Georg Kreisler Forum

Über diesen Film gehen die Meinungen ja ziemlich auseinaner ... Mir hat er z.B. gar nicht gefallen und ich habe fast den Eindruck, mir mit dieser Ansicht einige Feinde gemacht zu haben :-/

Habt ihr ihn gesehen? - Was haltet ihr davon?

Hab ihn leider noch nicht gesehen. Ich denk es ist schwierig, wenn man mitbekommt, wie ein Kritiker wie Moore immer mehr an Seriosität verliert. Ich hatte das Gefühl schon bei Bowling for Columbine. Daher hab ich keine Bange, dass ich da bei einer Mode mitmach, à la "Jetzt ist genug mit Moore. Er ist ein reine Selbstinszenierung. Das Pendelchen schlägt wieder zurück, jetzt wird er unseriös". Denn das war er von Anbeginn. Nur: kein anderer hat den Arsch in der Hose, die Menschen aus den Sesseln zu peitschen. Darum werd ich mir den Film sicher anschauen.

Also, ich glaube, man muss differenzieren. Er hat den Film ja für Amis gemacht, und um einen Zweck zu erreichen - dass Bush nciht mehr gewählt wird. und dafür ist er Grossartig.
Dazu muss man sagen, dass er diesmal viel peinlicher recherchiert hat, nachdem man ihm unsauberkeit in der Argumentation vorwerfen konnte nach BfC. Alles ist penibelst recherchiert ind beweisbar.
Aber klar, für europäische Augen ist er extrem polemisch - vor allem in der zweiten Hälfte, wo man auch merkt, dass ihm die zeit davon rennt, und er nur noch auf Tränendrüsen drückt und so - er wollte ja rechtzeitig fertig werden, damit er noch von vielen menschen vor der Wahl gesehen wird.

als polemische Doku und so find ich BfC viel besser, und ich denke, allen Europäern geht es so. Aber als das, wofür es gedacht ist, kann man nur sagen: danke schön, und sein wir froh, dass jemand "auf unserer Seite" auch mal so polemisch und schwarzweissmalend ist - das fehlt uns nämlich.
Und er hat - auch das ein Lob - einige verblüffénd gute footage - Bilder, die man so sonst nicht sieht - da hat er echt gute Arbeit geleistet. Er hatte ja auch die Fotos von den Misshandlungen im irak, das darf man nicht vergessen, lange bevor es durch die Medien ging - er muss das material schon im Winter gehabt haben, wenn man sich Schnittzeiten und so ausrechnet.

Die Bemerkung "... lange bevor es durch die Medien ging ..." sollte nachdenklich machen. Wenn Moore die Fotos wirklich vorher hatte und nichts getan hat ist er nicht besser als die Folterer, denn er hat die Folterungen akzeptiert und nichts unternommen. Er hat in Kauf genommen, daß in diesem Gefängnis weiter gefoltert werden konnte nur um seines Filmes willen, anstatt sofort mit den Bildern an die Öffentlichkeit zu gehen um gegen das Foltern etwas zu unternehmen.

Ich würde mir da kein Urteil anmassen. Man weiss nicht, wieviel footage er tatsächlich hatte, diese verschwommenen Bilder, die im Film gezeigt werden, sind nur im Kontext als Teil von realen Folterungen zu verstehen - für sich alleine zeigen sie "nur", dass die Amis rüde herumblödeln mit Gefangenen. Ausserdem wissen wir nicht wer und wie die Bilder den medien letztlich zugespielt hat - und wir wissen auch nciht, wie lange die amerikanischen Medien geschwiegen haben - möglicherweise war es schon längst ein Thema, und ist nicht nach Europa gekommen, möglicherweise wurde die Information in amerika lange unterdrückt, möglicherweise hatte Moore selbst die Infos an die Medien weitergegeben - und genauso möglicherweise hat er die Bilder erst kurz vor Fertigstellung in den Film hineingeschnitten, als längst öffentlich klar war, was sie bedeuten.

Deswegen falls er sie hatte und der Zeitfaktor spielt hier eine wichtige Rolle.

Aber vielleicht kommt einer auf die Idee ihn mal zu fragen.