Hilfe! Thüringen Philharmonie vor dem Aus.

Begonnen von Bassmeister, 07. Juli 2006, 16:16:00

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Bassmeister

Gestern vor dem Konzert teilte unser Dirigent uns mit, daß im Jahre 2009 die Förderung für das Orchester (http://www.thueringen-philharmonie.de) auf NULL heruntergefahren wird. Dies bedeutet das Ende eines 350 Jahre alten Traditionsorchesters.
Nun treten sie dort natürlich alles mögliche los, Unterschriftensammlungen u.ä., das war aber alles schon mal da und sogar einen Hungerstreik gab es schon. Vielleicht erinnert sich jemand von Euch.
Ist also alles schon "ausgelutscht".
Frage also an Euch: Gibt es noch kreative Ideen, was man nun tun kann?
War natürlich schlau geplant, so kurz vor dem Sommerurlaub...

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Dies sind die offiziellen Texte.

Liebe Freunde der Thüringen Philharmonie,

am 6. Juli 2006 teilte der zuständige Kultusminister Herr Prof. Jens Goebel, den Trägern der Thüringer Theater und Orchester mit, dass die Förderung für unser Orchester ab dem Jahr 2009 vollständig eingestellt werden soll.
Dies würde nach jetzigem Kenntnisstand das Aus für die Thüringen Philharmonie bedeuten.
Dagegen protestieren wir auf das Schärfste!
Ich möchte Sie bitten, durch Verbreitung beiliegender Unterschriftsliste dazu beizutragen, unserem Protest den nötigen Ausdruck zu verleihen.

Bitte senden Sie die Unterschriftsliste zurück an unser Büro, Reinhardsbrunner Straße 23 in 99867 Gotha.

Mit den besten Wünschen
Ihr

Hermann Breuer
Intendant
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Liebe Kollegen,

ohne jetzt zu wissen, wer morgen in Suhl beim open-air spielt, hab ich einfach eine Rundmail an alle geschrieben.
Es ist geplant, mit einem großen Pfeifkonzert vor unserem Auftritt Minister Goebel symbolisch die ,,rote Karte" zu zeigen. Bitte sagt allen Bekannten und Freunden bescheid, dass sie beim Suhler Konzert Trillerpfeifen o.ä. mitbringen, um das Pfeifkonzert zu unterstützen.

Grüße aus dem Büro

Christian Ludwig


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Thüringen Philharmonie Gotha-Suhl
Reinhardsbrunner Straße 23
99867 Gotha
GERMANY

[size=9]Nicht alles, was zwei Backen hat, ist ein Gesicht...[/size]

whoknows

Oje. Das sind sehr schlechte - und für Deutschland heute leider typische - Nachrichten.
Man könnte sich auf die Suche nach einem Sponsor begeben - vielleicht einem ausländischen? Denn zB in Amerika kann man derartiges Sponsortum von der Steuer absetzen, was viele eher lockt.
Ich würde versuchen, eine gute PR Agentur aufzutun, die da Erfahrung hat - wenn sich jemand auch nur "interessiert" kann man damit drohen, dass das Orchester "an's Ausland verkauft" wird.

Gerade gestern habe ich mit einem Freund darüber gesprochen, dass diese Vernachläsigung von Kunst und Kultur auch wirtschaftlich  längerfristig gesehen das Dümmste ist, was Deutschland machen kann....

Andrea

Scheiße! Geradeeben haben wir darüber gesprochen, dass z.B. Köln schon das Geld, das man hätte den freien Theatern geben können, für die WM-Fanmeile in Köln Deutz ausgegeben hat. Ich gönne den Fußballfans ihre Spiele, aber dass man dafür mehr übrig hat als für Kunst und Kultur, das verstehe ich nicht.
Die Idee von Whoknows finde ich gut. Mir fällt dazu leider nix Schlaues ein.
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Zyankalifreund

Tja, genau die selbe Nachricht ging vor wenigen Monaten vom theater Döbeln auch rum, da wollten sie entweder die Bude zumachen oder eben fusionieren. Nun siehts aber so aus, dass das ganze eine Luftnummer war - es läuft alles weiter wie zuvor, scheinbar gabs letzten Endes doch noch Geld.
Ansonsten wie gesagt: In der Regel fusionieren Theater in dieser Situation. Auf diese Weise wurde unser Döbelner Theater Anfang der 90er schonmal gerettet - zum Glück !

Franz08

Wie die Kolleginnen und Kollegen schon gesagt haben, würd' ich auch "von oben" und "von unten" ansetzen:

1. Aktiviert gezielt die Musiklehrerinnen und Lehrer (einige werden wahrscheinlich auch in Eurem Orchester spielen); es gibt dann immer wieder Kinder von politischen Entscheidungsträgern, die (am besten Privatunterricht) von einer Musikerin bekommen, die bald entlassen werden soll... Also: Sachliche Informationen aufbereiten und den Schülerinnen und Schülern mitgeben, auf dass auch alle Eltern informiert sind. Die Fragen, die in einer solchen Info beantwortet werden sollten, lauten: Was alles gibt es nicht mehr in der Region, wenn es uns nimmer gibt und wer aller ist davon direkt betroffen?

2. Aktiviert v.a. auch Eure "regionalen Wirtschaftspartner": Vom Instrumentenhändler bis zum Schneidermeister (und die können auch gleich sagen, was IHNEN alles verlorengeht, wenn's Euch nimmer gibt)...

Dass Ihr Euer Publikum bei allen möglichen Veranstaltungen sowie die regionale (da kennt Ihr die Leute ja persönlich) wie nationale Presse (diese insbes. über Nachrichtenagenturen wie dpa u.a.) informiert, versteht sich von selbst. Meiner Erfahrung nach wäre es aber wichtig, dabei immer zu signalisieren, dass Ihr schon jetzt dran seid, Zukunftsszenarien auszuarbeiten und diese auch in den nächsten Wochen präsentieren werdet (so haltet Ihr das Thema am Leben und die Politiker auf Trab).

3. Für diese zweite Phase würde ich somit parallel zum o.a. "organisierten Aufschrei" mit dem Ausarbeiten von künftigen (Finanzierungs)Szenarien beginnen. Wichtig dabei: Trennt die Kosten der "öffentlichen Leistungen" wie z.B. verbilligte Schülerkarten, Schulkonzerte, Kosten für Aufführungen regionaler Nachwuchskomponisten u.ä. vom "Marktgängigen" wie z.B. dem Walzerkonzert zu Neujahr, dem Filmmusik-Konzert u.ä. Sucht für Zweiteres gleich mal Sponsoren bzw. bei den bestehenden Sponsoren und Partnern Zusagen für 2009 und darüber hinaus - der Politik muss signalisiert werden, dass "die Wirtschaft" ganz grundsätzlich Interesse am Orchester hat.

Mit dem Sponsoring, wie es whoknows im Vergleich zu den USA angesprochen hat, ist es bei uns in Zentraleuropa so eine Sache: Hier sind Sponsorleistungen nicht in dieser Form absetzbar. Und ein Sponsor aus den USA oder GB müsste schon Interessen in der Region Thüringen haben, damit das für ihn sinnvoll ist. Gibt's solche Unternehmen bei Euch? Andererseits würde ich mit einem ordentlichen Fortführungskonzept (Businessplan) v.a. auch zu den einheimischen mittelständischen (Industrie)Betrieben gehen - das kommt meist sehr gut, wenn die merken, dass sich da ein Orchester nicht nur auf die öffentlichen Hände verlässt...

Ebenfalls zu berücksichtigen bei der Finanzierung sind Förderungen für Projekte (müsst Ihr halt manch lieb gewordenes "Routine-Ding" inhaltlich neu überdenken und daraus ein "Projekt" machen) seitens der EU, der Staaten, Regionen und Kommunen! Wichtig dabei: Scheut Euch nicht, "crossover" zu denken, und z.B. für den "Filmmusik-Event" auch Förderungen aus div. "AV-Medien-Töpfen" anzustreben usw. usf. ...

4. Kultur als Standortfaktor: Untersuchungen raussuchen, die die regionalen Potenziale aufzeigen (gibt's sicher über die Landes-Verwaltung) und bewerten; Kultur in der Wissens- und Kreativgesellschaft ist ein anerkannter Erfolgsfaktor gerade auch in der globalisierten Wirtschaft etc. blabla... Wichtig: Sucht Euch die entsprechenden Studien, die das auch (wissenschaftlich) belegen, zum Beispiel diese:
http://www.creativeclass.org/acrobat/Europe_in_the_Creative_Age_2004.pdf
http://wko.at/kreativwirtschaftsbericht/kwb2_2006.pdf (Da gibt es auch Hinweise auf Fördermöglichkeiten europaweit, S. 124ff.)

Wichtig ist diese Argumentation v.a. gegenüber der Landes- und Bundespolitik, weil man damit einer der beliebtesten Ausreden ("inhaltlich wär's eh schön, aber wirtschaftlich können wir es uns nimmer leisten") den Wind etwas aus den Segeln nehmen kann.

Wichtig in der zweiten Phase wird sein, dass Ihr vermitteln könnt, dass Ihr
- selbst neue Überlegungen angestellt und neue, konkrete Ideen entwickelt habt,
- dass Ihr neue Verbündete für diese Ideen (Unternehmen, Unis/Schulen, Eltern) gefunden habt,
- die Kommune und das Land aus ihrer Verpflichtung, für die kulturelle Infrastruktur zu sorgen, nicht entlassen könnt,
- denn sonst müssten diese Verpflichtung die BürgerInnen und UnternehmerInnen gleich selbst in die Hand nehmen...

Viel Glück!

Und vielleicht ist das Ganze auch eine Chance für Euer Orchester, verschüttete Potenziale und neue Ideen zu entdecken...
Match as much as you can!

whoknows

Klingt ziemllich fundiert, was Du da sagst. Ich kenne die Gegebenheiten in Thüringen nicht, und weiss nicht, wie "gut" die Philharmoniker im internationalen Vergleich bewertet werden, und wie die Zusammenarbeit zwischen den Musikern funktioniert - aber es klingt jedenfalls nach einem guten Konzept, wenn man die Leute dazu kriegt, es diszipliniert durchzuziehen. Viel Arbeit - und die Frage, wie sehr die Philharmoniker "ein Ganzes" sind - denn wenn es lauter einzelne Musiker sind dann wird das schwierig...

Bassmeister

Noch mal was von offizieller Stelle.
Ich persönlich finde ja Briefe noch besser und werde versuchen, die Adresse herauszubekommen. Dann haben sie wenigstens mit dem Öffnen und Auseinanderfalten genug zu tun (bei einem Wäschekorb voller Briefe ganz schön fett.

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Liebe Freunde der Thüringen Philharmonie Gotha-Suhl,

am 6. Juli 2006 teilte der Thüringer Kultusminister, Prof. Dr. Jens Goebel, mit, dass die Landesförderung für unser Orchester ab 2009 vollständig(!) eingestellt werden soll. Dies würde nach jetzigem Kenntnisstand das Aus der Thüringen Philharmonie bedeuten. Dagegen muss protestiert werden!

Bitte senden Sie alle eine E-Mail mit Ihrem persönlichen Protest an folgende Adressen: post@jens-goebel.de; presse@tkm.thueringen.de; pressestelle@thl-cdu.de; Detlef.Baer@tkm.thueringen.de;

Je mehr, desto besser; auch mehrmals am Tag! Die Verantwortlichen sollen sehen, dass die Thüringen Philharmonie von allen Bereichen der Bevölkerung unterstützt wird. WICHTIG: Bitte geben Sie in der Zeile ,,Betreff" möglichst unterschiedliche Inhalte ein, um das vorschnelle Löschen der Mails zu vermeiden. WICHTIG: Leiten Sie diese Mails an alle Ihre Kontakte weiter, so können wir noch mehr erreichen.

Ein Textvorschlag zum Kopieren:
Hiermit protestiere ich auf das Schärfste gegen die geplante Streichung der Landesförderung für die Thüringen Philharmonie Gotha-Suhl.


Herzlichen Dank für Ihr Engagement.

Christian Ludwig
Musikdramaturg und
Leiter Öffentlichkeitsarbeit

[size=9]Nicht alles, was zwei Backen hat, ist ein Gesicht...[/size]

whoknows

Habe geschrieben. Du hast Recht - ein Brief wäre vermutlich sinnvoller - da merkt man schnell, dass es VIEL ist. Wenn man sowieso viel Mail bekommt....
Aber: ich bin auch faul. Deswegen habe ich auch eine Mail geschickt. Und ich nehme an, dass viele Leute eher ne Mail schicken als nen Brief.

Franz08

Hallo nach Thüringen,

gibt's schon Neues in Sachen Orchester-Subvention? Oder war nach dem ersten Schrecken "Sommerpause" auf beiden Seiten?

Es würd' mich schon interessieren, wie's nun weitergeht und was Ihr so geplant habt und wo man helfen könnte usw. usf.

Mit besten Grüßen aus Graz
Franz
Match as much as you can!

Bassmeister

Bis Ende September geht noch die Unterschriftenaktion.
Listen sind bei mir zu bekommen.
Den derzeitigen Stand der Dinge faßt die Zeitschrift "Das Orchester" wie folgt zusammen:

Theater und Orchester in Thüringen stehen vor drastischen Veränderungen. Das Land werde seine jährlichen Zuschüsse bis 2009 um über zehn Millionen Euro auf 50 Millionen Euro reduzieren, sagte Kultusminister Jens Goebel (CDU) in Erfurt. Während das Land die Theater in Erfurt und Weimar erneut zu einer Zusammenarbeit drängen will, können die Theater in Meiningen und Altenburg-Gera sowie die Jenaer Philharmonie und die Vogtland-Philharmonie mit einer Förderung in etwa derzeitiger Höhe rechnen. Den Häusern in Eisenach, Rudolstadt und Nordhausen sowie dem Loh-Orchester in Sondershausen drohten hingegen drastische Kürzungen. Die Thüringen-Philharmonie Gotha-Suhl muss ab 2009 ohne Zuschüsse auskommen.
[size=9]Nicht alles, was zwei Backen hat, ist ein Gesicht...[/size]

Bassmeister

#10
Kaum fragt Ihr nach, schon gibts wieder ne Aktion:

[size=14]
AUFRUF
An alle
Thüringer Theater, Orchester, Institutionen,
Unternehmen und deren Mitarbeiter, Vereine und deren Mitglieder,
an alle Bürger, denen Thüringen am Herzen liegt.
Sehr geehrte Intendanten und Direktoren,
sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kulturbürgerinnen und Kulturbürger,
die Ankündigung von Kultus-Minister Prof. Dr. Jens Goebel,
die Mittel für die Theater und Orchester Thüringens ab 2009 von den ohnehin bereits gekürzten 60 Mio. Euro auf 48 Mio. Euro = um weitere 20 % zu kürzen,
hat alle Beteiligte sowie alle, denen das Wohl Thüringens am Herzen liegt, zu tiefst getroffen. Die Finanzministerin Birgit Diezel stellte noch weitergehende Kürzungen in Aussicht. Es ist an der Zeit, hiergegen anzugehen.
Der Abbau der Kultur ist nicht angemessen und u. E. auch nicht rechtens.
Der Einigungsvertrag von 1990 stellt in Artikel 35 (1) fest: ... "Stellung und Ansehen eines vereinten Deutschlands in der Welt hängen außer von seinem politischen Gewicht und seiner wirtschaftlichen Leistungskraft ebenso von seiner Bedeutung als Kulturstaat ab...." Der Absatz(2)sieht vor: "Die kulturelle Substanz in dem in Artikel 3 genannten Gebiet (Anmkg.: DDR) darf keinen Schaden nehmen". - Gegen diesen Teil des Vertrages wird u. E. eindeutig verstoßen.
Die Strahlkraft Thüringens geht nicht ausschließlich von wenigen Institutionen aus, sondern in der Gesamtheit und Vielfalt der Kulturlandschaft. Das ist ein wesentliches Charakteristikum Thüringens.
Wir haben Verständnis dafür, dass die Regierung auf geminderte Steuereinnahmen reagieren muss. Jeder Unternehmer muss flexibel auf wirtschaftliche Ereignisse reagieren. Diese Regierung versucht aber durch "Einsparung von Bleistiften" ihre "Firma" zu retten, nur weil es der leichteste, phantasieloseste Weg ist, angebliche "freiwillige Leistungen" einzusparen. Der Landeshaushalt beträgt knapp 10 Mrd. Euro, die Einsparung von 12 Mio. Euro entspricht 0,1 % des Landeshaushaltes. D. h., mit einer nicht wirklich haushaltswirksamen Einsparung werden für die kulturelle und damit auch wirtschaftliche Entwicklung Thüringens unabsehbare, irreparable, schädliche Folgen ausgelöst. Eine sinnvolle zukünftige Konzeption muss eine massive Förderung der Gesamtheit der Thüringer Kultur als Wirtschaftsfaktor beinhalten und dem Land eine lebenswerte zukunftsträchtige Vision geben. Kultur ist kein Selbstzweck, sondern schafft Arbeitsplätze, bringt Touristen ins Land, gibt Anreize für Investoren.
Bereits bei der Vorstellung des Konzeptes der Regierung am 6. Juli 2006 hat Minister Jens Goebel gesagt: "...Er habe Verständnis für Menschen, wenn sie auf die Strasse gehen...." - Wir werden nicht nur auf die Strasse gehen, nicht nur für jede einzelne Institution, sondern für die Kultur Thüringens in ihrer Gesamtheit. Wir werden die Zeit nutzen und durch Diskussionen, Sternmärsche, Eingaben und viele weitere Aktivitäten die Wählerschaft überzeugen und den Kulturabbau verhindern. Die Thüringer Regierung wird sich diesem bürgerrechtlichen Engagement auf Dauer nicht verschließen können.
Gemeinsam sind wir stärker.
Ohne Kultur keine Denkfabrik.
Wir werden uns in erforderlichen Abständen an verschiedenen Brennpunkten Thüringens treffen, um gemeinsam die nötigen Entscheidungen zu treffen. Eine schnelle und preiswerte Kommunikation erfolgt über e-Mail. Mit Ihrer Hilfe werden wir eine unkomplizierte, kräftige Bürgerinitiative für Thüringen schnell aufbauen. Eile ist geboten, denn noch in diesem Jahr will die Thüringer Regierung die Verträge zur Kürzung des Kulturhaushaltes vereinbaren.
Wir haben bereits eine Zahl prominenter Mitstreiter gewonnen. Bitte machen auch Sie mit. Geben Sie Ihre Stimme und seien Sie bereit zur Mitarbeit, wenn es nötig ist. Die Initiative koordiniert Peter Mittmann, Weimar. Kommunikationsdaten siehe unten.
Bitte schicken Sie diese Mail an alle Interessenten weiter. Drucken Sie die Information aus und geben Sie das Blatt weiter.
Bitte geben Sie Ihr Interesse und Ihre Bereitschaft durch eine Rückmail kund mit Ihren folgenden Kommunikationsdaten, Sie werden dann in jedem Fall weiter per e-Mail informiert.
Institution:
Name, Vorname:
Strasse, PLZ, Ort:
Tel:
mail:
Anmerkungen:


Mit freundlichen Grüßen,
INITIATIVE ERHALT THÜRINGER KULTUR
gez. Peter Mittmann

bitte zurück an:
Peter Mittmann,
Grossmutterleite 18
99425 Weimar
TEL +49(0)3643-779 552,  FAX +49(0)3643-779 554  MOBIL +49 (0)172 38 50 400,
[/size]
e-mail: mittmann@mittmann.de  homepage:  http://www.mittmann.de
2006-08-29/5



[size=9]Nicht alles, was zwei Backen hat, ist ein Gesicht...[/size]

Franz08

ZitatSehr geehrte Intendanten und Direktoren,
sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kulturbürgerinnen und Kulturbürger,
[...]
Der Abbau der Kultur ist nicht angemessen und u. E. auch nicht rechtens.
Der Einigungsvertrag von 1990 stellt in Artikel 35 (1) fest: ... "Stellung und Ansehen eines vereinten Deutschlands in der Welt hängen außer von seinem politischen Gewicht und seiner wirtschaftlichen Leistungskraft ebenso von seiner Bedeutung als Kulturstaat ab...." Der Absatz(2)sieht vor: "Die kulturelle Substanz in dem in Artikel 3 genannten Gebiet (Anmkg.: DDR) darf keinen Schaden nehmen". - Gegen diesen Teil des Vertrages wird u. E. eindeutig verstoßen.
[...]
Wir haben Verständnis dafür, dass die Regierung auf geminderte Steuereinnahmen reagieren muss. Jeder Unternehmer muss flexibel auf wirtschaftliche Ereignisse reagieren. Diese Regierung versucht aber durch "Einsparung von Bleistiften" ihre "Firma" zu retten, nur weil es der leichteste, phantasieloseste Weg ist, angebliche "freiwillige Leistungen" einzusparen. Der Landeshaushalt beträgt knapp 10 Mrd. Euro, die Einsparung von 12 Mio. Euro entspricht 0,1 % des Landeshaushaltes. [...] Kultur ist kein Selbstzweck, sondern schafft Arbeitsplätze, bringt Touristen ins Land, gibt Anreize für Investoren.
[...]
Ohne Kultur keine Denkfabrik.
[...]Eile ist geboten, denn noch in diesem Jahr will die Thüringer Regierung die Verträge zur Kürzung des Kulturhaushaltes vereinbaren.
Wir haben bereits eine Zahl prominenter Mitstreiter gewonnen.[...]

Kunstsubventionen werden also zu allererst mit rechtlichen Verpflichtungen aus dem Einigungsvertrag argumentiert. Dann wird Politik mit Unternehmertum gleichgesetzt. Und der "Kultur" wird die Wichitigkeit von Schreibgeräten in einem Unternehmen zugewiesen. Weil sie entsprechend wichtig ist, benötigt sie auch so wenig Geld, weshalb es sich gar nicht auszahlt, bei diesen "Peanuts" zu sparen.

So gesehen ist es - aus Sicht des zweckrationalen "Unternehmers Staat" - viel klüger, gleich beim Sozialen, bei der Gesundheit, bei der Bildung und bei der Wirtschaftsförderung wirklich harte Einschnitte zu machen.

Weiters wird Kultur als Tourismusbringer dargestellt.

Als unternehmerisch denkender Staat ist es nur vernünftig, bei den herrschenden Verhältnissen das dritte zweitklassige Orchester nicht mehr zu finanzieren.

Für die Politik war es sicher hilfreich, dass in den zwei Sommermonaten seitens der Kultursubventionsempfänger nicht sehr viele Aktivitäten entfaltet wurden.
Match as much as you can!

whoknows

#12
Naja, etwas polemisch gesagt vielleicht, aber ich glaube Du hast nicht unrecht.
Mir ist auch aufgefallen, dass kein Wort darüber steht, was der Selbstwert und Selbstzweck der Kultur im Allgemeinen ist - nämlcih den Menschen zu vermitteln, wer sie sind und wo sie "hingehören" - was dann wiederum natürlich die Wirtschaftskraft stärkt. Hier wurde in umgekehrter Reihenfolge argumentiert.
ABER - Franz, ich lerne immer mehr, dass die Kultur ganz allgemein in Deutschland völlig anders wahrgenommen wird, es sind auch die Künstler  selbst  wirklich ganz anders drauf. Die stehen GANZ UNTEN auf der Wertvoll-skala. Am untersten die Musiker - während bei uns in Ösiland Themen der Künstler und die Kunst sogar für  politische Wahlplakate herhalten, ist das in Deutschland von SEHR untergeordneter Bedeutung. Kunstminister ist so ziemlich das hintervorletzte, und wird kaum wahrgenommen, Kunststaatssekretäre - gibt es die überhaupt? (Gut den Kunstminister haben sie in Österreich auch abgeschafft, aber wenigstens mit dem Argument, es werde jetzt "chefsache" und falle in die Agenden des Kanzlers. Wenn das in Deutschland wer sagte, hielte man ihn für verrrückt.

Es wird in Deutschland beim Ausdruck  Kunst auch zuerst die Bildende Kunst assoziiert - die wiederum in Ösiland an hinterer  Stelle der Künstler stehen.

ein weiteres Beispiel: auf Deutschen Konzertplakaten steht ganz gross der Name des Komponisten - zB

                                                         
[size=18]Mozart[/size]
[size=10]Es spielt Julian Rachlin[/size]

In Österreich sind die Grössenverhältnisse auf solchen Plakaten genau umgekehrt.
Es herrscht ein völlig andere Wahrnehmung.
Mit einem Wort:  der Artikel ist auch sehr "deutsch" und für Österreicher von vorn bis hinten in eher fremdländischer Art geschrieben.