Gesangsausbildung?

Begonnen von Georg, 29. Juni 2003, 16:15:25

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Georg

Hat GK eine Gesangsausbildung?
 :)
Georg

Martin

Gute Frage!
Ich glaube nicht. Er hatte zwar Klavier- und Violine gelernt. Zusätzlich Musiktehorie, Komposition.... Aber eine klassische Gesangsausbildung hat er glaube ich nicht.

Zyankalifreund

Meiner Meinung nach lebt der Chanson derart von der Interpretation und geht so tief in den Sprechgesang hinein, dass eine Gesangsausbildung zwar sicher nicht schädlich, aber auch nicht unbedingt erforferlich ist. HAuptsache man ist mit Herz und Seele dabei und lebt das, was man singt tiefgründig genug auf der Bühne.

Und wer könnte dir KReisler'schen Lieder besser singen, als KReisler hisself? (Das ist keine Kritik an anderen Interpreten. Versteht mich also nicht falsch. Ich meine, es sind nunmal SEINE Chansons. Er weiß ja am BEsten, was er damit sagen will.)

Sandra

(himself)
Also, erstens, wenn man Dirigat und Komposition studiert, und das hat er, MUSS man auch ein bissel Gesang lernen, das gehört dazu.
Und dann: ich finde nicht unbedingt, dass der Autor auch immer weiss, wie man am besten interpretiert - ganz grundsätzlich. Interpretation ist wieder was eigenes - und gerade als Autor ist es besonders schwierig, den Abstand zum eigenen Werk zu kriegen.
Man muss ja das rausholen, was drin ist, und man muss auch wissen, wie man etwas (eine Wirkung) ERZEUGT, nicht unbedingt, was man direkt fühlt oder denkt.
Interpretation ist ein eigener Schritt. Und es ist eine Kunst, wenn man die eigenen Lieder interpretieren kann.
Und noch nciht mal bei Kreisler glückt das bei jedem Chanson. (Aber meistens!) Es gibt auch Lieder, die werden besser, wenn ein "Auge von aussen" sie trifft.
Denn wenn man es selbst geschrieben hat, kann man auch glauben, dass sich etwas von selbst erklärt, einfach, weil man den eigenen Gedankengang beim Schreiben nicht so leicht wieder ausblenden kann.
Man hat auch weniger Gefühl dafür, wo Längen sind, zum Beispiel.

Sandra

Und im Übrigen gehört GERADE der schnelle Wechsel von Sprech- zu Singstimme mit zum Schwersten. Die meisten Professionellen Sänger können das nicht.

Dagmar

ZitatMeiner Meinung nach lebt der Chanson derart von der Interpretation und geht so tief in den Sprechgesang hinein, dass eine Gesangsausbildung zwar sicher nicht schädlich, aber auch nicht unbedingt erforferlich ist. HAuptsache man ist mit Herz und Seele dabei und lebt das, was man singt tiefgründig genug auf der Bühne.

Dazu habe ich eine grundlegend andere Meinung: Es mag Naturtalente geben, die eine angeborene super Stimme haben und passend auch zuhause entsprechend gefördert worden sind. Es gibt auch sicher sehr gute Stimmen, die prinzipiell von der Anlage gar nicht so überzeugend sind, aber durch die gesamte Sozialisation eine solche Nähe zur Musik hatten, dass ihr musikalisches und stimmliches Empfinden und Können daraus eben auch eine große Begabung gezogen hat.

Der Normalfall allerdings ist "harte Arbeit" und Ausbildung - woher auch immer. Durch permanentes Üben oder durch Unterricht. Ich habe sehr ambivalente Erfahrungen mit Gesangsausbildung gemacht: Ich habe katastrophale Lehrer gehabt, was man i.d.R. leider erst viel zu spät feststellt, aber ich habe auch gute Lehrer gefunden. Ich bin kein Naturtalent, was schon mit 3 super trällern konnte und habe auch nur mäßige Unterstützung oder Anregung in Kindheit und Jugend diesbezüglich gehabt.

Ich glaube nicht daran und es widerspricht auch meiner Erfahrung, dass man ausschließlich mit ausreichend "Herz und Seele" etwas wirklich professionell ausüben lernt - egal was. Dazu gehört auch sehr harte Arbeit - ob durch Gesangsunterricht oder durch eigene hohe Disziplin, zu üben und sich Rückmeldungen zu holen.
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Zyankalifreund

#6
Okay, himself.

Naja, kurz und gut: Ich meine, dass Kreisler'sche Werke nicht schön klingen müsen und auch nicht schön gesungen werden brauchen.
Stattdessen stimme ich vollkommen zu, dass es elementar ist, die GEstaltungselemente des Chansons (wie Wechsel zwischen Sprech- und Singstimme) zu beherrschen und zu erlernen. Viel Erfahrung sammeln und Üben sind da sicherlich die besten Mittel, nicht unbedingt Gesangsunterricht.

Ich bekomme ja selbst Gesangsunterricht und muss sagen, dass dieser mir für die Kreisler-Interpretationen nicht sehr viel bringt. Am meisten hilft da eben immernoch Proben. - Harte Arbeit quasi. Diese sollte man selbstverständlich nicht vergessen. (Hab ich aber vergessen oben mit rein zu schreiben) Das ist im Prinzip so elementar, dass man es nicht mehr aufzählen muss. Dass es nicht einfach so *schnipp* funktioniert ist wohl den Leuten hier im Forum klar.

Sandra

#7
ZitatViel Erfahrung sammeln und Üben sind da sicherlich die besten Mittel, nicht unbedingt Gesangsunterricht.

Hmmm. Das eine schliesst das andere mit ein, irgendwie, oder?
Und: Viel Sprechen verdirbt die Stimme für's Singen und umgekehrt. Professionelle Sprecher sind am Abend heiser für's singen, nicht für's Sprechen - und umgekehrt auch, sonderbarerweise. Jeder Profisprecher, der auch singt, kann Dir das bestätigen.
Klar, Übung hilft, aber man braucht schon auch die Technik, um sich über die verschiedene Verwendung der Stimme hinwegzu"schummeln".
Und - egal ob jetzt Autodidaktisch oder nicht: lernen muss man es, und üben, und machen. Und Fehler machen und daraus wieder lernen...
Gerade bei den Kreislerschen Liedern ist es ziemlich hart. Nicht bei allen, aber wenn ich in einem Programm so schrei-sing-sprech-Lieder drin hab wie den Opernboogie und noch "Trau keiner Melodie" oder ein anderes - dann kann man nach 6 vorstellungen ohne Mikro meine Stimme wegschmeissen für zwei Tage. Hätt ich's nicht gelernt, könnte ich sie für zwei Wochen wegschmeissen.

Noch schlimmer ist es - für die, die ihn kennen - wenn ich den ZeiT. song machen muss, da trifft dann Mikrophon-Sprechstimme (Radiostimme) auf Gesang bei der nächsten Nummer - das ist für die Stimmbänder nicht lustig.... Sie werden einfach zu schnell aufeinanderfolgend zu verschieden eingesetzt.

Nicht umsonst sagen Dir die Gesangslehrer: möglichst wenig sprechen, wenn Du singen musst. Es ist mindestens ebenso schädlich wie zu viel Sonne - bei mir: mehr.

Nase

Meine Einstellung zur Ausbildung ist ja die:

Ausbildung ist Prostitution, wenn du sie als einzigen Weg siehst, wenn du glaubst, dass du alles kannst weil du den Unterricht besucht hast.

Ich halte Ausbildung nur dann für sinnvoll, wenn man selbst ein gewisses Level erreicht hat, wo man sagt: Jetzt steh ich an, ich kann von allein nicht mehr weiter, ich brauch Rat von außen. Dann ist Ausbildung nämlich eine Hilfe, die dir immer wieder neue Wege zeigen kann.

Bei einem Profi (auch Autodidakten) halte ich daher eine fundierte Ausbildung für unerlässlich.
Nur eins, mein Bester; in der Welt ist es selten mit einem Entweder-Oder getan; die Empfindungen und Handlungsweisen schattieren sich so mannigfaltiglich, als Abfälle zwischen einer Habichts- und eine

Bassmeister

Unkraut jaeten ist schwieriger als junge Baume pflanzen - sagt der Volksmund.
Wenn du als Autodidakt anfaengst und Dir Fehler einuebst, kann es mitunter Jahre dauern, bis du die wieder rauskriegst.
Gerade bei Haltungsfehlern kann das auch gesundheitsschaedigend sein.
[size=9]Nicht alles, was zwei Backen hat, ist ein Gesicht...[/size]