Georg Kreisler ZeitZeichen zum 90sten

Begonnen von Bastian, 02. Juli 2012, 22:00:14

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Bastian

Am 18.07.2012, dem ersten posthumen Geburtstag Georg Kreislers, ehrt der WDR 5 Georg Kreisler mit einem ZeitZeichen.

Und soviel darf ich verraten: Es wird eine heiße Viertelstunde, denn auch unser Forum ist mit von der Partie. :)
Ich hatte vor kurzem die Ehre, Daniela Wakonigg für dieses ZeitZeichen ein Interview geben zu dürfen, und so werden da auch einige Redebeiträge von mir zu hören sein. Bin mal gespannt, was aus diesem langen Gespräch sie reingenommen haben...



Hier die Sendedaten für das Kreisler-ZeitZeichen:

18.07.12, 09:05 Uhr, WDR 5
18.07.12, 09:05 Uhr, SR 2
18.07.12, 17:45 Uhr, WDR 3
18.07.12, 20:15 Uhr, NDR Info

http://www.wdr5.de/sendungen/zeitzeichen/s/d/18.07.2012-09.05/b/der-geburtstag-des-kabarettisten-georg-kreisler.html


Dann gibt es noch eine Kurzversion von viereinhalb Minuten auf WDR 2,
den WDR2-Stichtag:

18.07.12, ca. 09:40 Uhr, WDR 2
18.07.12, ca. 17:40 Uhr, WDR 2

Also: Programmieret die Endgeräte! Spitzet die Ohren, Stifte und Zähne und verpasset keine Sekunde dieser Sendung. Bin echt gespannt, wie es geworden ist.

Grüße
Bastian

[Edit: Link und Überschrift aktualisiert. Bastian]

Bastian

Und noch ein paar Radiotermine zu seinem 90sten Geburtstag am Mittwoch, 18.07.2012:

WDR 5:
09:05 Uhr: ZeitZeichen Georg Kreisler
SR 2:
09:05 Uhr: ZeitZeichen Georg Kreisler

WDR 2:
09:40  Stichtag 18. Juli 1922: Geburtstag Georg Kreisler (Sänger, Kabarettist)

HR2:
12:05 Uhr: Doppel-Kopf
Zum 90. Geburtstag Am Tisch mit Georg Kreisler, Taubenvergifter Gastgeber: Norbert Schreiber Georg Kreisler war der Altmeister des Kabaretts und Chansons. Wer kennt nicht seinen berühmten Song Gehen wir Tauben vergiften im Park?

BR-Klassik:
16:05 Uhr: Leporello
Musik, Interview & CD aktuell Mit Annika Täuschel 16.15Klassik aktuell * 17.00Nachrichten, Wetter 17.15Was heute geschah * 18.7.1922: Georg Kreisler wird geboren Wiederholung von 8.30 *

WDR 3:
17:45 Uhr
ZeitZeichen
Stichtag heute 18. Juli 1922 Der Geburtstag des Kabarettisten Georg Kreisler Von Daniela Wakonigg

RBB Kulturradio:
19:30 Uhr: THE VOICE
mit Sabine Korsukéwitz Georg Kreisler - der sprachmächtige Grandseigneur des schwarzen, oft apokalyptischen Chansons, wäre heute 90 Jahre alt geworden

NDR Info, 20:15 Uhr: ZeitZeichen Georg Kreisler



Zum Aufnehmen der WDR_ Sendungen gibt es den "WDR Radiorecorder":
Hab ihn fürs ZeitZeichen mal istalliert und programmiert. Bin gespannt, ob er funktioniert.

Bastian

#2
Na, ist doch ganz schön geworden. Das Kreisler-ZeitZeichen kann man hier nachhören:
http://www.wdr5.de/nachhoeren/zeitzeichen.html

Und hier:
http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/2012/07/18/wdr3-wdr5-zeitzeichen-kreisler.xml

Burkhard Ihme

#3
ZitatNa, ist doch ganz schön geworden. Das Kreisler-ZeitZeichen kann man hier nachhören:
http://www.wdr5.de/nachhoeren/zeitzeichen.html
Daß Kreisler zum Bespaßen der Nazi-Größen abgestellt wurde, ist aber wohl eine Verwechslung der Autoren. Mit den "hohen Offizieren" waren die US-Verhörspezialisten gemeint.

Bastian

#4
Hm, ich musste erst ein paar mal drüberhören. Hab's nicht sofort gefunden. Du meinst wahrscheinlich die Stelle, an der sie sagt:
"(...) Ein dem Holocaust entkommener Jude als klavierspielender Spaßbeschaffer im Gefängnis für Nazis.(...)"

Ich lese/höre daraus, dass das "Gefängnis für Nazis" war, nicht der "Spaßbeschaffer".

Mjagut,... ich höre aber was Du meinst. Gehört vielleicht zu den Formulierungen, die sich auf dem Papier schlüssig lesen, und man merkt es auch nach zehn Mal durchlesen nicht. Gesprochen, und vielleicht nur ein bisschen anders betont, werden sie dann aber plötzlich missverständlich...

Viel mehr wurmt mir persönlich, dass mir (gegen Ende des Interviews) kein besseres Wort einfiel als "verknusen". Man hört, dass ich nach etwas Besserem suche, aber es wollte mir in dem Moment ums Verrecken nichts einfallen.
Aber so isses nunmal. Und so bleibt es auf immer und ewig für Gott unforcnoosable, dass er nun seinem Meister gegenübergetreten ist...

Interessant finde ich an dem ZeitZeichen, dass Tom Lehrers "Poisoning Pigeons in The Park" kurz angespielt wird. Das hätte ich nicht erwartet.

Grüße
Bastian

Burkhard Ihme

Interessante Lesart. Allerdings hat Kreisler wohl kaum im Gefängnis gespielt. Und "Makabarer als jedes Kreisler-Lied" deutet ja nun wirklich auf ein Mißverständnis hin. Unterhaltungsmusik für US-Offiziere zu machen ist nicht sonderlich makaber.

Bastian

Es ist ja Kreisler, der es so verkürzt darstellt. Im Geheimdienst in Verhörtechniken ausgebildet- als klavierspielender Bespaßer zur Spezialeinheit gewechselt, die Nazigrößen zu verhören hatte- Klavier für die Oberen.

Hab mal kurz in "Georg Kreisler gibt es gar nicht" reingeschaut und zwar S129- S131:
Gefängnis Wiesbaden: Streicher
später in Oberursel: Göring, Kaltenbrunner und Skorzeny
Am Abend Hauptquartier Frankfurt (einen Katzenwurf von Ursel weg): Klavierspielen für die Generalstabsoffiziere.

Also so eng würde ich das nicht sehen.

Ich finde, man kann das schon makaber finden, dass ein vertriebener Jude aus Gründen der Unterhaltung auf die größten Naziköppe trifft. Ich denke, das ist der Punkt.

Grüße
Bastian

Heiko

#7
Hi Bastian,
ich mag das ZeitZeichen. Sowohl im allgemeinen, als auch dieses spezielle. Zum 80. gab es ja auch schon mal so'n ZZ für Kreisler, welches mich damals relativ spät, aber in entscheidender Weise auf ihn hingewiesen hat.
Doch genug geplaudert! Hier bekommste was zum verknusen:  :P

Mir ist aufgefallen, du benutzt gleich zweimal eine "Zucker"-Metapher:

- einmal relativ früh zur Beschreibung Kreislers Kunst als in Zucker gebettete, böse Wahrheiten. Das trifft natürlich unwidersprochen ins Schwarze.

- dann später, so bei und bis 7:44, als Beschreibung einer Wirklichkeit mit der gebrochen werden sein wollte und worauf das "Tauben vergiften" seinen Erfolg mitbegründete: eben "dieser biederen, süßlichen Zuckergussgeschichte".

Das empfinde ich als zu indifferent bzw. missverständlich. Habe zwar eine schwache Ahnung, dass mit Zuckerguss der sogenannte "Mantel des Schweigens" über der damals" jüngsten Geschichte" gemeint sein könnte. Aber es hört sich eher so an, als wären die spezifischen gesellschaftlichen Verhältnisse "Ende der 50er - Anfang der 60er" im allgemeinen süßlich gewesen.
Und auch wenn ich in diesem Fall erwidern müsste, dass es heute nicht gerade weniger überzuckert zugeht, kann keiner bestreiten, dass deine Redebeiträge insgesamt von fundierter Souveränität und seriöser Verschmitztheit getragen werden.


Und gut, betrifft nicht dich, aber wenn ich schon mal bei Metaphern, Geschichte und Kursivitäten bin. Die Aussage, dass Österreich nach dem 1. WK kastriert wurde (2:54), finde ich etwas bedenklich. Sicher, eine Beschneidung wäre wahrscheinlich auch missverständlich. Aber tut es nicht ein einfaches, sachliches Verkleinern des Staatsgebietes. Was wird historisch alles impliziert, wenn man die Konsequenzen aus der Niederlage eines Krieges als eine Entfernung der Fortpflanzungsorgane beschreibt? Und wenn ich diese Karte betrachte, man könnte auch zum umgekehrten Schluss kommen: der kleinere Teil wurde aufgehoben.

Grüße Heiko
"I would prefer not to."

Burkhard Ihme

ZitatEs ist ja Kreisler, der es so verkürzt darstellt. Im Geheimdienst in Verhörtechniken ausgebildet- als klavierspielender Bespaßer zur Spezialeinheit gewechselt, die Nazigrößen zu verhören hatte- Klavier für die Oberen.
Und jemand, der etwas mehr von Kreisler kennt als dieses Interview, kann das dann trotzdem richtig einordnen. Die Dame (oder die Autoren des Beitrags) hätte ja auch in den Memoiren nachschauen können.

Clas

Moin, moin,

aber jemand, der die Verhältnisse der Zeit damals etwas kennt, kann das auch richtig einordnen. Ich hatte nicht aus dem Zeitzeichen rausgehört, Kreisler habe die Nazis bespaßt. Das kann doch gar nicht gemeint sein...

Gruß Clas
"Ach, das Risiko...!" sagte der Bundesbeamte für Risikoabschätzung abschätzig...

Burkhard Ihme

Aber was die Dame erzählt, kann für den Laien gar nicht anders verstanden werden.
Makaber ist nur, wenn ein Jude alte Nazis bespaßt, nicht wenn er Musik für US-Offiziere macht.

Bastian

#11
Stimmt, Heiko, es ist indifferent.
Als ich vom Zuckerguss sprach, hatte ich die mediale heile-Welt-Kampagne der Nachkriegsjahre im Hinterkopf: Heimatfilme, Sissy, den ganzen Historienkram, der die Kriegsgräuel überdecken und vergessen machen sollte. Da kam mir der -Guss eigentlich ganz intuitiv in den Sinn. Mit dem überdeckt man ja auch ganz gerne die schwarzbraunen Stellen.
Und in diese Zeit platzte das "Taubenvergiften" hinein, das dieses Prinzip quasi invertiert.

Manche Formulierung (z.b. ...-geschichte) ist nicht hundertprozentig. Sowas passiert schnell mal, wenn man die Fragen nicht kennt und spontan antwortet. Wir hatten ein sehr langes Gespräch geführt, und ich meine auch mich an subjektiv bessere Antworten zu erinnern. Aber letztendlich führen viele Erwägungen zu der Entscheidung, was nun in die 15 Minuten reinkommt und was nicht. Und dann fallen ganze Themen weg, oder es passt Version a halt manchmal besser als Version b, auch wenn man sich selbst in b besser gefällt... so isses halt, das kann ich gut "verknusen".

(Wenigstens gibt es das Wort. Opa hat immer "epibriert", wenn ihm grad nichts Besseres einfiel. Das hat mich immer schwer beeindruckt.)