Freut Euch, Ihr Liedersänger....

Begonnen von Sandra, 02. Mai 2004, 22:34:04

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Sandra

...wenn man Worttheater macht, lebt man viel gefährlicher:

Madrid: Schläger erzwingen Abbruch von Theaterstück
 
 Mit einem Übergriff auf einen Bühnenautor und einen Schauspieler haben zwei Schläger in Madrid den Abbruch eines religionskritisches Theaterstücks erzwungen.

Mit dem Ruf "Es lebe Jesus Christus!" sprangen die Männer wenige Minuten nach Beginn des Stücks auf die Bühne und prügelten auf die Künstler ein. Andere Zuschauer eilten dem Autor Iñigo Ramírez de Haro und dem Schauspieler Fernando Incera zur Hilfe.

Sie konnten nach spanischen Presseberichten heute jedoch nicht verhindern, dass die beiden Künstler erheblich verletzt wurden. Die Angreifer wurden festgenommen. Das Stück hatte wegen seines Titels "Me cago en dios" (Ich scheiße auf Gott) in der spanischen Hauptstadt schon seit Tagen für Schlagzeilen gesorgt.

Religion als Herrschaftsinstrument

Die Regierungschefin der Region Madrid, Esperanza Aguirre, schrieb in einem Protestbrief: "Der Titel des Stücks verletzt die tiefsten Gefühle der meisten Madrilenen." Die konservative Politikerin ist pikanterweise eine Schwägerin des Autors.

Das Stück ist ein Monolog, der die Religion als ein Mittel der Herrschaft und der Unterdrückung präsentiert. Es war zuvor bereits in New York und Mexiko aufgeführt worden. Die für heute vorgesehene letzte Vorstellung in Madrid musste wegen der Verletzungen der Künstler abgesagt werden.

Bastian

Das passiert wohl, wenn man zu lange eine angenagelte Leiche preist. Da kann man es nicht ertragen, wenn andere leben...
q.e.d.

Peter Silie

@ Sandra: Quellenangabe?

@ Bastian: Gepriesen wird die Auferstehung und das ewige Leben, nicht eine 'angenagelte Leiche'.

Und @Pruegelzuschauer: Wer weiss, wer das ueberhaupt war. Sehr christlich war das jedenfalls nicht.

Und @Theaterstueck: Ich persoenlich werde mich hueten, ein Werk mit einem gotteslaesterlichen Titel zu veroeffentlichen. Gehoert sich nicht.
Das Stueck selbst kann durchaus interessant sein. Man muesste mehr wissen.

mfg
Peter Silie

Sandra

quelle: orf.at

und dass die Auferstehung gepriesen wird anhand einer angenagelten jüdischen Leiche finde ich schon ziemlich bedenkenswert - zumal die wenigsten Menschen das WIRKLICH tun. Es geht um die Leiche, den Meisten jedenfalls, und das metaphorische ist ihnen zu hoch.

und angesichts der Tatsache, dass G*tt ohne mit der Wimper zu zucken  zuschaut, wenn irgendwelche völlig unbedarften Mütter, Alte und Kinder auf die horrendeste Weise gequält, geknechtet oder umgebracht werden ist für mich der titel locker gerechtfertigt.
Er scheisst ja auch auf uns.

Dagmar

Tja - für mich ist das ein schwieriges und sehr polarisierendes Thema, was nach meiner Meinung ziemlich differenziert betrachtet werden muß:

Ich finde, es gehört sich auch nicht, Leute auf der Bühne zu verprügeln, die da eine bestimmte Haltung relativ friedfertig von sich geben. Man muß ja nicht hingehen, wenn man meint, das sei unerträglich. Eine äußerst kritische Haltung - gerade zu religiösen Themen - schadet ja nun nicht wirklich, ganz im Gegenteil.

Auf der anderen Seite finde ich, gehört es sich ebenso wenig, Leute bewußt und absichtlich zu verletzen. Ich habe vor einiger Zeit eine Erfahrung gemacht, die mich sehr betroffen gemacht hat: Wir hatten in einem Liederabend zu einem Benefizthema, bei dem sich aus unserer Sicht die katholische Kirche nicht gerade mit Ruhm bekleckert hat, einige sehr kritische Passagen dazu eingebaut: Ich hab' entsprechende Brecht-Sachen gesungen und meine Partnerin hat passende Villon-Texte rezitiert. Wir haben zusätzlich mit einer Leinwandprojektion gearbeitet, die das, was wir ausdrücken wollten, unmißverständlich deutlich machte. Mitten im Auftritt stand plötzlich ein altes Ehepaar auf (die ich auch persönlich kannte) und verließ die Veranstaltung. Später habe ich gehört, dass diese beiden alten Leute von der Darbietung tief getroffen und verletzt waren.

Das gehört sich eigentlich auch nicht.
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Bastian

#5
Ich finde, das gehört auch hierhin:
ZitatIn Cobb County, Georgia, läuft momentan ein Prozess zur Rechtmäßigkeit von Stickern, mit denen die Schulbücher versehen wurden. Auf den Aufklebern ist zu lesen: "Dieses Buch enthält Material über die Evolution. Die Evolution ist eine Theorie über den Ursprung von Lebewesen, kein Fakt. Diese Materialien sollten mit wachem Geist, sorgfältig studiert und kritisch betrachtet werden."
Quelle: der spiegel

Solange religiöse Fanatiker derart in Wissenschaft und Lehre eigreifen, müssen sie es im Gegenzug auch aushalten, wenn andere ihren Gottesglauben kritisieren. Sogar dann, wenn diese Kritik radikal formuliert wird. Wer metaphorisch Gemeintes und Mutmaßungen zum Faktum oder gar zur Wahrheit erhebt, und gesicherte Theorien als reine Hypothesen abtut, ist selbst radikal genug, als dass andere ihn mit der Wirklichkeit schonen müssten. Oder mit ihrer persönlichen Auffassung. Warum fühlen sich Menschen persönlich angegriffen, wenn andere "auf Gott scheißen"?

Ich halte den Gottesglauben für eine Schwäche aus der schwache Menschen Stärke gewinnen können. Darum tut es ihnen weh, wenn man ihnen widerspricht. Schwächen sind deswegen noch lange nichts schlechtes, das meine ich nicht. Hab selbst einige davon. Aber die Sache wird dann albern, wenn von anderen erwartet wird, dass sie sich ebenfalls zu dieser Schwäche bekennen. Ich kann mit der Ungewissheit leben, ob ich Sinn mache oder nicht. Ich habe keine Antwort auf die ultimative Frage. Darum tu ich auch nicht so, als hätte ich sie. Ich habe mehr Fragen als Antworten. Auch halte ich es für viel wahrscheinlicher, dass der Mensch Gott erschaffen hat, als umgekehrt. Und das Leben ist bunter, wenn man Fragen hat.

Vielleicht gehört sich Gotteslästerung nicht. Es gehört sich jedenfalls ganz bestimmt nicht, Menschen zu verletzen. Weder Menschen auf einer Bühne, noch vor einer Bühne. Und Fanatiker sind immer schlecht- geschenkt- aber das heißt nicht zwingend, dass die minder fanatischen es besser wissen. Aber Gotteslästerung kanns nur geben, wo zuvor ein Gott postuliert worden ist, obwohl es ihn nicht gibt. Jawohl: es gibt ihn nicht! Wie plump von mir das zu behaupten, wo ich es doch gar nicht beweisen kann. Wie unwissenschaftlich, und doch blasphemisch...

Ich hätte ein wenig rücksichtsvoller sein können.

Dagmar

ZitatJawohl: es gibt ihn nicht! Wie plump von mir das zu behaupten, wo ich es doch gar nicht beweisen kann.

Plump ist das nicht unbedingt. Nur genauso dogmatisch und fanatisch wie heraus zu schreien: Jawohl es gibt ihn!
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Bastian

Da hast Du recht. Es ist das Privileg der Gläubigen, Dinge undifferenziert zu sehen. Ich bin nicht fanatisch. Ich bin nur dieser Auffassung. Für mich ist diese Frage nicht einfach offen...

Bassmeister

#8
Ich finde, man sollte in der Tat seinen Geist wach halten und gut unterscheiden zwischen dem echten Glauben, an den Lebendigen Gott, der Berge versetzen, Kranke heilen und "Wunder" wirken kann.
Und den Glaubens-Bildern, wenn da angenagelte Leichen bzw. deren Bilder in Holz oder Gold in murmelndem Gleichklang angebetet werden.
Das soll nicht heißen, daß ich die Kirche generell verachte, denn ich selbst bin auch oft genug dort tätig (als Musiker) und habe auch schon viele Gottesdienste mitgefeiert. Kirche ist so gut oder schlecht wie die Menschen, die sie machen - mit Gottes Hilfe - und auf jeden Fall ein guter Wegweiser, daß da mehr ist zwischen Himmel und Erde

Es kommt sehr auf das Herz der Menschen an und wie der Glaube mit Leben erfüllt wird.
Und: wer Gott lästert, schadet am meisten sich selber.
[size=9]Nicht alles, was zwei Backen hat, ist ein Gesicht...[/size]

Sandra


Andrea

 :( Ich halte den Gottesglauben für eine Schwäche aus der schwache Menschen Stärke gewinnen können. Darum tut es ihnen weh, wenn man ihnen widerspricht. Das erlebe ich gerade mit einer Freundin - oder besser, ich erlebe es nicht, sie lebt es. - Ich kann sie nicht anrufen, nicht mit ihr reden, weil ich mich hilflos und machtlos fühle. Alles, was ich im Moment gegen die Droge Gott sagen würde, käme bei ihr nicht an. Sie hat sich seit einem knappen Jahr in dieses Extrem gestürzt: Schreibt nur noch "göttliche" Kirchen-Pop-Songs, leugnet ihr vorheriges Leben, für mich ist das eine der gefährlichen Drogen. Auch wenn kein körperlicher Schaden entsteht.
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Peter Silie

@ Bassmeister: Ich stimme zu! Langweilige, oede Gottesdienste haben mich als Kind vergrault, und mit der ganzen Passionsgeschichte kann ich mich nicht recht anfreunden. Aber ich hab den Glauben spaeter wieder gefunden, und zwar nicht weil es mir schlecht gegangen ist, sondern im Gegenteil, in einer der gluecklichsten Phasen meines Lebens, weil ich draufgekommen bin, wie wichtig es ist, Gott dafuer zu danken.
Demut ist keine Schwaeche (@Bastian).
Menschen sind unvollkommen und haben die Wahl Gutes oder Schlechtes zu tun.
Wenn Menschen Mist bauen und Unheil verursachen, kann man nicht Gott dafuer die Schuld geben (@ Sandra). Das ist ein grosses Missverstaendnis.
Einander zu achten und zu lieben ist das einfachste von der Welt, und erscheint doch oft so schwierig. Ein gefestigter Glaube und das Bild von den Menschen als Brueder und Schwestern, als Kinder Gottes, hilft da enorm.
@ Sandra: Warum schreibst du eigentlich immer G*tt mit dem Sternchen?

Sandra

...ist eine jiddische Gewohnheit, Du sollst den Namen Deines Herrn nicht schreiben, wasweissich.
Ich bin ja auch nicht gefeit vor dem, was man "Glauben" nennt, und ich bastle (bastile?) mir da meinen eigene krausen Weg aus jiddisch und buddhistisch und sandrisch - aber:
Bestes Beispiel: Ich schreibe G*tt mit Sternchen. Es würde mir aber nciht im Traum einfallen, irgendjemand zu rügen, der das nicht tut - und ich finde nichts schlimmer, als einerseits G*tt als den grossen Beherrrscher und Chef von det Janze zu apostrophieren, gleichzeitig zu sagen, er ist nicht verantwortlich für das, was die Menschen so tun und ausserdem sich anfzuregen, wenn jemand eine andere Meinung lautstark kundtut.
Wenn jemand ein Stück "Ich scheisse auf G*tt" nennen will - soll er. Ich MUSS es mir nicht anschauen, wie Basti richtig sagt, ich kann auf den Autor scheissen. Ich muss ihn aber lassen. Vor allem - ich persönlich finde, ich muss sogar,( GERADE als gläubiger Mensch!)  darum kämpfen, dass er das Recht hat, das Stück so zu nennen.
Gerade die - und hier vorwiegend die christlichen und muslimischen -  Fundamentalisten haben jegliche Glaubwürdigkeit in Sachen Religion verspielt. (obwohl sich die rechten Siedler in Israel, die ja auch oft fundamentalistisch sind, ziemlcih bemühen, ihnen den Rang abzulaufen)
Und alles, was an diesen Fundamentalismus auch nur anstreift, werde ich bekämpfen bis Jöregeld.
Man soll ruhig fluchen, lästern, schimpfen soviel man will. Jeder kann das. Nur: LASSEN muss man auch jeden.
Jeder Mensch hat seinen eigenen Weg. Und der wird ihm nützen oder schaden - egal.
Ich finde, "Gefühle zu verletzen" ist  - in diesem diskurs - eines der miesesten Argumente überhaupt. Es gibt immer einen Tu-er und einen Lass-er. Wenn mich jemand nicht beleidigen KANN, gehe ich meinen Weg, aber nicht, wenn ich alle, die was sagen, was nicht meiner Meinung entspricht, rüge oder beschimpfe.
Klar, wenn ich meiner Freundin sage, sie ist eine doofe Kuh, kann ich ihre Gefühle verletzen, und das ist nicht nett, nicht "höflich". Aber wie "höflich" ist es, wenn ich meine Meinung zu einem abstrakten Thema kundtue, mir den Mund zu verbieten? Alle, die Jesus ganz toll finden, sollen halt weghören, und sich ihr Teil denken. Ich tus ja auch, wenn ich ihr Salbadern höre.

Bassmeister

Das hab ich noch nie verstanden: warum soll ich SEINEN Namen nicht schreiben??
Er steht ja nicht einmal mehr in der Heiligen Schrift! Dabei steht doch dort immer wieder, SEIN NAME soll verherrlicht werden. Wie kann ich etwas verherrlichen, was ich nicht eínmal kenne?
Es steht nur im Gesetz, da? DER Name nicht mißbräuchlich verwendet werden soll.
Ist die Angst vor Mißbrauch so groß, daß man ihn nun gar nicht mehr verwendet? Ist das nicht das Kind mit dem Bade ausgeschüttet?
[size=9]Nicht alles, was zwei Backen hat, ist ein Gesicht...[/size]

Andrea

@ Sandra
So sehe ich das auch. Jeder soll glauben wie und woran er will.
Jeder soll schimpfen, was das Zeug hält, worüber er will. Niemand soll dem anderen seinen Willen aufzwingen.
Ich finde es nur gefährlich, wenn jemand wie meine oben beschriebene Freundin nur noch die Kirche sieht, an die sie sich nach einem Fast-Selbstmordversuch gebunden fühlt - hängt - was auch immer. Sie bricht den Kontakt zu allen Menschen, die ihr widersprechen, einfach ab. Sie war vorher doch auch toleranter, was den Sex vor der Ehe, die gleichgeschlechtliche Liebe  und andere Dinge betraf, und all das verdrängt sie und ver"teufelt" sie jetzt. Aber sie war immer extrem: Fan von einer Band, dann der nächsten Band... und einmal einem heidnischen Glauben zugetan, dann dem Judentum und jetzt (ganz extrem wie vorher nicht bei den anderen Richtungen) sind's die baptisten.
Ich bastle mir auch meine Richtung zusammen aus dem, was mir "logisch" erscheint. Ziemlich andreaisch (betont sich nicht so gut wie sandrisch) das Ganze. Sandrisch, das Wort gefällt mir :-).
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Bastian

#15
Ich bin weder Sandrist noch Andreatiker. Und kein Siliant oder Bassist. Schluss mit den blöden Wortspielen, das klingt alles zu sektiererisch, zu viele Dagmen...

@ Silie: Was denn sonst ist Demut, wenn keine Schwäche? Ich hab mal versucht es nachzuschlagen. Ich kenne den Begriff der "Demutshaltung" nämlich nur aus der Verhaltensforschung. Wenn sich z.B. ein rangniederer Wolf vor dem Ranghöheren hinlegt, und seinen weichen Bauch und seine Kehle zeigt. Ich zeige meinen Bauch nur sehr ungern. Bin ich deswegen gleich überheblich? Vielleicht bin ich ja unbescheiden- das mag sein, aber ich stehe trotzdem staunend in der Welt. Da mach ich mir nix vor, ich verstehe sie nicht. Da fallen mir gerade zwei Gedichte von Robert Gernhardt ein. Mal sehen, ob ich sie hinbekomme...

@ mich selbst:

Trost und Rat
Ja wer wird denn gleich verzweifeln,
weil er klein und laut und dumm ist?
Jedes Leben endet. Leb so,
daß du, wenn dein Leben um ist

von dir sagen kannst: Na wenn schon!
Ist mein Leben jetzt auch um,
habe ich doch was geleistet:
Ich war klein und laut und dumm.

und:

Lieber Gott, nimm es hin,
daß ich was Besond´res bin.
Und gib ruhig einmal zu,
daß ich klüger bin als du.
Preise künftig meinen Namen
denn sonst setzt es etwas.
Amen


Albern und längst bekannt? Kann sein, aber dann schadt's auch nix.

Sandra

Zitataber ich stehe trotzdem staunend in der Welt

...und genau SO verstehe ich das Wort "Demut" auch gern. Es ist ein Wort mit einem weiten Freiraum, wann endet die Demut und die Unterwerfung beginnt?
Ich neige dazu, wenn ich es gerade ganz besonders auffallend nett habe (zum Beispiel wenn ich in einem Schiff am Urbanhafen in Berlin in der Sonne sitze und mit einem lieben Menschen frühstücke) - ja, dann neige ich dazu, zu sagen - LAUT zu sagen: "G*tt geb, dass es uns nie schlechter geht als heute"
Und das tue ich, um mir so richtig bewusst zu machen, dass es auch besonders schön sein kann im Leben, und dass man diese Moment merken und sich beim Universum dafür bedanken sollte - dass man solche Momente erleben darf, und dass man MERKEN darf, dass man solche Momente hat - und zwar nicht erst, wenn sie weg sind.
Das ist für mich auch eine Form der Demut.
"Manche Arten von Demut" (GK) können schon was feines sein. Weil man auch manchmal gerade dann,wenn man sich klein macht, die Welt schöner erfahren kann. Nicht immer. Manchmal.

Und Robert Gernhardt ist genial. Keine Frage.

Bassmeister

Hat Demut nicht auch sehr viel mit Respekt zu tun?
[size=9]Nicht alles, was zwei Backen hat, ist ein Gesicht...[/size]

Sandra

Kannste mal sehen. Ich brauche sooo viele Worte - und zur gleichen Zeit schreibst Du einen Satz, und erfasst es.
Ich neige mich in Demut. 8)

Bastian

#19
Und ich vergeige mich leis vor euch beiden.

Sandra

Sehr schwer ist's, mit dem Schwanz zu geigen.
Von einem Cello ganz zu schweigen.

Dagmar

ZitatIch MUSS es mir nicht anschauen, wie Basti richtig sagt,

Hab' ich übrigens gesagt.

Zitatzu viele Dagmen

Ist ja gut, wollt's ja nur mal erwähnen.

ZitatIch finde, "Gefühle zu verletzen" ist  - in diesem diskurs - eines der miesesten Argumente überhaupt.

Das sehe ich grundlegend anders! Ich finde, Rücksichtnahme auf Gefühle anderer ist ein ziemlich wesentliches Argument - gerade in diesem Diskurs! Ich hab's nicht so damit, die eigenen Ansichten in die Welt hinein zu holzen frei nach dem Motto: Wem's nicht paßt, der kann ja weghören. Ich finde das auch in Teilen rücksichtslos und egozentrisch anderen gegenüber. Diese Haltung mag heutzutage oft, sehr oft und für mich zu oft als hoffnungslos altmodisch, rückständig und vor allem als waaahnsinnig unintellektuell gelten.

Das hat für mich sehr viel mit "lassen können" zu tun. Muß ich eigentlich permanent durch die Welt rennen und andere superschlau belehren? Wieso das denn? Muß ich jedesmal ironisieren, damit andere, die's noch nicht begriffen haben, es dann vielleicht begreifen? Muß ich dermaßen provozieren, bis andere sich verletzt zurück ziehen, um dann herum zu protöten "hätten ja weghören können"? Wieso bitte?

Ich rede hier nicht von Fanatikern, damit wir uns hier gleich richtig verstehen. Ich rede unter anderem von Respekt, oder besser gesagt von einer respektvollen Haltung Ansichten anderer gegenüber, die ich ja für mich durchaus komplett anders definieren kann.
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Bastian

#22
Danke, Dagmar!!

Sandra

#23
Moooment!
Jemandem mit Gewalt die eigene Meinung auf's Aug zu drücken ist etwas fundamental anderes, als seine eigene Meinung  zu sagen. Ich glaube nicht daran, die eigene Meinung zu verstecken, nur weil man damit Gefühle verletzen könnte.
Ich muss nicht meine Meinung trompeten. Und ich muss nicht UNBEDINGT immer meine Meinung zu ALLEM sagen.
 (obwohl, gerade ich....öh...eigentlich eher doch genau dazu neige :-[ - Egal. Hier geht es ja um die Sache, nicht um meine charakterlichen Knitterfalten ::))
...wo war ich? Achja. Ich MUSS nicht unbedingt zu allem meine Meinung sagen.  Aber ich muss das 'RECHT dazu haben - auch wenn es nicht die Meinung von anderen ist.
Wenn meine Freundin einen Vollidioten zum Volkshelden ihres Bettes erklärt, kann ich vorsichtig versuchen, ihr klarzumachen, dass ich diesen Gedanken nicht teile. Ich muss ihr nicht sagen: "Der ist so blöd dass es raucht, und wenn Du das nicht auch siehst, bist Du auch blöd." Aber ich kann sagen: "no, MEIN Fall isser nicht"
Eigentlich könnte ich sogar das erstere sagen - ich darf mich nur nicht wundern, wenn das dann die längste Zeit meine Freundin war.

Und gerade - um auf das Thema zurückzukommen - bei einem Theaterstück kann man vielleicht einige Gefühle verletzen - aber auch ebensovielen Menschen aus der Seele sprechen. Und Menschen brauchen es ja auch, zu wissen, dass sie nicht allein da stehen mit ihrer Meinung.
Wenn man die ganzen "Heiligen" aus Rücksicht auf ihre Gefühle schwafeln lässt, und dem ncihts entgegensetzt, verletzt man damit all die Menschen, die NICHT "heilig" sind, und sich dann damit allein und verirrt fühlen können. Mal überspitzt gesagt.

Zwischen "andere belehren müssen" und "Seine Meinung kundtun" gibt es einen Unterschied. Der mag klein sein, und manchmal verschwimmen - aber so ist das nun mal im Leben, dass nichts 100%ig so oder so ist. Es gibt eben Ansichtssachen. Und wenn ich etwas sage, so sage ich einfach meine Meinung. Wenn wer anderer dann meint, ich wolle "belehren" dann liegt das zumindest ebenso viel an dessen Rezeption wie an meiner Art, etwas zu sagen.

Und: gerade die hach-so-g*ttgläubigen, gerade diejenigen, die sich durch nicht-g*ttgläubige Texte in ihrer Seele so verletzt fühlen - DAS sind nämlich genau diejenigen, die anderen permanent ihre Meinung auf's Aug drücken wollen.

Wieso muss ich in jedem Amtsraum, in jeder Schule in Österreich eine Leiche an der Wand hängen haben? (Oder einen Bundespräsidenten) DAS ist Meinung auf's Aug drücken.

Andrea

Ich weiß nicht, wie ich mit  der Zitier-Funktion umgehen kann, deshalb komm ich mal wieder umständlich daher:
Ich muss nicht immer meine Meinung sagen... Da möchte ich anknüpfen.
Jedem nicht, aber z.B. hier oder zu Freunden,  zu lieben Menschen sollte man schon sagen, was man denkt und meint. Okay, es kommt darauf an, wie und vor allem, wie's beim anderen oder den anderen ankommt. Macht jemand auf eine direkte Ansage auf, oder empfindet er sie als Klugscheißerei? Braucht er's immer sanft und voller Schnörxel, oder kann er auch mal einen entschiedenen Tonfall vertragen. Aber wenn ich etwas sage, weiß ich all das vorher nicht.  Im Gespräch ist dann noch der Tonfall entscheidend, den man zwar hier auch in sich drinn hört, wenn man Statements von anderen liest, den man aber nicht 100%ig festmachen kann.
Wenn jemand, seine Meinung z.B. über Gott  auf eine sanfte Weise so endgültig erscheinen lässt, als müssten alle anderen sich daran halten, und auf eine Gegenargumentation empfindsam reagiert - sich verletzt fühlt -, heißt das aber nicht, dass derjenige, der das Gegenargument gebracht hat, einlenken muss, um den anderen wieder frohzustimmen. Will sagen: Auch mit einer harmoniebedürftigen Ausdrucksform kann man sich im Rudel auf eine Weise behaupten, die nicht unbedingt fair ist. Solche Schemen laufen manchmal bewusst oder unbewusst ab. Ich ertappe mich auch manchmal dabei, eine direkte Ausdrucksweise persönlich zu nehmen - dabei wollte der sich direkt ausdrückende Mensch doch nur seine Meinung entschieden zum Ausdruck bringen. - Und wenn ich das erkannt habe - manchmal nach ein paar Sekunden -, dann weiß ich, dass meine kurze Überreaktion, indem ich etwas persönlich genommen habe, was gar nicht persönlich gemeint war, daher kommt, dass mich irgendwann in diesem Leben zu viele Leute klein gemacht haben und ich mich hab von ihnen klein machen lassen, weil ich nicht dagegenhalten konnte... Aber das heißt, wie gesagt, ja nicht, dass ich damit den anderen dazu bewegen will, mit mir in einer blumigen Sprache zu sprechen. Klar oder umständlich?  
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das