Menschenbilder - gehörlos

Begonnen von Andrea, 09. Mai 2004, 15:13:56

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Andrea

Die heutige Sendung "Menschenbilder" - leider hab ich nur die zweite Hälfte gehört - hat mir als Blinde mal ein Bisschen anschaulicher vermittelt, wie die Gebärdensprache aufgebaut ist. Das Buch "Gehörlos" von Lieselotte Neudecker sollte es in Braille geben.
Ich war mal mit einer Freundin in Linz in einer Klosterschule für Gehörlose, in der die Kinder nicht die Gebärdensprache nutzen durften. Das fand ich unglaublich. Okay, das ist jetzt knapp 20 Jahre her. Vielleicht hat sich dort auch einiges geändert. Aber ich empfinde so ein "Verbot" so, als dürfte ich nicht in Blindenschrift lesen.
Schade, dass ich mich mit Gehörlosen nur per E-Mail verständigen könnte. Aber immerhin per E-Mail. Früher hätte ich mich mit diesen Menschen gar nicht unterhalten können. Ich kenne niemanden persönlich, der gehörlos ist. Ich würde auch nicht mit jemandem Kontakt aufnehmen, nur weil er gehörlos ist. Das fände ich genauso bescheuert, wie wenn jemand mit mir Kontakt aufnimmt, nur weil ich blind bin.
Ich kannte aber zwei Leute beim ORF, die die Untertitel für Gehörlose in den Nachrichten gemacht haben. Das fand ich schon sehr interessant. Gibt's das noch, oder wurde die Abteilung aus Ersparnisgründen eingestampft?
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Sandra

Die meisten Gehörlosen können sprechen. Die Stimme klingt nur komisch, und sie sprechen meist etwas undeutlich.
Ich hatte eine Gehörlose Freundin. Das Zusammensein mit ihr hat mir - abgesehen davon, dass sie einfach eine tolle Person war - auch viel gebracht. Man merkt plötzlich, wieviel  von uns unbeachtete Informationen über das Hören laufen, Dinge, von denen wir nicht denken: wir haben das gehört. Man merkt auch wie das mit Hintergrundgeräuschen ist. Sie fallen einem mehr auf. Man versetzt sich in eine völlig andere Welt. Ich würde sagen - so von aussen betrachtet - es ist vielleicht vordergründig einfacher, gehörlos zu sein als blind, in unserer heutigen Zeit - aber ich glaube, man horcht auch weniger in sich und in andere Menschen hinein - so war mein Eindruck jedenfalls. Es läuft alles wesentlich äusserlicher ab, irgendwie. Man kriegt nur das mit, in dessen Richtung sich Dein Kopf dreht. Das Geischtsfeld wird dadurch schneller eingeengt.
Hm.
Ich weiss auch nicht. Aber ich habe jedenfalls gelernt, mich ab und zu nur auf einen meiner Sinne zu konzentrieren - und mir dadurch das bewusste hören und schauen wieder präsenter zu machen. Es ist nämlich ziemlich unglaublich, wieviel wir Glücklichen die alle Sinne besitzen, ignorieren, an Reichtum den wir dadurch haben... Und wie wenig wir tatsächlich WAHR-nehmen.

aber was Du lustig finden wirst, Andrea: Meine Freundin hatte auch einen Hund. (so haben wir uns kennengelernt)  Und der war enorm passend für sie: Er bellte ununterbrochen. Wenn man taub war, war der Hund aber entzückend. :D

Andrea

Einmal war ich mit Hannes und Monika und einigen Gehörlosen zusammen. Das war abgefahren. Aber so richtig verständigen konnten wir uns nicht. Wir hatten zum Glück unsere Übersetzer Hannes und Monika aus der Teletextredaktion :-).
Hier im WDR läuft samstags eine Sendung für Gehörlose. Die zieh ich mir manchmal rein. Manchmal geht das, manchmal klappt's überhaupt nicht. Der Sprecher spricht halt langsamer und betonter.
Ja klar, Gehörlose können sprechen, ich weiß. Aber ich denke, das ist für sie viel mühsamer als die Gebärdensprache. Und, das mag jetzt abwertend klingen, so meine ich das aber nicht, für mich hört sich die Sprache (die Stimme) von jemandem, der gehörlos ist, erschreckend an. Vielleicht, weil für mich die Stimme das Merkmal von Schönheit ist. Menschen, die schöne Stimmen haben, sind für mich schön. Das ist auch eine oberflächliche, eine äußerliche Bettrachtungsweise. Hat jemand eine Stimme, die mir nicht gefällt, dann befasse ich mich mit diesem Menschen so gut wie gar nicht mehr weiter. Und das Blöde: Die meisten Menschen, die eine für mich unsympathische Stimme haben, machen dann auch irgendwas extrem Unsympathisches. Aber Ausnahmen bestätigen die Regel.
Die Sache mit deiner Freundin und den Hunden: Warum hat der immer gebellt, wenn sein "Frauchen" (blödes Wort) ihn nicht hören konnte? Deine bellen und wissen, du hörst sie :-).
Habt ihr euch aus den Augen verloren?
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Sandra

sie hatte einen Tumor, deswegen wurde sie gehörlos - und letztlich ist sie dran gestorben. irgendsoen Wucherding, was immer neu wuchs. Hässliche Geschichte.
Nein, der hat einfach aus Lust an der Freude gebellt. Meine Hunde bellen, weil sie andere Hunde sehen. Ohne andere Hunde bellen sie auch nicht - oder jedenfalls viel viel seltener.

Übrigens sagen einige dass die Stimme Ausdruck der Seele ist. Wobei das ja oft weniger mit Hoch oder Tief einer Stimme zu tun hat, sondern eher damit, wie sehr man Quetscht oder wie man die Atmung und so verwendet.

Andrea

Ja, hässliche Geschichte. Meine langjährigste Kindergarten- und Schulfreundin hatte als 2jährige Augenkrebs. Naja, vor einem Jahr haben sie ihr irgendso'nen Mist in der Ohrengegend raus operiert. Wir hören uns nur so einmal im Jahr oder so. Liegt wohl an der verschiedenen Lebensform. Und als ich das gehört habe, da hat mich das ganz schön geschockt. Vor allem, weil die Ärzte das Ding in der Ohrengegend lange nicht gefunden haben. Und hätten sie es noch länger nicht gefunden..., nicht auszudenken.
Die Schönheit der Stimme hängt aber nicht mit der Atmung zusammen. Es gibt Leute, die könnten ihre Atmung beherrschen, und trotzdem würde die Stimme nicht schöner. Aber mit Atemübungen kann man zumindestens, um die Gepresstheit in der Stimme zu verlieren, ganz viel machen. Das stimmt schon. Ich z.B. merke, dass ich beim Singen eine offenere Stimme habe als wenn ich spreche. Da klingt sie krampfiger als ich will. Aber - das übe ich noch. -
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Nase

#5
ZitatOhne andere Hunde bellen sie auch nicht - oder jedenfalls viel viel seltener.

Dann scheine ich ja gewisse Ähnlichkeiten mit einem Hund aufzuweisen...  :)
Nur eins, mein Bester; in der Welt ist es selten mit einem Entweder-Oder getan; die Empfindungen und Handlungsweisen schattieren sich so mannigfaltiglich, als Abfälle zwischen einer Habichts- und eine

Sandra

och nööö...das kannst du jetzt aber nciht sagen. SO schlimm??

Nase

 :'(

 :)
nein nein, ich nehme alle Schuld auf mich.
Nur eins, mein Bester; in der Welt ist es selten mit einem Entweder-Oder getan; die Empfindungen und Handlungsweisen schattieren sich so mannigfaltiglich, als Abfälle zwischen einer Habichts- und eine