Was hört ihr sonst so für Musik?

Begonnen von Choirgirl, 28. Oktober 2003, 15:09:28

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Burkhard Ihme

#225
Zitat
A letztes Liad

Amoi kummt der letzte Überflug
Amoi kummt der letzte Atemzug
Amoi fahrt die letzte Eisenbahn
Wann ma nimmer weiter kann
Muass ma afoch geh

Georg Danzer

Das erklärt vielleicht, warum ich mit Danzer nie was anfangen konnte.

Aber natürlich schade, daß er der "schweren, aber heilbaren Krankheit" (Rudi Dolezal im Porträt von 2006) erlegen ist.

Franz08

#226
Zitat
Zitat
A letztes Liad

Amoi kummt der letzte Überflug
Amoi kummt der letzte Atemzug
Amoi fahrt die letzte Eisenbahn
Wann ma nimmer weiter kann
Muass ma afoch geh

Georg Danzer

Das erklärt vielleicht, warum ich mit Danzer nie was anfangen konnte.

Aber natürlich schade, daß er der "schweren, aber heilbaren Krankheit" (Rudi Dolezal im Porträt von 2006) erlegen ist.

Schau' Burkhard, es gibt immer Künstler, die man nicht so mag, zu denen man keinen Zugang findet, die auch schlechte Sachen geschrieben haben. Darüber kann man diskutieren, geschenkt.

Und dann gibt's auch Menschen, die meinen, das mit ein paar Dreckpatzerl-Würfen ins offene Grab erledigen zu müssen.

Mir sind die unvollkommenen Künstler lieber.  
Match as much as you can!

Burkhard Ihme

#227
Offenes Grab? Danzer wurde schon beerdigt.
Du meinst das sicher als Metapher. Und da stellt sich mir die Frage, wie lange man nun nur Positives über den Verstorbenen sagen darf. Gilt das eventuell auch im Voraus? Darf man z.B. Kempowski nicht mehr kritisieren, bis er lange genug tot ist?

Und es sterben ja auch weniger künstlerisch wertvolle Menschen. Wann dürfen wir über Kurt Waldheim wieder herziehen?

whoknows

#228
No, no - ich würde doch anregen, Danzer und Kempowski nicht mit Waldheim gleichzusetzen - das sind doch wohl himmelhohe Unterschiede.

Ich kannte Danzer - zwar nicht gut - aber doch ein wenig, durch die gemeinsame Arbeit in SOS Mitmensch.
Die beiden Künstler haben unzweifelhaft ihre Meriten, und zwar nicht zu knapp.
Waldheim war ein Diplomat und vorher war er ein Mitläufer und Mitmörder.

Wenn man das Wienerische nicht so nachvollziehen kann, Burkhard, dann kann man nicht über die oben angeführten Zeilen urteilen. Ich traue Dir auch nicht zu, über Zeilen beispielsweise in Italienisch zu urteilen, und sei es auch, dass Du die Sprache verstehst - das SENTIMENT dahinter wird Dir fremd bleiben - Du bist so deutsch, deutscher gehts garnicht. No Offence, sorry, aber das habe ich immerhin bei dem Video von der Comix-Preisverleihung gesehen.
Ich finde jetzt auch nicht, dass es irgendwie Pulitzerverdächtige Zeilen sind - aber Danzer hat es mit einem - eben, wie gesagt - Sentiment gemacht, die Zeilen waren für ihn geschrieben. Und "Let it be" ist auch nicht Goethe. Danzer war ein guter Mann.

Burkhard Ihme

#229
ZitatNo, no - ich würde doch anregen, Danzer und Kempowski nicht mit Waldheim gleichzusetzen - das sind doch wohl himmelhohe Unterschiede.
Danzer und Waldheim sind etwa zur selben Zeit begraben worden - irgendeine Gleichsetzung der sicher sehr unterschiedlichen Persönlichkeiten lag mir fern. Auch eine Gleichsetzung mit Kempowski würde Danzer nicht sehr schmeicheln (ein derartiger Oberlehrer war er ja wohl nicht).

ZitatWenn man das Wienerische nicht so nachvollziehen kann, Burkhard, dann kann man nicht über die oben angeführten Zeilen urteilen.
Es ging mir nicht ums Sentiment, sondern einzig um die falsche Betonung bzw. Nicht-Reim (Überflug und Atemzug reimen sich bei korrekter Betonung nicht - und bei falscher Betonung stimmt das Metrum nicht).

ZitatDu bist so deutsch, deutscher gehts garnicht.
Du bist die erste, die mich typisch deutsch nennt. Aber Harald Schmidt ist schließlich auch typisch deutsch.
Die Moderation hab ich mir in den vorangegangenen Jahren mit dem Harald Havas geteilt. Die Besucher unserer Preisverleihungen sind also durchaus Undeutsches gewohnt, trotzdem kamen keine Beschwerden. Und seriös wirk ich nur in diesem schicken Beerdigungsanzug.

Franz08

ZitatOffenes Grab? Danzer wurde schon beerdigt.
Du meinst das sicher als Metapher.
Du weißt also, wie ich das meine, weil es offensichtlich ist, bist aber zu faul, Dir eine neue Pointe auszudenken. Für einen Großkritiker der Sprache ist Denkfaulheit keine gute Grundlage.

ZitatUnd da stellt sich mir die Frage, wie lange man nun nur Positives über den Verstorbenen sagen darf.
Bei meinem Beitrag ging es nicht darum, "nur Positives über den Verstorbenen zu sagen". Es ging darum, aus einer persönlichen Sicht an einen meiner Lieblingsmusiker zu erinnern.

ZitatGilt das eventuell auch im Voraus? Darf man z.B. Kempowski nicht mehr kritisieren, bis er lange genug tot ist?
Dass man Menschen und ihr Werk erst kritisieren darf, wenn diese lange genug tot sind, hat ebenfalls niemand behauptet. Dafür lässt sich sehr einfach dagegen argumentieren.

ZitatUnd es sterben ja auch weniger künstlerisch wertvolle Menschen.
Wann sind denn mehr künstlerisch wertvolle Menschen gestorben als künstlerisch weniger wertvolle Menschen?

Ein Großkritiker der Sprache, der selber nicht richtig schreiben kann – nicht nur weil er schlampig wäre, sondern weil er die dahinter liegenden Denkstrukturen nicht beherrscht –, geht gar nicht.

***********************************

So ähnlich hättest Du wohl reagiert, wärst Du ich ; -) Käme es immer nur auf den Text an und nicht mindestens so sehr auf den Kontext, wäre Kommunikation immer eindeutig. Sie ist es nicht, und das wissen wir beide.

Zur Person Danzer hat whoknows schon ihre Erfahrungen mitgeteilt; ich hab' ähnliche Erfahrungen  gemacht. Diese Zeilen waren auch mein persönlicher Abschied von einem Künstler, dessen Lieder mich in unterschiedlichen Situationen begleitet haben.

In Deiner Reaktion bist Du mir so vorgekommen wie jemand, der grußlos in eine Abschiedsparty hineinstolpert und gleich mal auf intellektuell über den Verstorbenen zu meckern beginnt...

Die "schlechten Seiten" werden auch bei solchen Anlässen nicht verschwiegen, allerdings erinnert man sich beim Abschied lieber an die schönen Momente. Das heißt aber nicht, dass man die Lebensleistung nicht zu einem anderen Anlass diskutiert. In diesem Fall: Mach' einen eigenen Thread auf zum Thema Danzer oder deutschsprachige Singer/Songwriter und ich diskutiere gerne mit...

Übrigens: Ich mag Menschen, die auf gute Sprache achten! Und das kann man natürlich auch, ohne selber immer perfekt sein zu müssen ; -))

Liebe Grüße
Franz
Match as much as you can!

Burkhard Ihme

ZitatMach' einen eigenen Thread auf zum Thema Danzer oder deutschsprachige Singer/Songwriter und ich diskutiere gerne mit...
Lustiger Vorschlag. Du hast doch im "falschen" Thread gepostet.

Zum Thema "österreichisches Sentiment":
Im heutigen ORF-Tatort wird zur Beerdigung eines "CPÖ"-Politikers (steht wohl für "Christliche Partei Österreich") das bekannte Kampflied "Dem Morgenrot entgegen ihr Kampfgenossen all" gespielt, was mich doch sehr verwundert hat. Immerhin hat eine Google-Suche ergeben, daß es sich um das Andreas-Hofer-Lied handelt (auf dessen Melodie der sozialistische Text geschrieben wurde).
Wie wißt ihr Ösis eigentlich, was gemeint ist (das Problem haben wir typisch Deutschen ja nicht, da das Hofer-Lied bei uns unbekannt ist)?

Guntram

Wo ist eigentlich das Problem?

Ich finde Fendrich, Cornelius, Ambros, Danzer haben schöne Lieder gemacht, nicht zu vergessen STS ihr "Irgendwann bleib I dann dort" liebe ich immer noch. Und reif für die Insel bin ich immer noch (zumindest manchmal)  ^^ ^^ ^^
Träume sind nicht Schäume, sind nicht Schall und Rauch,
sondern unser Leben so wie wache Stunden auch.
Wirklichkeit heißt Spesen, Träume sind Ertrag. Träume sind uns sicher schwarz auf weiß wie Nac

Andrea

Ich hab Danzer nicht persönlich gekannt, aber ich finde, er hat sehr tief gehende Lieder gemacht. "Die Freiheit ist ein wundersames Tier..." Ich liebe dieses Lied. Für mich sticht es unter allen Danzer-Liedern hervor, und es gehört zu meinen Lieblingsliedern überhaupt.
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das