GK bei Youtube und anderen

Begonnen von Guntram, 22. Juli 2007, 10:42:15

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whoknows

#50
"Die Presse" ist ein konservative österreichische Tageszeitung. Sie schreibt:

Georg Kreisler: "...und schwul bin ich auch nicht!"
Georg Kreisler gastiert mit seinem Musical Adam Schaf hat Angst in Salzburg und Wien. Mit der Presse sprach er über Erfolge und Enttäuschungen im legendären Wiener Nachkriegskabarett.

http://www.diepresse.com/home/kultur/news/343007/index.do

lola_22

weltkind in kuriosa country = Schräges, Kurioses und Wunderliches aus aller Welt ! kuriosacountry gratulierte im July Georg Kreisler zum Geburtstag mit einem ironischem Beitrag " alter Schlawi(e)ner - Georg Kreisler zum 85." http://kuriosacountry.blogspot.com/2007/07/alter-schlawiener-georg-kreisler-zum-85.html
(lesenswert). Lesenswert auch der darunter stehende Kommentar von "Anonymous".

Zyankalifreund

Komisch... Mir kommt es so vor als ob ich "Anonymous" irgendwoher kenne  8-)

whoknows

Schreibt man Anonymus nicht ohne o?

mrh400

Hallo,

ZitatSchreibt man Anonymus nicht ohne o?

wer einen Anglizismus als Nick (schon wieder einer... :o ) führt, sollte englische Schreibweisen akzeptieren!  ;D

Franz08

[size=12]Georg Kreisler über Humor [/size]

So nennt sich ein Interview mit Georg Kreisler, das Thomas Götz in der Kleinen Zeitung vom 16. Dezember 2007 in der Reihe "Gespräche zum Advent" publiziert hat. Folgende Fragen spielen die Hauptrolle im Interview: Warum sind viele Religionen so humorlos? Woher kommt der jüdische Witz?  

ZitatWundert es Sie, von uns zum Adventgespräch gebeten zu werden?

GEORG KREISLER: A bissl schon.

   Es gab zwei Gründe. Erstens ist heute der Sonntag ,,Gaudete", ein Grund, über Humor zu sprechen. Und dann Ihre Weihnachtssatiren aus den fünfziger Jahren.

KREISLER: Ich habe früher kritische Weihnachtslieder geschrieben, die meistens im Rundfunk nicht gesendet worden sind, außer einmal, da hab' ich eine versöhnliche Strophe am Schluss dazu schreiben sollen.

Haben Sie das getan?

KREISLER: Ja ja, dann sind sie doch gesendet worden, aber das ist schon lange her.

Ich empfinde Ihre Texte ja als Verteidigung von Weihnachten, nicht gegen das Fest gerichtet.

KREISLER: Ja, ich glaub' schon.

Der dritte Adventsonntag heißt ,,Gaudete", freuet euch, da liegt es nahe, darüber nachzudenken, was Religion mit Witz und Lachen zu tun hat. Mit den monotheistischen Religionen assoziiert man das ja nicht so.

KREISLER: Das sieht man an Mohammed schon . . .

. . . aber auch beim Streit um die Jesus-Karikaturen von Haderer. Warum ist das so?

KREISLER: Ich werd' Ihnen was sagen, was mich betrifft. Ich bin ein sehr gottesgläubiger Mensch, aber ich kann mit einer Religion überhaupt nichts anfangen. Religionen sind von Menschen und haben mit einem Glauben an einen Gott aus meiner Sicht nichts zu tun. Es kann sein, dass es jemandem hilft in seinem Gottesglauben, eine Religion auszuüben, da hab' ich nichts dagegen. Aber als Künstler muss ich Ihnen sagen, kann man nur an eine Macht glauben, die einem hilft. Wir verstehen nichts davon, wir wissen nichts darüber, es geht über unseren Horizont. Deswegen sagen mir diese ganzen Religionen, die ja nicht über unseren Horizont gehen, eigentlich, nichts. Daher sagt mir auch ein Advent nichts. Jetzt hab' ich mich darüber ausgelassen.

[...]

Sie glauben nicht, dass Religionen Menschen hinführen können zur ,,ganz großen Wahrheit"?

KREISLER: Das ist möglich, ich sage das rein persönlich. Wenn ein Mensch das Gefühl hat, es gibt ihm etwas, wenn er in die Kirche geht und dort betet, all das mitmacht, Kerzen anzündet, dann ist das wunderbar.

Zurück zum Thema: Es gibt den Begriff vom jüdischen Witz, offenbar hat das Judentum ein besseres Verhältnis zum Humor.

KREISLER: Juden machen mehr Witze über ihre Religion als andere Religionen. Nicht, dass man sich über Gott lustig macht. Aber man macht sich über sich selbst lustig, wie man mit Gott Zwiesprache hält. Da gibt es viele Witze darüber. Das ist vielleicht ungewöhnlich, denn andere Religionen – wie zum Beispiel offensichtlich der Islam – haben da weniger Humor. Die machen sich nicht über ihre Zwiesprache mit Allah lustig. Das tun die Juden schon. Das is a Ausnahme.

Wo kommt das her? Vom Exil, von Bedrohung und Unsicherheit?

KREISLER: Ja natürlich, die Juden sind immer verfolgt worden, von Anbeginn an, also von Anbeginn des Christentums an. Ich glaube, die erste Synagoge hat im Jahr 300 gebrannt, in Syrien irgendwo, auf Weisung des dortigen Bischofs. Also die Verfolgung ist immer gewesen, aber ich glaube nicht ...

... dass die mit dem Humor zu tun hat?

KREISLER: Vielleicht ist es eine Art Galgenhumor, das kann schon sein.

Das Über-sich-Lachen ist ja anderen Völkern eher fremd.

KREISLER: Man kennt es schon, aber nicht in der Religion. Die meisten Religionen sind todernst.

[...]

Ich finde, Sie haben einen prophetischen Furor in ihren Texten

KREISLER: Jede Kunst hat etwas prophetisches, Picasso hat einmal eine Frau gemalt und alle haben gesagt: ,,Die schaut doch gar nicht so aus." Darauf hat er gesagt: ,,Warten Sie's ab." Ich glaube, jede Kunst hat etwas prophetisches, aber ohne dass man es versucht. Es werden einfach Dinge wahr, die man eigentlich nur fühlt, wenn man schreibt oder komponiert oder malt. Ich betrachte mich nicht als Propheten oder als Nachkommen irgendeines Propheten (lacht).

Ich meine eher den Gestus.

KREISLER: Nein, ich glaube es nicht, ich glaube es nicht. Ich halte nicht viel von Zukunftsvorhersagen.

Es geht ja eher um Warnungen als um Zukunftsvorhersagen.

KREISLER: Das auch nicht. Aber ich weine ja nicht. Es geht mir ja gut, aber man will halt immer ein bissl mehr. Aber ich beklage mich nicht. Ich bin ein alter Mann und es geht mir gut, also was will ich mehr?

Warum sind Sie eigentlich nach Österreich zurückgekommen?

KREISLER: Weil ich nach 15 Jahren Schweiz eigentlich genug Schweiz hatte. Wir haben auch an Berlin oder Hamburg gedacht, aber meine Frau hat den Süden sehr gern, und ich habe Salzburg sehr gern, wir waren schon einmal hier.

Wien kam nie in Frage?

KREISLER: Eher Salzburg, mir ist das lieber, ich hab' hier ein hübsches Haus mit Blick ins Grüne, das g'fallt ma, das ist in Wien schwieriger.

Sonst gibt's keine Gründe?

KREISLER: Nein, nein, nein, aber gar nichts. Es wird mir immer nachgesagt, Hassliebe und alles. Das ist ein Blödsinn.

Sie schreiben nur noch Texte?

KREISLER: Keine Lieder mehr, schon lange nicht mehr, außer Lieder in Stücken.

Warum?

KREISLER: Es ist mir nichts mehr eing'falln – ist ganz banal, die Sache. Man muss doch schreiben, was einem einfällt.
Match as much as you can!

Margarte


Maexl


lola_22

Weihnachten bringt alles durcheinander

Ich wasch mich jeden Morgen so um sieben,
geh jeden dritten Mittwoch zum Ballett,
schreib Mutter jeden Elften
und in beiden Monatshälften
geh ich einen Tag besonders früh zu Bett.
Ich schwimm im Sommer dienstags nach der Arbeit
und kriege jeden Fünfzehnten mein Geld.
Ich darf an jedem Achten
bei der Kälte übernachten,
wenn der Neunte nicht auf einen Montag fällt.

Ich esse mittags stets in der Kantine.
Dort isst man billig, wenn auch schlecht.
Ich fahre jeden Sonntag raus ins Grüne,
und wenn es regnet, dann erst recht.

In andern Worten, ich bin sehr zufrieden,
ich hab mein Leben sorgsam arrangiert,
nur Weihnachten bringt alles durcheinander,
durcheinander, durcheinander.
Die Leute bevölkern die Straßen
bis spät in den Abend mit Paketen
und sind so zerstreut und verworren
und irgenwie glücklich, man könnte sie treten.

Ich irre umher und ich weiß nicht wohin
und mein Leben wird zum Labyrinth,
in dem ich warten muss,
bis der Alltag beginnt

Der Alltag kommt und mit ihm meine Freude.
Ich darf mich wieder kurz nach sieben rasieren,
trink abends meinen Schoppen,
darf mir Untergebene foppen
und mir allzu Untergebene ignorieren,
darf wieder meine Vorgesetzten grüßen -
nach Weihnachten erwidern sie´s nicht so schnell -
darf wieder streng vermeiden,
mich so weit zu unterscheiden,
dass man glaubt, ich wäre individuell.

Ich gehe durch die Straßen mit Migräne
und lächle niemals, wo ich geh.
Ich zeige überhaupt nie meine Zähne,
außer beim Zahnarzt, da tut´s auch weh.

In andern Worten, ich bin sehr zufrieden.
Mein Leben ist vor allen Dingen ernst.
Nur Weihnachten bringt alles durcheinander,
durcheinander, durcheinander.
Denn plötzlich erwartet man grundlos,
ich soll die ärmeren Leute bedauern,
womöglich am Boden mit rotzigen Kindern
bei ´nem schäbigen Tannenbaum kauern.
Zu Weihnachten wird die Bevölkerung verrückt,
jeder Bettler bekommt Appetit.
Da muss man stark sein,
sonst macht man am Ende noch mit.

Von Zeit zu Zeit betrachte ich meine Umwelt.
Die meisten Menschen halten ziemlich dicht.
Man arbeitet, man frisst was,
manchmal fühlt man, man vermisst was,
aber trotzdem tut man immer seine Pflicht.
Man fährt zur Kirche oder nach Italien,
man kauft sich erst ein Auto, dann ein Haus,
man kriecht entlang des Lebens -
dass man jung war, war vergebens -
und man sucht sich seinen Lieblingsfilmstar aus.

Man ließe sich für´s Vaterland zerlegen,
man wählt den Kanzler, schreit hurra
und geht der Zukunft frohgemut entgegen.
Erst wenn sie da ist, ist sie da.

In andern Worten, ich bin sehr zufrieden.
Die meisten Leute sind genau wie ich.
Nur Weihnachten bringt alles durcheinander,
durcheinander, durcheinander.
Die Menschen vergessen die Zukunft,
vor allem diejenigen, die schon gewesen.
Sie kaufen einander Geschenke,
darunter auch Bücher, die können sie lesen.
Zu Weihnachten ziehn sich die Völker zurück,
man wird weich und empfindsam und schlapp.
Deutschland erwache! Schaff Weihnachten ab!

Georg Kreisler


lola_22

Für was bist Du gekommen?

Genau am fünfundzwanzigsten Dezember
ein Jüngl ward geborn auf unserm Stern.
Drei Könige erschienen, es zu sehen,
und hatten es, sobald sie´s sahn, sehr gern.
Das warn der Mojsche König, ein Vertreter,
Sein Bruder Jakob aus der Slovakei
und dessen Sohn Emanuel, ein Trompeter.
Und ich war selbstverständlich auch dabei.

Die Eltern warn der alte Josef Pollak
und seine Gattin, a geborne Schmock.
Wir alle standen zärtlich an der Wiege
am Schillerplatz Tür elf im dritten Stock
und wären dort gestanden viele Wochen.
Doch mir war schon nach drei Minuten fad.
Drum trat ich vor und hielt a kleine Rede,
man kann fast sagen, es war ein Referat - ich sagt:

Für was bist Du gekommen und machst der Mutter Müh?
Wie stellst Du Dir Dein weiteres Leben vor?
Die Welt wird dich nicht frommen. Du bist doch kein Genie.
Genies gibt´s höchstens alle hundert Johr.

Du wirst doch werden ein schlechter Mensch,
genau wie dein Papa,
verfressen und auf´s Geld bedacht,
wie deine Frau Mama.
Also für was bist Du gekommen? Für was brauchst Du die Welt?
Und wer, du Untertan, hat dich hier her bestellt?

Was wirst Du erreichen?
Du wirst sein ein Falott,
wirst Dich zehn mal vergleichen
und wirst machen Bankrott.

Du wirst alle bestehlen,
weil Dich jeder betrügt.
Und die Leut werdn krakeelen,
weil die Leut sind verrückt.

Erst wird man dich impfen,
dass du nicht wirst marod,
und dann auf dich schimpfen
und dir wünschen den Tod.

Man wird dich verprügeln
schon als winziges Kind
und dann wird man klüngeln,
dass wir alle so sind.

Für was bist Du gekommen? Für was machst Du Station?
Für was soll mann den Eltern gratuliern?
Weil du imstande sein wirst etwas zu kaufen
und dann zu verkaufen für einen Profit?
Weil deine Hände und Füße sich vergrößern werdn,
aber das Hirn wächst doch nebbich nicht mit?
Oder für was bist du Armer gekommen in unsere Mitte, bitte?
Sicherlich bereust Du diesen Schritt.

Der Vater sprach: Was brauchst Du ihn vermiesen?
Das arme Kind ist jetzt schon mies genug.
Die Mutter sprach: Ich werd dich nicht mehr grüßen,
und wenn, dann hoff ich, dass ich mich verschluck.
Was brauchst du meinem Kind etwas prophezeien?
Wie weißt du, was er später einmal ist?
Vielleicht wird er ein Anwalt oder Doktor,
ein Wissenschaftler oder ein Dentist.

Was störst du einer Mutter süße Träume?
Vielleicht hat er als Künstler ein Talent.
Auch weise könnt er werdn, wie König Schlojme.
Vielleicht wird er einmal ein Präsident.
Er wird vielleicht, wer kann das heut schon wissen,
ein mächtiger und großer, guter Mann -
Da hielt ich ihr so rasch es ging den Mund zu
und fing noch einmal selbst zu reden an. - Ich sagte:

Für was bist du gekommen? Für was liegst du jetzt da?
Wer soll dir diesen Fehler je verzeihn?
Mann hat zwar angenommen, vor allem deine Mama,
du wirst von andre Leut a Ausnahm sein.

Man glaubt, du wirst ein Doktor sein, ein Künstler, ein Jurist,
ein weiser Mann wie Salomo - no und?
Wenn es so ist,
für was bist du gekommen? Für was machst du dich breit?
Denn grad wenn du wer bist, tust du mir leid.

Wirst du sein ein Professor,
der erforscht unsre Welt,
wird man sagen, du bist weltfremd,
daher brauchst du kein Geld.

Wirst du werden ein Künstler
und der Kunst bleiben treu,
wird man sagen, man kauft nichts,
weil du bist noch zu neu.

No und bist du ein Weiser
mit ein´hoh´n Ideal,
der den Menschen will helfen,
dann wird´s katastrophal.

Denn dann wird man dich einsperrn
und dich schlagen auf´s Haupt,
weil man einem Propheten
prinzipiell niemals glaubt.

Also für was bist du gekommen? Für was dieser Besuch,
an Fünfundzwanzigsten Zwöften noch dazu?
Bist du gekommen, damit du dasselbe
wie so viele andere Leute erfahrst?
Oder damit du dir für deine Kinder,
die leider ja auch kommen, etwas ersparst?
Glaubst du, die Leute sind heute empfänglich
für Liebe und Wohrheit? Torheit!
Wärst du doch geblieben wo du warst!



lola_22

ZitatFür was bist Du gekommen?

Genau am fünfundzwanzigsten Dezember
ein Jüngl ward geborn auf unserm Stern.
Drei Könige erschienen, es zu sehen,
und hatten es, sobald sie´s sahn, sehr gern.
Das warn der Mojsche König, ein Vertreter,
Sein Bruder Jakob aus der Slovakei
und dessen Sohn Emanuel, ein Trompeter.
Und ich war selbstverständlich auch dabei.

Die Eltern warn der alte Josef Pollak
und seine Gattin, a geborne Schmock.
Wir alle standen zärtlich an der Wiege
am Schillerplatz Tür elf im dritten Stock
und wären dort gestanden viele Wochen.
Doch mir war schon nach drei Minuten fad.
Drum trat ich vor und hielt a kleine Rede,
man kann fast sagen, es war ein Referat - ich sagt:

Für was bist Du gekommen und machst der Mutter Müh?
Wie stellst Du Dir Dein weiteres Leben vor?
Die Welt wird dich nicht frommen. Du bist doch kein Genie.
Genies gibt´s höchstens alle hundert Johr.

Du wirst doch werden ein schlechter Mensch,
genau wie dein Papa,
verfressen und auf´s Geld bedacht,
wie deine Frau Mama.
Also für was bist Du gekommen? Für was brauchst Du die Welt?
Und wer, du Untertan, hat dich hier her bestellt?

Was wirst Du erreichen?
Du wirst sein ein Falott,
wirst Dich zehn mal vergleichen
und wirst machen Bankrott.

Du wirst alle bestehlen,
weil Dich jeder betrügt.
Und die Leut werdn krakeelen,
weil die Leut sind verrückt.

Erst wird man dich impfen,
dass du nicht wirst marod,
und dann auf dich schimpfen
und dir wünschen den Tod.

Man wird dich verprügeln
schon als winziges Kind
und dann wird man klüngeln,
dass wir alle so sind.

Für was bist Du gekommen? Für was machst Du Station?
Für was soll mann den Eltern gratuliern?
Weil du imstande sein wirst etwas zu kaufen
und dann zu verkaufen für einen Profit?
Weil deine Hände und Füße sich vergrößern werdn,
aber das Hirn wächst doch nebbich nicht mit?
Oder für was bist du Armer gekommen in unsere Mitte, bitte?
Sicherlich bereust Du diesen Schritt.

Der Vater sprach: Was brauchst Du ihn vermiesen?
Das arme Kind ist jetzt schon mies genug.
Die Mutter sprach: Ich werd dich nicht mehr grüßen,
und wenn, dann hoff ich, dass ich mich verschluck.
Was brauchst du meinem Kind etwas prophezeien?
Wie weißt du, was er später einmal ist?
Vielleicht wird er ein Anwalt oder Doktor,
ein Wissenschaftler oder ein Dentist.

Was störst du einer Mutter süße Träume?
Vielleicht hat er als Künstler ein Talent.
Auch weise könnt er werdn, wie König Schlojme.
Vielleicht wird er einmal ein Präsident.
Er wird vielleicht, wer kann das heut schon wissen,
ein mächtiger und großer, guter Mann -
Da hielt ich ihr so rasch es ging den Mund zu
und fing noch einmal selbst zu reden an. - Ich sagte:

Für was bist du gekommen? Für was liegst du jetzt da?
Wer soll dir diesen Fehler je verzeihn?
Mann hat zwar angenommen, vor allem deine Mama,
du wirst von andre Leut a Ausnahm sein.

Man glaubt, du wirst ein Doktor sein, ein Künstler, ein Jurist,
ein weiser Mann wie Salomo - no und?
Wenn es so ist,
für was bist du gekommen? Für was machst du dich breit?
Denn grad wenn du wer bist, tust du mir leid.

Wirst du sein ein Professor,
der erforscht unsre Welt,
wird man sagen, du bist weltfremd,
daher brauchst du kein Geld.

Wirst du werden ein Künstler
und der Kunst bleiben treu,
wird man sagen, man kauft nichts,
weil du bist noch zu neu.

No und bist du ein Weiser
mit ein´hoh´n Ideal,
der den Menschen will helfen,
dann wird´s katastrophal.

Denn dann wird man dich einsperrn
und dich schlagen auf´s Haupt,
weil man einem Propheten
prinzipiell niemals glaubt.

Also für was bist du gekommen? Für was dieser Besuch,
an Fünfundzwanzigsten Zwöften noch dazu?
Bist du gekommen, damit du dasselbe
wie so viele andere Leute erfahrst?
Oder damit du dir für deine Kinder,
die leider ja auch kommen, etwas ersparst?
Glaubst du, die Leute sind heute empfänglich
für Liebe und Wohrheit? Torheit!
Wärst du doch geblieben wo du warst!



Georg Kreisler

lola_22

ZUM DRITTEN:

Onkel Fritz

Zu Ostern gibt´s die Eier und zu Weihnachten die Feier - man muss mit den Verwandtschaftsfritzen feierlich zusammensitzen. Und unterm grünen Tannenbaum wird er wahr der böse Traum: Da sitzt dann bei der Krippe die gesamte fade Sippe. Und dann wird lang und breit erzählt, was alles übers Jahr so.............................................................................................................................................
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...der Anna wird vom Kuchen schlecht, und Berta weiß zwar was"en vogue" ist, aber nicht, was Dialog ist, Oma spricht von Gottes Güte, Neffe Max baut sich ´ne Tüte, Cousinchen ist vom Wein schon dicht, und Opa mag sie alle nicht.

Roger Stein

(Wen der komplette Text interessiert, der kaufe sich die CD "penetrant besinnlich" www.amazon.de

FRÖHLICHE WEIHNACHTEN ;)

Maexl


Burkhard Ihme

Zitat
Ahaa!  :) Danke.

Diese ganzen Formate sind für mich ein Buch mit sieben Siegeln. (Sigeln? http://de.wikipedia.org/wiki/Bibliothekssigel)
Das Buch mit sieben Sigeln wäre das Gegenteil des ersteren: Nämlich nicht verschlossen, sondern mit zahlreichen Kürzeln zum besseren Auffinden versehen.

Dunkelblaue Dille



Ein sowohl kalendarisch, wie auch filmisch sehr frischer Kulturzeit-TV-Beitrag auf YouTube:



und die dazu passende Seite bei 3sat:

http://www.3sat.de/kulturzeit/lesezeit/140604/index.html

Viel Spaß beim Anschauen!


BG, DD

P.S.: Hat jemand vielleicht die Capriccio-Sendung vom 10.12.09 im Bayerischen Fernsehen aufgezeichnet? Falls ja, wäre eine PN oder E-Mail nett :-)

P.P.S.: Ein frohes 2010 allen, die guten Willens sind!


Peter Silie

Super Beitrag, super Link. Danke!

Heiko

Toller Link!

Aber kann mir mal jemand die Janis-Jolin-Untermalung in dem Filmchen deuten?
"I would prefer not to."

Burkhard Ihme

Eines der wenigen Kreisler-Lieder, das ich nicht auf Tonträger besitze sondern nur bei einem gehört habe (da dann aber auf dem äußerst hochwertigen Plattenspieler seines Vaters), gibt es jetzt endlich auch auf YouTube, sogar zwei verschiedene Aufnahmen:

Onkel Fritz (mit Rhythmusgruppe)

Onkel Fritz (ohne Rhythmusgruppe)

Burkhard Ihme

Und von der gleichen LP "Schall-Plattl vor'm Mund" (mit Bronner, Jaggberg, Wehle, Qualtinger)





Kreisler zeigt seine sonst selten demonstrierten Fähigkeiten als Bassist.


Die LP enthält viele tolle Lieder, die man auf Amazon einzeln für 1,29 € downloaden kann. Und für Amazon-Prime-Kunden gibt es eine kostenlose App.

Burkhard Ihme

Und ein sehr bekanntes Lied in einer eher unbekannten Version.
Beeindruckend, daß sich Kreisler den fast völlig umgeschriebenen Text merken konnte.