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emotions

Begonnen von Dagmar, 23. April 2004, 23:56:16

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Dagmar

Hallo miteinander!

Der Anlass, diesen thread zu eröffnen, ist ein Gedankenaustausch über Kurznachricht mit einem anderen Mitglied dieses Forums, der mich sehr beschäftigt.

Ich möchte gerne einmal ein Thema zur Sprache bringen, von dem mich sehr interessieren würde, wie andere dazu empfinden und denken: Ungewünschte oder überraschende Emotionen.

Ich zum Beispiel...

... bin traurig, oft auch irrational wütend, weil ich die Musik in meinem Leben zu spät entdeckt habe, um noch wirklich ein Hauptding daraus für mich machen zu können.

... sterbe vor Lampenfieber. Ich sterbe ECHT vor Lampenfieber und kann dann nur noch ganz wenig von meinem Können. Ich kann kaum was machen dagegen (obwohl ich als Psychologin 'vom Fach' bin). Ich bin hilflos, ohnmächtig, wütend, kämpferisch diesem Scheiß - Lampenfieber gegenüber, aber weg geht's nicht davon.

... bin neidisch auf Künstler/innen, die in meinem Alter sind und viel viel weiter sind, als ich. Das hat nur mit mir zu tun und ist kein sympathisches Gefühl. Aber ich empfinde es halt' - obwohl ich weiß, dass es vielleicht sogar total irrational ist

... kriege einen Wutanfall über schlechte Kritik. Ich denke dann, dass ich ruhig und gelassen sein sollte, dass man daran doch nur lernt. Aber ich kann ein Gefühl ja nicht abschalten, wie eine Lampe, die mich blendet. Ich bin wütend und krieg' einen Tobsuchtsanfall.

... bin unangemessen deprimiert über schlechte Kritik. Dann sitze ich da und verweigere eine Woche jeden Ton. Ich denke, dass ich so grauenvoll singe, wie niemand auf der Welt und eine Strafe für jeden Zuhörer bin. Ich weiß dann noch irgendwo im Hinterstübchen, dass ich wohl maßlos übertreibe, aber: ein Gefühl kann besetzend sein, und man kann es nicht abschalten wie eine flirrende Lampe.

... bin total euphorisch über einen gelungenen Auftritt oder über gute Presse, flippe total aus und fühle mich wie auf Wolke 777. Ich kreische herum, bin total albern und rede ohne Unterlaß am Stück. Wohl irgendwo im Hinterstübchen wissend, dass meine ganze Reaktion etwas abgedreht ist.

Ich könnte noch viel mehr dazu preisgeben. Wie geht's Euch? - würd' mich freuen, wenn das ein intensiv geposteter thread wird!

Dagmar
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Bassmeister

ZitatHallo miteinander!

... bin traurig, oft auch irrational wütend, weil ich die Musik in meinem Leben zu spät entdeckt habe, um noch wirklich ein Hauptding daraus für mich machen zu können.

Ich bin manchmal traurig, weil ich mich zur Musik "hingedrängt" fühle, ich "konnte nicht anders" und meine Familie "wollte das so". Dabei hätte ich sehr gerne was mit Elektronik gemacht und alles in der Welt scheint dagegen zu sprechen - das Aufwachsen in einer Musikerfamilie, die ihren Kindern die Laufbahn nicht vorenthalten wollte, mein fehlender Mut (grrrr!) und einiges anderes. Heute ist das kaum möglich, quer einzusteigen, denn im Elektronikbereich werden die Leute alle entlassen, außerdem habe ich eine exzellente Ausbildung gekriegt und es wäre schade um viel Arbeit. Und ein Versuch den ich vor einem Jahr dennoch startete, fühlte sich wie Verrat an.

Zitat
... sterbe vor Lampenfieber. Ich sterbe ECHT vor Lampenfieber und kann dann nur noch ganz wenig von meinem Können. Ich kann kaum was machen dagegen (obwohl ich als Psychologin 'vom Fach' bin). Ich bin hilflos, ohnmächtig, wütend, kämpferisch diesem Scheiß - Lampenfieber gegenüber, aber weg geht's nicht davon.

Ich hatte eine Zeit, da dachte ich auf der Bühne zuweilen "Jetzt gehts zu Ende mit mir, das ist bestimmt ein Herzinfarkt!" Alle Symptome waren da, Druck in der Brust, Kribbeln in den Fingern, Schmerzen, ganzes Programm.  Ohne erkennbaren Grund (schweres oder besonders solistisches Stück oder so...)
Der Arzt sagte "kommen Sie in dreißig Jahren wieder" ich war ratlos.
Vor allem: ich kannte das nicht, auf der Bühne war ich bis vor vier Jahren niemals aufgeregt!
Geholfen hat dann, der Angst ihren Platz zu geben, mich mit ihr zu beschäftigen, mit ihr anzufreunden. Ich habe
oft stundenlang im Park gesessen und einfach nur in mich hinein gefühlt und mit den Gefühlen geredet. Ja!

Zitat
... bin neidisch auf Künstler/innen, die in meinem Alter sind und viel viel weiter sind, als ich. Das hat nur mit mir zu tun und ist kein sympathisches Gefühl. Aber ich empfinde es halt' - obwohl ich weiß, dass es vielleicht sogar total irrational ist
...besonders viel Spaß macht das, wenn eine dieser Künstlerinnen die eigene Liebste ist! Sie ist super gut im Geschäft (ich auch, aber das sehe ich in so Momenten nicht, denn meistens wechseln wir uns damit ab!)

Zitat
... kriege einen Wutanfall über schlechte Kritik. Ich denke dann, dass ich ruhig und gelassen sein sollte, dass man daran doch nur lernt. Aber ich kann ein Gefühl ja nicht abschalten, wie eine Lampe, die mich blendet. Ich bin wütend und krieg' einen Tobsuchtsanfall.
...

des weiteren neige ich dazu, alles zu sehr persönlich zu nehmen und an mich ran zu lassen. Wenn es mir mal gelingt, etwas mehr Distanz zum Leben zu haben (was mir schon unglaublich "arrogant" vorkommt!), dann lebt es sich viel besser und auch mit den anderen Menschen funktionierts dann komischerweise.
Vielleicht ist bei uns einfach der Gefühlslevel zu hoch oder höher als normal und wenn man dann noch überall gesagt kriegt "Hör auf dein Gefühl" u.s.w., dann denkt man, man hat immer noch nicht genug und setzt noch einen drauf.

ich bin nicht so sehr ein Freund von Gefühlen, doch sie sind nun mal da und gehören zum Leben dazu und ich muß lernen, sie anzunehmen und mit ihnen Freund zu werden.
Stimmt, dies ist ein spannendes Thema...
[size=9]Nicht alles, was zwei Backen hat, ist ein Gesicht...[/size]

Nase

Ich halte mich im Grunde für einen eher gelassenen Typ, der alles mal in sich aufnimmt und drüber schläft und dann vielleicht eine Handlung setzt. So habe ich mit meiner natürlichen "Bedenkzeit" auch die Fähigkeit entwickelt, nicht nach spontanen Gefühlen zu handeln, sondern in vielen Punkten eine recht große Toleranzgrenze zu entwickeln. Und ich meine damit auch mir selbst gegenüber, also meinem Versagen genauso wie meinen Gewinnen.
Ich halte das für eine spezielle Lebenseinstellung, mit der man gut und angenehm über die Runden kommt, vor allem auf der Bühne, wos ja rauf und runter geht mit den Gefühlen.
Der Nachteil ist natürlich, dass ich im Alltag nie an "DIE GRENZEN"  stoßen kann, also besonderes Glück. Das letzte Mal, wo ich mich wirklich so gefreut habe, wie du, Dagmar, es beschreibst, war ich 6 und bekam meine erste Angel zu Weihnachten.
Aber das ist lange her.
Also koste es doch einfach ganz bewusst aus, wenn du gerade glücklich bist, dann wirst du dich immer wieder dran freuen können, und das its doch Glück; ein rasches Aufeinanderfolgen von schönen Dingen.
Nur eins, mein Bester; in der Welt ist es selten mit einem Entweder-Oder getan; die Empfindungen und Handlungsweisen schattieren sich so mannigfaltiglich, als Abfälle zwischen einer Habichts- und eine

Dagmar

Mann - das finde ich aber spannend, was Ihr so schreibt !

ZitatIch bin manchmal traurig, weil ich mich zur Musik "hingedrängt" fühle, ich "konnte nicht anders" und meine Familie "wollte das so".

Das habe ich mir überhaupt nie klar gemacht, dass jemand der Musik so macht, wie es mein Traum wäre, vielleicht lieber was ganz anderes wollte. Ich habe heute mal versucht, mir das vorzustellen. Das fiel mir sehr schwer, weil ich mir das so toll vorstelle, nur noch Musik zu machen. Es ist nicht so, dass ich meinen Hauptberuf nicht liebe: Der ist sehr spannend und anspruchsvoll. Vielleicht will man aber auch immer das, was man nicht zu hundert Prozent hat?

Zitat"Jetzt gehts zu Ende mit mir, das ist bestimmt ein Herzinfarkt!"

GENAU! Genauso geht's mir auch!

ZitatVor allem: ich kannte das nicht, auf der Bühne war ich bis vor vier Jahren niemals aufgeregt!

Ich habe dieses Phänomen auch erst seit ca. 1 Jahr. Ich habe früher viel Theater gespielt - überwiegend sehr experimentelle Sachen, wo man echt auf Zack sein musste. Ich hatte nie übermäßiges Lampenfieber. Das ist relativ neu. Der Tip ist sehr gut, mich mehr damit auseinander zu setzen. Ich habe bis jetzt mit allen Tricks DAGEGEN angekämpft. Vielleicht sollte ich einfach mal probieren zu sagen: Okay, ich geh' jetzt schlotternd auf die Bühne. Ich hab' Freitag im Rahmen eines Kulturabends einen Riesenauftritt auf einer Freilichtbühne vor mehreren tausend Leuten. Ich sterb' jetzt schon, ganz im Ernst, mir ist dauerschlecht.

Ich komme da auch kaum gegen meinen Ärger an, was jede Annahme eines solchen Gefühls natürlich schon im Keim erstickt: Ich hab' solchen Spaß mit meinen Stücken, das ist so ein Schwachsinn, mich so aufzuregen, verdirbt mir auch die ganze Freude. Die würden mich auch nicht für so einen Abend verpflichten, wenn ich die letzte Krücke wäre. Meine ganze Panik ist einfach völlig unverständlich.

ZitatAlso koste es doch einfach ganz bewusst aus, wenn du gerade glücklich bist, dann wirst du dich immer wieder dran freuen können,

Ja das ist gut gesagt - für Glückszustände funktioniert das prima. Aber mach' das mal, wenn Dir wie mir gerade dauerschlecht ist. Das bewußt auszukosten ist wenig witzig. Da hilft auch nicht, mich an den letzten Glückszustand zu erinnern. Bis jetzt hilft da gar nichts gegen. Wenn das Publikum "anspringt" isses komplett weg, von einer Sekunde auf die andere. Dann kann ich total aufdrehen, da können da noch hunderte von Leuten stehen, dann ist das nur noch super - bis dahin ist mir allerdings dauerschlecht.

ZitatVielleicht ist bei uns einfach der Gefühlslevel zu hoch oder höher als normal

Ich glaube, dass das ein Kernpunkt ist - für mich gilt das sicher. Es ist schon richtig: Wenn Du die diese hohe Intensität im Gefühlsleben hast, bist Du natürlich auch wahnsinnig glücklich, wenn Du glücklich bist, aber eben auch am Boden, wenn was mißlingt. Ein bißchen mehr Balance wäre mir manchmal sehr viel lieber.
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Bassmeister

Ein bißchen anders mache ich das: ich gehe nicht mit Riesenschlottern auf die Bühne, sondern ich gebe der Angst vorher (Stunden bis Tage) ihren Raum, frage sie, worauf sie sich bezieht und was sie mir sagen will. (meistens gab es dann recht klare Antworten!)
Kurz vor dem Auftritt (etwa eine Stunde) sage ich mir dann eher Sachen wie "Carsten, du bist ein guter Profi. Zeig denen jetzt, daß dir das Riesen Spaß macht, mach ne Fete draus und wems nicht gefällt der ist selber schuld".
Des weíteren hilft sehr sehr gut (ein Tip von meinem besten Lehrer) wenige Sekunden bevor es losgeht - AUSatmen. Senkt den Puls, beruhigt den ganzen Körper und stellt vor allem sicher, daß man dann, wenn die Musik läuft, auch wieder einatme, das kann ich nämlich sonst leicht vergessen.

Das Distanz finden lernte ich durch Liebeskummer und Beziehungsprobleme, die Anfangs die Panikattacken auf der Bühne ausgelöst und sehr verstärkt haben, so sehr, daß mir etwas einfallen mußte, sonst wäre es icht mehr weiter gegangen.
[size=9]Nicht alles, was zwei Backen hat, ist ein Gesicht...[/size]

Sandra

Ich bin ein einziges Mal vor Angst schlotternd vor meinem Auftritt gestanden, es war meine erste Solo-show, und es waren alle alle alle da, Fernsehen, lauter "wichtige" Leute und und und. Und ich war mir nicht sicher, ob die Geschichte gut ist - ich hatte auch viel zu wenig Probenzeit, 2 Wochen für ein ganzes Stück mit über 20 Liedern drin....
Ich stand also im Proszenium und zitterte.
Und dann hab ich mir gesagt: Es ist mir egal. Ich werde total abstinken, das wird das Ende meiner Karriere sein, ich werde nie mehr eine Soloshow probieren. So ist es, und das ist mir auch wurscht. Ich geh da jetzt raus, und mach mein Ding, und es wird schlecht, so ist das. sowas passiert halt. WURSCHT. Das Leben wird trotzdem weiter gehen.
Und dann ging ich raus, und der Sternenstaub hat mich geküsst - und ich war so gut wie noch nie.
Und seitdem habe ich immer wieder diese Erfahrung gemacht: Einfach tun. Nicht sich fragen. Einfach sein, und was passiert, das passiert. Und dann stimmt es.
Je mehr man sich fragt, ob etwas "gut" oder "richtig" ist - desto schlechter ist man.

Dagmar

Zitat(meistens gab es dann recht klare Antworten!)  

Du Glücklicher! Die finde ich leider nicht! Es bleibt mir unverständlich, obwohl ich mich damit auch intensiv auseinander setze.

ZitatDes weíteren hilft sehr sehr gut (ein Tip von meinem besten Lehrer) wenige Sekunden bevor es losgeht - AUSatmen. Senkt den Puls, beruhigt den ganzen Körper und stellt vor allem sicher, daß man dann, wenn die Musik läuft, auch wieder einatme, das kann ich nämlich sonst leicht vergessen

ZitatUnd dann hab ich mir gesagt: Es ist mir egal. Ich werde total abstinken, das wird das Ende meiner Karriere sein, ich werde nie mehr eine Soloshow probieren. So ist es, und das ist mir auch wurscht. Ich geh da jetzt raus, und mach mein Ding, und es wird schlecht, so ist das. sowas passiert halt. WURSCHT. Das Leben wird trotzdem weiter gehen.

Vielen lieben Dank - das sind zwei sehr hilfreiche Tips, die ich am Freitag alle beide sofort ausprobieren werde. Werde berichten, wie's mir damit gegangen ist.

Ich glaube, dass tatsächlich die mangelnde Distanz und sich dauernd zu fragen, ob etwas gut oder schlecht ist, das Hauptproblem ist.  Letzteres spielt bei Lampenfieber sicher eine riesengroße Rolle. Ersteres kenn' ich am aller extremsten bei Beziehungsknatsch. Da geht bei mir die Welt unter - was rational der allergrößte Schwachsinn ist (was ich auch weiß): Man muß sich ja auch mal fetzen können. Das ist manchmal echt nötig. Trotzdem habe ich mittendrin das Gefühl: "Jetzt ist alles zuende".

Je geringer die innere Distanz desto größer die emotionale Aufregung. Nur wie kriegt man mehr Distanz? Ich bin irgendwie so nicht gestrickt und weiß auch nicht so genau wie das besser gehen könnte.
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Sandra

Da gibt es auch einige Tricks aus der (urgh) Esoterik. Oder wie immer man das nennen mag. Funktioniert aber.
Der eine, den hab ich hier schon mal erklärt, glaube ich: Am kleinen Fingernagel zieht man einen gedanklichen Strich oben den Nagel entlang und an der äusseren Seite. Dort, wo sich diese beiden Linien treffen, ist der Akupunkturpunkt gegen Nervosität. Mit einem Kugelschreiber 10 sek drücken, loslassen, drücken, loslassen und gleichzeitig tief in den Bauch atmen.

den zweiten Trick muss man zuhause vorbereiten: Man nehme ein Objekt, irgendeines, dass man mag. Eine kleine Figur, oder einen Ring oder eine Gürtelschnalle, oder eine Tasse - etwas in der Grösse, egal was. Dan nehme man sich eine viertelstunde Zeit, und befühle und betrachte dieses Objekt ganz genau. Dann setze man es sich irgendwo auf den Körper. Bauch, Schulter, Hals, Oberschenkel - egal. Und fühle aufmerksam, wie sich das anfühlt. (ich hab zB einen kleinen Metalldrachen, der auf meiner Schulter sitzt)
Ok.
Und wenn man dann auf der Bühne steht - oder kurz davor, dann stelle man sich vor, dieses objekt sitzt wieder dort. Fühle das Gefühl nochmal. Das leitet die überschüssige Energie ab. Und was übrigbleibt fliesst in das "automatische" was man geprobt hat. Hilft 100prozent!

Dagmar

 :-* Vielen vielen lieben Dank für die wirklich einfühlsamen Tips!

Die Objektübung kannte ich: Das peinliche ist nämlich noch obendrein, dass ich in meinem Hauptberuf den Künstler/innen, die bei mir im Coaching sind, solche und ähnliche Übungen gegen Nervosität empfehle, bzw. das gemeinsam mit ihnen trainiere. Die sind oft ganz begeistert von der Wirkung - nur ich scheine resistent zu sein  :-/

Das mit dem Nagel habe ich leider nicht ganz begriffen: Wenn ich die zwei Linien ziehe, landet der Schnittpunkt in der Luft... ähm, habe ich wohl nicht ganz verstanden.

Ich werd' das alles für Freitag ausprobieren. Am meisten hilft mir im Moment Deine Erfahrung, Sandra: Ich werd' am Freitag da auf dieser riesigen Freilichtbühne stehen, es wird das letzte Mal sein, dass mich irgendwer für sowas verpflichtet, weil ich's in den Sand setzen werde. Alle werden sagen "Oh Gott oh Gott wie grauenvoll, wer ist daaaas denn?" Die Presse wird mich nicht mal am Rande erwähnen, weil zu peinlich. So what: Da es sowieso so kommen wird, ist es ja dann auch völlig wurscht, dann genieße ich jetzt meinen allerletzten Auftritt im Leben und mach', was ich will. Die ganze Veranstaltung endet mit einem riesigen Feuerwerk - das passt doch super: Ich feiere meinen Untergang dann wenigstens mit einem würdigen Abschluß.

Das hat heute in der Probe super geholfen (ich habe nämlich schon in den Proben vor so einem Auftritt immer mehr Lampenfieber, obwohl da nur mir völlig vertraute Leute sitzen, die ich hundert Jahre kenne): Wenn ich an dieses Durchfall-Szenario ( ::) ) gedacht habe, war ich plötzlich wieder völlig ruhig, mußte teilweise sogar kichern.

Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Sandra

Toi Toi Toi! :-*

Aber: Was hast du für Fingernägel? Der schnittpunkt zwischen oben nach aussen und seitlich nach oben.
Na, DAS klingt erst verwirrend  ::)

Nase

Du hast den Trick mit dem Akupunkt schon einmal im Forum erwähnt, Sandra, und knapp vor einem Gig beschloss ich ihn auszuprobieren. - Überhaupt keine Reaktion und das selbe bei diversen anderen Tricks.
Ich bin von Natur aus etwas weniger nervös, allerdings ohne zu verdrängen. Gerade unmittelbar vor dem Auftritt denke ich noch bewusst an die Situation, konzentriere mich dann ganz auf "die Mitte". Das hilft mir eigentlich in allen Situationen, auch bei Kälte oder Prüfungen etc. Spüre den Fluss und die sanft-stetige Bewegung in deinem Bauch. Spüre die Wärme, die von deinem unverrückbaren Zentrum ausgeht. Da kannst du dich ganz zurückziehen und alles, Aufgeregtheit/Kälte/Stress vergessen.
In den letzten 40 Sekunden vor der Bühne lasse ich dann langsam alle Nervosität wieder in mich hinein, die mich dann ziemlich umhaut und mir beim Auftritt sofort den Kick gibt um in der Bühnenwelt ganz für das Publikum dazusein und mich auf meine Aufgabe zu konzentrieren.
Das wirkt bei mir immer. Absolut sicher und Esoterik-frei!
Nur eins, mein Bester; in der Welt ist es selten mit einem Entweder-Oder getan; die Empfindungen und Handlungsweisen schattieren sich so mannigfaltiglich, als Abfälle zwischen einer Habichts- und eine

Nase

Toi, toi, toi!  :-*
Nur eins, mein Bester; in der Welt ist es selten mit einem Entweder-Oder getan; die Empfindungen und Handlungsweisen schattieren sich so mannigfaltiglich, als Abfälle zwischen einer Habichts- und eine

Dagmar

ZitatAber: Was hast du für Fingernägel?

Ach ja -  :P - die sind was länger - wenn ich mir die weg denke, find' ich den Punkt (und rubbele schon die ganze Zeit dran rum  :D )

Danke für die guten Wünsche!
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Dagmar

Ich möchte mich von Herzen bei Carsten und Sandra für die absolut guten Tips gegen Lampenfieber bedanken: DANKE  :-*

DIE HABEN NÄMLICH GEWIRKT!!!! Und zwar so richtig gut!!! Darüber bin ich sowas von happy, das könnt' Ihr Euch gar nicht vorstellen! Ich habe nämlich nicht ein bißchen Lampenfieber - nee nee - ich kann normalerweise das Mikro erstmal gar nicht aus dem Stativ nehmen, weil man noch 500 Meter vor der Bühne sieht, dass es mir vor Zittern fast aus der Hand fällt.

Das war gestern und heute abend aber NICHT so! JEEEPEEHH! Ich war unter Spannung (aber das braucht man ja auch), aber nix mit Zittern. Alles gut, alles planmäßig (na ja nicht alles, ein paar Fehler hab' ich auch gemacht und für die absolut miserable Organisation, den dicken fetten Moderator, der nur Sch... am Meter redete und die superschlechte Technik hatte ich nicht die Verantwortung. Das hat mich natürlich trotzdem maßlos geärgert).

Was hat so gut geholfen:

Mag ja sein, dass der Glaube eine Rolle spielt - aber das ist dann ja auch egal, Hauptsache es hilft:

Dieser Rubbelpunkt am Nagel wirkt total gut!!! Ich persönlich hab's nicht so mit diesen esoterischen Sachen. Ich glaube eher, dass bei dieser Sache ein Konditionierungsmechanismus eine wesentliche Rolle spielt. Ist ja auch egal, bei mir hat das super gut geholfen: Ich hab' immer dann, wenn mich dieser schreckliche flash überfiel, diesen Punkt massiert: Und habe mich auf der Stelle entspannt und sehr sehr beruhigt. Im Ernst, ich erfinde das hier nicht! Das hatte eine extrem beruhigende Wirkung!

Dann habe ich - Carsten sei Dank - einfach mal 'ne andere Strategie probiert: Bislang habe ich immer mit aller Kraft gegen diese emotionale Paniküberflutung angekämpft, nach dem Motto "verschwinde gefälligst". Dieses Mal habe ich eine Technik ausprobiert, die bei meinen Klienten auch immer sehr gut ankommt: Ich habe mir vorgestellt, welche Person mein Lampenfieber wäre, wie diese Person aussähe und was sie zu mir über diesen Auftritt zu sagen hätte. Da kam echt was bei raus. Hat zwar einige Stunden gedauert, aber dann kam dabei wirklich was ziemlich Überraschendes heraus.

Dann habe ich versucht, mich damit anzufreunden, diese "Person" nicht weiter zu bekämpfen, sondern zum Auftritt mitzunehmen und habe eine Art "innere Verhandlung" begonnen: "was muß ich für Dich, Lampenfieber, tun, damit ich in Ruhe auftreten kann, mein Können zeigen kann, meine Performance stimmt?" Auch dabei kam ziemlich viel heraus, war zwar nicht so angenehm, aber war nun mal "meins".

Kurz bevor ich raus mußte, habe ich nochmal beides sehr sehr intensiv aktiviert. Es ist kaum zu glauben: Ich kam raus, nahm das Mikro aus dem Stativ, nix mit Zittern, sagte ganz normal: "Guten Abend, ich freue mich dass Sie hier sind" - nix zittrige Stimme - Klavier hämmerte los, und ich war voll da!

Ich bin sowas von glücklich darüber, das könnt' Ihr glaube ich gar nicht ermessen!

Vielen vielen Dank!
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Sandra

 :) Das ist echt schön zu lesen, freu mich!

Dagmar

#15
Ja freu' mich echt auch - wirklich sehr  :) Nochmal Danke  :-*


Zum Thema "emotions":
Ich bin ja nicht so furchtbar berühmt, also eigentlich kennt mich außerhalb meiner Provinz niemand - ist mir auch egal. Ich nehme deshalb und allerdings so fast jedes Angebot an, das man mir in Sachen Musik macht, viel Auswahl hab' ich ja auch nicht wirklich. So kam es auch dazu, dass ich heute und gestern abend mit Weill/Brecht-Stücken auf unseren Rheinwiesen stand.

Schön und gut, ich hatte einen netten kleinen Querschnitt zusammen gestellt, war gut vorbereitet, die Stücke hab' ich lang schon im Repertoire. Alles gut - dachte ich.

Am Freitag lief ich da so gegen 17.00 Uhr auf und fand folgendes vor: Die Bühne war aufgebaut (immerhin...), kein Schwein da. Um 19.00 Uhr sollte die Sache losgehen, um 18.45 Uhr kam mal endlich einer vom Veranstalter. Soundcheck ging los - nichts funktionierte.  Die PA war von höchstens 1968 und fiel deshalb dauernd aus. Dann kam so ein kleiner Fuzzi, so 15 oder 16 Jahre alt, mit 'nem Schraubenzieher und montierte alles auseinander und wieder zusammen.

Da hab' ich die erste Krise gekriegt und den Verantwortlichen vom Veranstalter angefahren - was der sich denkt, wie das funktionieren soll (mittlerweile war nämlich schon reichlich Publikum vor der Bühne). Der Typ dachte sich gar nichts weiter und meinte, ich solle mich gefälligst nicht so aufregen.

Mit mehr als einer Stunde Verspätung begann die ganze Nummer. Der Rahmenmoderator, der die einzelnen Künstler ankündigen sollte, war eine Katastrophe. Der redete nur dummes Zeug (zu mir zum Beispiel: "wir freuen uns jetzt auf eine Künstlerin, die macht Brecht. Kenn' ich nicht - hahaha - kennense den: Hat die einen Vibrator inner Stimme? Frauen kommen immer später hahaha") - es war unsäglich!

Während meines Auftritts am Freitag (war heute nicht viel anders) fiel dreimal (!) die gesamte Technik aus (also echt alles: Ich stand im Dunklen auf der Bühne, nix Mikro, nix Monitorbox, nix PA - gar nichts mehr!) Der Typ mit dem Schraubenzieher kam...

mein Gott, das war UNGLAUBLICH!!

Na ja, als alles um war (gestern war ich ja noch echt nett und habe versucht für heute in aller Ruhe irgendwie 'ne Verbesserung hinzukriegen), hatte ich den Kaffee total auf und bin hinter die Bühne gestürmt und hab' den Typen vom Veranstalter gesucht und gefunden, UND DANN HABE ICH EINEN WUTANFALL GEKRIEGT WIE ÜBERHAUPT SCHON LANGE NICHT MEHR UND HABE NUR NOCH UNARTIKULIERT HERUMGEBRÜLLT; WAS DASS FÜR EINE SCHEIßORGANISATION IST, DASS DER VON NULLKOMMANULLNIX 'NE AHNUNG HAT USW. USW.

Ich habe fast einen Herzinfarkt gekriegt vor lauter Wut. Ich war so außer mir, dass ich nur noch herum gejapst habe. Und gebrüllt am Stück habe ich auch. Wenn mein Mann nicht gewesen wäre, der mich dann da irgendwie weggezerrt hat, hätte ich mit großer Wahrscheinlichkeit dem Typen eine 'runtergehauen.

Das war natürlich kein besonders souveränes Auftreten!

Und?? Was macht Ihr mit so 'ner Riesenwut?
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Andrea

Ich versuche jetzt nacheinander - ohne Chaos - die Punkte anzusprechen:
Mein Lampenfieber beschränkt sich auf die Zeit vorm Gig. Da darf mich keiner schief anreden, und ich habe auch immer das Gefühl, mich um alles kümmern zu müssen. Mikros, Monitor..., und dann klinge ich zickiger als ich klingen will. Im ersten Lied hört man anfangs noch die Aufregung - oder während der Ansage davor. - Aber dann ist's auch gut. Dann mache ich mein Ding, und manchmal ertappe ich mich dabei, aufpassen zu müssen, dass ich weiter singe. Ich bin dann so in mir, dass ich in Sekundenbruchteilen vergesse, dass da nicht meine CD läuft, sondern ich diejenige bin, die gerade singt. Blöd ist, dass ich mich aber trotzdem nicht mit meiner ganzen Gesangstechnik raus traue wie während der  Proben, weil mir die sichere, vertrautere Gesangstechnik die Sicherheit gibt, dass ich sie erreiche. Daran, dass ich mit dem in mir schlummernden Potential raus gehe, arbeite ich jetzt. Letztesmal im Studio war das auch so blöd: Ich hatte während der Aufnahmen das Gefühl, mich darum kümmern zu müssen, dass es meinem Pianisten gut geht. Er war nicht gewöhnt, mit mir keinen Blickkontakt zu haben, und er spielte auf einem fremden E-Piano. Bei einer Nummer wurde er immer schneller, und wenn man sie sich vom Anfang bis zum Ende anhört und danach den Anfang nochmal hört, hört man das sofort. Ich war immer drauf und dran, das Timing einzuhalten, aber bei genau diesem Lied war er derjenige von uns, der geführt hat. Also wurden wir einfach jedesmal immer schneller. Dann hatte ich nur drei Stunden schlaf gehabt - nach der 10-Jahre-Liedermacher-Party von Götz Widmann, und ich war nach zu viel Bier zuu ferngesteuert. Nie mehr mach ich sowas. Unterm Strich sind die Demos schlechter als wir live jemals waren. Aber damit lebe ich jetzt, und mit den nächsten Musikern - in Berlin - mache ich's dann anders.
Die Geschichte mit dem Nagel und dem Punkt hab ich nicht verstanden.
Die Wut wegen Pannen von außen, für die man nichts kann, die kriegt meist auch bei mir derjenige ab, der das Chaos verursacht hat. Der hat es ja auch verdient. Und sich nach so einem Wickel zu beruhigen, das ist schwer. Vor allem, wenn nicht einmal die Grundvoraussetzung für eine gute Auftrittsathmosphäre vorhanden sind, und die waren, wie du es beschrieben hast, auf keinen Fall da. Man muss sich aber um seiner selbst wieder beruhigen. Ich setze mich dann in eine ruhige Ecke und versuche, mich zu entspannen und nicht mehr über die Dilletanten nachzudenken, die's mir gerade schwer machen, und ich denke dann auch: Naja, wenn alles so schlecht abgemischt ist, dann mache ich jetzt trotzdem mein Ding. Dann hört man wenigstens meine Patzer nicht so genau. Auch wenn ich den Text vergesse, ich mache einfach weiter.
Wir hatten einmal 1987, glaube ich, war das, einen Auftritt auf dem Donauinselfest in Wien. Wir waren zuzweit: Fritz Stippinger spielte Gitarre und sang, und ich sang. Unser Auftrittsfleck war unter der Schnellbahnbrücke. Das heißt, wenn die Schnellbahn kam, war sie, auch wenn wir verstärkt waren, lauter als wir. Und ohne dass wir darüber nachgedacht oder das verabredet hatten, haben wir immer, wenn das Gerumpel der Schnellbahn kam, zu spielen und zu singen aufgehört, und wenn sie vorbei war, haben wir an der Stelle, wo wir aufehört hatten, weiter gemacht. Da hörten uns so 600 Leute zu, und einige haben uns nachher gesagt, dass diese unabgesprochene Idee dsuper war. So hat niemand etwas von unseren Texten verpasst.
Mir passiert es manchmal noch, dass ich nach dem Auftritt, nach der durchfeierten Nacht, super traurig werde, weil das, worauf ich mich lange gefreut hatte, schon vorbei ist. Das hängt mit meiner Verlustangst und mit meinen Verabschiedungsproblemen zusammen. Natürlich weiß ich vorher schon, dass das auf mich zukommen wird. Das dauert dann auch wirklich einen ganzen Tag, an dem ich mich ausgelaugt fühle und traurig bin. Danach geht's wieder. Das nervt, denn es haut mir jedesmal die Stimmung nach dem auftritt zusammen. Aber ich lasse die Traurigkeit zu, weil ich weiß, ich muss da durch, und es ist eine Frage der Zeit, bis dieser Schmerz vorbei ist. Und wenn er dann vorbei ist, dann kann ich mich über das Erlebte auch wieder freuen.
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Bassmeister

Gratuliere, Dagmar, es freut mich im Herzen, zu lesen, daß Du beim Musikmachen Spaß gehabt hast!
Wenn die Atmosphäre stimmt und der musikalische "rote Faden" da ist - wen schert´s, wenn da mal ein Ton wegpfeift?

Das mit der Anlage kenne ich von meiner Band Adversus ( www.adversus.de ) wir haben da auch IMMER Probleme. Wenn ich solo spiele, bringe ich meine Technik daher selbst mit und stelle sie auch selber ein (Fußpedale und Fernbedienung. Die Geräte sind zum größten Teil auch Eigenbau.)

Hab ich irgendwo gelesen, Du hast auch mp3-Demos? Langsam werde ich echt neugierig!

@ Sandra: den Punkt am kleinen Finger hab ich leider auch noch nicht sicher nachvollziehen können. Etwa da, wo der Nagel zuende ist, also wo bei einem Viereck die Ecke wäre? Mit einer Kuli-Mine kann ich den beim Baßspielen eh nicht massieren, dafür wird er durch das Spielen selbst wohl recht gut massiert...

[size=9]Nicht alles, was zwei Backen hat, ist ein Gesicht...[/size]

Sandra

#18
Zitat

Ach ja -  :P - die sind was länger - wenn ich mir die weg denke, find' ich den Punkt (und rubbele schon die ganze Zeit dran rum  :D )

 ;D
Hähä - Du musst zhiemlich breit gerubbelt haben, dass es gewirkt hat: Der Akupunkturpunkt ist an der nagelOBERseite, da wo er anfängt, nicht, wo er aufhört.... Man fährt das Nagelbett nach aussen, und die aussenseite des Nagels nach oben (also, am linken Nagel das Bett und dann den linken Rand des Nagels richtung Nagelbett) also, wie Bassmeister sagt: wo bei einem Viereck die Ecke wäre... (links linke ecke am Bett, rechts rechte Ecke am Bett)

Ich hätte bei so einem Veranstalter vermutlich erst im Stillen die Nerven weggeschmissen, dann hätte ich den Auftritt abgesagt und das Honorar verlangt. Ziemlich herrisch, vermutlich ::)
 Mit allem Recht der Welt. Das wäre - so wie Du das beschreibst - bei jedem Gericht durchgegangen.
Möglicherweise hätte ich sogar während der Show abgebrochen, und dem Publikkum stattdessen CDs von mir geschenkt, und die dann dem Veranstalter als Kosten verrechnet.
sowas ist echt! Brrr! Da wird mit schon heiss vor Wut, wenn ich es lese. Man kann doch mit Menschen nciht so umgehen. So ein Trottel. Unfähige Arschlöcher.
 >:( >:( >:(
Aber andererseits: Da sind genau die Sachen, die einen stark und gut machen. Da muss man durch: vor Publikum, dass sich lieber unterhält, als zuhört, vor ausfallender PA und mit Pausen, weil es so laut ist, wenn das Licht plötzlich ausfällt, oder es gar keines gibt ausser ein paar Deckenfunzeln -

DAS ist die beste Methode, gegen Lampenfieber: Je-den Scheiss schon mal erlebt zu haben....

Bassmeister

Dabei geht das noch: Mein heißester Auftritt war mit der Band "Hofgesindt" (Folk) aus Weimar zu einem Geschäftsessen. Der Veranstalter kam (während wir spielten!) zu uns und erklärte uns, daß wir zu laut seien, die Gäste wollten "Geschäftskontakte pflegen" - gut, Anlage leiser gemacht, weiter gespielt. Fünf Minuten später das selbe noch mal. Dann, wieder ein paar Minuten später, meinte der doch tatsächlich, es wäre besser, wir würden jetzt aufhören. Aber bezahlt haben die trotzdem und das nicht schlecht - höhö.
Aber was macht man da mit seinen Emotionen als Musiker?
[size=9]Nicht alles, was zwei Backen hat, ist ein Gesicht...[/size]

Dagmar

ZitatHähä - Du musst zhiemlich breit gerubbelt haben, dass es gewirkt hat: Der Akupunkturpunkt ist an der nagelOBERseite, da wo er anfängt, nicht, wo er aufhört....

 ;D ;D ;D Lach' mich tot! Ich hab' ganz woanders herumgepiekt. Was mir zeigt, dass meine Konditionierungstheorie wohl stimmt. Jetzt habe ich für die Zukunft einen anderen Nagelpunkt. Ich hoffe, der wirkt noch, obwohl ich ja jetzt weiß, dass es die falsche Stelle ist. Hat aber trotzdem super geholfen, hihi!

Zitatdann hätte ich den Auftritt abgesagt und das Honorar verlangt. Ziemlich herrisch, vermutlich

Dein Mitgefühl ist ganz lieb und tut mir nach all dem Ärger richtig gut! Dass ich nach Freitag nicht abgesagt habe für Samstag ärgert mich heute schon den ganzen Tag nochmal maßlos. Wir haben das Freitagnacht bis in die Puppen diskutiert: Sagen wir ab oder machen wir's. Im nachhinein hätte ich absagen sollen, war die falsche Entscheidung! Mir fehlte der Mut dazu. Keineswegs wegen der Kohle. Ich mache das alles sowieso nicht in erster Linie wegen Geld (davon könnte ich bei dem bißchen, was bei mir da rein kommt, gar nicht leben) sondern für mich und meinen Spaß. Ich häng' aber sehr dran. Und deshalb hatte ich Sorge, dass die Kulturfritzen von der Stadt mir das ewig nachtragen, wenn ich da absage, und ich nie wieder Angebote bekomme. Auf jeden Fall wird das Ganze ein Nachspiel haben, das werde ich so nicht stehen lassen.

Ich versuche es jetzt auch als Training in "was-man-alles-für-unsägliche-sachen-auf-der-bühne-erleben-kann" zu nehmen.

@bassmeister

Weißt Du, was ich mal erlebt habe (ist noch gar nicht lange her): Da hatte mich ein Möbelhaus engagiert mit meinem Zarah-Programm. Ich kam da hin, Riesenbühne, Glaskuppel, alles vom feinsten (auch die Technik, das muß ich echt sagen, plus Riesenprofi an der Technik). Dann ging's los, alles gut, nur: Kein Mensch VOR der Bühne. Die Bühne stand mitten im Eingangsfoyer, wo die Leute in das Möbelhaus rein und raus gingen. Ein Riesen-rein-und-raus-Betrieb, während ich da stand mit "nuuur nicht aus Liiiiebe weiiiiiinen". Ein kleiner Junge kam vorbei und kreischte "Guck mal Mama da singt eine", Mama: "ja ja komm jetzt". Ich stand da und fand alles irgendwann einfach nur noch skuril: Singste da in die rein-und-raus-Menge in irgend so 'nem Möbelhaus im Rhurpott, kein Schwein will was hören.

Ich war unglaublich frustriert danach. Ich habe auf der Rückfahrt (alles noch im Auto) tausend Leute angerufen und mich ausgeheult. Heute muß ich immer kichern, wenn ich die Story erzähle.

ZitatMir passiert es manchmal noch, dass ich nach dem Auftritt, nach der durchfeierten Nacht, super traurig werde, weil das, worauf ich mich lange gefreut hatte, schon vorbei ist.

Das kenne ich sehr sehr gut. Ich mache einmal im Jahr was größeres. Da arbeite ich dann das ganze Jahr für. All die ganze Aufregung mit Proben und Bühne und Presse und rauf und runter - ich genieße das immer viel zu wenig. Dann kommt das Konzert plus noch ein paar Wiederholungen - dann isses zuende und plopp falle ich in dieses Loch. Ich suche mir dann immer ganz schnell etwas Neues, dann geht das auch sehr schnell vorbei.

ZitatHab ich irgendwo gelesen, Du hast auch mp3-Demos? Langsam werde ich echt neugierig!

 ;D ;D Tja - das ist ja auch Sinn der Sache  ;D ;D
Im Ernst: Wir basteln gerade an Demos im Studio 'rum. Das sollte alles längst fertig sein, hat aber alles länger gedauert. Jetzt gibt's 'ne 6-Wochen-Zwangspause, weil meine Pianistin auf Solo-Tour nach USA fährt. Meine selbstgebastelten Demos mag ich nicht mehr raus geben. Das genügt einfach nicht mehr meinen Ansprüchen.
Also: Weiter warten und neugierig sein  ;)
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Nase

Hehe. Hat sich ja zu einer richtig runden Sache entwickelt, der Thread! Freut mich sehr für dich, Dagmar, dass du deine Technik gefunden hast.
Sandra hat wieder einmal absolut recht  :D
Die Provinzhärte bringt Erfahrung+Antinervosität und außerdem sitzen vielleicht mal zufällig die 3 richtigen Leute drin und hören dich, an die du sonst nie rankommst. Weißm ich selbst  :P :P (div. Lokalevents etc.... einfach zum Kotzen)
Das Problem, das Andra angesprochen hat hab ich auch. Man freut sich ewig auf den Auftritt und plötzlich versucht man nur mehr das ganze irgendwie durchzubringen, was dann nachher wieder schade ist, wenn man soviel Kraft hineininvestiert hat. Es gibt zwar auch Methoden die Nervosität absolut zu entfernen, aber Dr. Nase sagt - einmal und nie wieder. Als ich auf der Bühne stand war mir einfach total bewusst, DASS ich hier vor hunderten Leuten stehe, DASS ich da jetzt exakt Klavierspielen soll, DASS ich jetzt den Text sagen soll, bei Versprechern schlagfertig reagieren soll, dem Publikum einfach etwas übermitteln soll, und dass alle diese hunderten Leute genau DAS jetzt von mir erwarten. Ich war grauenhaft und es hat lange gedauert, bis ich an dem Abend endlich echt reinkam, in den notwendigen Auftritts-Kick.
Nur eins, mein Bester; in der Welt ist es selten mit einem Entweder-Oder getan; die Empfindungen und Handlungsweisen schattieren sich so mannigfaltiglich, als Abfälle zwischen einer Habichts- und eine

Andrea

Nase, ich wollte nicht den Eindruck erwecken, dass ich die Auftritte dann "irgendwie" 'rum kriege. Nein, im Gegenteil. Ich genieße, etwas tun zu können, was mich mit mir vereint , und wenn die Lieder den Leuten gefallen, dann genieße ich das noch mehr. Ich meinte nur, dass die Vorfreude unheimlich groß und schön ist, das Event selbst auch, und ebenso das Danach. Das fühlt sich an wie eine Naturdroge. Und wenn man dann nach Hause kommt, dann ist das alles vorbei, die Droge lässt nach. Und das schmerzt. Ich freue mich darauf, irgendwann - hoffentlich sehr bald - mit Leuten auf Tour zu gehen. Dann kann man die Schwierigkeiten und das Schöne länger genießen, und  danach lohnt sich der Entzug so richtig.
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das

Dagmar

Dann ist der "Entzug" aber auch ziemlich heftig - stell' Dich da besser dann darauf ein. Bei mir ist das zumindestens so: Je größer die Sache für meine Verhältnisse ist, je mehr ich mich darauf gefreut habe und vorher dafür herum gerödelt habe, umso stärker erlebe ich dann den "Absturz"  :-/
Je fester dir einer die Wahrheit verspricht, in Programmen und Predigten, glaube ihm nicht. Und geh' zu den Gauklern, den Clowns und den Narr'n: Dort wirst du zwar nix, doch das in Wahrheit erfahr'n.

Andrea

...aber dann ist dieses Abschiedsgeheule wenigstens nur einmal. Da rentiert sich das Drama wenigstens :-). Nach so einem kurzen Gig könnte ich mir das gern sparen. Aber da steckt man nicht drinn.  Ich jedenfalls nicht. Ich bin dann super blockiert von meinem Schmerz, von meiner Traurigkeit und kann nur warten, bis es durch ist.
Zum Licht gehört der Schatten, zum Tag die Nacht. Das musst du dir so oft sagen, bis du es weißt und für selbstverständlich hältst. Dann kannst du nicht enttäuscht darüber sein. Denn leben heißt: Das