wie werde ich kabarettist?

Begonnen von besondere_Lernleis, 15. Juni 2005, 15:36:55

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besondere_Lernleis

ich möchte gern zum kabarett aber wie werde ich kabarettist, wo kann ich das lernen?
in der schauspielschule? Clownerie? :-[ :-/ bei einem kabarettisten?

Zyankalifreund

Ich fürchte da hilft nur Eines: Beobachte und untersuche die bestehende Kabarettszene, sowie die der vergangenen Zeiten genau. Dann schreib', schreib', schreib'...

Wenn es dann irgendwann mal gut ist, dann solltest du damit zum Theater gehen. Such dir Leute zusammen, mit denen du es umsetzt und melde dich eventuell als Laienspielgruppe in einem nachwuchsfördernden Theater.

Ich bin strikt gegen das Studium von Kunst. Nach meiner Philosophie ist der Autodidakt der wahre Künstler. Man kann zwar an Hochschulen die theoretischen Grundlagen lernen. Das gewisse etwas, das Feeling ein Kabarettist zu sein lernt man aber eh nur draußen in der weiten Welt oder niemals.


Sandra

#2
ZitatNach meiner Philosophie ist der Autodidakt der wahre Künstler
Also, da finde ich, das kommt SEHR auf den jeweiligen Menschen an - ich kenne jede menge Autodidackeln, die einfach nur glauben dass sie gut sind.

Ich glaube schon - und merke es auch allerorten, dass gewisses grundsätzliches Wissen schon äusserst hilfreich ist: Wie bewegt man sich auf einer Bühne, wie spricht man, woran merkt man, ob etwas und wo es Längen hat etc.
Ich kenne einige Kabarettisten, die auf Bühnen stehen, und halbgute Texte ganz schlecht verkaufen - und die sind zwar heute im Fernsehen zu sehen (zB bei"ottis Schlachthof") aber ich bin überzeugt: das hält sich nicht - das ist eine Mode, aber irgendwann braucht es auch Qualität. die sind alle ganz schnell vergessen...

als Kabarettist muss man in erster Linie schreiben können. Das Auftreten ist erst der zweite Schritt.
sonst bist du Schauspielerin, oder spielst kabarettistische sachen oder so - das sit aber grundsätzlich was anderes.

Aber erst mal müssen die Texte, die Du vorträgst, ausgefeilt und gut sein. Dann kann man sich Gedanken über die Art des Vortrags machen.Das heisst - es geht natürlich auch andersrum: Erst lernst Du, aufzutreten, und einen Inhalt zu "verkaufen" und dann kommst du drauf, dass Du das auch selber schreiben kannst.

Zu zweit geht's auf jeden Fall leichter.

Aber ich denke, dass es in erster Linie mal den Versuch braucht, und nicht gleich beim ersten Flop aufgeben. sondern analysieren, was falsch war, und woran man noch arbeiten muss.

Beides zu machen, also schreiben UND die eigenen Texte gut zu verkaufen, das ist die echt hohe Schule  - denn zu den eigenen Texten wird man so sonderbar distanzlos - man kriegt einfach nciht mehr mit, wo Schwachstellen sind...

Sandra

#3
Es wäre allerdings ein interessanter Gedanke, eine Kabarettistenschule zu gründen, wo man das Handwerk lernen kann. Sehr viele sind natürlich über einen Umweg zum Kabarett gekommen, waren Autoren, oder Schauspieler oder sonstwie bühnentechnisch dabei...

Übrigens finde ich, dass es gerade für Kabarettisten von enormem Vorteil ist, wenn sie möglichst VIEL unterschiedliches Zeug gelernt haben - sowohl Clownerie, als auch Schreiben, als auch Musikalische Bildung, als auch Schauspiel - sonst endet man eben bei Ottis Schlachthof und steht da als hätte man in die Hosen gemacht und nuschelt unkomisches Zeug...

kampmann

Ein wenig OFF TOPIC hier:

wie heißt der Arzt, der zum Kabarettisten wurde, und wo/wie finde ich ihn ?
Ein Außenseiter, der sehr neugierig ist!

Guntram

Eckart von Hirschhausen

(behauptet zumindest Google) ;D
Träume sind nicht Schäume, sind nicht Schall und Rauch,
sondern unser Leben so wie wache Stunden auch.
Wirklichkeit heißt Spesen, Träume sind Ertrag. Träume sind uns sicher schwarz auf weiß wie Nac

Suse

ad kampmann:
hier im Ruhrgebiet heißt der Arzt, der Kabarettist wurde wohl meist Stratmann (ehemals Allgemeinmediziner).
Kenn noch den Georg Ringswandl (ich glaub, der ist Neurologe und aus Österreich??).

Bastian

Hirschhausen ist der jüngere. Hat der nicht sogar einei eigene Fernsehsendung?

Guntram

Gunther Philipp (Psychologe, aber inzwischen Tod)
Träume sind nicht Schäume, sind nicht Schall und Rauch,
sondern unser Leben so wie wache Stunden auch.
Wirklichkeit heißt Spesen, Träume sind Ertrag. Träume sind uns sicher schwarz auf weiß wie Nac

Bassmeister

Oh - der Tod heißt Gunther Philipp? Wie werde ich Tod? Muß ich da erst Psychologie studieren?
Oder reicht es tot zu sein?
[size=9]Nicht alles, was zwei Backen hat, ist ein Gesicht...[/size]

Sandra

#10
*kicher* Der Tod ist ein Meister von Philips.

Ich schätze, Du meinst den Georg Ringsgwandl, der ist Bayer, Münchner glaube ich - und von allen  bisher genannten der einzige ernstzunehmende - der ist wirklich ziemlich gut.

Aus Österreich kommt der ehemalige Psychologe Bernhard Ludwig, dessen Programm "Anleitung zur sexuellen Unzufriedenheit" (oder so ähnlich) ein solcher Erfolg war, dass er es an andere Kabarettisten verkauft hat, nachdem er es jahrelang vor ausverkauften Häusern spielte.

Und @ rosel: ich weiss ja nicht, wie weit Du schon bist, aber Du könntest ja zum Beispiel mal mit meinem Workshop anfangen http://www.vokalsommerakademie.at ;) 8)

Dagmar

#11
Rosel, Du meinst Rosel.

Generell zum Thema: Ich bin eine ziemliche Verfechterin von fundierten Ausbildungen. Soweit ich das verstanden habe, hast Du jetzt Dein Abi in der Tasche. Ich würde Dir empfehlen zunächst eine gute Basisausbildung an einer Hochschule zu machen: Musikstudium oder Schauspiel. Parallel würde ich Workshops besuchen an guten Privatakademien (z.B. der den Sandra empfohlen hat) für Interpretation, Gesang, Theater oder ähnliches. Ich persönlich kenne nämlich leider auch zu viele Autodidakten, bei denen weder das Auto noch das Didakt geklappt hat. Außerdem hast Du mit einer soliden Ausbildung in der Tasche später alle Freiheiten, auch anderweitig Geld zu verdienen: Als Musiklehrerin zum Beispiel. Das kann sehr nützlich sein und Dir einmal den Rücken freihalten, wenn Deine Kabarett-Tour mal wieder nur 100 € für eine Woche harte Arbeit gebracht hat.
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Sandra

Stimmt, das sollte man vielleicht auch einmal erwähnen: Fritz Kortner hat über die Schauspielerei gesagt: 20% Talent, 80% Schweiss und Tränen.
Beim Kabarett ist es nicht anders - und die Chancen, sich damit auch nur ein Auto zu verdienen, sind äusserst gering.
Ich könnte zum Beispiel niemals als solo-Dieseuse arbeiten, wenn ich nicht einen Nebenjob als Radio- und Fernseh-stimme hätte. Man kann sich mit solchen Sachen sicher keine goldene Nase verdienen - ausser man hat tierisches Schwein und trifft gerade mal einen Massengeschmack, wie der Mittermayer - und dann schaut man, dass man seine schäfchen schnell in's Trockene bringt - denn das hält nicht lang vor.

Sandra

Zitattierisches Schwein

in dem Fall eher menschliches Schwein. ::)

besondere_Lernleis

#14
dann bleib ich wohl erst mal bei meinem schauspielstudium, was ich ja eigentlich machen wollte.
ein bischen singen kann ich ( 3 jahre klassischer gesagng, bis jetzt) und den rest werde ich mir erarbeiten.
als ich die drei chansons von gk gesungen hab und das publikum hat sich so gefreut und gelacht, dass war einfach das beste was ich mir habe vorstellen können!
die meisten ham gesagt sie fandens total gut un ham sich gewundert, denn sie kennen mich nicht so wie ich auf der bühne bin!

Bassmeister

ZitatNebenjob als Radio- und Fernseh-stimme

Wo und auf welchen Sendern kann man Dich denn bewundern?
Und: Wie kommt man zu einem Job als Radiostimme?
[size=9]Nicht alles, was zwei Backen hat, ist ein Gesicht...[/size]

Nase

Du machst eine Ausbildung und lässt dich bei einer Agentur eintragen, z.B. dieser

//www.find-a-voice.de
Nur eins, mein Bester; in der Welt ist es selten mit einem Entweder-Oder getan; die Empfindungen und Handlungsweisen schattieren sich so mannigfaltiglich, als Abfälle zwischen einer Habichts- und eine

Sandra

#17
Also, bis zur Ausbildung stimmts. Aber die Agentur - auch die obige - bringt genau nix. Da rufen nur Wappler an (ihr wisst inzwischen, was Wappler sind? ;)) Die wollen nix zahlen, und erwarten auch eigentlich nur halbprofis.
Man geht Klinkenputzen, hinterlässt Demobänder, lässt nicht locker und hat Geduld und sehr sehr viel Glück und eine aussergewöhnliche Stimme. Und eine Begabung, schnell Inhalte zu erfassen und weiterzugeben.

Hören kann man mich zum Beispiel bei den Kultursendungen im ORF, die auf 3Sat wiederholt werden. Treffpunkt Kultur,Tipp-Die Kulturwoche und  manchmal werden auch Beiträge auf Kulturzeit übernommen.
Und auf ö1 im livestream, Samstags bei Diagonal, Sonntags bei Menschenbilder und manchmal auch bei Ambiente.
Und in österreich auch bei Werbungen, bei "Gewinn" zum Beispiel, oder bei Seat, und jetzt bei den neuen Verkehrsministeriums-Spots.

Leider ist das ein aussterbender Job. Die wenigsten kriegen mit, was ein guter Sprecher ausmacht, die wenigsten hören noch darauf, wie etwas präsentiert wird.  Alle Sprecher stöhnen - ich, (die ich mich offiziell als die beste Sprecherin Österreichs bezeichnen darf, nicht nur wegen Stimme und Sprache, sondern wegen Vielseitigkeit und Geschwindigkeit) verdiene jetzt ziemlich genau ein Drittel bis ein Viertel von dem, was ich noch vor 6 Jahren verdient habe. Wohlgemerkt, nicht ein Viertel weniger sondern ein Viertel davon. Das ist herb, glaubt mir. Und es geht allen so.
Andererseits hab ich auch wieder Glück gehabt, denn ich bin mit bald 23 Jahren on the job auch in Österreich die längstdienende - was daran liegt, dass ich eben schnell bin (spart Geld) und vielseitig, und dass ich die Texte gleich noch mitkorrigiere. (Besserwisserisch bin ;)) Die meisten Kollegen (wenn sie nicht einen Job bei einem Sender als Angestellte/r kriegen (gibt's das in Deutschland noch?) - dann sitzen sie von 9-5 oder Spätdienst, und verlesen die Nachrichten) die meisten kollegen sind nach 5 -6 Jahren, soll sein 10 weg vom Fenster. Und für Frauen ist es noch schwieriger, Männerstimmen sind gefragter.


Anyway:
 Rosel, wenn du Gesang und Schauspiel machst, dann bist Du vielleicht wirklich richtig bei meinem Kurs?
In jedem Fall bist Du dann schon mal auf dem richtigen Weg zum Kabarettisten. Weil jetzt geht's nur noch um das Schreiben und das auftreten, abstinken, wieder auftreten, wieder abstinken - bis es dann irgendwann gut läuft.
Aber Lieder von anderen Kabarettisten oder Autoren singen - das ist nicht Kabarettist sein. Vielleicht hast du die falsche Frage gestellt? Komisch sein, und lustige Lieder singen - die auch noch vielleicht ein bissel politisch sein dürfen - das ist was anderes. Das geht eher in Richtung Diseuse.

besondere_Lernleis

ne, das war nur ein beispiel. würde schon lieber was eigenes machen, da kann ich auch viel mehr reinschlüpfen, weils von mir kommt. wenn die leute über die sachen lachen, die von einem selbst kommen und auch dafür bestimmt sind, dann ist das noch viel besser als wenn man was von fremden singt oder vorträgt. ich sehe den vortrag nur als die halbe miete!
na ja ich weis aber nicht o ich so das talent zu schreiben hab. kann man so was lernen?
 :-/

kampmann

#19
@Sandra, als Vater einer (mittlere von 3-en) Tochter, die sich als Illustratorin selbständig gemacht hat in Berlin, kann ich das nur unterstreichen.

Sie hat eine Ausbildung als Schauwerbegestalterin gemacht, dann in Hannover an der FH Innenarchitektur studiert (und mit sehr gut abgeschlossen) - und jetzt ist sie in Berling und hält sich so gerade über Wasser. Freut sich über jeden kleineren oder größeren Auftrag von Verlagen (z.B. Ravensburg) und lebt an der Grenze zum sog. Armutslimit ...

Wir als Eltern sehen das mit einem lachenden Auge aber mehr mit weinendem, aber sie will es schaffen, und ich denke, Sie schafft es auch. Irgendwann wird sie Glück haben, die Tüchtigkeit ist ja schon da ... und von uns will sie nicht mehr unterstützt werden. Und das finde ich gut!

Der Bezug zum Thread? Künstler sind in der Regel arm, es sei denn, sie haben Glück oder eine Anstellung oder beides ... und besonders beeindruckt hat mich Dein Satz: und wenn das Glück da ist, sofort zugreifen und "scheffeln", du weißt nie, wie lange es dauert (sinngemäß) ... Ja, so ist es wohl!

Ein Außenseiter, der sehr neugierig ist!

Bassmeister

Ihr Mann ist nicht zufällig Cembalist? (dann könnte ich sie kennen)
[size=9]Nicht alles, was zwei Backen hat, ist ein Gesicht...[/size]

kampmann

ZitatIhr Mann ist nicht zufällig Cembalist? (dann könnte ich sie kennen)

Meinst Du meine Tochter? - Sie ist nicht verheiratet ;)
Ein Außenseiter, der sehr neugierig ist!

Sandra

#22
Kann man irgendwo ihre Arbeiten sehen? Ich kenn doch soviele Leute - man weiss ja nie, was passiert....


@ rosel: Es gibt diverse Kurse für Schreiben, kreatives Schreiben. Auch eine, die über's netz läuft, von Christian Ide Hintze - ich weiss aber nicht, wie die heisst. kann man aber sicher finden.
Ich kann nicht sagen, wieviel man dabei lernt - in jedem Fall muss man einfach machen - und dann vielelicht möglichst viele unterschiedliche Menschen zum kritisieren der eigenen Arbeit haben - und zwar Menschen, die sich diesbezüglich artikulieren können; die Dir sagen können, was an der STRUKTUR verbesserungswürdig wäre.
Sich selbst laut vorlesen hilft mir immer - dann spüre ich schnell, wo was durchhängt.
vor allem: Du musst es TUN. Schreibenschreibenschreiben. Und das ist harte und einsame Arbeit.
Und natürlich möglichst viel LESEN von Anderen, und analysieren. Also weniger Inhaltlich - das auch, aber nciht nur - sondern vor allem: Wie hat der Autor es gemacht?

kampmann

#23
ja - ist im Comic-Bereich ...:

http://www.stefanikampmann.de


wär natürlich super, wenn daraus was entstehen könnte ...
Ein Außenseiter, der sehr neugierig ist!

Sandra

Das ist aber erstaunlich, dass da nix weitergeht - sie kann doch wirklich sehr viel!
Na, wenn ich was höre, kann ich sie natürlich gerne empfehlen - aber Du weisst selber: sowas ist immer auch Glückssache. Ich denke nur, Mundpropagande ist immer das Wichtigste!