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Georg Kreisler => Georg Kreisler: Texte & Noten => Thema gestartet von: Martin am 15. August 2003, 02:39:46

Titel: Dialektreime
Beitrag von: Martin am 15. August 2003, 02:39:46
Ist es euch auch schon einmal aufgefallen, dass sich viele Stellen in den Liedern von Kreisler/Bronner... reimen würden, wenn man nur ein klein wenig in den wienerischen Dialekt rutschen würde:

wenn es draußen regnet
spielt es leidenschaftlich gern:
Grüß mir die schönen Fraun
im Alten Wien

...
der pass ist aus bern
nur mein lied
mein lied ist aus wien

das rheuma aus london
hat mich gar nicht gern
nur mein lied
mein lied ist aus wien


Das sind die einzigen Beispiele, die mir so auf Anhieb um diese Uhrzeit einfallen, aber es gibt etliche mehr. Das kann doch kein Zufall sein.
Titel: Re: Dialektreime
Beitrag von: Katinka Koschka am 15. August 2003, 10:50:57
ein Paradebeispiel dafür ist ja Max auf der Rax
Spitzen und Spotzen...(Spatzen)
Matritzen und Matrotzen (Matratzen)
was kriegen gehts...and den Krogen...(Kragen)
 ;D
Titel: Re: Dialektreime
Beitrag von: Sandra am 15. August 2003, 11:49:36
Ja,Martin, aber übersiehst du da nicht die dazugehörige Melodie? Ich meine, zB beim Grammophon ist ja die b-Zeile der Reim:
(...)  
"One Step, Two Step, Chimmy" spielt es fabelhaft.
Alte Operettenmedodien,
 Wenn es blitzt und donnert spielt es leidenschaftlich gern
grüss mir die schönen Fraun, im alten Wien

und beim Peter Herz "Lied aus Wien" heisst es
(...)
der pass ist aus bern
nur mein lied, mein lied ist aus wien
das Rheuma aus London hat mich schrecklich gern
doch mein Lied, dieses Lied ist aus Wien

Es sind also glaube ich in beiden Fällen nicht "Missachtung der Reimmöglichkeit" sondern klar bedachte "Nicht-Nützung" wegen einmal der Melodie und dann wegen des Kehrreims "mein Lied ist aus Wien" - der sich in der ganzen Nummer mit nichts reimen soll.

Und beim Max mache ich persönlich auch mehr "Abrutscher" in's Jiddische aus. Ich mache das aber nicht an der i und o Vertauschung fest, die ja quasi der Inhalt des Liedes ist, sondern an der immer wiederkehrenden ü und i Auswechlung, die sehr jiddisch ist. ("will mich wer betriegen, bin ich schon betrogen" etc)
Aber alles in allem mag ich es sehr gerne, wenn Worte mit dichterischer Freiheit umgebaut werden, damit sie sich reimen (es gibt auch Übertreibungen, sicher, so diese "Reim Dich oder ich fress Dich-Stellen" ;))
einer der genialsten Reime ist in "Ich hab Dich immer geliebt": "Dass man auf das Business so angewies'n is" oder, kurz davor, "Und dann nahmst du mich mit zu Deiner Muttah, nach Utah" , im "Heinrich" ist auch grossartig die "Dämmerung am Semmerung und dann gab's Überschwemmerung" - solche Sachen liebe ich heiss!
Titel: Re: Dialektreime
Beitrag von: Georg am 13. September 2003, 19:01:15
Ein richtiges Dialektlied ist "Am Totenbett".

 :)
Georg