Eigene Verzapfungen...

Begonnen von Katinka Koschka, 01. August 2003, 08:10:48

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Bastian

Auf Ari, geboren in Reykjavik,
Gibt's sicher gar keinen Philomerick...

Clas

Moin Bastian!

Mit dem gleichen Vorbehalt und als Replik die zweite Strophe...

Also, bitte, also bitte: Der Schlotterdeich
der lobet doch gerne die Rotte Reich
Statt Steuer nur Spende
viel besser er fände
Der Vielosoff, dass ich seiner nur spotte gleich...

Gruß Clas
"Ach, das Risiko...!" sagte der Bundesbeamte für Risikoabschätzung abschätzig...

Bastian

Zitat#3
Da wär dann noch der Habermas
Philosophisch upper class
Glaubt sich in Linie von Adorno
Auf den sich nun so gar nichts reimen will, verdammt...


"Lyrik nach Adorno"

:)

Clas

Moin Bastian,

reimen tut sich da schon was, aber wenn dann auch noch Sinn gefragt ist, dann weiß auch nicht, wie es weitergehen kann... mit dieser Einschränkung dann, vielleicht:

...läs diese beiden man von vorn... Oh!
viel Worte gäb's und wenig Spass.

Gruß Clas
"Ach, das Risiko...!" sagte der Bundesbeamte für Risikoabschätzung abschätzig...

Heiko

#254
Hallo Bastian, hallo Clas,
vielen Dank fürs Weiterspinnen!

@ Burkhard Ihme
Berechtigte Kritik, mit der ich aber gut leben kann. Bin selber schuld, dass ich nicht die ursprüngliche Schreibweise ,Philomerixe' beibehalten habe, die eine naive Distanz besser betont hätte. Eine vergleichbare Bedeutungsdifferenz gibt es ja auch zwischen ,Comics' und ,Comix'.
Witz schlägt Format! Wer´s anders sieht, hat auch recht.


Wähle der Form halber mal Giorgio Agamben
Weder Didaktylen interessieren, noch Jamben
Weniger Metrum geht
Wenn Met rumgeht
Werde auch künftig beim Reimen rumschlampen


Zitat
"Lyrik nach Adorno"

:)

Toller Thread!!
Und ,,Storno" hätte mich glatt verleiten können, Adorno trotz A ... llem zu bereimen.

"I would prefer not to."

Burkhard Ihme

#255
1976 hab ich im Gitarrenunterricht "Moonlight in Vermont" gelernt (hatte damals aber irgendwie eine leicht andere Melodie).
Der Text ist ja auch etwas seltsam (fallende Blätter im Sommerwind). Hier die große ultimative Nachdichtung (ohne Mondlicht, Blätter und Vermont):


Käse auf dem Brot
Wurst im Schrank und Bier im Glas
Küchendienst für Paul

Kehre den Korridor, wasch die Gardinen,
putze die Pfannen im Herd.
Sammle die Socken und feudel die Fliesen,
flick den Flokati und freu dich auf

Käse auf dem Brot
Wurst im Schrank und Bier im Glas
Küchendienst für Paul

Bastian

#256
Warum liegt die gute Wurst im Schrank?

Burkhard Ihme

Das ist übrigens mein erster Haiku. Sofern man den Zeilen konzidiert, daß sir diese Forderung erfüllen: "Unverzichtbarer Bestandteil von Haiku sind Konkretheit und der Bezug auf die Gegenwart. " Aber wahrscheinlich ist die Wurst im Schrank zu unkonkret ...

Bastian

#258
Ich finde Schrankwurst kann so abstrakt oder konkret sein, wie sie will. So lange sie da drin rumliegt, ist sie nicht gegenwärtig und de facto eine Nullwurst. Kannst Du sie nicht aus dem Schrank rausholen und sie zu den Anderen legen?

Ich freu mich ja auf Käsebrot und Bier. Aber wenn man dann die Wurst vor mir wegsperrt, frustriert mich das. Nein, ich kann mich da nicht freuen, oder nur zu zwei Dritteln. Vielleicht stimmt das ja auch gar nicht, und im Schrank ist gar keine Wurst. Kann ja jeder behaupten, da sei welche drin. Muss ich selbst aufstehen und nachschauen?

Vielleicht stehe ich ja auch thematisch auf dem Schlauch, und der Schrank hat seine Berechtigung. Wenn Du da einen Schrank haben möchtest, dann soll da natürlich einer hin. Und dann soll da natürlich auch die Wurst rein.

"Küchendienst für Paul" finde ich jedenfalls um Längen stärker als "Moonlight in Vermont".

(Wieso eigentlich Vermont? Aber das ist wohl ein anderes Thema. Und mein Hirn will gerade nicht so, wie es sollte. Müde, zu kurze Nächte... )

Grüße
Bastian

Bastian

#259
Ich muss gestehen, ich hatte einfach einen tierischen Appetit. Heute, genaugenommen jetzt, nach zwei Landjägern, bin ich etwas weniger wurstfixiert und sehe klarer.
Damit ich nicht nur als Mopperer dastehe, und als respektvolle Hutlupfung vor Deinem Werk, hab mich auch an einer Umdichtung versucht. Ob es ein Haiku ist, mögen Experten entscheiden, ich verstehe davon zu wenig. Melodie ebenfalls "Moonlight in Vermont", (s.o.):

(herangezogene Sekundärliteratur:
http://www.bad-toelz.de/tourismus/uebernachtung/camping/wohnmobilhafen.html )


Stellplatz in der Stadt
Kurbeitrag ist inklusiv
Camping in Bad Tölz

Ganzjährig offen, mit Starkstromanschlüssen,
Ausgangspunkt für Spiel und Sport.
Autobahn München, die Ausfahrt Holzkirchen,
gut ausgeschildert findest Du hier:

Stellplatz in der Stadt
Kurbeitrag ist inklusiv
Camping in Bad Tölz

------------------------------

Mit diesen besinnlichen Worten möchte ich mich bei allen Schreibern und Lesern bedanken. Es hat sich in diesem Jahr einiges bewegt und geregt. Auch wenn im November der Tod Georg Kreislers viele betrübt hat, und wir seine Stimme vermissen: Wir, die wir leben, haben unsere Stimmen noch. Und so möge jeder in seiner Tonlage, knurrend oder quietschend, stotternd oder krächzend seine Klappe aufreissen, solange es noch geht. Es ist es wert. (Und vielleicht wird ja aus dem ein- oder anderen stillen Leser ein Schreiber- ich würde mich jedenfalls darüber freuen.)
[size=12]
Ich wünsche allen, die es feiern, ein schönes Weihnachtsfest![/size]

Bastian

Burkhard Ihme

#260
Schon seit längerem hatte ich dieses Lied in der Pipeline (läßt sich – bis auf das Intro – auf

 

singen). Hab ich nun über Weihnachten endlich fertiggestellt.


Birdland


Ich hab dich vor einem Jazzlokal getroffen
und lud dich ganz spontan auf ein Glas Bier ein oder Wein.
Der Laden war als einziger noch offen
und ich von deiner Schönheit halb besoffen,
drum trat ich ein.

Jetzt sitze ich im Birdland, trink mein Bier,
warte hier
auf einen Blick von dir.
Doch du hast nur Augen
für diesen saugen-
ialen Tastenvirtuosen am Klavier..

Immer diese Scheiß-Melodien,
die sich eh kein Mensch merken kann.
Ich hab dir vieles verziehen,
auch dieses Jazzlokal verzeih ich dir bestimmt irgendwann.

Ich sitz jeden Tag im Birdland, wart auf dich,
langweil mich
ganz fürchterlich.
Denn die Musik ist öde
und ich verblöde
wie Foto, das im Sonnenlicht verblich.

Ich sitz seit Jahren hier im Birdland, grau und trist,
weil mich hier
kein Mensch vermißt.
Es gibt hier auch kein' Jazz mehr,
Boogie oder Klezmer,
weil der Club längst eine Techno-Disco ist.

Immer diese Scheiß-Melodien,
die sie einem in die Ohren spei'n!
Ich hab dir vieles verziehen,
doch diesen Techno-Schuppen werd ich dir bestimmt nie verzeih'n ...



Diese Version ist übrigens auch ganz knackig, wenn auch die Melodiestimme fehlt.

Und diese Tänzer muß man sich natürlich auch noch dazudenken.
Mina – da war doch was? "Heißer Sand und ein verlorenes Land und ein Leben in Gefahr" ... Ein Text, den man inhaltlich nicht hinterfragen sollte!

Burkhard Ihme

#261
Da das Lied nirgendwo im Netz zu finden ist und ich es gern gelegentlich verlinken möchte, hier also mal ein ganz neuer Text von 1976.


Aktzeichnen

Das Aktmodell wird schräg von links gebraten,
und tropisch glüht der Grill, die Wildnis ruft!
Die Atmosphäre ist enorm geladen,
zwar nicht mit Sex, jedoch mit schlechter Luft.

Ja, so ein Akt ist überaus vertrackelt,
das kann man deutlich am Ergebnis sehn:
Jetzt hat mir das Modell das Bild verwackelt!
Ach, wär es doch schon zwölf – jetzt ist es zehn.

So sitz ich jeden Vormittag im Aktsaal
und ringe mit dem Mief und der Natur.
Und wenn ich dann Frau Dobler wieder nackt mal,
dann frag ich mich, wenn auch im Stillen nur:

Warum ist denn ein Busen nicht quadratisch,
ich tu mich doch mit Rundungen so schwer.
Quadratisch wär der Busen mir sympathisch
und mit vier rechten Winkeln noch viel mehr.

Warum ist denn ein Busen nicht quadratisch,
dann zeichnete ich ihn mit dem Lineal,
denn nur im strengsten Sinne mathematisch
entspricht er meinem Schönheitsideal.

Der Kandidat, der dann zu einem Quiz muß,
der hätte mit der Kunst ein leichtes Spiel:
Dann hieße der Kubismus Realismus
und der Naturalismus Jugendstil.

Warum ist denn ein Busen nicht quadratisch,
so geht mir stets beim Zeichnen durch den Sinn.
Das muß sich ändern, und homöopathisch
kriegt man das eines Tages sicher hin.

Ja, um die hohe Schule zu erlernen
ist Akt nur ein bescheidener Behelf.
Man lernt nun mal die Kunst nicht in Kasernen.
Ach, wär es doch schon zwölf – jetzt ist es elf.


auf YouTube

Burkhard Ihme

#262
Hab ich jetzt auch im Vorwort zum COMIC!-Jahrbuch 2013 zweitverwendet, da es dort einen Themenschwerpunkt zu Schulen und Kursen gibt und Schwarwels Titelbild ähnlich ausbildungsfeindlich anmutet.



Heiko

Riesenlob (und stellvertretender Applaus) für Scharwel!
Das Bild ist in verstörender Weise faszinierend: Das versteckt alienhafte des Edukantors und die physische Manipulation, die schon beim Anschauen schmerzt.

Der Inhalt des Themenschwerpunktes dürfte aber wohl nicht ganz so schulkritisch sein, oder?


Grüße Heiko
"I would prefer not to."

Burkhard Ihme

Hier der ganze Text

ZitatDAS COMIC!-JAHRBUCH 2013
VORWORT
VON BURKHARD IHME

AKTZEICHNEN   

Das Aktmodell wird schräg von links gebraten,
und tropisch glüht der Grill, die Wildnis ruft!
Die Atmosphäre ist enorm geladen,
zwar nicht mit Sex, jedoch mit schlechter Luft.

Ja, so ein Akt ist überaus vertrackelt,
das kann man deutlich am Ergebnis seh'n:
Jetzt hat mir das Modell das Bild verwackelt!
Ach, wär es doch schon zwölf – jetzt ist es zehn.

So sitz ich jeden Vormittag im Aktsaal
und ringe mit dem Mief und der Natur.
Und wenn ich dann Frau Dobler wieder nackt mal,
dann frag ich mich, wenn auch im Stillen nur:

Warum ist denn ein Busen nicht quadratisch,
ich tu mich doch mit Rundungen so schwer.
Quadratisch wär der Busen mir sympathisch
und mit vier rechten Winkeln noch viel mehr.

Warum ist denn ein Busen nicht quadratisch,
dann zeichnete ich ihn mit dem Lineal,
denn nur im strengsten Sinne mathematisch
entspricht er meinem Schönheitsideal.

Der Kandidat, der dann zu einem Quiz muß,
der hätte mit der Kunst ein leichtes Spiel:
Dann hieße der Kubismus «Realismus»
und der Naturalismus «Jugendstil».

Warum ist denn ein Busen nicht quadratisch,
so geht mir stets beim Zeichnen durch den Sinn.
Das muß sich ändern, und homöopathisch
kriegt man das eines Tages sicher hin.

Ja, um die hohe Schule zu erlernen
ist Akt nur ein bescheidener Behelf.
Man lernt nun mal die Kunst nicht in Kasernen.
Ach, wär es doch schon zwölf – jetzt ist es elf.

Das Lied habe ich während meines Studiums an der Kunstakademie Stuttgart geschrieben. Die stundenlangen Aktzeichenkurse wären sicher unterhaltsamer und lehrreicher gewesen, wenn dabei von den Professoren ein wenig Handwerk wie Aufbau des Skeletts und der Muskeln vermittelt worden wäre. Denn wenn es nur darum geht, das aufs Papier zu bannen, was man direkt vor Augen hat, braucht man kein Aktmodell, da reicht auch ein Schirmständer. Und nur wenige Comiczeichner können sich Modelle in ihrer täglichen Arbeit leisten.
Auch das Titelbild von Schwarwel zeigt eine gewisse Skepsis den Lehrkräften gegenüber. Dabei gibt er selber Zeichenkurse – nachzulesen in unserem 40-seitigen Themenschwerpunkt Comiczeichnen lernen – Schulen und Kurse – und bietet sie auch als Gegenleistung bei seinem aktuellen Crowdfunding-Projekt «Schweinevogel Total-O-Rama 2» an. Drei der zehn Tageskurse wurden bisher gebucht und der erhoffte Betrag zur Finanzierung der Druckkosten auch bereits erreicht. Crowdfundings, die wie Daniel Lieskes «Wormworld Saga» wirklich durch die Decke schießen, sind selten, Projekte, bei denen nicht einmal zehn Prozent der veranschlagten Summe zusammenkommen, dagegen keine Ausnahme. Comiczeichner verdienen ihr Geld in der Regel auf anderem Wege.
Einer dieser Wege ist die Einräumung von Nutzungsrechten, die auch bei Auftragsproduktionen einen großen Teil der Honorare ausmachen (oder ausmachen sollten). Die gesetzliche Grundlage, auf der diese Nutzungsrechte fußen, das Urheberrechtsgesetz, wurde im vergangenen Sommer auf breiter Front infrage gestellt. Dabei ist weniger die völlige Ahnungslosigkeit der Piratenpartei, die mit dem Thema hausieren ging, erschreckend, als vielmehr der Opportunismus einiger Vertreter der etablierten Parteien, die meinten, ins selbe Horn stoßen zu müssen, aber auch die fehlende Solidarität vieler Kreativer, wie sie in der GEMA-Debatte deutlich wurde, wenn es um Verwertungsstrukturen geht, die der eigenen Kunstsparte nicht zur Verfügung stehen.
Ähnlich heiß, wenn auch in kleinerem Rahmen, wurde die Veröffentlichungspolitik von Mark O. Fischer
VORWORT
und seinem Epsilon Verlag (die uns schon gelegentlich eine Anmerkung im Vorwort des COMIC!-Jahrbuchs wert war) diskutiert. Allerdings hat sie auch dazu geführt, daß Epsilon im klassischen Albensegment einer der wenigen Anbieter ist, der Produktionen deutscher Autoren anbietet (neben Dietmar Krüger und Jan Suski, die im Kapitel «Atelier» vorgestellt werden, auch Thilo Krapp, Erik, Martin Frei und Reinhard «FeliX» Horst, siehe Jahrbücher 2010 bis 2012). Wahrscheinlich sind deutsche Zeichner umgänglicher als französische Lizenzgeber.
Ein anderer, schon etwas älterer deutscher Zeichner, nämlich Helmut Nickel, sorgte ebenfalls für Aufregung, aber weniger wegen seiner Ausstellung beim Münchner Comicfestival 2011 («Mit Robinson und Winnetou in die Welt der Abenteuercomics» im Jagd- und Fischerei-Museum), sondern wegen der Limitierung, der, mit Blick auf den überschaubaren Markt, die «Winnetou»-Ausgabe im Verlag Comicplus unterworfen war. Um mehr Leser anzusprechen, wurde in Kooperation mit dem Karl May Verlag eine – an die reguläre Buchausgabe angelehnte – grüne Leinenausgabe gestaltet, die nun überraschenderweise so begehrt war, daß der Band nach wenigen Tagen verlagsvergriffen war, was für viel böses Blut unter den Sammlern und horrende Preise auf Ebay sorgte. Auf der Frankfurter Buchmesse stellte Eckart Sackmann nun eine 416-seitige Volksausgabe vor, die zwei der geplanten drei Bände, allerdings ohne deren redaktionellen Teil, enthält.
Die Limitierung, die die zweite Neuausgabe des legendären Comic-mit-Gimmick-Magazins YPS erfahren hatte, lag 120 Mal höher, nämlich bei 120.000 Exemplaren. Doch schon am zweiten Tag mußte Ehapa das Heft, das über den Kioskvertrieb deutschlandweit verteilt wurde, als nicht mehr lieferbar melden. Ob das neue, auf eine Käufergruppe im Alter zwischen 30 und 40 abzielende Konzept und der geringe Comicanteil auch bei der für März 2013 angekündigten Nummer 1259 für so viel Nachfrage sorgen wird, muß sich noch erweisen. Der erste, mit 150.000 Exemplaren gestartete Relaunch des Heftes vor sieben Jahren endete mit einem Mißerfolg. Böse Zungen sagen dem Verlag nach, die Hefte nur zu veröffentlichen, um die Rechte an der Marke YPS nicht zu verlieren und so keine Konkurrenz auf dem für Kindermagazine immer härter werdenden Kiosk-Markt aufkommen zu lassen (das MICKY MAUS-Magazin, das sich nach dem etappenweisen Absturz von einstmals knapp 1 Million bei etwa 160.000 verkauften Exemplaren einigermaßen stabilisiert hat – zumindest im Vergleich zu BIENE MAJA: 34.944, 11.354, 21.111 und zuletzt 4.838 – , ködert seine jungen Leser ja vorwiegend mit den Heften beigefügtem Spielzeugramsch).
Ebenfalls zum zweiten Mal wiederbelebt wird das Satiremagazin PARDON, das Ende der siebziger Jahre mit der Comicbeilage SLAPSTICK zahlreiche junge Zeichner förderte (andere urteilen, daß PARDON den Schrott
total unbegabter Autoren auf billigem Pap5ier verramschte), und zwar in einer einmaligen Jubiläumsausgabe, die im Dezember erscheinen soll und bei der es im Erfolgsfall aber nicht bleiben muß. YPS schenkt den Herausgebern um Wolfram Weimer sicher einige Wochen lang Hoffnung.
Galt bisher, daß Superheldenverfilmungen die Nachfrage nach den zugrundeliegenden Comics kaum beeinflussen, so ergab eine repräsentative Umfrage unter zwei Comichändlern, daß ihnen das Zusammentreffen von «The Dark Knight Rises» und dem Relaunch der DC-Serien, bei dem 52 Serien wieder mit Nummer 1 starteten, ohne allerdings alle Ereignisse der Vergangenheit zu «löschen», einen erfreulich regen Verkaufssommer bescherte. Dem Handel geht es demnach gut, es gibt ein breites und auch – je nach inhaltlicher Ausrichtung – nachgefragtes Angebot. Die Kehrseite ist, daß nur eine Handvoll Comicshops die benötigte Verkaufsfläche zur Verfügung hat und so nicht nur die meisten Titel nach zwei bis sechs Wochen aus den Neuheitenregalen, sondern viele auch ganz aus den Läden verschwinden. Für die Verlage bedeutet dies, daß die Frist, in denen die Titel ihre Kosten erwirtschaften können, extrem kurz ist und fast nur Serien, bei denen regelmäßig Neuerscheinungen das Interesse frisch entfachen, auf eine stabile Nachfrage der Backlist hoffen können. Daß dies auch international so funktioniert, zeigen die Verkaufs-Charts 2011 aus Japan, in denen die erfolgreichsten Titel nicht nur im Vergleich zu Europa ungeheure Mengen umsetzen, sondern auch einen enorm schnellen Erscheinungsrhythmus haben und damit eine große Materialfülle generieren: Mit großem Abstand vor «Naruto» führt «One Piece» mit 37.996.373 verkauften Exemplaren der 64 Bände, davon 4 Neuerscheinungen, aber selbst Platz 50 der Liste kann noch mit stolzen 960.150 verkauften Exemplaren glänzen (vergleiche dazu die Verkaufszahlen in Frankreich auf Seite 130 in diesem Jahrbuch). Auch WEEKLY SHOUNEN JUMP und WEEKLY SHOUNEN MAGAZINE, die wöchentlichen Magazine der beiden großen Verlage Shueisha und Kodansha, können 2.876.459 und 1.571.063 verkaufte Exemplare vorweisen. Die Arbeitsbedingungen der Schöpfer dieser Serien sind allerdings nicht so paradiesisch wie diese Zahlen. Osamu Tezuka schuf z. B. in 41 Jahren über 150.000 Manga-Seiten, das sind mehr als zehn Seiten am Tag, dazu kamen unzählige Filme. Und am Ende der Schlange findet man Zeichner, die sich ohne Assistenten und bei geringerer Bezahlung für einen ähnlichen Ausstoß abquälen.
Zum Schluß die wichtigsten Jubiläen: Während Commander Cork seine Feierlichkeiten unterbrach, um seinem Zeichner ein Alben-Debüt zu ermöglichen, begeht der von Fans zur Beendigung abgebrochener frankobelgischer Serien gegründete Verlag Finix Comics im April 2013 sein fünfjähriges Bestehen mit einigen Überraschungen im Programm. Nicht verpassen!

Burkhard Ihme

Zitat von: Bastian am 20. Dezember 2011, 14:07:10
Warum liegt die gute Wurst im Schrank?
Auch ein Kühlschrank ist ein Schrank. Und wo sollte Wurst anders liegen?

Bastian

Wieso soll sie liegen?
Käse und Bier stehen zum Verzehr bereit. Nur die Wurst bleibt im Schrank?
Und darauf soll man sich freuen?

Heiko

Streitet euch ruhig um die Wurst. Ich trink schon mal das Bier.
"I would prefer not to."

Katinka Koschka

Hallo ihr Lieben, ich laß mich hier auch mal wieder blicken, da mich im Urlaub endlich mal wieder die Muse geküßt hat. Für Verbesserungsvorschläge bin ich nach wie vor dankbar und für eventuelle Vertonung (Gema-frei bitte, damit ich das Teil dann auch ungehindert vorsingen ect. kann! ;))

Fassungslos auf der Mani

Ich steh am Strand und kanns nicht fassen
hatte Zeus noch alle Tassen
in dem Schrank als er das tat
und solchen Kitsch erschaffen hat?

Das Meer wie Füllertinte blau
hier ist nicht mal der Asphalt grau
Maulbeer- und Olivenbäume
leuchten grün wie Hochglanzträume

Wie soll's man in Worte fassen,
alte Kirchen, schmale Gassen
Kettchen klappern, Wein vom Fass
"Kali orexi" und "Ja Mas"

Karge Berge, wie Kulisse
Wo hat die Idylle Risse?
Streunerkatzen? Sind meist schön
wie Stammbaummiezen anzusehn

Sie räkeln sich am Wegesrand
und an weißgetünchter Wand
und manche kommt sogar zum Schmusen
und nicht nur für Hühnerbusen

Wie soll man's nur in Worte fassen
ohne daß es wird zu krassem
Kitsch wie aus dem Katalog
der in den meisten Fällen log

Abfall? Ja den gibt es auch
Plastikflaschen in dem Strauch
am Straßenrand doch sieht man's kaum
verblaßt bereits im Urlaubstraum

Müllcontainer übervoll?
Nur am Sonntag, dann -oh toll!-
die Müllabfuhr am Poltern ist
wenn du schon ausgeschlafen bist

Wie soll man es in Worte fassen
keine wilden Touri-Massen
die aus Bettenburgen brüllen
und mit Fusel sich abfüllen

Kräuterduft auf Wanderwegen
Wie ist es hier denn bei Regen?
Die Straße wird zum wilden Bach
Blitz und Donner machen Krach

Orkan zerrupft die Palmenblätter
doch geschütz vor Wind und Wetter
lauschig wie Familienzelt
Klarsichtrolo Sturm abhält

Man kann es nicht in Worte fassen
und man sollte besser lassen
dies Örtchen ernsthaft zu beschreiben
um vom Kitsch verschont zu bleiben


Ich hab allerdings vor noch einen Coda anzuhängen, in dem ich die gelegentlich im Tiefflug vorbeidonnernden Düsenjäger und die zahlreichen Trauerkirchlein am Straßenrand für tödliche Unfälle erwähne, die einem Sorge machen, der Kitsch könnte irgendwann doch verschwinden... :o
Apripi -das heißt- apropos, Halli halli hallo

Burkhard Ihme

Zum neuen Jahr


Laß deinen Worten Torten folgen,
Und das Ergebnis deiner Taten möge Braten sein.
Laß dein Wollen Weihnachtsstollen wirken,
und dein Werden hier auf Erden gut geraten sein.

Bastian

#270
Sehr schön. Ich werde versuchen, es zu beherzigen. Zumindest bis zum Braten.

Ich wollte es gerade im Guttenberg-Thread posten, aber jetzt hast Du mich animiert.

Der Theodor, der Theodor
Trägt garnix in New Hampshire vor.
Schon bevor der Held
Einen Vortrag hält,
Wird Theo abbestellt.



Hm, wäre es nicht schön, wenn in diesem Thread alle die Berechtigung hätten, an ihren Beiträgen herumzuschrauben? Dann könnte man an eigenen Verzapfungen bis zur Druckreife (oder gar Filmreife) weiterstricken. Wär das was?
Mit der neuen Forensoftware ist es möglich, Berechtigungen boardspezifisch zu vergeben. Dann müsste das doch irgendwie gehen...

Ah! "Child Boards"...


ulfi

Das ist ein kleines Testgedicht.
Was es mir bringt, das weiß ich nicht.

Clas

Und? Hat es Klarheit Dir gebracht?
Und funzt es so, wie Du gedacht?

Kannst feilen Du und bessern?
Das Gute selbst verwässern?

Danach es wieder dörr'n?
Und denn noch mol von vörn?

Um schließlich ziemlich hinten
Am End den Schluss zu finden?


"Ach, das Risiko...!" sagte der Bundesbeamte für Risikoabschätzung abschätzig...

Burkhard Ihme

#274
Da ich den Text grad auf Facebook gepostet habe, kann ich ihn auch hier reinstellen:

1976 bat mich Marén Berg, das Lied "Dialogue" von Maxime Le Forestier nachzudichten. Das kam dabei heraus (nicht ganz so konsequent auf "Vater" und "Kind" gereimt, wie das ):

Dialog

"Ich habe viel für dich getan",
sagte der Vater.
"Das hab ich oft genug von dir gehört",
sagte das Kind.
"Ich kenne den Gesang.
Ich kreis auf diesem Stern voll Kriegen, Haß und Hader
mein ganzes Leben lang."

"Wer hat das Leben dir gegeben?",
sprach der Vater.
"Verlorne Zeit für dieses Leben",
sprach das Kind,
"in einem Labyrinth.
Dir liegt vielleicht der Mief in diesem Häuserkrater,
ich aber brauch den Wind."

"Und wenn du nun bald sterben mußt?",
sagte der Vater.
"Das wär noch lange kein Verlust",
sagte das Kind.
"Weil ich doch ohnehin
nur um die Erde eines Tages zu verlassen
zum Tod geboren bin."

"Wir haben uns im Leben viel erworben",
sprach der Vater.
"Und seid für nicht sehr viel gestorben",
sprach das Kind.
"Für einen dummen Streit,
der nur ein Einschub ist im großen Welttheater
und der euch nicht befreit."

"Und wem verdankst du diese Welt?",
sagte der Vater.
"Ich hab sie nicht bei dir bestellt",
sagte das Kind.
"Du warst als Bauherr blind,
und mir bleibt nichts zu tun, als eine Welt zu schaffen,
in der wir fröhlich sind,
ich und dein Enkelkind."


Ich hab schon schlimmere Übersetzgen gemacht. "Lazare und Cécile"* von Anne Sylvestre zum Beispiel. Dagegen mag ich "Offener Bief an Elise" noch heute (auch wenn es keine Bundespostbeamten mehr gibt). Leider sind ein paar Fehler in der Abschrift. Es muß z. B. "so'n junger Postmann" heißen.
So klingt das auf . Da sich dort fast alles auf etwa 7 Endungen reimt, ist es allerdings auch einfacher. Da hat Kreisler im Deutschen (Österreichischen) Maßstäbe gesetzt. Ich finde, ein paar meiner Reime sind durchaus kreislerisch.


* Nur in der erweiterten Ansicht ("lire la suite") bzw. beim Scrollen nach unten angezeigt. Und "Die kleine füge" muß "Die kleine Fuge" heißen, auch von mir nachgedichtet. Hier das .