Interview GK auf Bayern Alpha

Begonnen von Sandra, 19. August 2004, 22:35:40

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Sandra

Sendetag: 23.11.2003, 20.15 Uhr



b]Lindenmeyer: [/b]Wien, Los Angeles und New York, München, Berlin, Basel: Das waren seine Städte, das sind seine Städte, Orte eines inzwischen 80-jährigen Künstlers, eines Autors, eines Komponisten, eines Dirigenten, eines Pianisten, übrigens auch eines Ex-Geheimdienstmitarbeiters, eines Bar- und Theaterimpresarios, den ich heute im Alpha-Forum herzlich begrüße, nämlich Georg Kreisler. Jeder kennt Ihren Namen und Ihr Publikum sind nicht nur Menschen, die mit Ihnen älter geworden sind, sondern es sind auch sehr junge Leute mit dabei. Ich erinnere an Ihre letzten Konzerte hier in München in den "Georg Elser Hallen". Wir wollen heute nicht darüber reden, wie man Tauben vergiftet im Park, denn Sie können dieses Lied z. T. schon fast nicht mehr hören. Trotzdem wollen wir Ihnen, meine Damen und Herren, dieses Lied in einer kurzen Einspielung zu Beginn als eine kleine Rückerinnerung präsentieren. Wie alt ist dieses Lied?  
Kreisler: 47 Jahre.  
Lindenmeyer: 47 Jahre schon! So, jetzt gehen wir Tauben vergiften im Park. (Einspielung einer Aufnahme, in der Georg Kreisler sein Lied "Tauben vergiften im Park" singt)
Lindenmeyer: Ich würde gerne mal wissen, wie viele Klagen von Tierschutzvereinen Ihnen dieses Lied eigentlich eingebracht hat.  
Kreisler: Aber nein, es haben nicht die Tierschutzvereine geklagt, sondern die Wiener selbst. Dieses Lied kam nämlich zu einer Zeit heraus, in der man noch von der Wiener Gemütlichkeit gesprochen hat und davon, wie brav und liebenswürdig und angenehm die Wiener sind. Das Lied hat eben diesen Wiener Gemütlichkeitscharakter in Frage gestellt. Das Lied war dementsprechend in Funk und Fernsehen verboten und nur in ganz kleinem Kreis, nämlich in einem Nachtlokal in der Wiener Innenstadt, zu hören.  
Lindenmeyer: Sie haben ja immer wieder an diesem Lied gearbeitet und es immer wieder modernisiert. Manche Kritiker behaupten, Sie hätten damit manche Ihrer Lieder verschlimmbessert. Sie selbst sagen, Sie haben sie modernisiert. Dieses Lied hat Sie jedenfalls nicht losgelassen.  
Kreisler: Nun ja, man hat mich eben auf dieses Lied festnageln wollen. Ich habe jedoch gemeint, dass man zur gleichen Melodie auch ganz andere Lieder schreiben kann. Eines dieser Lieder hieß z. B. "Spielen wir Unfall im Kernkraftreaktor", eines hieß "Gehen wir Herzen vergiften nach Rom", eines hieß "Bleiben wir bewusstseinserweiternd zu Haus". Man kann dieses Thema also durchaus variieren. Ich habe auch immer gesagt, dass man meinetwegen genauso "Gehen wir Eichkätzchen vergiften" schreiben könnte.  
Lindenmeyer: Nun wollen wir aber nicht ausschließlich über die alten Zeiten reden und über die vielen Gassenhauer, die Sie einem großen Publikum geschenkt haben. Kommen wir stattdessen zu einem schwierigen Thema, zu Ihrer Identität: Sie sind aufgewachsen in Österreich, genauer gesagt in Wien, und mussten mit 15 Jahren emigrieren, weil Sie aus einer jüdischen Familie stammten. Welche Erinnerungen haben Sie noch an diese Zeit, als Sie von Wien weggehen mussten und der Nationalsozialismus in Österreich seinen Anfang nahm?  
Kreisler: Eigentlich habe ich noch alle Erinnerungen, denn wenn man das alles in sehr jungen Jahren erleben muss, dann prägt sich das so ein, dass man sich auch später noch genau an alles erinnern kann. Man merkt sich einfach die jungen Tage im Leben eher als die älteren Tage. Ich war jedenfalls erwachsen genug, um diese sechs, sieben Monate Hitler nicht nur mitzuerleben, sondern auch zu verstehen.  
Lindenmeyer: Dietmar Polacek schrieb in der "Frankfurter Allgemeinen", Sie hätten das Glück genossen, rechtzeitig emigrieren zu können.  
Kreisler: Das ist richtig.  
Lindenmeyer: Das Wort "Glück" würden Sie also auch selbst verwenden?  
Kreisler: Das ist schon richtig, das war eine reine Glückssache. Ich hatte einen Cousin beim Film in Hollywood, der schon einige Jahre dort lebte. Man musste damals nämlich eine Bestätigung eines Amerikaners vorweisen können, dass man bei einer Einreise in die USA diesem Staat nicht zur Last fallen würde. Man musste also eine Bürgschaft beibringen. Dieser Cousin hat dann für meine Eltern und mich eine solche Bürgschaft ausgestellt. Und so konnten wir verhältnismäßig rasch hinüber.  
Lindenmeyer: In welchem Bezirk in Wien sind Sie geboren?  
Kreisler: Im siebenten Bezirk, in der Neustiftgasse.
Lindenmeyer: Entstammen Sie einem bürgerlichen Haushalt?  
Kreisler: Nun, das war ein kleinbürgerlicher Haushalt. Ich hatte keine Geschwister und mein Vater war Rechtsanwalt, meine Mutter Hausfrau und zeitweise Sekretärin in der Kanzlei meines Vaters. Ich bin also ganz normal und sehr Wienerisch aufgewachsen. Meine ganze Familie war sehr Wienerisch: Ich hatte unendlich viele Onkels und Tanten, die alle in Wien geboren waren. Gelegentlich konnten sie überhaupt nicht Deutsch, sondern nur Wienerisch.  
Lindenmeyer: Wer hatte denn den Beschluss gefasst, Wien zu verlassen?  
Kreisler: Der Hitler hat diesen Beschluss gefasst!  
Lindenmeyer: Es sind ja auch viele geblieben.  
Kreisler: Das war natürlich ein Irrtum. Viele sind geblieben, das stimmt, und sind dann umgekommen. Uns war das aber von Anfang an klar. Vom ersten Tag des Einmarsches der deutschen Truppen an fanden vor allem in Wien antisemitische Pogrome statt. Das war sehr deutlich: Es wurden z. B. ganze Straßenzüge abgesperrt und alle sich darin befindenden Juden einfach verhaftet. Sie saßen dann ein, zwei Monate im Gefängnis. Wenn sie Glück hatten, wurden sie dann herausgelassen, wenn sie Pech hatten, sind sie nach Dachau ins Konzentrationslager gekommen. Man hat die Leute wirklich wahllos verhaftet, man hat sie wahllos auf der Straße verprügelt. Man hat sie, das ist bekannt, auch die Straße mit einer Zahnbürste reinigen lassen usw.  
Lindenmeyer: Sie besitzen aus dieser Zeit ja noch einen deutschen Pass.  
Kreisler: Ja, ich besitze aus dieser Zeit noch einen deutschen Pass mit einem "J" drin. Dieses "J" war übrigens eine Schweizer Erfindung, damit sie die Leute an der Grenze leichter "erkennen" konnten. Diesen Pass habe ich noch, das stimmt. Damals war ich 15 Jahre alt.  
Lindenmeyer: Dieser Pass hat Sie in all den Jahrzehnten begleitet.  
Kreisler: Ja, er hat mich begleitet. Und ich bin auch nie wieder Österreicher geworden. Denn es war einfach so: Nach dem Krieg wurden alle Österreicher, die unter Hitler ja deutsche Staatsbürger geworden waren, automatisch wieder Österreicher. Das galt aber nur für diejenigen, die auch in Österreich geblieben waren. Das heißt also, wer emigriert war, wer geflüchtet wurde, wie ich immer sage, musste um diese österreichische Staatsbürgerschaft extra ansuchen. Er musste also vor Gericht gehen und begründen, warum er Österreicher werden will. Dieses habe ich mir allerdings versagt.  
Lindenmeyer: Während alle österreichischen Faschisten automatisch wieder Österreicher wurden.  
Kreisler: Ja, natürlich.  
Lindenmeyer: Dieser Pass hat Sie zunächst einmal nach Amerika begleitet. Sie kamen also als 15-Jähriger durch die Vermittlung eines Verwandten nach Hollywood. Wenn die Informationen richtig sind, die man über Sie liest, weil Sie selbst Ihre Autobiographie immer noch nicht geschrieben haben und sie wahrscheinlich auch nicht schreiben wollen...
Kreisler: Richtig, Sie sind gut informiert.
Lindenmeyer: Wenn es also richtig ist, was man über Sie liest, dann wollten Sie damals Dirigent werden.  
Kreisler: Ja, ich wollte Dirigent werden, ich wollte Musiker werden. Ich hatte schon in Wien quasi Musik studiert: Ich hatte dort Klavier, Geige, Komposition usw. gelernt. In Los Angeles habe ich das dann fortgesetzt. Ich wollte eigentlich gerne bei Schönberg studieren, was man aber leider nicht zugelassen hat. Denn die Universität, an der Schönberg unterrichtete, hat mich nicht aufgenommen, weil ich kein Abschlusszeugnis hatte.  
Lindenmeyer: Aber Schönberg hat Ihnen doch ein Empfehlungsschreiben verfasst.  
Kreisler: Ja, er hatte mir sogar ein Empfehlungsschreiben an den Rektor gegeben. Dieses Schreiben habe ich über all die Jahre aufbewahrt und es jetzt vor kurzem dem Schönberg-Archiv überlassen. Das hat aber alles nichts genützt, denn der Rektor meinte, wenn ich kein Abschlusszeugnis habe, dann kann ich bei ihm nicht an die Uni gehen. Es gab aber in Los Angeles noch eine zweite Universität, die mich dann aufgenommen hat. Sie war aber auch verhältnismäßig teuer, wohingegen die Universität, an der Schönberg unterrichtete, nichts oder doch nur sehr wenig gekostet hätte. Dort hat man mich also genommen und ich habe weiterhin Musik studiert. Meinen Unterhalt habe ich dabei mit Klavierbegleitung usw. verdient.  
Lindenmeyer: Kommen wir doch noch einmal zurück zu Arnold Schönberg. Wie haben Sie Ihn als junger Mann damals wahrgenommen? Begegneten Sie ihm mit großen Hoffnungen? Hielt er Abstand Ihnen gegenüber?  
Kreisler: Schönberg war ja ein wirklicher Typ. In einer seiner Klassen durfte ich damals dann doch sitzen und ihn beobachten. Er sprach während der Unterrichtsstunden immer halb Englisch und halb Wienerisch. Aber die amerikanischen Studenten hat das nicht gestört.  
Lindenmeyer: Hatten Sie damals Kontakte zu anderen österreichischen und deutschen Emigranten?  
Kreisler: Ja, natürlich, sehr viele, alleine schon wegen meines Cousins Walter Reisch, der beim Film, bei der MGM war. Dadurch habe ich natürlich auch den Billy Wilder und alle möglichen Emigranten kennen gelernt.  
Lindenmeyer: Sie haben dann in Los Angeles und später in New York in Bars gespielt.  
Kreisler: Nein, ich habe in Los Angeles nicht in Bars gespielt.  
Lindenmeyer: Das war also noch die Zeit, in der Sie Filmmusiken gemacht haben.  
Kreisler: Ich habe Filmmusik gemacht und war beim Film so eine Art Probepianist. Ich wurde halt für so einige niedrige musikalische Jobs gebraucht. Auch bei Revuen habe ich damals mitgemacht. Ich habe auch schon mit 19 Jahren eine erste Revue dirigiert. Sie hieß "Meet the People". Dabei habe ich mich allerdings als älter ausgegeben. Ja, und dann kam der Krieg und ich wurde Soldat. In Bars gespielt habe ich in New York erst nach dem Krieg ab 1946/47.  
Lindenmeyer: Wir sollten jetzt mal ein wenig über Georg Kreisler und die Soldaten sprechen. Sie hatten perfekt Amerikanisch zu sprechen gelernt...
Kreisler: Nein, das kann man nicht sagen. Ich habe ganz gut Englisch gesprochen. Bis ich eingezogen wurde, war ich natürlich noch immer pro forma deutscher Staatsbürger. Erst als Soldat bin ich amerikanischer Staatsbürger geworden.  
Lindenmeyer: Sie hatten in dieser Zeit aber auch einen wichtigen Förderer, das war der große Opernkritiker, Opernkenner und Opernexperte Marcel Prawy. Ich fasse diese Jahre jetzt einmal ein wenig zusammen, damit wir nicht zu lange bei diesem Abschnitt Ihrer Biographie bleiben. Marcel Prawy, der ja heute immer noch im österreichischen Fernsehen präsent ist und viele Bücher geschrieben hat, hatte Sie jedenfalls in seinen Truppenteil geholt. Kann man das so sagen?  
Kreisler: Nein, das kann man nicht so sagen, das kann man wirklich nicht so sagen. Ich wurde eingezogen und wurde sehr bald zur Aufklärung geschickt, weil alle, die Deutsch oder Italienisch oder Japanisch konnten, zur Aufklärung geschickt wurden. Darunter war auch der Prawy. Interessanterweise saß Prawy schon damals, 1943/44, bei dieser Truppe am Klavier und hat den amerikanischen GIs die Opern erzählt und erklärt. Er hat sich also in all den Jahren eigentlich überhaupt nicht geändert...
Lindenmeyer: Ist es eigentlich ein Vorteil oder ein Nachteil, wenn man sich nicht verändert?  
Kreisler: Bei ihm ist es ein Vorteil, denn er reichert sein Wissen ununterbrochen an. Er ist also ein Phänomen an Gedächtnis. Ich habe ihn schon damals dafür bewundert, was er alles weiß und was er alles kann. Wenn man z. B. über Wagner spricht, was soll man da anderes tun, als selbst noch das kleinste Detail über Wagner zu wissen? Und genau das weiß er.  
Lindenmeyer: Er hat also gesagt, Sie sollten zu ihm kommen.  
Kreisler: Wir sind nach Übersee geschickt worden und Prawy kam dabei zu einer Abteilung, in der die diversen Aufgaben für die verschiedenen Truppenteile festgelegt wurden. Wir beide haben uns dabei ganz gut verstanden und zusammen amerikanische GI-Shows produziert und sie auch selbst dort für die Soldaten gespielt.  
Lindenmeyer: Sie haben also Truppenunterhaltung gemacht.  
Kreisler: Genau. Da habe ich einiges gemacht. Ich bin z. B. auch mal mit einer Revue durch ganz England von Truppe zu Truppe gereist.  
Lindenmeyer: Hat es denn bereits damals Ihren berühmten schwarzen Humor zumindest in Andeutungen gegeben?  
Kreisler: Ich glaube schon.  
Lindenmeyer: Und haben die Amerikaner das verstanden?  
Kreisler: Ja, doch, doch. Ich habe damals aber noch nicht so viele Texte geschrieben, sondern mehr die Musik gemacht und inszeniert und natürlich auch mitgespielt.  
Lindenmeyer: Sie sagen also, dass der schwarze Humor in Wien, in Österreich, nicht viel anders ist als in...
Kreisler: ...New York. Ich habe dann bereits in New York meine eigenen Lieder mit schwarzem Humor gesungen. Wenn ich aber zunächst ein bisschen in der Chronologie bleiben darf. Der Prawy war also dort eingeteilt und hat dann eines Tages zu mir gesagt: "Pass auf, es gibt da eine Abteilung für sehr prominente deutsche Gefangene, also für Politiker, hohe Offiziere usw. Zu dieser Abteilung bring ich dich. Du kannst Klavier spielen, du wirst diese Leute unterhalten." Als ich zur Aufnahmeprüfung für diesen Truppenteil kam, hat man mich als Erstes gefragt, was ich denn über Beethoven wissen würde. Man hat sich also vollkommen lustig darüber gemacht, dass auch so einer wie ich dort hingeschickt wurde. Dort in dieser Abteilung arbeiteten nämlich außer mir nur Politologen und Historiker usw. Ich kam also ebenfalls in diese Abteilung und hatte dadurch die Gelegenheit, viele prominente deutsche Nazis aus der Nähe zu sehen und vielleicht auch mit ihnen zu sprechen.  
Lindenmeyer: Bekannt ist, dass Sie Hermann Göring persönlich erlebt haben, Ernst Kaltenbrunner und auch Julius Streicher, der den "Stürmer" verantwortet hatte. Sie haben irgendwo einmal gesagt, Hermann Göring sei dabei für Sie eine der interessantesten Figuren gewesen, weil er der Einzige war, der seine Mittäterschaft nicht geleugnet hat.  
Kreisler: Na ja, er hat so ein bisschen seine Witze darüber gemacht. Ich will nicht sagen, dass er nicht die Wahrheit gesagt hat, er sagte halt nur: "In meiner Position musste ich natürlich verschiedene Dinge machen und gutheißen, aber das war doch selbstverständlich. Ich habe nur meine Pflicht getan!" In dieser Art und Weise hat er also gesprochen. Aber Sie haben Recht, viele andere haben selbst das rundweg abgeleugnet. Wirklich dazu bekannt hat sich jedoch keiner. Soweit ich weiß, hat sich keiner wirklich zu seinen Verbrechen bekannt.  
Lindenmeyer: Bei den Nürnberger Prozessen waren Sie aber nicht mehr mit dabei?  
Kreisler: Richtig.  
Lindenmeyer: Warum?  
Kreisler: Weil ich dann bereits aus der Armee entlassen werden konnte. Es gab damals so ein bestimmtes Punktesystem in der Army: Man musste genügend Punkte gesammelt haben, damit man seine Entlassung einreichen konnte. Das habe ich dann auch gemacht, denn ich wollte weg aus der Army, ich wollte nicht mehr Soldat sein. Ich hatte ja auch ursprünglich nicht Soldat werden wollen. Und bleiben wollte ich es erst recht nicht.  
Lindenmeyer: Sie sind diesen drei Figuren Göring, Kaltenbrunner, Streicher – sie stehen nur beispielhaft für viele solcher Figuren –, Sie sind diesen drei Nationalsozialisten und Faschisten als ein Emigrant begegnet, der mit seiner Familie hatte flüchten müssen und aus dessen Familie auch viele Angehörige in den Konzentrationslagern, im Holocaust, ums Leben gekommen sind: Können Sie sich noch daran erinnern, was Sie gefühlt haben, als Sie diesen Menschen zum ersten Mal gegenüberstanden?  
Kreisler: Man muss bedenken, ich war damals ungefähr 22 Jahre alt und war ja glimpflich davon gekommen. Mir traten dann diese alten, total verstörten und weißhaarigen Männer gegenüber: Teilweise mussten sie sich ihre Hosen hoch halten mit den Händen, weil man ihnen Gürtel und Hosenträger abgenommen hatte, damit sie nicht Selbstmord begehen können. Streicher z. B. war ja schon total verwirrt: Er brauchte eine ganze Stunde, um auf eine einfache Frage eine Antwort geben zu können. Wenn man ihn gefragt hat, was sein Beruf sei, hat er lange nachgedacht und schließlich gesagt: "Volksschullehrer!" Ich habe ihn dann gefragt, was er denn noch gewesen sei. Wiederum nach langer Zeit hat er dann gemeint: "Ja, äh, Gauleiter war ich auch." Was sollte man mit denen machen? Mit denen war doch nichts mehr anzufangen. Göring war eine Ausnahme: Er war sehr präsent. Aber die meisten anderen waren geistig doch schon weggetreten. Es war ja Krieg gewesen und sie hatten doch einiges mitgemacht. Was soll man da tun? Soll man ihnen eine runterhauen? Es hat Leute gegeben, die das getan haben...  
Lindenmeyer: ...die Rachegefühle hatten.  
Kreisler: Ja, es gab einige, die Rachegefühle hatten. Ich hatte solche Gefühle nicht. Mir ist Rache sowieso fremd und mir war Rache schon damals fremd.  
Lindenmeyer: Wenn Sie Ihren Eltern nach Amerika über diese Ihre Kontakte berichtet haben, wie waren da die Reaktionen?  
Kreisler: Meine Mutter war schon tot damals, denn sie ist in Amerika leider sehr früh gestorben. Mein Vater war ein Österreicher, ein Pedant, ein Rechtsanwalt eben und hat gesagt: "Na ja, das muss man alles mitmachen." Er hat eigentlich keine Reaktion darauf gezeigt.  
Lindenmeyer: Nach diesen Jahren sind Sie dann natürlich wieder nach Amerika zurückgegangen. Dort haben Sie, wie man vielleicht sagen kann, getingelt: in New York, in den Bars.  
Kreisler: Ich bin zuerst nach Hollywood gegangen und habe dort bei ein paar Filmen mitgearbeitet. Weil ich aber glaubte, dass ich dort keine Zukunft habe, bin ich nach New York gegangen. Dort hatte ich aber überhaupt kein Geld und die einzige Art und Weise für mich, wie ich damals Geld verdienen konnte, bestand darin, die Leute aufgrund meiner Erfahrungen als Soldat in Nachtlokalen zu unterhalten. So habe ich mich also ans Klavier begeben und ein paar Lieder geschrieben. Zuerst habe ich nur in New York in Nachtlokalen gespielt und dann überall in den Staaten.  
Lindenmeyer: Hatten Sie dabei immer noch die Hoffnung, eines Tages Dirigent zu werden? Oder war das dann doch schon vorbei?  
Kreisler: Ich habe dann eben so allmählich angefangen zu schreiben: natürlich auf Englisch, denn Englisch ist meine zweite Muttersprache. Ich hatte auch einen alten Army-Kollegen, der Schriftsteller war und der mir ein bisschen geholfen hat mit der englischen Sprache. Wir haben uns nämlich ein Jahr lang eine Wohnung geteilt. Von ihm habe ich wirklich sehr viel profitiert.  
Lindenmeyer: In New York lebte damals Oskar Maria Graf, in Hollywood Bertolt Brecht: Haben Sie die beiden auch kennen gelernt?  
Kreisler: Nein, diese beiden nicht.  
Lindenmeyer: Sie sagten aber, Sie hätten Billy Wilder kennen gelernt.  
Kreisler: Ja, Billy Wilder habe ich dort kennen gelernt. Und ich habe natürlich auch die ganzen Exil-Schauspieler kennen gelernt wie z. B. den Ernst Deutsch, den Albert Bassermann, den Ludwig Stössel oder aus Wien die Gisela Werbezirk usw. In Hollywood saßen ja zu der Zeit jede Menge Emigranten aus Deutschland und Österreich. Sie waren alle sehr traurig und lebten eigentlich erst wieder auf, als man in Amerika begann, Anti-Nazi-Filme zu machen: All diese jüdischen Schauspieler durften dann die Nazis spielen in diesen Filmen.  
Lindenmeyer: Sie sind ein Weltbürger. Sie sind von der Staatsangehörigkeit ein Amerikaner, Sie besitzen noch Ihren alten deutschen Pass mit diesem "J" für Jude und...
Kreisler: Aber der ist natürlich Gott sei Dank heute ungültig.  
Lindenmeyer: Die österreichische Staatsangehörigkeit hätten Sie beantragen müssen: Das wollten Sie nicht tun. Sind Sie eigentlich gegenüber dem österreichischen Staat zwar nicht beleidigt, aber doch distanziert? Sie halten einen gewissen Abstand.  
Kreisler: Ich bin einfach Realist, ich bin total realistisch. Für mich ist die Situation heute so, dass mich die Österreicher selbst nie als Österreicher anerkennen würden.  
Lindenmeyer: Warum ist das so?  
Kreisler: Schauen Sie, das fing doch schon an, als in den sechziger Jahren der Jude Bruno Kreisky für die SPÖ gegen Josef Klaus von der ÖVP als Bundeskanzler kandidierte. Damals hat der Klaus ein Plakat drucken lassen, auf dem stand: "Ein echter Österreicher!" Dabei war das Wort "echter" unterstrichen. Man hat also schon damals gesagt, dass ein Jude halt ein österreichischer Jude und damit halt doch ein bisschen was anderes sei. Man sagte schon damals wieder: "Das ist halt nicht dasselbe!"  
Lindenmeyer: Man sagt ja gelegentlich, dass eine Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus, die in Deutschland in der Adenauer-Republik ja auch nur relativ spärlich erfolgte, in Österreich eigentlich bis heute nicht passiert ist. Teilen Sie diese Ansicht?  
Kreisler: Das ist sehr ambivalent. Man hatte in Österreich ganz im Gegensatz zu Deutschland nach dem Krieg z. B. ganz bewusst in hohen Positionen keine Nazis. Die Leute in den hohen Positionen in Österreich waren stattdessen patriotische Österreicher - und deswegen noch immer Antisemiten. Der Antisemitismus wurde davon nicht tangiert. Sie waren einfach Österreicher, die kein Deutsch-Österreich wollten. Sie waren also nationale Österreicher und Antisemiten, aber sie haben keine alten Nazis eingestellt – wenigstens am Anfang nicht.  
Lindenmeyer: Schlug Ihrer Familie wie vielen anderen Emigranten auch die Haltung entgegen, "Wir haben hier durchgehalten, während ihr euch davon gemacht habt"?  
Kreisler: Nein, zumindest mir nicht. Das hat mir niemand gesagt. Man kann das immer wieder lesen, aber direkt gesagt hat mir das niemand.  
Lindenmeyer: Kommen wir noch einmal kurz zurück zu Amerika. Das waren für Sie diese schwierigen Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg: Sie waren zunächst in Hollywood und danach dann in New York. Haben Sie denn auch die McCarthy-Ära miterlebt?  
Kreisler: Ja, die habe ich miterlebt.  
Lindenmeyer: Sie haben also diese Staatszensur, die Überwachung, die Verhöre usw. selbst miterlebt.  
Kreisler: Ja, das habe ich alles selbst erlebt. Ich hatte auch große Sorge, weil ich einige Kommunisten kannte: Sie waren einfach in meiner Bekanntschaft. Ich selbst war jedoch nie Kommunist. Im Gegenteil, ich habe mit ihnen gestritten. Ich war also dagegen. Aber ich habe sie eben gekannt. Das FBI – oder welche Behörde das auch immer gewesen ist – war auch bei mir und hat mir Bilder gezeigt und mich gefragt, ob ich diese Leute kenne. Das habe ich natürlich bejaht. Aber ich hatte schon große Sorge, ob ich einen Pass bekomme. Die meisten Leute damals in ähnlicher Position wie ich haben alle keinen Pass bekommen. Ich habe einen Pass bekommen, ohne Schwierigkeiten.  
 Lindenmeyer: Sie leben ja heute in der Schweiz. Einige Städte in Ihrem Leben habe ich bereits zu Beginn dieses Gesprächs genannt: Sie lebten in Los Angeles, in New York und selbstverständlich auch in Wien, die Stadt, aus der Sie kamen. Sie sind nämlich in den fünfziger Jahren zusammen mit Helmut Qualtinger, mit Carl Merz, mit Gerhard Bronner, mit Luise Martini usw. auch wieder in Wien aufgetreten. Danach dann kamen Sie nach München, von München gingen Sie nach Berlin und von da nach Basel.  
Kreisler: Nicht ganz. Ich bin also zunächst von München wieder nach Wien zurückgegangen und ging dann erst von Wien aus nach Berlin. Von Berlin ging es zunächst nach Salzburg, genauer gesagt nach Hof bei Salzburg, einem Dorf bei Salzburg. Von dort aus ging es erst nach Basel.  
Lindenmeyer: So kann man also Ihr Leben anhand Ihrer Wohnorte gerafft darstellen. Wenn Sie heute nach Wien kommen, und Sie kommen gelegentlich nach Wien, was sind Sie dann dort? Ein Amerikaner? Ein Deutscher? Ein Weltbürger?  
Kreisler: Nein, nein, für meine Bekannten und Freunde dort bin ich natürlich ein Wiener. Wenn ich sage, ich werde von den Österreichern nicht akzeptiert, so meine ich damit natürlich nicht meine Freunde und Bekannten in Wien: Sie akzeptieren mich natürlich absolut als Wiener. Ich habe vor zwei Jahren eine Oper geschrieben, die "Der Aufstand der Schmetterlinge" heißt: Sie wurde in Wien uraufgeführt. Es gibt auch einen Mitschnitt davon, eine Platte davon. Leider hat sich bisher noch kein anderes Opernhaus im geringsten dafür interessiert, obwohl der Plattenproduzent diese Aufnahme überall hingeschickt hat. Aber das wird noch kommen, da mache ich mir keine größeren Sorgen. Da war ich also z. B. durchaus Wiener.  
Lindenmeyer: Sie hatten einmal einen offenen Briefwechsel mit Wieland Schmied, in dem es um Thomas Bernhard ging. Wieland Schmied hatte irgendwo geäußert, Thomas Bernhard sei ja, ich kann das nur mit meinen eigenen Worten wiedergeben, nur so stark geworden, sei so kreativ geworden durch den österreichischen Staat, durch die Ministerialbürokratie, durch all das, was er dort erlebt hat. Sie haben dieser These jedoch widersprochen. Was hat denn eigentlich bei Ihnen diesen schwarzen Humor und diese harte Auseinandersetzung mit der Ministerialbürokratie, mit dem Staatsbeamtentum so angefeuert?  
Kreisler: Also, an diesen Briefwechsel erinnere ich mich nicht mehr sehr genau. Darüber kann ich wirklich nichts sagen. Ich weiß nur, dass damals in der "Süddeutschen Zeitung" ein Artikel gestanden hat und ich einen Leserbrief dazu geschrieben habe. Aber Genaueres kann ich Ihnen dazu nicht mehr sagen.  
Lindenmeyer: Ich frage Sie das deshalb, weil ja Thomas Bernhard testamentarisch verfügt hatte, dass seine Stücke nicht mehr aufgeführt werden sollen in Österreich, dass seine Bücher nicht mehr in Österreich verlegt werden. Eine solche Haltung war Ihnen jedoch immer fremd. Sie haben Ihren Frieden geschlossen mit diesem Österreich?  
Kreisler: Das ist einfach etwas anderes als bei Thomas Bernhard. Bei mir war es ja von Anfang an so, dass die Bürokratie, also das offizielle Österreich, nie das geringste Interesse an mir hatte. Bei Thomas Bernhard war das doch ganz anders gewesen: Er ist doch am Burgtheater aufgeführt worden, seine Bücher sind doch in Österreich gedruckt worden usw. Er hatte österreichische Verleger und hat auch dort im Land gelebt. Das war also etwas ganz anderes als bei mir. Ich habe dort nur zeitweise gelebt: Von offizieller Seite bin ich jedoch vollkommen ignoriert worden. Ich hatte nie einen Posten in Österreich und man hat mir auch nie einen angeboten.  
Lindenmeyer: Aber Sie haben ja auch ganz schön Pfeffer hineingeblasen in diese Wiener Welt.  
Kreisler: Na ja, sicher, aber die Bürokratie ist natürlich überall furchtbar. So lange ich in Wien gelebt habe, habe ich halt in die Wiener Bürokratie "hineingeblasen", wie Sie das bezeichnen. Das hat damit aber nichts zu tun. Ich habe jedoch auch von Deutschland nie offiziell ein Angebot erhalten. Man hatte nie das Interesse, mir meinetwegen eine Stelle als Dramaturg oder als Autor an einem Theater oder als Regisseur anzubieten. Ich hatte ja immerhin auch bei einigen meiner Musicals Regie geführt. Man hat mir nie irgendetwas angeboten. Das fand alles immer nur von mir persönlich aus statt.  
Lindenmeyer: Sie haben ja in Ihren frühen Jahren, das haben Sie irgendwann einmal so geäußert, schon auch die Erfahrung gemacht, dass Sie Probleme hatten mit den Medien, mit dem Hörfunk, mit dem Fernsehen: Man hat Kreisler damals nicht so gerne gespielt.  
Kreisler: Bis heute ist das so!
Lindenmeyer: Oh, für den Bayerischen Rundfunk würde ich das so nicht sagen.  
Kreisler: Doch, doch.  
Lindenmeyer: Wir haben z. B. Ihr letztes Konzert aufgenommen und ausgestrahlt.  
Kreisler: Die neuen Sachen wird der Bayerische Rundfunk nicht spielen und hat sie auch nie gespielt. Es stimmt also nicht, was Sie sagen. Heute spielt man natürlich solche Lieder wie "Tauben vergiften", das mittlerweile, wie gesagt, 47 Jahre alt ist. Dieses Lied war eben damals verboten. Ich habe einmal mit dem damaligen Intendanten des Südwestfunks, Helmut Hammerschmidt, eine Wette um eine Kiste Wein abgeschlossen. Hammerschmidt hatte nämlich zu mir gesagt: "Du kannst spielen, was du willst. Mach' eine Aufnahme, nimm irgendein Lied von dir auf und ich garantiere dir, dass wir das senden!" Ich hatte damals ein Lied über den Franz Josef Strauß: Dieses Lied habe ich aufgenommen. Natürlich hat er es nicht ausgestrahlt. Dafür schickte er mir aber eine vorzügliche Kiste Wein. Ich werde wirklich bis heute zensuriert. Das ist gar keine Frage.  
Lindenmeyer: Warum?  
Kreisler: Ich weiß nicht warum. Ich glaube, diese Zensur findet bei den meisten bereits im Kopf statt. Das zeigt sich ja schon daran, dass keine Reaktion kommt, wenn ich diese Oper überall herumschicken lasse: Kaum jemand sieht sich das wirklich näher an. Die meisten sagen nur: "Kreisler ist doch ein bisschen... Wollen wir das wirklich machen? Nein." Ich weiß nicht, wie viel davon auf Rechnung des Antisemitismus geht: wahrscheinlich nicht sehr viel. Ich bin halt irgendwie verrufen als ein gefährlicher Mensch. Ich selbst empfinde mich aber überhaupt nicht als gefährlichen Menschen. Ich versuche auch in gar keiner Weise, irgendjemanden zu provozieren. Niemand wird von mir direkt provoziert. Ich schreibe einfach, was mir in den Kopf kommt.  
Lindenmeyer: Nun könnte es ja sein, jetzt bin ich mal ganz frech zu Ihnen, dass einige Lieder vielleicht nicht gut sind?  
Kreisler: Natürlich.  
Lindenmeyer: Akzeptieren Sie dann eine solche Kritik oder eine Entscheidung, das nicht zu senden? Oder sagen Sie, dass das Vorzensur sei, dass das Zensur sei?  
Kreisler: Nein, ich akzeptiere das mit dem größten Vergnügen. Ich freue mich doch über jede sachliche negative Kritik, denn ich will mich doch verbessern. Man lernt ja wirklich immer wieder dazu. Ich habe also überhaupt nichts gegen Kritik. Nein, die Leute, die mich verhinderten und die mich bis heute verhindern, kritisieren ja nicht, sie sorgen ja nur dafür, dass ich nicht stattfinde.  
Lindenmeyer: Man muss fairerweise hier aber auch sagen, dass Sie in den sechziger Jahren eine ganze Reihe von Förderern hatten. Ich fand z. B. geradezu eine Lobhymne auf Sie vom Anfang der sechziger Jahre in der "Süddeutschen Zeitung" aus der Feder von Joachim Kaiser. Er hat Sie damals in der Zeitung als eine große Entdeckung gefeiert. Es gab also sehr wohl auch Leute, die bereits damals gemerkt haben, wie notwendig eigentlich Deutschland Sie braucht als Autor, als Pianist, als Chansonnier, als Essayist und Buchautor. Sie haben neben der Oper, die Sie bereits erwähnten, ja auch eine Reihe von Filmprojekten gemacht.  
Kreisler: Fernsehen, ich habe Fernsehen gemacht. Sie sprechen jetzt aber von der Münchner Zeit.  
Lindenmeyer: Ja, von der Münchner Zeit mit Topsy Küppers.  
Kreisler: Damals war es vor allem der Everding, der mich gefördert hat. Everding hatte eigentlich nur ein paar Platten von mir aus Wien gehört, aber er kam dennoch zu mir und sagte: "Mach mir doch bitte an den Münchner Kammerspielen Nachtvorstellungen. Ein, zwei Nachtvorstellungen am Freitag- oder Samstagnacht. Da fangen wir dann um zehn Uhr abends an und hören um Mitternacht auf." Aus ein oder zwei solcher Nachtvorstellungen wurden dann zehn. Das Publikum kam in Scharen. Es war also eigentlich der Everding gewesen, der das angefangen hat. Von dort aus bin ich dann ans Zürcher Schauspielhaus gekommen usw. Damit habe ich also angefangen, Chanson-Abende an Theatern zu spielen. Ich kann mich komischerweise noch genau an diese Kritik von Joachim Kaiser erinnern. Ja, er hat mich sehr gelobt, das stimmt. Er hat aber, das war ganz komisch, auch gesagt, ich solle zwischen den Lieder nicht reden. Das ist natürlich Unsinn, aber egal. Er hat damals jedenfalls geschrieben: "Singe Kreisler, rede nicht!" Ich kann mich also noch recht gut an diese von Ihnen erwähnte Kritik erinnern. Es war eine positive Kritik.  
Lindenmeyer: Eine sehr positive Kritik.  
Kreisler: Ja, absolut.  
Lindenmeyer: Für München war das ja ganz neu: Sie, nach Ihren eigenen Worten von Funk und Fernsehen nicht so geliebt, bekamen nun plötzlich in der Öffentlichkeit eine solche Kritik.  
Kreisler: Kaiser war und ist bis heute sicherlich eine große Ausnahme unter den Kritikern. Er hat nämlich sehr viel Sachverstand, was man weiß Gott nicht von allen Kritikern sagen kann.  
Lindenmeyer: Hatten Sie eigentlich literarische Vorbilder? Heinrich Heine? François Villon? Wedekind?  
Kreisler: Na, sicher. Wedekind, Ringelnatz, Morgenstern, Nestroy, Karl Kraus usw. usf.  
Lindenmeyer: Wer hat Sie am stärksten geprägt? Nestroy?  
Kreisler: Wahrscheinlich Nestroy, weil ich an und für sich eigentlich ein Theatermensch bin. Aber mich hat sicherlich auch jemand wie Erich Kästner geprägt. Ich hatte von Kästner natürlich die Kinderbücher gelesen und später dann auch seine Bücher für Erwachsene. Man darf ja nicht vergessen, dass ich durch meine Zeit in Amerika von der deutschen Literatur 17 Jahre lang so gut wie abgeschnitten war. Ich habe erst als 32-, 33-Jähriger wieder angefangen, richtig zu lesen.  
Lindenmeyer: Was haben Sie dann gelesen?  
Kreisler: Alles, was mir in die Hände gekommen ist.  
Lindenmeyer: Also Brecht, Dürrenmatt, Frisch, die österreichischen Autoren usw.  
Kreisler: Ja, alles, was mir in die Finger gekommen ist.  
Lindenmeyer: Kommen wir noch einmal zu Nestroy, zu den Couplets und der Improvisation. Welche Rolle spielt eigentlich die Improvisation in Ihren Konzerten?  
Kreisler: Überhaupt keine, überhaupt keine. Da ist alles genau einstudiert, jede Geste, jeder Blick usw.  
Lindenmeyer: Das heißt, da ist alles minutiös geplant.  
Kreisler: Ja, absolut. Ich glaube nämlich nicht an Improvisation auf der Bühne.  
Lindenmeyer: Dann sind also auch die improvisierten Zugaben im Grunde genommen vorher genau geplant.  
Kreisler: Selbstverständlich sind diese Zugaben genau geplant. Das muss ja alleine schon vom Licht her alles stimmen und daher vorher geplant werden. Man manipuliert also das Publikum.  
Lindenmeyer: Sie gehen seit vielen Jahren – und das Publikum freut sich darüber, auch ich habe mich schon darüber gefreut – auf Verabschiedungstournee. Sie verabschieden sich schon ziemlich lange von Ihrem Publikum: Ist es so schwer loszulassen? Oder foppen Sie gerne Ihre Publikum?  
Kreisler: Weder noch. Ich habe eine Abschiedstournee gemacht, die so nicht von mir geplant gewesen ist. Mich hat damals ein Agent dafür gebucht und diese Sache überall als Abschiedstournee angekündigt, um Karten zu verkaufen. Ich habe davon erst im Nachhinein erfahren. Danach ging ich dann wirklich auf eine Abschiedstournee, habe dabei aber ausdrücklich betont, dass ich mich nur von den Liedern verabschiede, von diesen Auftritten, bei denen ich am Klavier sitze und Lieder singe. Denn ich finde, damit muss man ab einem gewissen Alter aufhören.  
Lindenmeyer: Diese Zeit ist also unwiderruflich vorbei?
Kreisler: Diese Zeit ist unwiderruflich vorbei. Ich werde mich bei Auftritten nicht mehr ans Klavier setzen. Ich habe aber jetzt auf Drängen meiner Frau, Barbara Peters, mit der ich jetzt seit genau 26 Jahren alles zusammen mache, angefangen, Leseabende zu machen. Aber ich glaube, auch das werde ich nicht mehr lange machen.  
Lindenmeyer: Wie gehen Sie damit um, dass Barbara Peters, Ihre vierte Frau, in der Presse häufig hart kritisiert wird?  
Kreisler: Ach, dasselbe passiert doch so vielen. Ich werde auch häufig in der Presse hart kritisiert. Das hat mit den Jahren ein wenig aufgehört, weil ich beim Publikum sehr viel Erfolg habe und weil dankenswerterweise sehr viele junge Leute in meine Vorstellungen kommen. So haben die Kritiker allmählich aufgehört, auf mich loszugehen. Statt dessen gehen sie heute eben auf Barbara Peters los. Aber auch das hört jetzt langsam auf. Ich denke einfach, dass Zeitungskritiken eine Frage der Opportunität sind. Der Kritiker geht ja schon mit dem Gedanken in die Vorstellung hinein: "Was werde ich darüber schreiben?" Er geht also nicht wie das normale Publikum unbelastet in die Vorstellung. Bei allem, was er hört, sucht er dann nach etwas, bei dem er sich hervortun kann. Darüber schreibt er dann. Und das war eben zeitweise Barbara Peters. Das war seinerzeit genauso bei Topsy Küppers, aber auch mit anderen Partnern und Partnerinnen, mit denen ich Abende gemacht habe, war das so: Die sind heruntergeputzt worden, damit der Kritiker zeigen kann, dass er von der Sache etwas versteht. Man darf das nicht so wichtig nehmen.  
Lindenmeyer: Mit Topsy Küppers, Ihrer dritten Frau, die sehr wesentlich war für Ihre künstlerische Entwicklung...
Kreisler: Ja.  
Lindenmeyer: ...haben Sie ja auch 14 Jahre lang kräftig gestritten. Sie haben mit ihr einen Urheberrechtsprozess geführt, den Sie dann aber gewonnen haben. Wie kann man sich denn 14 Jahre lang streiten um das Recht an einem Abend?  
Kreisler: Da ging es um das Stück "Heute abend: Lola Blau", das ich seinerzeit für sie geschrieben hatte. Dieses Stück hatte seine Uraufführung im Jahr 1971. Jahre später, im Jahr 1984, also 13 Jahre später, hat sie plötzlich behauptet, das Stück wäre von ihr. Das war zu einem Zeitpunkt, als dieses Stück auch von anderen Darstellerinnen zu spielen begonnen wurde. Ich glaube, das war ihr eigentlicher Beweggrund.  
Lindenmeyer: Sind Sie eigentlich ein Womanizer?  
Kreisler: Nun, ich weiß nicht, was Sie Womanizer nennen. Ich bin jedenfalls kein Dieter Bohlen. Diese Sicht auf mich wäre falsch.  
Lindenmeyer: Da unterscheiden Sie sich also von ihm.  
Kreisler: Ja. Hoffentlich!
Lindenmeyer: Sie sind dann also schon treu, so lange Sie verheiratet sind?  
Kreisler: Ja, natürlich. Ich bin meiner vierten Ehefrau Barbara Peters absolut treu und wir leben sehr gut zusammen. Ich habe irgendwo in einem Buch auch einmal geschrieben, sie ist meine vierte und letzte Ehefrau.  
Lindenmeyer: Nun, das muss man mal sehen. Ich möchte mit Ihnen gerne noch ein wenig über die Menschen sprechen, die Sie begleitet haben. Wir haben Topsy Küppers und Barbara Peters bereits genannt. Daneben gibt es aber noch ein paar andere wie den Helmut Qualtinger, über den wir gleich noch reden sollten. Davor haben wir für Sie, meine Damen und Herren, noch etwas vorbereitet, nämlich eine Einspielung. Zum Titel sage ich nur "Freiheit". (Einspielung einer Aufzeichnung mit Georg Kreisler am Klavier, er singt über die Freiheit)
Lindenmeyer: Sie haben für die Freiheit vor einiger Zeit auch in der Schweiz verbal gekämpft, denn Sie haben gesagt, die Schweiz solle nicht Mitglied der EU werden, sie solle nicht Mitglied der NATO werden. Die Schweiz solle im Grunde genommen diese unabhängige Eidgenossenschaft bleiben: in einem Europa der Vaterländer, der Mutterländer. Wie kommt dieses Engagement zustande? Ist es nicht vielleicht ein bisschen hinterwälderisch zu sagen, die Schweiz solle neutral bleiben und sich keinem Bündnis anschließen?  
Kreisler: Es geht mir hier nicht nur um die Schweiz. Es geht mir hier um das gesamte Europa, um die gesamte Europa-Idee, die schon so viele vorher hatten, die aber nicht richtig geglückt ist. Und ich glaube, sie wird auch diesmal nicht glücken.  
Lindenmeyer: Warum?  
Kreisler: Europa bezieht seine Kraft aus der Verschiedenheit der einzelnen Völker. Sie haben soeben auch vom Europa der Vaterländer gesprochen: Aber was heißt das? Das ist doch nur eine Phrase. Man will ja für Europa eine zentrale Regierung haben, man will eine zentrale Gesetzgebung haben usw. Man will alles zentral regeln in Europa. Ich glaube jedoch, dass das nicht funktionieren kann und ich glaube auch nicht, dass das funktionieren sollte. Ich finde, die europäischen Völker sind erwachsen und reif genug, um auch so in Frieden leben zu können – wenn man vielleicht vom Balkan ein bisschen absieht. Man muss nicht ein Europa haben, um in Frieden miteinander leben zu können. Dies vor allem nicht in einer Zeit, in der die Erde klein geworden ist, in der man von Globalisierung und dergleichen spricht.  
Lindenmeyer: Lieben Sie die Schweizer und die Schweiz mehr als Österreich?  
Kreisler: Das hat doch damit nichts zu tun, ob ich die Schweiz mehr liebe usw. Ich liebe überhaupt kein Land, ich liebe Barbara Peters. Das war jetzt freilich ein übernommenes Zitat vom ehemaligen Bundespräsidenten Gustav Heinemann. Ich lebe nun seit zehn Jahren in der Schweiz und ich war auch schon vorher sehr häufig in der Schweiz. Das ist ein Land, das ich sehr gerne habe und in dem ich gerne lebe. Das muss ich schon sagen.  
Lindenmeyer: Es gibt ja auch Schweizer, die an der Schweiz leiden wie z. B. Jean Ziegler und viele andere.  
Kreisler: Ja, Dürrenmatt hat in seinen Büchern eigentlich auch anti-schweizerisch geschrieben. Das ist aber deren Sache. Ich könnte einfach kein Buch gegen die Schweiz schreiben: dazu bin ich zu wenig Schweizer. Aber gerade das zeigt doch eigentlich, wie weltoffen die Schweizer sind, dass sie so viele Ausländer in ihrem Land haben, die dort gut leben können. Und ich gehöre dazu.  
Lindenmeyer: Kommen wir noch einmal zurück nach Wien. In den frühen Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg, nachdem Sie aus den Vereinigten Staaten wieder nach Wien zurückgekommen waren, hatten Sie viele Auftritte mit Gerhard Bronner, mit Helmut Qualtinger und anderen. Wie haben Sie sich denn mit dem schwierigen, großen Helmut Qualtinger verstanden?  
Kreisler: Am Anfang war das sehr schwierig, weil er ein großer Egoist war: Er war einer, der sich permanent an die Rampe gespielt hat, er war einer, der alles, was sich ihm in den Weg stellte, weggefegt hat. Als wir dann nicht mehr zusammenarbeiteten, haben wir uns eigentlich gut verstanden. Ich war noch kurz vor seinem Tod bei ihm im Krankenhaus. Wir sind dann, soweit das mit Qualtinger überhaupt möglich war, auch Freunde geworden. Ich gebe aber zu, dass das Verhältnis zu ihm am Anfang sehr schwierig war.  
Lindenmeyer: War Qualtinger "böser" als Sie?  
Kreisler: Qualtinger war eigentlich unberechenbar. Er war manchmal extrem böse. Er war auch privat extrem böse. Er hat, wie man weiß, z. B. Telefonanrufe lanciert, in denen er sich als jemand anderer ausgegeben hat usw. Damit und auch mit anderen Dingen hat er Leute wirklich zum Narren gehalten, bösartig zum Narren gehalten. Andererseits konnte er aber auch sehr gutmütig sein. Er war eben ein Mensch, der nicht berechenbar war, der ungeheuer launisch und sehr Ich-bezogen war. Aber wenn man das einmal in Kauf genommen hat, dass er war, wie er war, dann hat man sich mit ihm gut verstehen können.  
Lindenmeyer: Langfristig haben Sie aber die Zusammenarbeit mit ihm nicht unbedingt fortsetzen wollen?  
Kreisler: Das stimmt. Das Letzte, das wir zusammen gemacht haben, war eine Sache fürs Fernsehen: Er hat in Berlin eine Rolle in einem Fernsehspiel gespielt und mich für eine Nebenrolle sogar vorgeschlagen, die ich dann auch gespielt habe. Das war das letzte Mal, dass wir zusammengearbeitet haben.  
Lindenmeyer: Wir kommen von Wien nicht los: Wien, die große Stadt der Opern. Sie haben eine Oper geschrieben, Sie haben den Titel vorhin schon erwähnt.  
Kreisler: "Aufstand der Schmetterlinge".  
Lindenmeyer: Wenn ein Ex-Wiener eine Oper schreibt, die noch dazu in Wien uraufgeführt wird, ist das dann so wie bei einem Schauspieler, der sagt, dass er wenigstens einmal im Leben den "Hamlet" gespielt haben muss?  
Kreisler: Nein, ich arbeite jetzt sogar an einer zweiten Oper...  
Lindenmeyer: Wie kommen Sie denn um Himmels Willen zur Oper?  
Kreisler: Ich bin ja ein gelernter Musiker, wie Sie wissen. Es macht mir halt Spaß, eine Oper zu schreiben. Gekommen ist das Ganze so, dass ich damals nach Wien engagiert werden sollte, um in der Oper "Das Schloss" von Aribert Reimann eine Sprechrolle zu spielen. In dieser Oper gibt es nämlich eine große Sprechrolle. Ich hatte aber keine Zeit, die Sache ging terminlich nicht. Aber ich habe bei der Gelegenheit diesen Leuten in Wien gesagt: "Vielleicht schreibe ich ja mal selbst eine Oper, die ihr spielen könnt." Diese Gruppe in Wien heißt "NetZZeit": Sie produzieren pro Jahr ungefähr zwei bis drei moderne Opern und werden dafür subventioniert. Sie sind sofort darauf angesprungen und haben gesagt: "Nun, dann schreib mal!"  
Lindenmeyer: Passt das zusammen, Georg Kreisler und das Wiener Opernhaus?  
Kreisler: Nun gut, bis in die Wiener Staatsoper oder bis in die Volksoper bin ich ja nicht gekommen.  
Lindenmeyer: Aber Sie wären schon gerne dort?  
Kreisler: Ich würde es begrüßen, wenn die Staatsoper oder die Volksoper in Wien eine Oper von mir spielen würden.  
Lindenmeyer: Aber nicht beim Opernball, sondern als seriöse Aufführung?  
Kreisler: Ja, natürlich nicht beim Opernball. Nein, das ist eine komische Oper mit einem normalen Opernorchester und einer normalen Besetzung, ohne Chor und ohne Ballett, also leicht zu produzieren. Ich versuche das also gar nicht, weil ich nicht glaube, dass sie das tun werden. Aber ich kann mich irren. Ich hoffe sogar, ich irre mich.  
Lindenmeyer: Anders als der große österreichische Staatspreisträger und Büchnerpreisträger Ernst Jandl, der sehr stark auf Europa gesetzt hat, haben Sie vorhin durchscheinen lassen, Sie seien eigentlich ein Europa-Skeptiker. Europa heißt für Sie also: aus Vielfalt wird Einfalt und alles verflacht?  
Kreisler: Ja, das gilt vor allem für die Kunst. Es ist ja überhaupt so, dass jede Kultur eine Nationalkultur ist. Wenn sie im Laufe der Zeit international wird wie z. B. die Musik von Beethoven, der ja eindeutig der deutschen Kultur entstammte, dann ist das natürlich wunderschön. Aber im Grunde genommen ist es so, dass meiner Meinung nach jede Kunst als Nationalkunst anfangen muss. Ich glaube, man kann jemanden wie Chagall nur als Franzosen bzw. als Polen bezeichnen, aber keinesfalls als Japaner. Man kann aber dafür Gershwin auch nur als Amerikaner bezeichnen. Chagall ist auch kein Europäer: Chagall ist z. B. Franzose.  
Lindenmeyer: Wird Georg Kreisler in Frankreich verstanden?  
Kreisler: Das weiß ich nicht, ich habe es nie ausprobiert.  
Lindenmeyer: Sie sind also nicht ins Französische übersetzt worden?  
Kreisler: Das Stück "Heute abend: Lola Blau" ist in mehrere Sprachen übersetzt worden. Aber das ist das Einzige. So weit ich weiß, hat niemand meine Lieder übersetzt.  
Lindenmeyer: Sie wurzeln ja mit Ihrer Biographie sozusagen in einer europäischen Katastrophe und sind heute über 80 Jahre alt. Sie feiern keine Geburtstage und Sie haben sich jedes Jubiläumsgerede und jede Gratulation vom Staat, vom Bundespräsidenten, vom Bundeskanzler und einigen anderen energisch verbeten. Aber Sie wollen immer noch dazulernen. Wie lernen Sie als 80-Jähriger ständig dazu? Als einer, der keine Geburtstage feiern und dafür an Weisheit gewinnen will? Wie können Sie hinzulernen, wenn Sie gleichzeitig eine so tief sitzende Skepsis gegenüber Europa haben?  
Kreisler: Das Eine hat doch, wie ich glaube, mit dem Anderen überhaupt nicht viel zu tun – höchstens am Rande, da könnten Sie vielleicht Recht haben. Ich lerne jedenfalls dadurch hinzu, indem ich meine Lieder ständig verändere. Ich verändere auch alles andere, was ich schreibe, ständig. Ich habe z. B. zwei Romane geschrieben. Auch das Buch "Lola und das Blaue vom Himmel" ist von mir erschienen. Das ist eine Art - aber höchstens eine Art - von Autobiographie: Das Stück selbst ist darin enthalten und es geht auch über den von Ihnen erwähnten 14-jährigen Prozess. Es gibt noch ein anderes Buch von mir mit dem Titel "Wenn ihr lachen wollt...". Im Konkret-Verlag gibt es von mir das Buch "Heute leider Konzert". Dort setze ich mich mit dem Konzert- und Literaturbetrieb auseinander. Es gibt da also sehr viel von mir. Und ich ändere diese Bücher auch ständig: Ich schreibe nicht eine Seite, sondern fünf Seiten – immer über dasselbe. Da lernt man dann einfach dazu.  
Lindenmeyer: Ich möchte Sie zum Schluss unseres Gesprächs gerne mit einem ganz frühen Zitat von Ihnen konfrontieren. Sie haben einmal gesagt: "Das Prinzip Hoffnung hat sich nicht erledigt." Herr Kreisler, ich danke Ihnen. Aber anstatt eines Schlusswortes sollten Sie selbst noch einmal mit einem Ihrer Lieder zu Wort kommen, und zwar mit einem Lied, mit dem wir zurück nach Wien gehen: Es ist das Lied "Wien ohne Wiener". Herzlichen Dank an Sie und wir schauen jetzt mal, wie Wien ohne Wiener aussehen würde, wenn Sie diese Stadt so gestalten könnten. (Einspielung einer Aufnahme mit Georg Kreisler am Klavier, er singt das Lied "Wien ohne Wiener")




Andrea

Ein sehr langes, interessantes Interview, das ich gerne im Radio gehört hätte.
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Bastian

#2
"Ich weiß nicht warum. Ich glaube, diese Zensur findet bei den meisten bereits im Kopf statt..." (Ich wiederhole ihn hier gerne)

Ein Interview, das beinahe ein Gespräch geworden wäre. Selten, bisweilen neu, und schön.

Sandra

Also, ein bissel hab ich schon den Eindruck, der Moderator wollte besonders mit Namen um sich schmeissen, um zu zeigen, wie gebildet er ist....
Und natürlich - die anmerkung muss gestattet sein: Die Küppers wurde praktisch nie verissen - ich kenn die Kritiken.

Andrea

Zum Verriss von BP hat GK wahrscheinlich diese Antwort immer parat. Ich meine, sie schon mal gelesen zu haben.
Moderatoren schmeißen gern mit Namen um sich. Aber dich hat er wenigstens mal ausgelassen ;-).
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Nase

#5
Also ich finde, der Moderator ist ein Trottel. Sag ich jetzt mal ganz undifferenziert. Dieses schelmische Anbiedern um die einfallslosen Fragen zu überdecken!
Nur eins, mein Bester; in der Welt ist es selten mit einem Entweder-Oder getan; die Empfindungen und Handlungsweisen schattieren sich so mannigfaltiglich, als Abfälle zwischen einer Habichts- und eine