Wörterbuch

Begonnen von Guntram, 29. Oktober 2003, 07:33:59

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Guntram

Viele Wörter/Redewendungen die in Kreisler-Liedern auftauchen sind für manche sicher unverständlicht, weil sie heutzutage ungebräuchlich sind oder sehr spezifisch aus dem österreichischen oder jiddischen kommen.

 ;D Läßt uns doch solche Wörter sammlen und erklären/übersetzen. :D :D :D
Träume sind nicht Schäume, sind nicht Schall und Rauch,
sondern unser Leben so wie wache Stunden auch.
Wirklichkeit heißt Spesen, Träume sind Ertrag. Träume sind uns sicher schwarz auf weiß wie Nac

Sandra

Gute Idee!
Nur, äh...mir fällt keins ein, was ich nicht versteh....

Aber das Gespräch in dem anderen Thread über den "Gschamster Diener" zeigt, dass sowas nötig zu sein scheint, vor allem für die jüngeren, deutscheren und nichtjüdischeren von uns... ;)

Guntram

Daher die Idee, ich selbst hab wegen meiner Familiengeschichte auch weniger Probleme. Aber ich gebe zu ansonsten hätte ich bei manchen Wörtern sicher Probleme, weil sie zu heute ungebräuchlich oder zu lokalspezifisch sind.
Träume sind nicht Schäume, sind nicht Schall und Rauch,
sondern unser Leben so wie wache Stunden auch.
Wirklichkeit heißt Spesen, Träume sind Ertrag. Träume sind uns sicher schwarz auf weiß wie Nac

Sandra

Na bitte. Guntram und ich warten auf Eure Anfragen, damit wir uns a bissel wichtig machen können  ;) ;)

Johannes

Die Liste ist bereits fertig, zumindest was "Österreichisches Vokabular in Kreisler-Liedern" betrifft. Sorry Guntram, ich hatte das letzte Woche ganz vergessen, ich habe die Liste noch nie ausgedruckt.
Es gibt bei gk.de einige Wörter, die in den Texten falsch wiedergegeben sind - offenbar sind diese Texte nicht von Österreichern, sondern von BRDeutschen abgehört worden. Das meine ich nicht als Affront gegen gk.de, vielmehr ist es ein interessanter Beleg für meine Vermutung, daß BR-Deutsche ziemlich wenig in Ö verstehen, sofern sie keine engere Beziehung dorthin oder sich nicht länger dort aufgehalten haben. Manchmal glaube ich fast, die Kommunikation in einer Drittsprache würde eindeutiger sein. Umgekehrt trifft das auch zu (haben mir z.B. Verwandte gesagt), allerdings kennen viele Österreicher das BR-Deutsche etwas besser über das BRD-TV und die vielen Touristen.
Da ich zur Hälfte einen familiären ö-Background habe und mich seit früher Kindheit regelmäßig in Ö aufhalte, verstehe ich vieles, was deutsche Freunde von mir nicht verstehen - ihnen fällt es aber auch oft gar nicht auf, daß sie etwas nicht verstanden haben und meinen bestenfalls, einen akkustischen Hörfehler gehabt zu haben. Mir fällt aber auch immer mehr auf, wie oft ich selber etwas nicht versteh, obwohl die Wörter eindeutig zum deutschen Vokabular gehören.

Bei der Gelegenheit noch ein Buchtip: Mappes-Niediek, Norbert: Österreich für Deutsche. Einblicke in ein fremdes Land. Berlin 2002.  
Der Autor ist Deutscher, lebt seit rund zehn Jahren bei Graz und berichtet von seinen Erlebnissen. Das Buch war auch für mich sehr verblüffend und erhellend.
Heimat bist Du großer Söhne - auch die Töchter man erwähne.

joelli

Man versteht als österrecihischer Goi die Kreislertexte zumeist auch ganz gut.
Von mir auch ein Buchtip: Ich hab  vor ein paar Tagen ein Reclam-Heftl entdeckt : Wienerlieder Von Raimund bis Georg Kreisler.
Da ist zwar von Kreisler nur ein einziger Text drin (Der Tod muss ein Wiener sein), aber immerhin steht GK am Cover, und hinten ist für die Norddeutschen ein Glossar, also eine kleine Übersetzungshilfe.

Sandra

ZitatManchmal glaube ich fast, die Kommunikation in einer Drittsprache würde eindeutiger sein.

War das nicht Karl Kraus, der gesagt hat "Die Österreicher unterscheiden sich von den Deutschen durch die gemeinsame Sprache" ?

Das Lustige ist, dass es sogar ganz normal hochdeutsche Worte gibt, die man in Deutschland  nicht kennt ("präpotent"= überheblich, wichtigtuerisch zB) und auch, dass etliche Worte, die man in Österreich verwendet, aus dem Altdeutschen kommen, und die deutschen Ausdrücke dafür aber aus dem Lateinischen. So zum Beispiel kommt "Eimer" von Amphore, das österreichische "Kübel" aber von Kubulus...hab ich mir sagen lassen.
Und viele klassische wienerische Ausdrücke kommen aus dem Hebräischen und/oder jiddischen. Deutsche allerdings auch, der "Reibach" (= Rebbach, Gewinn) etwa...
Das liegt daran, dass sich die Gaunersprache, das Rotwelsch, einiges aus dem Jiddischen entlehnt hat, Beisl, Masel, Haberer etc...
So Sprachen und Dialekte sind überhaupt enorm aussagekräftig was eine Mentalität betrifft. Manche Ausdrücke GIBT es so treffend nur in einer Sprache.
Und habt Ihr gewusst, dass es den Ausdruck "Schadenfreude" NUR auf deutsch und ungarisch gibt? Lustig, gell?

Peter Silie

Genau!
"Schadenfreude" wird sogar als Fremdwort im Englischen verwendet. So wie "Kindergarten".
Es gibt im neuen Broadway Musical  "Avenue Q" einen kompletten Song namens "Schadenfreude".
Ich hab gedacht ich hoer nicht recht, wie die aufeinmal zu singen beginnen "Shuuu-dan-froy-daaa..!'  :D

Johannes

#8
Ich kopier die Liste mal hierher. Wenn's zu nervig weil so platzfüllend ist, kann man das ja wieder rausnehmen. Ergänzungen nehme ich gerne an. Viele Wörter dürften auch dem BRdeutschen Ohr bekannt sein.

Letzte Änderung: 07.09.2004

Austriazismen in Kreisler-Liedern

antritschen, sich (Heut will ich mich besaufen - Der Liedtext ist von Tamar Radzyner): sich betrinken.
 
antschechern, sich (Heut will ich mich besaufen - Der Liedtext ist von Tamar Radzyner): sich betrinken.
 
Beuschel (Am Totenbett), das; -s: 1. "Speise aus Tierinnereien, bes. Herz und Lunge"; 2. (derb) "Lunge", auch "Eingeweide des Menschen".
 
blad (Das Reisebüro): (mundartlich, abwertend) "dick, von großer Körperfülle"; auch als Schimpfwort, das mit der Grundbedeutung kaum mehr zusammenhängt ("blader Hund").
 
Burg (Oper, Burg und Josefstadt; Am Totenbett), die; -: bedeutet in Österreich auch das Wiener "Burgtheater".
 
Bursch (Taubenvergiften), der; -en, -en: Österr. meist für "Bursche, junger Mann".
 
Deka (Der Hund), das; -{s}, -: österr. für Kurzform zu "Dekagramm"
Dekagramm, das; -s: wird in Österreich allgemein als grundlegende Gewichtseinheit verwendet; man verlangt in Österreich also 10 Dekagramm, wo es im Binnendeutschen 100 Gramm heißt.
 
deppert (Das war net): "einfältig, dumm, blöd".
 
Dodel (Marie Galetta), der; -s, -[n] (mundartlich): "blöder Mensch; Trottel". Bei Kreisler: jemand, der unter anderem Schi fährt.
 
Erdapfel (Das war net), der; -s, Erdäpfel: "Kartoffel".

Falott, Fallot (Ein Offizier), der; -en, -en (umgangssprachlich): Gauner.

fesch (Wien ohne Wiener; Der Tod, das muß ein Wiener sein): "hübsch, flott, sportlich aussehend".
 
Fiaker (Der Schilling; Wo sind die Zeiten dahin) der; -s, -: a) "Lohnkutsche mit zwei Pferden"; b) "Kutscher einer Lohnkutsche mit zwei Pferden".
 
Flachse, Flaxe (Max auf der Rax), die; -, -n: "Flechse, Sehne".  
 
Geselchte, Gselchte (Max auf der Rax), das; -n: "geräuchertes Schweinefleisch, Rauchfleisch".
 
Glumpert (Die Chinesen) das; -s: "wertloses Zeug".
[bei www.gkif.de falsch als "G'lumpe" 045.txt]
 
gschert (Das war net): (salopp) "dumm, grob". (Damit wird auf kurzgeschorene Haare angespielt.)
 
Gspusi (Wien ohne Wiener) das; -s, -s: "Liebesverhältnis".
 
Guckerln (Wien ohne Wiener): Augen.  
Guckerschecken, die /Plural/: Sommersprossen.
 
Habe die Ehre (Weg zur Arbeit; Das war net): (salopp, verkürzt) Grußformel unter nicht vertrauten oder nicht engbefreundeten Personen.
 
Hausfrau (Geben Sie acht), die; -, -en: bedeutet österr. auch "Vermieterin eines möblierten Zimmers".
 
Hausherr (Ewiges Wien; Die Chinesen), der; -n, -en: bedeutet österr. "Hauseigentümer".
 
Haxen (Max auf der Rax), der; -, -: "Bein (des Menschen), Hachse".
 
Heimat großer Söhne (Meine Heimat ist in Jemen): Offensichtlich Anspielung auf die österr. Hymne, in deren erster Strophe es heißt: "[...]Heimat bist Du großer Söhne, Volk, begnadet für das Schöne [...]".
 
Hendl (Nur in Wien), das; -s, -[n]: "Backhuhn, Brathuhn, Hähnchen".
[bei www.gkif.de fälschlich als "Händel" geschrieben 097.txt]
 
Hetz (Der Schilling), die; -: "Spaß".
 
Heurige / Heurigenwein (Der Schilling), der; -n, -n: "Wein der letzten Lese".
 
Jänner (Alpenglühn; Frühlingsmärchen), der; -s: österr. für Binnendeutsch "Januar".
 
Jus (Was studieren die Professoren; Der Staatsbeamte), das; - /meist ohne Artikel/: österr. Form für binnendeutsch "Jura".
 
klagen (Ich red nix), klagte, hat geklagt: bedeutet österreichisch auch "jemanden bei Gericht verklagen; Klage erheben".
 
Krampus (Rat an fremde Söhne), der; -/-ses, -se: "Begleiter des Sankt Nikolaus am 5. oder 6. Dezember; Knecht Ruprecht".
 
Krankenkassa (Wo sind die Zeiten dahin; Am Totenbett), die; -, ...sen: österr. Form für "Krankenkasse".
 
Kren (Das Reisebüro), der; -[e] tschech./österr.: für binnendeutsch "Meerrettich".
 
Kuttel (Der Schilling), die; -s, -n; meist Plural für "Kaldaune, eßbares Eingeweidestück".
 
Nockerl (Max auf der Rax), das; -s, -[n]: "kleine längliche Teigstücke als Suppeneinlage oder Beilage".
 
obafallen / oberfallen (Der Hund): herunterfallen. abher, aba, oba: "herunter"; auch zusammengesetzt mit Verben.  
[bei www.gkif.de falsch als "aber falln" 034.txt]
 
ORF (Am Totenbett): Abkürzung für "Österreichischer Rundfunk".
 
Pappen (Das war net), die; -, -: (derb) "Mund".
 
Pensionist (Von Beruf), der; -en, -en: "Ruheständler". In Österreich wird nicht wie in Deutschland zwischen Pensionär und Rentner unterschieden.
 
picken (Ich hab ka Lust; Entweder oder), pickte, hat gepickt: bedeutet österr. umgangssprachlich "kleben, haften".
 
pimpern (Beobachtung): pinkeln.
 
Powidl (Onkel Fritz): "Pflaumenmus"; etwas ist jemandem Powidl: "etwas ist jemandem egal".
 
Professor (in "Weg zur Arbeit": "Deutschprofessor"), der; -s, -en: ist österr. die allgemeine Bezeichnung für einen "Lehrer an einer höheren Schule", im Binnendeutschen "Studienrat". Gymnasialprofessor: "Lehrer an einer höheren Schule; Studienrat". Das Wort wird verwendet, wenn Professor (die allgemeine Bezeichnung für diesen Beruf) mit Universitätsprofessor verwechselt werden könnte.
 
raunzen (Wo sind die Zeiten dahin), raunzte, hat geraunzt: bedeutet österr. "weinerlich jammern; dauernd unzufrieden nörgeln". Raunzer: "ständig unzufriedener Mensch".
[bei www.gkif.de fälschlich als "ranzen" geschrieben 131.txt]
 
Rax (Max auf der Rax): Gebirgsstock in den Steirisch-Niederösterreichischen Kalkalpen; in der Heukuppe 2007 m hoch.
 
Sackerl (Biddla buh), das: Tasche, Tüte.
 
Schamster Diener (Der schöne Heinrich): Grußformel, besonders als Abschiedsgruß; in Wien heute bei Kellnern noch üblich.
[bei www.gkif.de fälschlich als "schaun's der Diener" 043.txt]
 
Scherzel (Taubenvergiften), das; -s, -: Endstück des Brotlaibes. Bei Kreisler: etwas, womit man Spatzen und Tauben zum Fressen animiert.
[bei www.gkif.de fälschlich als "Schatzerl" 104.txt]
 
schiech (Der Schilling): "häßlich". Die Aussprache liegt so zwischen "schirch" und "schiach", eigentlich bräuchte man zur besseren Darstellung Lautschrift.
 
Schilling (Der Schilling; Vierzig Schilling; Achtzehn Jahre), der; -s: frühere österreichische Währungseinheit; der Plural ist bei Angabe einer Geldsumme endungslos, bei Angabe von Geldstücken lautet er Schillinge.
 
Schmäh (Der Schilling; Im Theater ist nichts los), der; -s, -{s} (ugs.): "Trick, verblüffender Kniff"; einen Schmäh führen/machen: Witze machen.
 
Schmarren (Der schöne Heinrich), der, -s, -: "in der Pfanne gebackener zerstoßener Eierkuchen", umgangssprachlich abwertend für "Wertloses".  
 
Schnee (Oper, Burg und Josefsstadt): "aus dem Jahre Schnee": "uralt"; "im Jahre Schnee": "vor urdenklicher Zeit".
 
Schrammeln (Das Triangel; Wien ohne Wiener; Am Totenbett), die /Plural/: "Quartett von [Wiener] Volksmusikern, meist aus Violinen, Gitarre und Ziehharmonika bestehend". Schrammelmusik: Wiener Volksmusik, bes. beim Heurigenwein.
 
Semmering (in "Der schöne Heinrich": "Semmerung"): Alpenpaß in Österreich.
 
Servus (Wo sind die Zeiten dahin): unter Freunden verwendeter Gruß zum Abschied oder zur Begrüßung.
 
speiben (Entweder oder): sich übergeben.
 
Spezi (Herberts blaue Augen; Fahren's amal; Zwanzig Jahre Sicherheit), der; -s, - (salopp): "guter Freund".
 
Spital (Danse macabre), das; -s, Spitäler: bes. österr. für "Krankenhaus".
 
Staatsvertrag (Das war net), der: Damit ist in Österreich gemeinhin der am 15. Mai 1955 zwischen Ö und den vier Besatzungsmächten (USA, UdSSR, UK, F) unterzeichnete Vertrag gemeint, der Ö als freien, unabhängigen und demokratischen Staat wiederherstellte. Bedingung dafür war die "immerwährende Neutralität", die am 26. Okt. 1955 (seit 1965 Nationalfeiertag) vom Nationalrat erklärt wurde.
 
Staberl (Gar nichts), der; -s: a) "Theaterfigur des Alt-Wiener Volkstheaters"; b) vielfach verwendet als stehende Figur, z. B. als Name von Kolumnisten in Zeitungen o. ä.
 
Steffel (Wo sind die Zeiten dahin; Am Totenbett), der; -s (ugs.): "Wiener Stephanskirche".
 
Tabakregie (Onkel Fritz), die; -: frühere Bezeichnung für die staatlichen Tabakwerke.
 
Topfenkolatsche / Topfengolatsche (Das Reisebüro), die; -, -n: Kolatsche mit Quarkfüllung.  
Topfen, der; -s: österr. für binnendet. "Quark".  
Kolatsche / Golatsche, die; -, -n: kleiner, gefüllter Hefekuchen, urspr. rund, jetzt meist viereckig, bei dem alle vier Ecken einer größeren Kuchenfläche nach innen gebogen wurden.
 
Topfenpalatschinken (Du bist neurotisch): "Eierkuchen mit Quarkfüllung".
 
Tschapperl (in "Der Tod, das muß ein Wiener sein": "Tschopperl"), das; -s, -n: "(junger) unbeholfener Mensch".
 
umadum (Der Bluntschli): "herum".
[bei www.gkif.de fälschlich als "um und um" 027.txt]
 
urassen (Das Reisebüro): mundartlich "verschwenden".
 
Watschen (Ich red nix), die; -, -n (ugs.): "Ohrfeige".
 
Wean (Wien ohne Wiener): Name der Stadt Wien im Wiener Dialekt.
[bei www.gkif.de falsch in der vorletzten Zeile des Liedes als "Wien" 130.txt]
 
Wuckerln (Wien ohne Wiener): Locken, Löckchen.
 
zensurieren (Das Kabarett ist nicht tot): österr. für binnendeutsch "zensieren". Von GK auch oft in Interviews verwendetes Wort als Bezeichnung dessen, was Redakteure, Kulturfunktionäre usw. häufig mit seinen Liedern, Büchern und Sendungen gemacht haben bzw. machen.
 
Zuckerl (Fahren's amal), das; -s, -[n]: "Bonbon".
 
 
Sonstiges:
 
Grahambrot (Taubenvergiften), das; -{e}s, -e: Weizenschrot-Vollkornbrot in Kastenform (nach dem US-amerik. Arzt S. Graham, 19. Jh.).
 
Hoppelpoppelmuskatellerfusel (Das Reisbüro):
Hoppelpoppel, das; -s, - (landschaftlich): Bauernfrühstück; heißer Punsch.  
Muskateller, der; -s, - (italienisch): Reb- und Weinsorte.
 
Pilaw (Das Reisebüro), der; -s (persisch und türkisch): orientalischer Reiseintopf.
 
Ergänzungen sind grün.

Letzte Änderung: 07.09.2004
Heimat bist Du großer Söhne - auch die Töchter man erwähne.

Peter Silie

Ausgezeichnet!!!  :o

Wuckerln sind meines Wissens identisch mit Lockerln, also Loeckchen.

Bei schiech muesste man eigentlich ein MP3 mit der richtigen Aussprache hinzufuegen.   ;D
"Binnendeutschen" Zungen bereitet dies naemlich gehoerige Muehe.
Hilfreich waere vielleicht die Schreibweise "schirch" oder "schiach".

Merke:
Schiech reimt sich nicht auf Ferdinand Piech,
dafuer aber auf Leo Kirch.
(bei gutturaler Aussprache des ch !)  ;)


Sandra

#10
Stimmt, ist echt unterhaltsam für den gelernten Wiener zu lesen ;)
Das "g" bei "G'schamster Diener" (= geschamigster, sich schämender Diener)
Der Heurigenwein, ist der Wein aus DIESEM Jahr.
Und Guckerln sind auch Augen - von "gucken = schauen", eigentlich sind Sommersprossen korrekt "guckerschecken" (Schecken= wie bei der Kuh oder beim Pferd gefleckt)

Aber wenn mir wer eine Quarktasche statt einer Topfengolatsche anbietet "hob ich scho' gfressen" = hab ich schon genug  ;D

joelli

Der Heurigenwein ist fast nie der Wein von diesem Jahr, sonst gäbe es ja von Jänner bis Herbst keinen Heurigen, und dem ist ja wohl nicht so. Das mit der letzten Lese ist korrekt.
Die Gugerschecken kommen nach meinem Dialektwörterbuch vom von den Flecken, die der Kuckuck am Bauch hat. (Das halte ich aber für eine kühne These.)

Choirgirl

Danke für die Liste, Johannes! Jetzt wird vieles klarer. :-*
Computer says no.

Sandra

Nicht das KALENDARISCHE jAHR, natürlich.... das geht ja bei Ernten nicht wirklich. Insofern stimmt vermutlich die letzte Lese - nur ich weiss nicht, ob Wein nur einmal im jahr gelesen wird....


Peter Silie

#14
ZitatDas "g" bei "G'schamster Diener" (= geschamigster, sich schämender Diener)
Gehorsamster Diener

Aber vielleicht ist er auch gschamig, der Diener  :)
[/color]

Sandra

Eeecht? bist du sicher? Man lernt nie aus... Ich dachte, es kommt vom "diener MACHEN" nicht "Diener SEIN"

Johannes

#16
Freut mich, wenn das Glossar ok ist.  :D

Peter Silie schrieb
ZitatWuckerln sind meines Wissens identisch mit Lockerln, also Loeckchen.  
Wuckerln=Löckchen: Danke für die Ergänzung.  :)
Peter Silie schrieb
ZitatBei schiech muesste man eigentlich ein MP3 mit der richtigen Aussprache hinzufuegen.  
"schiech" und seine Unschreibbarkeit: da haste recht  ;D Im Duden steht es als "schiech", ich würd's auch eher wie Du oben schreiben. Machst Du das MP3?  ;D

Sandra schrieb
ZitatGuckerln sind auch Augen - von "gucken = schauen", eigentlich sind Sommersprossen korrekt "guckerschecken"
Guckerln=Augen: ...auf denen hatt' ich wohl ein paar Deka Paradeiser, so Brett vorm Kopf... *andieStirnschlag*  ;) Wär' ich nie drauf gekommen, aber bei den im Lied genannten Wiener Madeln fänd' ich Sommersprossen lustiger als "nur" Augen.  ;)

Sandra und joelli schrieben
ZitatDer Heurigenwein, ist...
Heurigen: Ich muß zugeben, daß ich dieses Wort wegen der Bedeutung von "heuer" ("dieses Jahr") ohne prüfenden Blick ins Wörterbuch sicherlich auch "Wein von diesem Jahr" formuliert hätte. joellis Erklärung trifft wohl den Kern der Sache.

Also ich schau zum Prüfen, damit die Erklärungen wasserdicht sind, in den "Duden. Wie sagt man in Österreich. Wörterbuch der österreichischen Besonderheiten. Duden-Taschenbücher, Band 8. Mannheim 1969". (Das gibt es auch in neuerer Auflage, die ich nicht hab.) Die Auswahl der Wörter treffe ich subjektiv beim Hören, also man muß halt wissen, was für BRDeutsche eventuell unbekannt und für das Glossar relevant ist. Mir waren nicht alle Wörter bekannt. Einige Wörter kommen in dem Band nicht vor, dafür im "normalen" Duden oder im Lexikon oder sie stehen nirgends.

Choirgirl schrieb
ZitatJetzt wird vieles klarer.
Danke, dann erfüllt das Glossar seinen Zweck.  :D

ZitatLESEN
Lesen tut man doch eher im Kaffeesatz...   ::)

Zitat"Schamster Diener"
Im Gedichttext von "Der schöne Heinrich" schreibt GK "schamster Diener", so steht es auch in dem o.g. Wörterbuch neben "ghorsamster Diener" und "korschamster Diener". Dieses Wörterbuch nennt groteskerweise genau dieses GK-Lied als literarischen Beleg für die Redewendung. Ich muß zugeben, daß ich diese Redewendung mal zufällig gelesen hatte und sie nie zu meinem aktiven oder passiven Wortschatz gehört hat. Ich les' da lieber eure Diskussion...  ;)
Heimat bist Du großer Söhne - auch die Töchter man erwähne.

Sandra

Ich, indes, habe gestern gelernt, dass der Ausdruck "Etwas geht sich (nicht) aus" ein Austriazismus ist. Das war mir völlig neu!
Und es ist irgendwie witzig, denn im deutschen sagt man in diesem Falle "Es reicht" oder "Es langt" was zeigt, dass es im österreichischen eigentlich genauer ist, denn "Es geht sich aus" braucht einen vorausbestimmten End punkt, während "es langt" eher von einem vorausbestimmten Anfangspunkt ausgeht... finde ich ziemlcih erhellend, Mentalitätsmässig ;)

Peter Silie

...noch dazu schiebt man so schoen die Verantwortung von sich.
Statt "Ich schaffe es nicht", "Die Zeit wird mir zu knapp",
sagt der Oesi "Es geht sich nicht aus."
D.h. das es, die Sache an sich ist schuld und nichts anderes  :D ;D

Peter Silie


In die andere Richtug beweist
"Es geht sich aus"
ein gewisses unerschuetterliches Vertrauen in eine hoehere Macht.
Allerdings kann man mit "Das geht sich schon aus..." seine blauen Wunder erleben. (Manchmal geht es sich eben nicht aus, sei es auch nur um's Oaschleckn)

Sandra

Sagt mal, Silie und die anderen Ösis hier: Heisst zensurieren wirklch nur "prüfen"? Ich kenn das nicht so. ich kenn es nur als Zensur, also wegen Tabubruchs beschnitten...

Johannes

@Sandra
Zitat...dass der Ausdruck "Etwas geht sich (nicht) aus" ein Austriazismus ist...
Ich muß sehr lachen, weil mir dabei mein Grazer Onkel im Ohr klingt. Er benutzt - äh: benützt - häufig diese Redewendung.
Aber erst infolge Deiner Hervorhebung dieser Redewendung als "Austriazismus" merke ich, daß diese Redewendung ausgesprochen österreichisch ist. Ich kann mich nicht erinnern, diese Redewendung je von Deutschen gehört zu haben.
Wenn mein Onkel von einer Handlung im Perfekt(um) erzählt und abschließt: "Des ging sich (net) aus" - dann verstehe ich seine message; wohl aus dem Zusammenhang.
Aber: wenn ich etwas erzähle und er mich fragt "Ging/geht sich des aus?" - dann bin ich immer wieder irritiert. Ich weiß dann nicht, was/wie er das meint - etwa positiv im Sinne von "Paßt das?=Das reicht/passt/geht/läuft! / Alles ok!", oder meint er es negativ: "Das geht/ging zu Ende?/Ist das dann aus?/ Dann ist Schluß, oder?".

Ähnlich ergeht es mir in Ö immer wieder mit dem wunderbaren, scheinbar einfachen Wort "da".
Im BR-deutschen bedeutet das Ortsadverb "da" soviel wie "dort" (bildlich: mit gestrecktem Zeigefinger auf etwas Entferntes zeigend: "da (drüben)!/dort!").

In Ö ist das Ortsadverb "da" gleichbedeutend mit "hier". Also genau das Gegenteil zum BRDeutschen...*aaahhhrrrrggggghhhhhh*
In Ö wird mit "da" sinngemäß "Dasein"/"Hiersein" gemeint, was auch für einen Deutschen Sinn macht, allerdings würde er/sie das anders formulieren.

Ich weiß manchmal wirklich nicht, in welcher deutschen Sprache (mit mir) gerade geredet wird: auf ö-deutsch oder in Ö - "mir zu ehren" *hust* - auf BR-Deutsch.
Deswegen meinte ich oben, es sei wohl eindeutiger/einfacher, in einer Drittsprache zu kommunizieren.  ::) ;)

@Sandra
Zitat...und die anderen Ösis hier: Heisst zensurieren wirklch nur "prüfen"?
"Zensurieren": dieses Wort kenn' ich ausschliesslich aus GK-Interviews. Beim erstenmal dachte ich, es sei vielleicht ein Schreibfehler wie ich es anfangs von den ü-Punkten im ö-Wort "benützen" (=D-Wort "benutzen") dachte. Ich vermutete, da habe ein Lektor aus "Zensur" ein "Zensieren" gemacht und vergessen, das "ur" zu löschen. Im BRdeutschen Kontext ist mir ausschließlich das Wort Zensur bekannt (z.B. Bild-Wallraff "Der Aufmacher"; Bayerischer Rundfunk-Hildebrandt Scheibenwischer). (Um hier Beispiele aus einem sog. Rechtsstaat anzuführen; der Vorwurf der Ausübung von "Zensur" an sich war dabei Gegenstand juristischer Grabenkämpfe; "Zensurierung" mildert den Vorwurf vielleicht etwas ab.)
Irgendwann kam mir das zu merkwürdig vor, weswegen ich im Duden nachgeschaut hab. Dort steht diese auch für mich überraschende Erklärung, die oben einfach aus dem Duden abgeschrieben ist, um einen Beleg zu haben. Das Wort gehört nicht zu meinem aktiven Wortschatz.
Das heißt aber nicht, daß einzig der Duden göttergegeben richtig ist bzw. unbedingt das Maß aller Dinge zu sein hat oder GK es im Sinne der Duden-Erklärung genau sooo gemeint hat (vielleicht hat das ja in der Schweiz eine gaaanz andere Bedeutung...  ;D) oder ich damit richtig liege. Ich finde es auf jeden Fall interessant, daß es auch Dir merkwürdig vorkommt. Ist "zensurieren" ein in Ö gebräuchliches Wort? Ich kann mich wie gesagt nicht erinnern, es mal im täglichen Leben gehört zu haben. Ich werd' nachher mal da, äh dort anrufen.
Heimat bist Du großer Söhne - auch die Töchter man erwähne.

Sandra

ZitatAber: wenn ich etwas erzähle und er mich fragt "Ging/geht sich des aus?" - dann bin ich immer wieder irritiert.

Aslo, "Gangert si des aus?" - Ginge sich das aus? Das heisst übersetzt: Wäre das möglich, ist das ok so? Also eher im positiven Sinn.

Und Zensieren oder Zensurieren hatte ich eben bis jetzt immer als Zeitwort zum Hauptwort Zensur verstanden, dachte auch, Georg hätte es so verwendet, denn er WURDE ja im Fernsehen zensiert, dh sie haben Worte ausgepiepst (wie auf MTV,hihi) oder Dinge einfach nciht zugelassen. Beschnitten. Ich bin nach wie vor verblüfft, dass das in D. kein Wort ist - vielleicht wird nur so heimlich zensiert (zensuriert - welches ist nun verdammt noch mal richtig?), dass man es nciht mitkriegt, und daher das Wort nicht gebräuchlich ist?  ;) Denn dass allgemein und überall z. wird, ist klar. Was haben denn die Medien zB in Deutschland geschrieben, wenn berichtet wurde, dass die Journalisten (embedded Journalists) im Irak-Krieg z. wurden? Wie hat man das genannt?

Guntram

Also mir ist Zensur einmal im Zusammenhang

für eine Bewertung (Schulnote) ein Begriff ist aber heute scheinbar nicht mehr sehr gebräuchlich und

aus dem Pressebereich, also z. B. Nachrichtenzensur oder ähnliches, wie Sandra schon schreibt.

Träume sind nicht Schäume, sind nicht Schall und Rauch,
sondern unser Leben so wie wache Stunden auch.
Wirklichkeit heißt Spesen, Träume sind Ertrag. Träume sind uns sicher schwarz auf weiß wie Nac

Peter Silie

#24

Habe nicht recherchiert, aber meiner Auffassung nach heisst es korrekt "zensieren".
"zensurieren" scheint ein Austriazismus zu sein, der faelschlich vom Hauptwort "Zensur" abgeleitet ist.