten so gut, dass das Publikum die eigene Interpretation erkennt - das können meinem Empfinden nach nicht viele -, oder man schreibt eigene Lieder oder lässt sie schreiben. Dieses:Lieder umdichten mutet für mich nach Geburtstagsparty-Interpretin an. So wie wir als Kinder Lieder umgedichtet haben, die z.B. von unserem gerade stattfindenden Schikurs handelten. Das waren Lieder, in denen wir Situationen daraus beschrieben oder uns über die Lehrer lustig machten.
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Adi

Wow, Maexl, das hat was: der Ehemann und Vater einer Kinderschar, der einen kleinen Freund hat......

Sandra

Wenn man in der Jiddischen Diktion bleiben will, ist übrigens das "jingele" besser, ein bübele ist selten älter als vier, ein Jingele kann schon bis zu zwanzig Jahren alt sein - dann wird's ein bocher. Und ein Bocherle gibt's aber nicht..Aber grundsätzlich ist es tatäschlich besser, wenn man das Lied umdichten will, es auch aus dem Jiddischen Kontext herauszunehmen, weil es dann charaktermässig nicht mehr passt. Das Lied steht ja in einem zeitlichen und charakterlichen Zusammenhang, den es heute eigentlich nur noch selten gibt.


Und //www.dieechten.at machen das auch, Umdichtung durch ein-wienerung. Und zwar stellenweise grenzgenial, weil lautmalerisch.
"Under the boardwalk" wird zu "wann da da boat wochst" und so. Ziemlich coole á capella band.


Andrea

Was ich jetzt gehört habe, finde ich nett. Doch die HP ist schon wieder mal mühsam. Zu viele Flash-Animationen, und die Titel sind nicht beschriftet. Naja, die kriegen, wenn ich Lust hab, 'ne nette Mail von mir...
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Maexl

#37
ooch sandra :-/, grad fängt mir die Kombination "Bübele" und "Stübele" an zu gefallen  ::)
- das mit den verehelichen Partnerschaft war absicht ;D

Andrea

#38
Zitat:
ooch sandra
Undecided, grad fängt mir die Kombination "Bübele" und "Stübele" an zu gefallen
Roll Eyes
Das Gefühl kenn ich ;-). Wenn ich Sandra einen neuen Text zu kritisieren gebe, dann kommt meist irgendsoein Satz, der mich auf den Boden der Tatsachen holt. ;D Das gehört dazu. Deshalb darf Sandra ja auch immer meine Texte kritisieren. Man sieht am eigenen Werk erst mal seine Schönheit und nimmt die Ecken und Kanten daran nicht wahr. Andere können viel besser erkennen, ob ein Text z.B. publikumtauglich ist.
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Maexl

joa - nur war das ein geplanter ausschuss-text.... und der kommentar von mir rein ironisch...  ;)

Andrea

Gleichgültig, ob dein Kommentar von dir ironisch war, bei mir ist er anders angekommen. Schriftlich nimmt man, wie du ja weißt, Situationen eben verschieden wahr. Vielleicht hast du aber trotz deiner Ironie-Nummer meinen Kommentar verstanden?
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Maexl

klar.... das war nur ein hinweis für dich mein minderwertiges geschreibsel nicht zu ernst zu nehmen  :)

Andrea

Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Maexl

weil das Umtexten von dem lied echt unnötig war  :)

das bübele hab ich in 2 min mal so auf die schnelle gemacht... um irgend was zu machen  8)

also sind dinge, die ich nicht ernst nehme, mit denen ich mich nicht lange beschäftige oder die ich nur aus geblödel von mir gebe kaum bedenkenswert. dummes gelaber also.

Sandra

Jingele - Ringele?
(auch das Fingerle käme dann noch cooler)

Und bitte, Andrea, Maexl, seid's net so pingele. ;D ;)

Maexl

dann verabschiede ich mich mal für ne woche. habe die ehre - machts gut.

Sandra

..und oft. ;) ;D
Schönen Urlaub, Maexl! Brich Dir nix!

Dagmar

#47
*Neid von mir - würde auch so wahnsinnig gerne Skilaufen gehen.

Hals- únd Beinbruch  :) :) :)
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Dagmar

Und unsere neue "Alterspräsidentin" Adi fährt auch nach Davos zum Skilaufen. Da könnte sie dann noch Maexl treffen, der sich da auch gerade im Schnee wälzt.

Ooohhh - was bin ich neidisch  :o :o :-/ ;)
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Katinka Koschka

ZitatEberhard warf ich in die Donau,
gleich nach Dürrenstein, niemand hat's gesehn.

Das ist natürlich auch sehr bequem. Da du deine Lieder aber offenbar in Deutschland singst, ist es ein überflüssiges Eck für den Zuhörer: Warum fährst du 1000de Kilometer um deinen Mann umzubringen? Und warum gerade nach Dürrenstein?

Och...so'n kleinen kriminellen Urlaub...da kann einen die Polinalkrimizei (sic ;D ) nicht so schnell erwischen ;)

Also ich finde die Bidla Buh-Umdichtung cool. Hab's ja auch mal versucht, aber nur die Namen verändert (bei mir war die Wasserleiche von Dürrenstein übrigens ein Balduin ;D )

Die Taubenvergiften-Umdichtung finde ich allerdings auch nicht so gut, immerhin ist das Original ja schon eine Parodie auf wianeriische Frühlingslieder, da wäre es wohl ratsamer ein ursprünglich nicht parodistisches Lied durch die "Mangel" zu drehen :)
Apripi -das heißt- apropos, Halli halli hallo